Gebührenperiode 1.7.1954 - 28.2.1963

  • hallo zusammen,

    das Porto für Inland-Standardsendungen (Postkarten und Briefe) war nach der zum 1.9.1948 erfolgten Portoermäßigung fast 15 Jahre unverändert. Zum 1.7.1954 erfolgte jedoch eine Gebührenanpassung für fast alle anderen Sendungsformen, Auslandsbriefe und viele Zusatzleistungen.

    Beginnen möchte ich den thread mit Beispielen zu den veränderten Gebührensätzen.

    Das Porto für einen einfachen Auslandsbrief hat sich am 1.7.1954 von bisher 30 Pf auf 40 Pf - damit um 33% - erhöht.

    Auslandsbrief am 1.7.1954 in Wittenhofen über Markdorf zum neuen Tarif von 40 Pf nach St.Gallen in der Schweiz gesandt und mit den beiden St.Bonifatius-Marken (mit Prägedruck) frankiert.


    Die Gebührenanpassung fiel für Drucksachen mit einer Steigerung von 4 Pf auf 7 Pf - damit um 75% - besonders stark aus.

    Drucksache vom 1.7.1954 zum neuen Tarif von 7 Pf frankiert mit einer Zwangs-Mischfrankatur



    Bei den Zusatzleistungen waren auch die Einschreibegebühren betroffen, die sich von 40 Pf auf 50 Pf - damit um 25% - erhöhten, womit ein einfaches Einschreiben mit 70 Pf zu frankieren war.

    Einschreibebrief am 6.8.1954 in Bretten aufgegeben und mit einer 70 Pf Posthornmarke als Spätverwendung frankiert

    Auch die Gebühr für förmliche Zustellung verteuerte sich von 45 Pf auf 50 Pf - damit um 10%.

    Eine förmliche Zustellung verlangte der Gerichtsvollzieher am Amtsgericht Rastatt am 29.7.1954 und frankierte im Ortsverkehr (10 Pf Brief - 50 Pf Zustellgebühr - 10 Pf Rückporto) die erforderlichen 70 Pf mit einer Posthornmarke in Spätverwendung ; eine weitere erst nach der Gebührenanpassung mögliche Einzelfrankatur der 70 Pf Marke.


    Als weiteres sind die Nachnahme-Gebühren von 30 Pf auf 40 Pf - damit um 33% - gestiegen.

    Nachnahme Drucksache vom 25.7.1954, die jetzt 47 Pf anstelle von bisher 34 Pf zur Freimachung verlangte.

    Es gab aber auch eine gute Nachricht für alle die es eilig hatten. Der Eilbotenzuschlag blieb bei unverändert 60 Pf.

    Am 5.7.1954 in Hamburg aufgegebener Eilbrief nach Sylt, portorichtig mit 80 Pf Posthornmarke in Spätverwendung frankiert.


    Die große Ausnahme bei den Gebührenanpassungen war der Wertbrief bis 500 DM.

    Die Versicherungsgebühr für Wertbriefe bis 500 DM hat sich von 75 Pf auf 70 Pf - damit um 7% - verringert .

    Ein Fern-Wertbrief über 160 DM wurde am 7.7.1954 in Michelbach aufgegeben und portorichtig mit 20+70= 90 Pf frankiert.


    besten Gruß

    Michael

    16 Mal editiert, zuletzt von stampmix (22. Oktober 2023 um 19:57)

  • hallo zusammen,

    die Tariferhöhung für einen einfachen Auslandsbrief auf 40 Pf, damit in gleicher Höhe wie Inland-Fernbriefe >20-40 gr, sorgte dafür, dass man auch für diese die blauen Marken verwenden konnte.

    Fernbrief der 2.Gewichtsstufe am 5.4.1955 in Zennhusen über Lunden aufgegeben und mit der 40 Pf "Helfer der Menschheit" Marke portorichtig frankiert.

    besten Gruß

    Michael

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (31. Juli 2023 um 08:53)

  • ... wie sagt Horst Lichter immer so schön: Ein Träumchen! :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    wenn man die Beitragserhöhung nicht mitbekommen hat, freut sich der Empfänger. Auslandsbrief am 5.7.1954 in München zum alten Tarif von 30 Pf frankiert. Beim Empfänger wurden dann 15 Rp Nachgebühr fällig.

    mit bestem Gruß

    Michael

  • ... und jetzt alle hier - ein Klassebrief!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... dann lege ich noch einen schönen poste restante - neudeutsch: Hauptpostlagernd - Beleg nach. In Offenbach am 6.6.1955 nach Salzburg in Österreich! aufgegeben und mit der 40 Pf Schiller-Marke (mit Prägedruck) freigemacht. AKS von Salzburg vom 7.6.1955 und Lagerstempel bis 30. Juni 1955. Am 11.6.55 gegen Zahlung der Postlagergebühr i.H.v. 30 Groschen an den Empfänger ausgehändigt.

