Hallo Nils,
Österreich hatte sicher mit Baden vereinbart, eigene Briefe über Baden in die Schweiz zu schicken. Dafür gibt es Hunderte von Beispielen.
Österreich konnte auch mit Baden vereinbaren, fremde Briefe über Baden in die Schweiz zu schicken. Dann musste Österreich Baden erklären, wie teuer diese waren, welche Gewichte galten, welche Routen Briefe verteuerten und was bei Retourbriefen zu beachten war. Auch Unterschiede von Franko und Porto konnte es geben und beide Postverwaltungen mussten sich auf etwas einigen.
Der PV Österreichs mit der Schweiz vom 1.11.1852 war für diese Leitungen nicht vorgesehen, weil man damals noch über das westliche Österreich (Bregenz) bzw. von Süden her (Lombardei) seine Post austauschte. Da braucht es Baden gar nicht, zumal ja Leitungen über fremdes DÖPV - Gebiet das Aufgabeland Geld kosteten (sog. innere Transitgebühr) mit 1/3 Silberpfennig pro Meile bis zum Maximum von 7 Silberpfennigen.
Erst als Österreich (und mit ihm die Schweiz) feststellten, dass die Leitungen über die Bahnposten Bayerns, Badens (später Württembergs) alles deutlich optimierten, sich eigenen Bahnprojekte wegen Problemen und hoher Kosten in die Länge zogen und sich auch sonst die Korrespondenten über lange Laufzeiten beschwerten, änderte Österreich seine Politik und übergab die Masse seiner Briefe (nicht die aus der Lombardei, aber sogar die aus Venetien!) über Bodenbach (Sachsen - Bayern usw.), bzw. gleich an Bayern, als das sein Bahnnetz besser ausgebaut hatte.
Zurück zu deinen Briefen. Es ist die Frage, ob in den Absprachen Österreichs mit Baden überhaupt Post aus Nordafrika Gegenstand von Verhandlungen war. Der Umfang solcher Korrespondenzen Afrika - Österreich - Baden - Schweiz kann nur minimal gewesen sein. Gab es Absprachen, kennen wir sie heute nicht mehr und bei dem knappen Briefmaterial wird es auch sehr schwer sein, sie aus den vorliegenden Briefen heraus zu finden.
Gab es keine, was ich durchaus für möglich halte, dann musste die badische Bahnpost beim Auftauchen dieser Briefe improvisieren. Man wurde ja (1. Brief) bei allen Portobriefen von Österreich in deren Währung belastet. Es galt nun, diese Belastung an die Schweiz weiterzugeben, gerne auch mit ein bisschen Aufschlag für eigene Mühewaltung. Ich habe geschrieben, dass ich es für möglich halte, dass Portobriefe aus Ägypten nach Baden (nicht über Baden in die CH) mit 46 Kr. rh. Gesamt- oder Fremdporto zu belasten waren.
Beim Zangerle lese ich, dass ab 1.12.1858 (oder 1.11.1858, was ich für wahrscheinlicher halte), Briefe aus Ägypten via Österreich nach Baden mit 20 Kr. rh. vorzutaxieren waren (9 Kr. für Baden und 11 Kr. für Österreichs Lloyd); aber das betraf Portobriefe von Baden via Österreich nach Ägypten. Zu Portobriefen war nur die Vereinstaxe für Baden i. H. v. 9 Kr. rh. vorzutaxieren. Das muss im umgekehrten Fall nicht gleich gewesen sein. Von höheren Gewichten ist schon gar nicht die Rede.
Bei deinem 1. Brief hätte also Baden mehr von der CH verlangt, als ihm zustand und die CH mehr vom Empfänger, als der CH zustand. Viel schlauer sind wir wohl beide nicht geworden, aber wir haben es wenigstens versucht.