Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • Moschn Ralph,

    na, Innendienststempel hört sich doch richtig gut an, das nehme ich dann mal so zentral in die Beschreibung auf. Was ich mittlerweile so recherchieren konnte ist, dass genau am Tag der Aufgabe, dem 6. Oktober 1870 lt. Circular No. 12 der Administration der Posten in den besetzten französischen Gebieten (AdP) diese ihren Haupsitz nach Reims verlegte und für das Elsass in Strasbourg und für Lothringen in Nancy jeweils die Ober-Post-Directionen für die dortigen Landespostdienste eingerichtet worden sind.

    Das der OPD Strasbourg unterstellte Wissembourg war seit 9. September 1870 NDB-Postort und erhielt am 27. November 1870 von der AdP seinen K1 24 mm-Einkreiser "WEISSENBURG", mit dem man dann auch die schon ab 10. September bis Dezember 1870 eingeführten Okkupationsmarken des NDB entwertet sieht. Man könnte also davon ausgehen, dass bis dahin noch der Einzeiler "WISSEMBOURG" zur Anwendung als Aufgabestempel gekommen ist.

    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ^^^^^^

    ... im vollen Dutzend kriegt man die nicht, schön wär`s. Das bedarf schon etwas "research", wie unser admin nils immer so schön sagt. Bald aber wird`s schon weiter gehen.

    LG

    Tim ;)

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  • Hallo Tim,

    beim Einzeiler WISSEMBOURG handelt es sich um einen ehemaligen französischen Fahrpost-Stationsstempel, der nach meinem Wissen vom 14.8. bis 6.10.1870 verwendet wurde. Der Stempel wurde wenige Tage mit dem FP-Relaisstempel II verwendet.

    Gruß

    1870/71

  • Lieber Hermann,

    klasse! Ein sicherlich toller Band und vieles, was aufgezählt ist, wird man so gut wie nie am Markt finden (Drucksachen z. B. habe ich noch nie eine gesehen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    die ARGE Württemberg hat auch einen richtig tollen www-Auftritt, da wird der RB mit der Beilage jetzt auf jeden Fall geordert, keine Frage. Super Hinweis ! Mal sehen, was es sonst noch dort gibt.

    Für all das zu dem Fahrpost-Einzeiler von Wissembourg danke ich Rudolf natürlich auch gleich, das ist in der Kombination mit dem bayerischen FPR II anscheinend eine Seltenheit.

    Freut mich jetzt natürlich umso mehr...und einen Satz mehr von der schier unleserlichen Assistenzarztklaue hab ich jetzt auch noch geknackt....es läppert sich ^^

    Viele Grüße

    Tim

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  • Guten Abend zusammen,

    was man zu diesem thread posten kann ist ja zumeist Feldpost. Weitaus seltener kommt es jedoch vor, dass es sich wie anbei um Korrespondenz handelt, die daheim zwischen den Verwandten / Bekannten der im Felde stehenden Soldaten ausgetauscht wurde. Verständlicherweise war man dort gerade in der Hochphase des Konflikts schwer in Sorge, dass dem Angehörigen bei den Kämpfen etwas zustoßen konnte. So auch hier im Telegrammstil über einen Soldaten des X. Armee-Korps, das Mitte August in die Gefechte um Metz verwickelt war:

    An Herrn Paul Heine

    Adr. Herrn Heinr. Becker

    Bremen

    Hannover 20. August 1870, 10 Uhr

    Von Alfred gute Nachrichten, von ihm selbst am 13 u. 15ten, von Pont á Mousson - Von Nezzé (?), der verwundet zu Hause (Ruhrort), heute Nachricht, daß Alfred das Gefecht vom 16. Mars la Tour nicht mit gefochten hat, weil er zufällig auf Requisition ausgesandt war. Heute nach meinem Telegramm soll das 10. Armeecorps, worin Alfred steht, am 18. (Anm. d. Verf.: Schlacht von St. Privat la Montagne) nicht vorgeworfen (?) sein. Somit also wäre hier jetzt gottlob alles gut.

