Der besondere Brief - Das besondere Poststück

  • ... so ist es, Udo, das selbe gibt es auch von 617 Scheinfeld, wo auch Wochen später noch Scheine mit Mühlradstempel verwendet wurden (bei der Fahrpost sogar, was ja völliger Blödsinn war).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja Ralph, die Scheine von Scheinfeld (da ist der Ortsname Programm) sind schon fast Massenware. Es gibt darunter aber meines Wissens nur einen, der nach dem Einzug der Mühlradstempel vorliegt.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,

    der liebe und viel zu früh von uns gegangene G. Smura hatte schon 2 in seiner Sammlung, sie aber wohl am Ende seiner Sammeltätigkeit veräußert. Ein Teil seiner Sammlung kam bei Peter Sem unter den Hammer, andere Stücke fanden privat Absatz, es dürfte noch ein paar mehr gegeben haben, aber viele werden es natürlich nicht sein. Da ist dein Stück natürlich klar das Beste. :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    am Wochenende ging mir dieses Briefchen ins Netz, wobei ich zugeben muss, die auffälligste Besonderheit hatte ich da noch gar nicht bemerkt.

    Ortenburg - München und weitergesendet nach Schloß Tambach in Oberfranken.

    Abgesandt am 2.12.1851 in Ortenburg frankiert mit 6 Kreuzer für einen Brief der 1. Gewichtsstufe in die 2. Entfernungszone (über 12 Meilen) innerhalb Bayerns. Bei der erst im Juli 1851 eröffneten Postexpedition Ortenburg wurde vergessen die Franco-Marke mit dem Mühlradstempel Nr. 438 zu entwerten. Der Weg führte dann weiter über Vilshofen, wo die unentwertete Franco-Marke mit dem Mühlradstempel Nr. 362 der dortigen Postexpedition nachentwertet wurde. Diesen Umstand hatte ich bei meinem Kauf gar nicht bemerkt, da mir die Mühlradstempelnummer von Ortenburg nicht geläufig war. Erst zwei Tage später hat mich ein Blick in den Sem auf die Spur geführt. Von Vilshofen ging es dann an die Adresse des Grafen von Ortenburg "zur Zeit im bayrischen Hofe" in München, Ankunft 4.12.1851. Der Graf war aber bereits zu seinem Sitz auf Schloß Tambach in Oberfranken abgereist, wohin der Brief am 5.12.1851 weitergeleitet wurde. Für die Weiterleitung erfogte kein Franco- oder Portoansatz. Es ist mir momentan nicht klar, warum eine kostenlose Weiterleitung erfolgte? Vielleicht kann dazu jemand nährere Angaben machen? Über Gleussen 6.12. und Sesslach 6.12. gelangte der Brief letztendlich zum Schloß Tambach. Die Postexpedition Sesslach wurde ebenfalls erst im Juli 1851 eröffnet. Da es in Bayern zu dieser Zeit keinen Postzustelldienst durch Briefträger gab wurde der Brief evtl. durch einen Boten des Grafen dort abgeholt. Die Eröffnung der Postexpedition Sesslach im nördlichen Zipfel kurz vor Coburg verkürzte die Entfernung vom Schloß Tambach zur nächsten bayrischen Postexpedition in Gleussen von ca. 10 km auf ca. 5 km. Ich möchte bei der Gelegenheit noch die Frage stellen, ob jemand Briefe der Grafen zu Ortenburg zeigen kann, die in Sesslach oder Gleussen aufgegeben wurden?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    Glückwunsch zu dem Brief. Das war aber keine Weiterleitung, sondern eine Rücksendung und Rücksendungen an den Ort der Aufgabe, hier die PE Ortenburg, waren gratis.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Absendeort Ortenburg (Niederbayern) bei Passau über Vilshofen nach München. Von dort Über Gleussen und Sesslach (Oberfranken) nach Tambach.

    Ortenburg und Tambach bei Sesslach sind zwei verschiedene Örtlichkeiten, mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt.

    Gruß

    Udo

  • ...mhm, ich habe mind. einen Brief an den Grafen, der über Coburg geleitet wurde (für innerbayerisch 3x). Normal hätten sie ihn an die zugehörige Nummer im Nummernstempelverzeichnis schicken und überprüfen sollen, ob die Nummer mit dem Ort des Aufgabestempels übereinstimmt. Genau dafür hat man ja die Nummernstempel vergeben.

    Oder er wurde in München gar nicht erst ausgeliefert, sondern gleich nach Oberfranken zum Schloß Tambach geschickt. Dann hätte München aber nicht erneut Aufgabe stempeln sollen. Wäre er in München ausgeliefert worden, hätte man bei der erneuten Auflieferung 6x für die Weiterleitung als Porto bis nach Schloß Tambach notieren müssen. Die sehe ich aber nicht ... So oder so, ein sehr interessanter Brief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    jetzt hats bei dir geklingelt. Das genaue Procedere in München wird sich wohl nicht mehr klären lassen.

    Deinen Brief über Coburg kenne ich aus deiner Contrasammlung. Ich vermute sogar der Graf hat sich Post über das nur 7km entfernte Coburg zustellen lassen. Dort waren offensichtlich Landboten unterwegs, die mal kurz ein paar Meter über die Grenze wechselten. Das wäre für mich auch eine Erklärung deines Briefes.

    Gruß

    Udo

  • Was mich immer erstaunt ist, dass die damaligen Standesherren, hier z.B. Graf Franz ... zu Ortenburg und Herr Zu Tambach

    trotz nicht so vielfältiger Reisemöglichkeiten wie heutzutage, so oft unterwegs waren. Daher wohl auch die vielen Weiterleitungen!

    Ganz in der Nähe von Tambach liegt Mitwitz. Auch dieser Standesherr war oftmals zwischen Würzburg, München und Mitwitz unterwegs. Das aber

    nur nebenbei.

    Ein Blick in die Verordnungsblätter gibt evtl. etwas Licht in die Sache mit Coburg:

    Und warum wurde dies gemacht? Offenbar war die Postleitung über Coburg schneller (Eisenbahn-Verbindung?) Weil eigentlich war Sesslach nur ca. 6 Km von Tambach entfernt. Ich schaue mir immer gerne die alten Landkarten an um die Örtlichkeit besser verstehen zu können.

    Es macht Freude, sich mit den alten Briefen zu beschäftigen, denn Möglichkeiten dazu sind einfach gegeben :) Grüße von Luitpold

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (14. September 2023 um 13:52)

  • Hallo Luitpold,

    was du hier ausgegraben hast, ist erstklassig.

    Ist es doch der erste definitive Hinweis auf eine Zustellung von Poststücken von Coburg nach Tambach. Wohlgemerkt durch einen Thur&Taxischen Landboten der PE Coburg.

    Mit dieser Veröffentlichung im bayrischen VO-Blatt hat man die bisherige offensichtlich schon "unter der Hand" gepflogene Praxis auf rechtlich einwandfreie Füße gestellt. Der Brief in Ralphs Contra-Sammlung zeigt diese vorherige Praxis aus 1850 durch Anerkennung des bayrischen Frankos als Grenzfranko mit zusätzlich angeschriebener Portoforderung für den Transport von Coburg nach Tambach. Ich vermute es wurde dort nach den Taxischen Portosätzen das Landbestellgeld vermerkt. Bei Ralphs Brief 3 Kreuzer statt der üblichen 2 Kreuzer, da für Charge-Briefe 3 statt 2 Kreuzer für den Landboten zu zahlen waren. Zumindest kenne ich diese unterschiedlichen Landbotenbestellgelder aus Königsberg in Sachsen-Coburg.

    Ralph könntest du den Brief bitte hier zeigen, damit jeder sieht um was es geht? Vielleicht kommen da ja dann noch ganz andere Gedankengänge dazu.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,

    würde ich gerne, komme aber derzeit nicht an die Sammlung heran ... :(

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Danke Udo, das ist er. Vorne sieht man noch schön den Abklatsch des roten Coburgers.

    Meine damalige Beschreibung war glaube ich so, dass im Dez. 1850 Taxis nicht Teil des DÖPV war und folglich eine Markenverwendung nach und über Taxis nicht statthaft war.

    Da aber über Coburg geleitet wurde, ich unterstellte eine postalische Fehlleitung, wurde der Brief nach Tambach in Bayern retourniert und mit dem taxischen Transitporto von 3x versehen.

    Da es ein Chargébrief war, muss er ja dem Postler vorgelegen haben.

    Neben dem "fr(ei)" Vermerk lesen wir noch "Grze" für Grenze, also scheint man tatsächlich die Marke für die bayer. Strecke anerkannt zu haben, was eine klare Contravention war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ja so lautet deine Beschreibung.

    Richtig ist, dass Sachsen-Coburg-Gotha dem DÖPV erst zum 1.5.1851 beigetreten ist. Die Anerkennung der bayrischen 3 Kreuzer steht durch den Vermerk "Grze" außer Frage. Wie Luitpold uns oben gezeigt hat, wurde die Zustellung über Coburg durch die VO 1852 legalisiert. Vorher nehme ich an, gab es diese Grenzfrankobriefe. An eine Fehlleitung glaube ich nicht, ich denke die Zustellung über Coburg wurde schon vor 1852 aus praktischen Gründen gemacht. Es gibt auch Briefe, die über Sesslach zugestellt wurden, Coburg war vermutlich ehr die Ausnahme. Zum Bestellgeld habe ich oben schon etwas geschrieben (3 bzw. 2 Kreuzer). Alternativ zum Landbestellgeld könnte auch die Postbezirkstaxe (gültig seit 1.6.1850) von 2 Kreuzer bis 3 Meilen infrage kommen, halte ich aber wegen der 3 Kreuzer nicht für richtig.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,

    ja, ein spannender Brief - eigentlich müsste es doch zahlreiche Briefe dieser Art geben, zumal seine Erlaucht sicher nicht gerade wenig geschrieben und empfangen haben sollte. Aber so viele kenne ich nicht, von daher wäre ein Zeigen weiterer Briefe aus den 1850er Jahren hier sicher sehr sinnvoll.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Also auf was man so stößt: wenn das richtig ist ...

    dann wurde die Postexpedition Sesslach erst im Juli 1851 errichtet.

    1848 wurde für Sesslach noch als Postbestellbezirk Cleusen vermerkt, in dem Verzeichnis jedoch handschriftlich gestrichen und Sesslach vermerkt.

    Für Tambach wurde der Postbestellbezirk mit Lichtenfels angegeben.

    Vermutlich hatte z.B. das Gräfl. Ortenburgische Forstamt des öfteren in Coburg zu tun, zumindest erschienen im dortigen Regierungsblatt u.a. Holz-Versteigerungsanzeigen. Schon ein Blick auf die Karte zeigt, dass Coburg einfach näher lag und erreichbar war. Übrigens gab es 1851 eine "Personenpost" von Coburg nach Lichtenfels (dort konnte man die Eisenbahn benutzen).

    Es wären also auch Briefe vor 1850 interessant, wie diese nach Tambach gelangten.

    Im e-Angebot ist leider nur ein Brief nach 1850 derzeit im Angebot, der uns Coburg bestätigen dürfte (leider keine Rückseite vorhanden).

    Luitpold