Was war vor dem Krieg?

Liebe Freunde,

weil man auch bei schönen Stücken lesen soll, worum es damals ging, möchte ich hier eine bayerische Correspondenz - Karte aus München vom 17.7.1870 zeigen, die mir gut gefiel und auch einen Text hat, der thematisch passe. Hier eine Transkription desselben:

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Herrn M. Müller Maschienenfabrik Cannstatt bei Stuttgart

Werthester Herr Müller! München den 17. Juli 1870

Da Sie mir keine Lederschapfen schicken konnten, so bestellte ich solche bei Milbot in Zürich; durch Versehen aber wurde Nro 3 statt 4 bestellt u. weil Sie ja von Schapfen gar keinen Vorrath haben, von Frankreich wirklich auch nichts beziehen werden können, so frage ich hiemit bei Ihnen an, ob ich Ihnen diese nicht zusenden dürfte. Der Preis stellt sich auf 14 xr ab hier.
Kommen die Lederschneken bald? Machen Sie nur ehe der Krieg ausbricht, denn dann wird jedenfalls die Eisenbahn unterbrochen.
Wir leben doch in einer schweren Zeit, die uns alle 3-4 Jahre einen Krieg bringt.
Ihren baldigsten Nachrichten entgegensehend grüsst Sie freundschaftlich Ihr Karl K..

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Liebe Freunde,

so recht weiß ich nicht, wohin mit dem Correspondenz - Kärtchen, daher darf es auch ohne Rückfrage bei mir von dem Mods verschoben oder besser kopiert werden, wo es auch Platz finden könnte/sollte (z. B. Baden oder Pfalz).

In Magdeburg stieg Major von Gilsa freudig errecht in einen Miltiärtransportzug ein, der Richtung Pfalz und damit zum Kriegsgebiet bei Weissenbourg lief. Das Datum war der wohl der 27.7.1870. Am Folgetag kam er in Oggersheim (heute Stadtteil von Ludwigshafen in der Pfalz) um 8.00 Uhr dort an und verfasste eine kurze Meldung an die "Majorin von Gilsa in Magdeburg in der Fürstenstr. 27". Vlt. kann der liebe Magdeburger etwas aus der Sophy dort uns zeigen.

Er notierte oben links sich selbst als Absender und rechts oben "frei", wo man eigentlich die Freimarke zu platzieren gehabt hätte, aber als "Feldpostbrief" war der Transport innerhalb der Vertragsstaaten natürlich kostenfrei und die blaue "2" war nur eine Nummerierung der Empfängerin und keine Posttaxe.

Der Text ist auf Rückseite der Karte entbehrt nicht einer gewissen humorischen Attitüde, auch wenn das Großereignis darum herum natürlich nicht zum todlachen war:

"Oggersheim westlich von Mannheim 28/7/70 früh 8 Uhr.

Gestern Morgen hierhergekommen. Fahrt sehr ermüdend; Aufnahme überall sehr freundlich, besonders Göttingen, Cassel und Frankfurt. Noch keinen Franzosen gesehen heute rücken wir etwas vor. Bei mir Alles wohl auch Pferd. Schreibe bald, ich auch. Dein Julius. Küsse die Kinder".

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Postaufgabe der Karte erst im badischen Mannheim erfolgte (wohl auch am 28.7.1870) und die Karte mit einem rückfahrenden Zug schon am 31.7.1870 wieder in MD ankam.

Vlt. kann ein Experte etwas zum Verlauf des Krieges für unseren Major von Gilsa sagen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch

... gerade gefunden bei wikipedia:

"Julius Friedrich Johann Georg von Gilsa, (* 1827; † 1902), Generalmajor"

Im Krieg gefallen ist er jedenfalls Gott-sei-Dank nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Lieber mikrokern,

huch, was habe ich da angerichtet? Eine Karte vom ehemaligen Feind?

PN kommt gleich - danke fürs Eruieren der Karriere.

Liebe Grüsse von bayern klassisch