• Liebe Sammelfreunde

    Postkurse sind immer wieder ein interessantes Thema.
    Es gibt einige, welche nur kurze Zeit, andere lange Zeit aktuell waren. Manchmal änderte sich auch die "Zuständiglkeit'".

    Dies soll einfach mal ein "sinnloses"-Eingangsposting sein. :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    nach der "Sinnlos-Einleitung" nun ein Artikel aus der Magdeburgischen Zeitung (36. Stück) vom 23. März 1824:

    Bekanntmachung

    Es ist zur Bequemlichkeit der mit der Post zwischen Magdeburg und Cassel reisender Personen, die Einrichtung getroffen worden, dass dieselben vom 1.sten April ad in eleganten bequem eingerichteten, in Federn hängenden verdeckten Chaisen befördert und die Postgüter in einem besonderen Packetwagen transportiert werden. Die Chaisen gewähren im Inneren einen Raum für 6 Personen. Jede Person zahlt für die Meile 7 ½ Sgr. und ist befugt 30 Pfund Gepäck frey mitzunehmen. Für ein etwaiges Mehrgewicht bis zu 20 Pfund, insofern es auf dem Personenwagen Platz findet, wird die Päckerei-Taxe entrichtet. Die Effecten der Reisenden müssen in Mäntelsäcken, oder Felleisen, oder ledernen Taschen verpackt seyn. Koffers und Kasten werden zum Personenwagen nicht angenommen, können aber gegen das tarifmäßige Porto mit dem Paketwagen ihre Beförderung erhalten. Der Post-Personenwagen, welcher vom obrigen Zeitpunkt an, den Weg von Quedlinburg über Harzgerode und Stollberg nach Nordhausen usw. nimmt, wird von Magdeburg des Dienstags und Freytags gegen Mittag, nach Ankunft der Schnellpost aus Berlin abgehen und in Cassel des Donnerstags und Sonntags Vormittags, zum Anschluß an die, zwischen Cassel und Cöln eingerichtete, für die Beförderung der Personen sehr bequeme in Riemen hängende Diligenes eintreffen. Von Cassel nach Magdeburg erfolgt der Abgang des Post-Personenwagens Diligenes nach Cassel. Von Cassel Donnerstag und Sonntag Abends der Personenwagen nach Magdeburg, kommt an in Magdeburg Sonntag und Dienstag Mittag, von wo die Reisenden mit dem bequem eingerichteten, in Riemen hängenden Wagen der Fahrpost, oder mit der täglich Nachmittags um 2 Uhr nach Berlin gehenden Schnellpost weiter reisen können.
    Berlin, den 18.ten März 1824
    General-Post-Amt gez. Nagler.

    Ich fand diesen Artikel sehr schön.
    Vielleicht weis einer wie der Kurs "genauer" verlief und ob es einen ähnlichen Artikel von Cassel oder Cöln gibt, der sich auf diesem Kurs bezieht.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    beginnen möchte ich hier mit einem kurzen Kenntnisstand, wobei der Ort Braunschweig in Klammern gesetzt bleiben soll, hier jedoch eine Rolle mitspielt:

    Durch die Verbindung über die Elbe zwischen Hamburg und Magdeburg soll sich ein Botenverkehr im 13. / 14. Jahrhundert entwickelt haben. Dieser soll noch unregelmäßig stattgefunden haben und war insbesondere im Interesse der Kaufleute.
    Bereits um 1350 existierten Botenläufe von Hamburg über Braunschweig - Nordhausen nach Nürnberg. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass auch eine solche über Magdeburg nach Leipzig vorhanden war.

    1401 wird ein Stapelplatz am "Goldenen Ring" (Breiter Weg 160) für Waren aus Leipzig und Braunschweig.

    Seit 1479 verkehrten Magdeburger Landkutscher neben den hanseatischen auf dem Kurs Hamburg - Leipzig. Der Weg führte von Magdeburg über Gardelegen, Salzwedel, Lüneburg nach Hamburg. In der Zeit von 1583 bis 1602 wird hierfür eine Botenordnung für diesen Kurs entwickelt.