    Karl Polkin ist ein Kenner der Frankfurter Postgeschichte

    mit bestem Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    wunderschönes Stück - Glückwunsch zu dieser Oberrosine!

    Und "neudeutsch" ist natürlich der treffende Ausdruck, wenn man ab 1872 (Wechsel von poste restante zu "postlagernd") schon die Moderne proklamiert. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    wenn der Träger der BDPh Verdienstmedaille in Gold, Prof. Dr. Alois Joerger, einen Brief nach Amerika frankiert, verwendet er natürlich die aktuellen Sondermarken als Visitenkarte.


    Rückseitig versiegelt er mit der Vignette "Nimm Wohlfahrts-Marken"


    mit bestem Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,

    "Aus dem Briefkasten" stempelte man in Garmisch-Partenkirchen am 17.6.1955 um 21 Uhr und expedierte den Eilbrief über Nacht nach Stuttgart, wo am 18.6.1955 um 7 Uhr der Ankunftstempel abgeschlagen wurde. Man wundert sich heute, was zu Zeiten des Wirtschaftswunders alles möglich war. Der Eilbrief wurde portorichtig mit den beiden Sondermarken zu 40 Pf. frankiert.

    besten Gruß

    Michael

    3 Mal editiert, zuletzt von stampmix (3. August 2023 um 14:21)

  • Lieber Michael,

    wer hat denn dort noch um 21.00 Uhr den Briefkasten geleert? Das ist ja eine Sensation und schön/selten auch noch. :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich weiß nicht, wie die Abwicklung In GAP Mitte der 1950er Jahre war. In großen Städten gab es mindestens bis in die 1980er Jahre Nachtbriefkästen. In Aachen z.B. war das am Bahnhof und bis 22.00 Uhr eingeworfene Briefe wurden noch am gleichen Tag befördert. Ich habe das mal genutzt und der Brief war am nächsten Tag im Postfach.

    viele Grüße

    Dieter

  • Lieber Ralph,

    früher um 9 auf dem Postamt 8)

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  • ... In Aachen z.B. war das am Bahnhof und bis 22.00 Uhr eingeworfene Briefe wurden noch am gleichen Tag befördert. Ich habe das mal genutzt und der Brief war am nächsten Tag im Postfach.

    so war es bis in die 90er. Im Bahnpostamt war bis 22 Uhr ein Nachtschalter geöffnet und letzte Briefkastenleerung um 23:30 Uhr. Regelmäßig das k.o. Kriterium für "fristgerechten" Postausgang 8)

  • Liebe Freunde,

    aber Garmisch war doch eher Provinz, als Aachen oder Köln-Bahnhof. Hätte nicht gedacht, dass man dort so kundenfreundlich war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    bis Mitte der 50er Jahren waren die jährlich erschienenen Wohlfahrtsmarken "Helfer der Menschheit" im Stichtiefdruch hergestellt worden. Eine einfache Mehrfachfrankatur zur Freimachung eines Fernbrief am 28.11.1955 kann auch ganz attraktiv sein.

    mit bestem Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,

    nicht immer wurden in Garmisch-Partenkirchen die in den Briefkasten eingeworfenen, ausreichend frankierten, Eilbotenbriefe zu nächtlicher Stunde erkannt und als solche befördert.

    Eilboten-Fernbrief am 1.2.1955 mit 81 Pf aus dem 54er Satz der "Helfer der Menschheit" Sondermarken frankiert und im regulären Postlauf zugestellt.

    mit bestem Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    und der Garmischer Postler wunderte sich nicht ob der offensichtlich hohen Frankatur und übersah auch den Eilboten-Vermerk? Das ist allerdings erstaunlich und auch hier haben wir die Stempelzeit 21 Uhr, wenn ich es recht sehen.

    Da hast du aber eine Traumseite beinander, wie man sie wohl nur einmal im Leben erwarten darf, wenn überhaupt. :P :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.