Stempel Aus dem Briefkasten

  • liebe Sammlerfreunde,

    hier ein unterfrankierter Brief

    an den Gymnasiasten

    Franz von Barton gen. von Stedman

    bei Herrn Doktor Keller

    in Trier.

    Für die 12 Meilen von Coblenz nach Trier waren 2 Sgr. erforderlich. In Blau 1 Sgr. Nachgebühr und handschriftlich "reicht nicht".

    Laut meinen Recherchen im Internet ist der genannte Gymnasiast Franz Andreas, 1848–1938, Landrat in Koblenz, preussischer Adel 1858, seit 1862 von Barton genannt von Stedman

    Rückseitig hat er einen lateinischen Text verfasst, den ich leider mit meinen marginalen Lateinkenntnissen nicht recht deuten kann.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    gab es in Preussen 12 Meilen Rayons, oder waren das 10 Meilen Rayons?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Erwin,

    ich danke dir. Es ist interessant, dass es deutsche Postverwaltungen gab, die die Regelungen des DÖPV auf ihr eigenes Territorium übernahmen (s. oben), während andere in 12 Meilen Schritten bei 2 Stufen blieben (u. a. Bayern und Württemberg), während andere Teile des Reglements wiederum den Regelungen des DÖPV untergeordnet wurde, z. B. die Erhöhung der Chargégebühr.

    Es wäre sicherlich für einen zukünftigen DASV - Rundbrief äußerst aufschlußreich, welche Postverwaltungen wann ihre Gewichte, Entfernungen und Kosten für Postsonderdienste mit dem Eintritt in den DÖPV wie verändert haben. Meines Wissens hat das noch keiner untersucht, was fast ein Skandal ist, weil das doch machbar sein müsste.

    Also: Entfernungsstufen Inland/DÖPV?

    Gewichte (inklusiv/exklusiv) Inland/DÖPV?

    Chargé/Reco?

    Poste restante - Kosten? Lagerdauer?

    Express? Tag- und Nachtzustellung? Innerorts - außerorts?

    Rückscheine?

    Weiterleitungen - Kostenlos, kostenpflichtig, wann?

    Unterfrankaturen - mit Zuschlag, ohne Zuschlag? Wie bei Weiterleitungen?

    Muster ohne Wert - Gewichte, Entfernungen, porto/franko?

    Das ist nur ein kleiner Aufriss, aber man kann sicher schon hier erkennen, in welchem Maße diese Ausarbeitung Auswirkungen für uns Sammler hätte und eine Sammlung, die diese Veränderungen zur Basis hätte, wäre ganz sicher großes Kino.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • liebe Sammlerfreunde,

    der folgende Beleg wird gerade bei ebay angeboten. Er ging von Görlitz nach Reichenau, mit 4 Meilen reichte der 1 Sgr.-Umschlag.

    Nun hat der Absender "per Express" vermerkt und den Brief in den Briefkasten gelegt. Deshalb hat der Postbeamte in Blau "aus dem Briefkasten" vermerkt und seine Unterschrift danebengesetzt.

    Normalerweise kenne ich das jetzt so, dass der Vermerk "per Express" ignoriert wurde.

    Hie wurde der Brief aber mit 3 Sgr. Nachporto belegt und der Recommandirt-Stempel, allerdings nicht wie üblich in Rot sondern in Schwarz aufgesetzt.

    Das kann ich so nicht nachvollziehen. Was meint ihr dazu?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo preussen-fan,

    m.W. sind Begriffe wie cito / eilt / dringend von der Post nicht zu berücksichtgen gewesen, aber per express oder per expressen sehr wohl. Das ist die postalisch richtige Bezeichung. Nach der wurde hier auch - eisern - gefolgt und die entsprechende Expressgebühr beim Empfänger nacherhoben. Der Absender hat die offensichtlich nicht vorfrankiert / vorfrankieren wollen.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... aber recommandirt waren es 2 Sgr., die fehlten und die Expressgebühr m. W. damals 2 1/2 Sgr., so dass "noch 3" keinen großen Sinn für mich ergeben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...m.W. war Reco bei Express in Bayern Pflicht, aber nicht in Preussen. Außerdem war Reco vom Absender nicht verlangt. Von daher ??? wozu der Recostempel - unabhängig von der Farbe - überhaupt angebracht wurde. Warum dann an der Haustüre des Empfängers 3 und nicht 2 1/2 Sgr ? Evtl. noch ein Botenlohn, der zum postalischen Teil dazukam ? :/