    Karl-Heinz Laubner schrieb weiter:

    Der Handelsweg von Hamburg nach Leipzig über Magdeburg wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts weitesgehend benutzt, Boten verschiedener Einrichtungen und die Magdeburger Landkutscher verkehrten auf ihm. Der Leipziger Bote fuhr sonnabends um 4.00 Uhr von Hamburg ab, traf dienstags um 8.00 Uhr in Magdeburg ein und fuhr am gleichen Tage um 15.00 Uhr weiter. Am Mittwoch Abend oder Donnerstag früh traf er in Leipzig ein. Der Hamburger Bote verließ Leipzig ebenfalls am Sonnabend, war am Montag um 8.00 Uhr in Magdeburg und setzte am gleichen Tage um 15.00 Uhr seine Reise fort. Am Mittwoch Abend oder am Donnerstag früh war er in Hamburg. Der Weg führte von Leipzig über Köthen, Calbe (Saale), Magdeburg, Wolmirstedt, Gardelegen, Salzwedel, Lüneburg und in der Nähe von Winsen über die Elbe. Die hanseatischen Boten nahmen danach den gleichen Weg wie die Magdeburger Landkutscher.

    Von Braunscheig her kam seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts am Montag ein städtischer Bote zu Wagen nach Magdeburg und kehrte nach der Zustellung und der Entgegennahme von Briefen am Dienstag nach Braunschweig zurück. In Braunschweig bestand ein Anschluß an die Botenpost Hamburg – Nürnberg. Nach der Botenordnung des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg aus dem Jahre 1614 gab es auch eine Botenverbindung zwischen Berlin und Magdeburg. Der Berliner Bote erhielt im eigenen Land für die Meile 1 Groschen 6 Pfennig und außer Land 2 Groschen Wegegeld. Das Wartegeld betrug für den Tag 2 Groschen.

    Aus einen unregelmäßigen Kurs entwickelte sich eine regelmäßige Verbindung.

    Am 10.Mai.1631 wurde Magdeburg völlig zerstört. Wahrscheinlich wird es durch den 30jährigen Krieg ( 1618 - 1648 ) auch zu Veränderungen des Kurses Hamburg - Leipzig gekommen sein, möglicherweise sogar zu einem zeitweisen Zusammenbruch. Im Hamburger Postbericht von 1641 wird der bekannte Kurs erwähnt. Auch der Kurs von Braunschweig wird zu dieser Zeit wieder erwähnt.

    Um 1650 führt Herr Laubner aus:
    ....gab es zu dieser Zeit zwischen Leipzig und Hamburg über Magdeburg (durch sächsische Boten), von Magdeburg nach Braunschweig, Halberstadt und nach weiteren Orten im Herzogtum Magdeburg. Eine lüneburgische Fahrpost (ursprünglich ein Privatunternehmen der Postmeister in Braunschweig und Helmstedt) verkehrte zwischen Braunschweig und Magdeburg

    1668 wurde die "Clevische Post" (Berlin - MD - Braunschweig - Cleve) zur Beförderung der Briefpost gentzt. Diese ging am Donnerstag im MD ab und lief über Braunschweig. Allerdings kam es zu Problemen in Braunschweig, denn die Post aus MD wurde erst am Dienstag und nicht Sonnabend der Vorwoche zugestellt. Der Magdeburger Postmeister Bulcke beschwerte sich am 08.10.1668 beim brandenburgischen Postmeister Casper Pröcker in Braunschweig. Bulcke bat nun Pröcker, die Beförderung der Briefe aus Magdeburg ab Braunschweig nach Hamburg zu übernehmen. Er vermutet, daß der fürstliche braunschweiger Postmeister Deichmann in Braunschweig

    ... die Briefe liegen läßt und nicht bestellen will, damit die Kaufleute abgeschreckt werden, bey der Clevischen Post nicht zu schreiben

    Dies wurde ablehend am 10. Oktober 1868 beantwortet, da dies nur vom Churfürstl. Brandenburgische Hoff- und Cämerer entschiedern werden könne. Weiterhin schrieb er:

    ... Die wenigen Briefe, die der Herr mir zusendet, und auf Hamburg gehören, dieselbigen sind Deichmann eingeliefert worden, der sie allemahl des Freitags morgens mit der Kaiserlichen Post auf Hamburg könnte spedieren, daß sie des Sonnabend abends in Hamburg können seyn, aber des Churfürstl. Brandenburgischen Postregal thut er solches zu wieder, daß er die Hamburger Briefe, die der Herr sendet, erst des Sonnabend mit der WagenPost auf Hamburg spedirt, Summa er macht alles, wie er selber will...