    Herzlichen Gruß E. Heine (Absender)

    Das X. Armee-Korps unter von General Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz hatte sich zum 5. August bei Bingen am Rhein gesammelt und überschritt am 10. die Saar. Es ging der 2. Armee voran und hatte bis zum 15. August südlich von Metz bei Pont-á-Mousson das linke Moselufer gesichert. Mit der 5. Kavallerie-Division sollte es an der Straße Metz-Verdun feststellen, ob die sich auf dem Rückzug befindliche französische Armee aus der Festung Metz abgezogen oder noch im Abzug begriffen sei.

    Eine Kavallerieaufklärung des 1. Hannoverschen Dragoner Regiments Nr. 9 ergab, dass sich französische Truppen aus Metz in Richtung Verdun zurückzogen. In der Annahme, dass dies nur noch die Nachhut sei, befahl der Kommandeur der 2. Armee, Prinz Friedrich Karl am 16. August den sofortigen Angriff, allerdings mit nur zwei Korps. Diese trafen in Wirklichkeit auf die französische Hauptmacht.

    Nach der Nordschwenkung der 2. Armee stieß das X. Korps über Tronville auf Vionville und unterstützte den Angriff des III. Armee-Korps bei der Schlacht von Mars-la-Tour (2. Schlacht von Metz), wobei es zu erheblichen Verlusten kam. Bei der Schlacht von St. Privat la Montagne (3. Schlacht von Metz) am 18. August war es - wie der Verfasser gegen Ende seiner Zeilen festhält - nicht mehr beteiligt.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    nettes Stück mit Kriegsbezug - sieht man auch nicht so häufig.

    Hannover 20. August 1870, 10 Uhr

    Von Alfred gute Nachrichten, von ihm selbst am 13 u. 15ten, von Pont á Mousson - Von Nerré, der verwundet zu Hause (Ruhrort), heute Nachricht, daß Alfred das Gefecht vom 16. Mars la Tour nicht mit gefochten hat, weil er zufällig auf Requisition ausgesandt war. Heute nach meinem Telegramm soll das 10. Armeecorps, worin Alfred steht, am 18. (Anm. d. Verf.: Schlacht von St. Privat la Montagne) nicht vorgewesen sein. Somit also wäre hier jetzt gottlob alles gut.

    Herzlichen Gruß E. Heine (Absender)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dak für die beiden Korrekturen. Bei dem Versuch einer Recherche von Absender (E. Heine / Hannover) und Adressat (Heinr. Becker / Bremen) findet man in den jeweiligen Adressbüchern 1870 dieser schon damals ja recht großen Städte dermaßen viel Gleichnamige, dass man sich schon fragen muss, wie die Post den/dem Richtigen mit derart spärlichen Angaben (ohne Straße / Hausnummer) überhaupt so schnell hat lokalisieren/zustellen können (hier noch am Tag der Aufgabe!)

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ja, das wundert einen heute sehr, aber die Leute hatten wenig Ablenkung von ihrem Job und kannten in der Regel einander und warum sollte ein Postler nicht 1000 Leute persönlich kennen, wenn er seinen Job seit Jahr und Tag machte? Der eine Karl Müller bekam immer Post aus dem Süden, weil er daher kam, der nächste Karl Müller bekam nie Post, ein anderer dieses Namens bekam immer Post vom ausgewanderten Bruder aus den USA, der nächste Karl Müller bekam Liebesbriefe seiner Verlobten aus Berlin usw..

    Noch in den 1990er Jahren wußten die Briefträger auf dem Land über die Leute mehr, als sie selber bzw. die Behörden. Tempi passati, leider!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    der folgende Kriegsgefangenen Brief aus der Festung Mainz hat heute sein 150 Jähriges Jubiläum, abgestempelt am 1.1.1871.

    Die Rückseite enthält leider nur das nicht lesbare Fragment des französichen Zielortes.

    Der (mutmaßliche) Absender des Briefes war Colonel Berthomier Des Prost , der wohl bei Sedan gefangengenommen wurde.