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,

    hatte den Beleg auch gesehen. Aber da gibt es zu viele Fragen, wie schon von meinen Vorschreibern angesprochen, die nicht plausibel beantwortet werden können.
    Es fängt schon damit an, dass es bei einer Zugaufgabe, kenntlich an der Entwertung des Wertstempels mit dem Kursstempel, nicht der handschriftlichen Angabe Aus dem Briefkasten bedarf. Kein Reco-Wunsch des Absenders, keine Kartierungsnummer, ungewöhnliche Farbe des Reco-Stempels, eine nicht plausible Taxe, ...

    Zur gewünschten Express-Bestellung: es gibt eine Reihe von Briefen mit diesem Vermerk und nicht voraus bezahltem Bestellgeld, die nicht per Express zugestellt wurden. Die örtliche Post - zumindest in Preußen - entschied selbständig, ob der nächste reguläre Bestellgang nicht auch für eine schnelle Zustellung ausreichte.

    Gruß

    Michael

  • Liebe Freunde,

    wenn der Reco - Stempel, der m. E. im DÖPV bis 31.12.1867 bei gewünschter expresser Bestellung Pflicht war, angebracht wurde, aber die Recogebühr von 2 Sgr. nicht entrichtet worden war, auch nicht in bar, dann blieb ja hier nur noch 1 Sgr. "Rest" übrig - aber für 1 Sgr. konnte es nirgendwo eine expresse Bestellung geben, denn der Expressboten hätte sich mit einem lumpigen Groschen nicht zufrieden gegeben.

    Andererseits gab es m. E. auch mal eine Verordnung, bei der nicht recommandirte Briefe wie solche zu behandeln waren, von daher durchaus mit Reco - Stempel versehen werden konnten, ohne dass man die dafür notwendigen 2 Sgr. dem Empfänger in Rechnung stellte.

    Frage: War die Expressgebühr damals 2 1/2 Sgr., oder vlt. doch 3 Sgr.? Wenn ja, wäre das vlt. nicht genau solch ein Fall?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Liebe Freunde,

    wenn der Reco - Stempel, der m. E. im DÖPV bis 31.12.1867 bei gewünschter expresser Bestellung Pflicht war, angebracht wurde, aber die Recogebühr von 2 Sgr. nicht entrichtet worden war, auch nicht in bar, dann blieb ja hier nur noch 1 Sgr. "Rest" übrig - aber für 1 Sgr. konnte es nirgendwo eine expresse Bestellung geben, denn der Expressboten hätte sich mit einem lumpigen Groschen nicht zufrieden gegeben.

    ...kleine Randbemerkung dazu: Das war ja vorliegend keine Beförderung im DÖPV, sondern rein innerpreußisch. Ob und wann sich Gebührensätze für Expressbriefe in Preussen geändert haben weiss ich nicht, aber für Insinuationen wurde bspw. ein Bestellgeld von 1/2 Sgr verlangt.

    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Meiner Meinung nach war das eine Beförderung in den Postverein, weil Reichenau bei Zittau in Sachsen lag. Damit wäre in den Postverein für einen Expressbrief tagsüber 3 Sgr. Kosten fällig gewesen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... sieht doch gar nicht so uninterpretabel aus, oder? Ich meine jetzt, nach all den Posts, die uns weiter gebracht haben mit seiner Aura für mich ein glatter Kauf. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Erwin

    ich habe mal nach allen Reichenau gesucht und es gibt einige. Den Link habe ich oben eingefügt. Zwischenzeitlich gab es auch einige Antworten.

    Möglicherweise hat der Postbeamte die Reko-Gebühr vergessen - ich weis es nicht.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf