Guten Tag verehrte Sammlerfreunde,
zunächst von hier aus die Anregung, den Deutschen Besetzungsausgaben 1. Weltkrieg innerhalb des threads Deutsches Reich - Kaiserreich 1871-1918 einen eigenen Oberordner zu geben, da es ansonsten unübersichtlich wird. Der Auftaktbeleg zum Generalgouvernement Warschau, zuvor "Russisch-Polen" ist ein Dienstbrief (Gerichtssache), leider ohne Inhalt und ohne Ankunfstabschlag, gelaufen an die Staatsanwaltschaft im westpfälzischen Kaiserslautern. Bis zum Herbst 1915 hatten deutsche und österreichisch-ungarische Truppen Russisch-Polen, Litland, Kurland und Teile Weissrusslands besetzt. Eine von Generalfeldmarschall Ludendorff präferierte Gesamtverwaltung der im Osten besetzten Gebiete scheiterte am Widerspruch des Chefs des Großen Generalstabs Erich von Falkenhayn.
Während die beiden im Osten erfolgreich initiativen Oberbefehlshaber Ludendorff und von Hindenburg, wie auch der Chef der k.u.k.-Armee Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf der Überzeugung waren, Russland umklammernd zu schlagen, hielt von Falkenhayn dies für unmöglich und befürchtete - nicht ganz zu Unrecht - eine unnötige Schwächung der Westfront. Dies hatte zu einer dauerhaften, immer weiter eskalierenden, wahrscheinlich kriegsentscheidenden Gegnerschaft der Parteien geführt, die auch Kaiser Wilhelm II. nicht zu schlichten vermochte. Auch eine einheitliche Lösung in der Frage der Verwaltung der deutsch besetzten Gebiete im Osten kam hernach nicht zu Stande. Für den baltischen und weissrussischen Besatzungsbereich wurde das Gebiet Ober(befehlshaber)-Ost festgelegt, für den von Österreich-Ungarn besetzten Teil einigte man sich auf das k.u.k. Generalgouvernement Lublin.
In Russisch-Polen, dem 1815 gebildeten und später faktisch von Russland übernommenen "Kongresspolen" wurde das zivil verwaltete Generalgouvernement Warschau eingerichtet. Generalgouverneur in Warschau wurde im August 1915 Generaloberst Hans von Beseler, die Verantwortung für die Zivilverwaltung übernahm Wolfgang Ludwig Moritz von Kries. Unter seiner Egide erfolgte zum 22.01.1916 die Einführung der Kreisordnung u.a. mit der Bildung des Kreiskommunalverbandes Wloclawek aus den Kreisen Nieszawa und Wloclawek. Aus dem letzteren stammt der Dienstbrief anbei. Wer noch mehr Informationen zu den postalischen Gegebenheiten der im 1. WK deutsch besetzten Ostgebiete sucht, sollte den hervorragenden Artikel von P. Klaes im Mitteilungsblatt 101 der Bundes-ARGE Polen nicht versäumen:
https://www.arge-polen.de/PDF/MB101.pdf
Viele Grüße
vom Pälzer
weiter verwendete Quellen: