Ermittlung von Entfernungen zwischen Postanstalten

  • Heute erhielt ich einen Anruf vom Vorsitzenden der Preußen-ARGE Herrn Gaefke. Er hat die Entfernung auf einer alten Karte gemessen und es kamen 19 Meilen Luftlinie heraus. ...

    Wie Herr Gaefke mir erklärte, richtet sich das Post- und Telegraphen-Handbuch nach den 4 Meilen großen Taxquadraten. Deshalb kann es bei Entfernungen bis 20 Meilen zu Fehlern kommen.

    Lieber Erwin,

    wonach richteten sich denn die Postler, wenn die Taxquadratlösung nicht praktiziert wurde? Das Ausmessen von Landkarten dürfte entschieden zu umständlich gewesen sein. Gab es Entfernungstabellen für alle denkbaren Postortspaare?

    In Sachsen gab es die, die Anzahl der Postorte war aber ungleich niedriger als in Preußen.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    da bin ich mir auch nicht so sicher. Aber Postortpaare bedurfte es nicht. Es war ja immer der selbe Ausgangsort. Man brauchte für diesen Postort nur eine Liste, in der die Orte der ersten und der zweiten Entfernungsstufe eingetragen waren. Alle anderen Orte lagen dann in der dritten Stufe.

    Ich zeige mal eine passende Seite dazu:

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    das hat Bayern in den 1850er Jahren auch so gehalten, bis es immer mehr Postorte wurden und dann aufgegeben in den allgemeinen VO zu erwähnen. Nur die Postexpeditionen erhielten dann die entsprechenden Listen (DÖPV und Bayern-Inland) der entsprechenden Rayons, das wars.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Sachsen hatte ebenfalls solche Zusammenstellungen für jeden Postort. Sie wurden mit der Posttaxordnung von 1850 für alle zu diesem Zeitpunkt existierenden Postanstalten gesammelt herausgegeben und bei Neueröffnungen jeweils in den Postverordnungen zu deren Ergänzung veröffentlicht. Das sah dann so aus:

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    ein schönes aussagekräftiges Dokument. Es ist ja klar, das die Postler nicht bei der Aufgabe eines Briefes erst mal in der Karte nachmessen mussten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Jürgen,

    vielen Dank - so auch bei Bayern. Darüber hinaus kamen ja auch einige Postexpeditionen in den Genuß, in Rayons für Bayern, den DÖPV, Frankreich und der Schweiz eingeteilt zu werden; da war dann doch eine gewisse "huch, ich bin in der Zeile verrutscht-Gefahr" vorhanden.

    Am Anfang machen dann noch Nachträge die Runde, also 1) Baden hat zum X.Y.1855 folgende neue Postexpeditionen in Funktion genommen (X, Y, Z bei Entfernungen zu a, b und c), Württemberg zum X.Y.1855 die folgenden usw. usw.. Allein was in Österreich-Ungarn in den 1850er Jahren an Poststellen geschaffen wurde, wäre eines Doktorandenstudiums würdig.

    Das betraf aber nicht nur die Briefpost, die eher einfach gestrickt war, sondern vor allem auch die Fahrpost, wo es schwieriger war über die Distanzen, Leitungen, Gewichte, Werte, Zusatzleistung usw. die Poststücke korrekt zu berechnen.

    Dazu kam dann noch der Telegraphenverkehr, das Zeitungswesen, neue Verleger, neue Zugverbindungen, neue Eisenbahngesellschaften und und und - so einfach, wie viele Sammler sich den Tagesablauf bei einer Poststelle vorstellen, war es ganz sicher nicht, auch wenn die Routine einiges zu erleichtern vermochte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.