    Ich möchte dies jetzt erstmal dabei belassen. Vielleicht gibt es von anderen bis zu diesem Zeitpunkt noch interessantes zu berichten.

    Ich verbleibe somit bis später

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    dann möchte ich mal weiter fortfahren.
    Ausschnitte aus dem Schreiben vom 13.Oktober 1668 des Herrn Bulcke an den den Hofrentmeister Michael Matthias zeigte die Situation:

    ...müßte lieber von hier ab nach Hamburg eine ChurBrandenburgische Post, so am Sonnabend in Hamburg wehre und Montags heraußginge, die Mittwoch wieder alhier,...
    ... wenn fürstl. oder andere Briefe nach abgang der Clevischen Post auff den Donnerstag einkommen, auff Braunschweig, Hannover oder Hamburg, ob ich solche der Lüneburgischen Post mit geben, oder biß über 8. Tage auff abgang der Clevischen in Verwahrung behalten solle...
    ... die Leipziger Post auß Leipzig am Sonnabend reyset und am Montag umb 8 Uhr morgens alhier einkommet, reyset umb 3 Uhr wieder von hier und ist den Mittwoch abendt oder Donnerstag früh in Hamburg, wird bestellet durch 2. Leipziger Boten, durch unsere hiesigen Postkutscher von Leipzig abgeholt und fährt ihn biß Wollmirstedt, daselbst einen früherer Kutscher biß halb an Gardelegen kommen, von da brauchen Sie bessere Wagen bis Winsen...
    Die Hamburger Post gehet auch am Sonnabendt abend auß Hamburg, und ist am Dienstag umb 8 Uhr früh in Magdeburg, lieget stille biß 3 Uhr, reyset von dannen und istdes mittwoch abendt in Leipzig, wird auch durch 2. Hamburger Bothen bestellet, ...

    Es thun aber die Magdeburger Kutscher, so des Posttages früh einer nach Hamburg und einer nach Leipzig auch außfahren, den Leipziger und Hamburger Boten großen Schaden, denen Sie viel Brieffe, Passagiere und Packquete entziehen, es haben auch die Hamburger von unserem Rath von diesen begehret, den Kutschern zu verbieten, daß Sie auff dem Posttagen nicht außfahren möchten, es ist nichts erfolget und wird aber höchst nötig seyn, sonst reyset keiner mit der Post mehr....

    Weiter schrieb Herr Laubner dann weiter:

    Verschiedene Anträge und Hinweise veranlassen den Postmeister Bulcke in Magdeburg, die Anzahl der Briefe von Leipzig nach Magdeburg und von Magdeburg nach Hamburg zu zählen. Am 27. Juni 1680 berichtet Bulcke dem Postdirektor Matthias in Berlin, daß in der Hamburger Karte – ohne Lüneburg, Salzwedel und Magdeburg – für Leipzig wöchentlich 400 Briefe und die Leipziger Karte 300 Briefe eingetragen seien. Matthias zögerte bisher, eine Postverbindung von Leipzig über Magdeburg nach Hamburg neu einzurichten, da seit 1652 eine kursächsische Thurn- und Taxis'sche Fahrpost Leipzig – Halle – Eisleben – Quedlinburg – Braunschweig – Hamburg bestand. Infolge der Pest von 1680 in Leipzig wurde diese Fahrpost eingezogen. 1681 brach auch in Magdeburg die Pest aus. Nachdem die Seuche ihr Ende gefunden hatte, konnte in Magdeburg niemand Kurbrandenburg ernstlich daran hindern, die Postverbindung zwischen Leipzig und Hamburg über Magdeburg einzurichten.
    ...
    Nach Hoffmann richtete Matthias im Auftrage seines Kurfürsten nach 1681 auf dem alten sächsischen Botenkurs von Leipzig über Halle – Magdeburg nach Hamburg eine regelmäßig verkehrende Kurbrandenburgische Post ein. Gemeinsam mit dem hallischen Postmeister Friedrich Madeweis wurde in Magdeburg mit mehreren Fuhrunternehmern über die Gestellung von Pferden und Wagen verhandelt.
    ...
    Zwischen Leipzig und Hamburg wurde eine „Geschwindpost“ eingerichtet, die wöchentlich zweimal von Leipzig über Halle – Magdeburg – Tangermünde – Havelberg – Perleberg – Lenzen – Boitzenburg nach Hamburg in 3 Tagen verkehrte. 1684/85 kam zu dieser „Geschwindpost“ noch eine „Langsame Post“ zwischen Leipzig und Hamburg auf dem gleichem Kurs hinzu. Für die „Langsame Post“ wurden Landkutschen eingesetzt, die außer Personen auch Güter beförderten.

    Dies soll es erstmal für heute sein...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    hier beginnt mehr oder minder auch die große Zeit der Landkutscher. Bei der Verbindung zwischen Hamburg nach Leipzig lief nicht mehr über Köthen. Dies führte auch zu Streitigkeiten, so daß sich der der hallische Kutscher Peter Müller am 11. Januar 1686 beim Postmeister Friedrich Madeweis in Halle über den Köthener Landkutscher Christian Illing beschwerte, da

    ... die von Illing neulichst angefangene ordinair Post zwischen Magdeburg, Calbe und Leipzig je länger je mehr fortsetzet, in dem er wöchentlich an zwei ordinair Posttage. Mit Zwey biß Drey PostWagen Zu Magdeburg auß und einfähret, alle Persohnen, Briefe und Paquete eigenes gefallen an sich Zieht, ... und fort Bringet, dahingegen die Churfürstl. Posten nebst denen Verpflichtete ordinair LandGutschern Zum öfteren Leer hin und her fahren müßen ...

    So kam es, dass eine Fuhrordnung am 23. Dezember 1698 vom Kurfürst erlassen wurde. Das Edikt über das Verhalten der Landkutscher und Fuhrleute zu Halle und Magdeburg

    .. damit die Reisenden samt ihren Güthern und Wahre um einen gewissen und billigen Preys zu allen Tagen und Stunden fortkommen ...

    • Daß alle und jede Fuhrleuthe und diejenigen so zu Halle/Magdeburg / und auff dem Cours nach Hamburg biß Saltzwedel durch Fuhrwerk mit Schesen und Caleschen Nahrung treiben wollen / sich bey dem von Deroselben zu dem Ende bestellten Commissario angeben und einschreiben lassen / auch ausser denen die eingeschrieben / und in der Rolle befindlich sind / Niemanden zufahren verstattet werden / und

    • Alle diese den Eyd ablegen / oder widrigenfalls und da sie sich dessen weigern / sich des Fahrens enthalten sollen / ....


    Ferner wird wird ausgeführt, daß die Fuhrleute nicht nach Belieben, sondern nach einer bestimmten Reihenfolge einzusetzen sind,
    ... damit dergestalt aller Streit verhütet werde / und keiner dem andern die Passagiers oder Fracht wegnehmen möge ...
    Dazu wurdem in Magdeburg zwei Wagenmeister eingesetzt. Sie hatten Gespanne und die Reihenfolge des Einsatzes zu überwachen.

    Unter Punkt 6. wird festgelgt:
    Sollten zwar die Fuhrleuthe alle Tage in der Woche abfahren jedoch dergestalt / daß auff denen beyden Wöchentlich ordinairen Post-Tagen keiner Fracht annehmen und abfahren solle / es sey dann daß die Post vorher besetzt / wann aber die Post nicht mehr auffnehmen kam / auch von denen noch übrigen Passagiern keine extra-Post verlanget wird / solchen falle mag derjenige Fuhrmann den die Ordnung trifft auch auff denen Post-Tagen / jedoch erst vier Stunden nachdem die ordinaire Post abgangen / abfahren / außer denen Post-Tagen aber / kann täglich ein Fuhrmann nach vorgesagter Ordnung und dafern mehr Leuthe und Waaren vorhanden waren / als einer fortbringen kann / der folgende gleichfalls fahren ...


    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf
    P.S. Kann eine Liste auch mit 6. angefangen werden ? - Irgendwie klappte es nicht.. :(

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    mit Blick auf Magdeburger stelle ich hier Auszüge der

    Post-Tabelle
    An welchen Tagen und Stunden die fahrenden und reitenden Posten bey dem Herzogl. Hof=Postamte
    zu Braunschweig abgehen und ankommen


    vor. Die Tabelle datiert von 1772. Links der Fahrpostkurs und rechts die reitenden Posten.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael

    danke für das Zeigen.
    Ich hoffe, hier demnächst weiter fortzusetzen. Irgendwie hatte ich bis jetzt noch keine richtige Zeit gefunden. :(

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf