Postzensur in Russland

  • Brief aus Gomel in die Schweiz. Prüfer war A.A. RADUS-ZENKOWITSCH. Laut A. Epstein war dieser in Minsk tätig. Da es in Gomel eine Zensurstelle gab, ist es aber möglich, das der Zensor nach Gomel versetzt wurde. Da es keine offiziellen Unterlagen gibt, muss man sich diese selber erstellen. Da kann es dann auch schon einmal zu so einem Zwiespalt kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schlacki (21. Februar 2022 um 22:14)

  • Brief vom Juni 1915 aus Gomel in die Schweiz. Zensor war hier Ju.K. PALEWIN. Auch dieser ist bei Speeckaert nicht verzeichnet. A. Epstein kannte diesen Zensor ebenfalls nicht. Er dürfte jedoch ebenfalls in Gomel gearbeitet haben.

  • Vielen Dank. Die Vorderseite finde ich wegen der Adresse sehr interessant.

    Die gezeigte Markenserie finde ich nicht mehr sehr gelungen. Von den frühen Ausgaben, besonders den mehrfarbigen bis um 1900, bin ich ein Fan und erfreue mich an Buntfrankaturen. Leider werden diese mitunter recht teuer und da meine Finanzmittel nicht unbeschränkt sind, bleibe ich lieber bei meinen bisherigen Sammelgebieten. Das wird verstärkt durch den Umstand, daß ich kein russisch spreche. Und lernen möchte ich das auf meinen alten Tag nicht mehr, zumal mir mal jemand gesagt hat, diese Sprache würde 8 Fälle kennen. Im Latein habe ich mit 6 gekämpft und viele Mitbürger haben ihre Probleme mit den 4 der deutschen Sprache. ;)

    Du scheinst ja eine sehr gute Kenntnis dieser Zensurstempel über die bisher bekannte Literatur hinaus zu haben. Hast du mal daran gedacht, das aufzuschreiben?

    Zensurstempel gab es vielfach während der vergangenen Jahrhunderte. Dein Spezialgebiet scheint dabei eins der vielfältigeren zu sein. Ich wünsche dir jedenfalls weiterhin viel Spaß bei den Recherchen zu deinen Belegen.

    beste Grüße

    Dieter

    PS: Ich wollte garnicht so viel schreiben, aber mir kreisten zu viele Dinge durch meine Gehinwindungen.

  • Mir hat mal jemand, der polnisch spricht, gesagt, im russischen gibt es 6 Fälle; polnisch wäre schwieriger, weil es dort 7 Fälle gibt. Sei es drum. Ich finde, das zum einen das mit den Fällen in jedem Fall kompliziert und zum anderen auch die Aussprache auch.

    Natürlich mache ich mir über alles Notizen. Irgendwann kann man das nicht mehr alles im Kopf behalten. Zum Beispiel ein Inhaltsverzeichnis nach Namen der Zensoren, welcher von ihnen wo gearbeitet hat. Teils gibt es nämlich nur Namensstempel und ohne so ein Verzeichnis ist man zum Teil lange am suchen, zu welcher Zensurstelle er nun gehört. Das ist etwas, was ich beim Speeckaert vermisse.

    A. Epstein, ein großer Kenner, der Russland-Philatelie hat mir dankenswerterweise Listen mit den Zensurstellen des Minsker und des Odessaer Militärbezirks zur Verfügung gestellt. Das erleichtert dann das Ganze um einiges. So rücke ich dann Stück für Stück vor.

    Außerdem gebe ich dir Recht. Die ersten Ausgaben gefallen mir auch besser. Die Preise sind aber, bis auf die allersten 4 Marken, noch recht human. Aber auch aus anderen Gebieten gefallen mir Marken sehr gut. Und wie bei dir: mein Budget ist auch begrenzt, weshalb ich dann bei Russland bleibe. Hier gibt es noch eine ganze Menge, die mir fehlt. Etwas neues anzufangen und dann dieses intensiv zu betreiben, da fehlt mir neben den Mitteln auch die Zeit. Es gibt bei meinen zwei Gebieten noch eine Menge zu tun. Also: Schuster, bleib bei deinen Leisten!

  • Die Liste der Zensurstellen im Militärbezirk Minsk, welche ich von A. Epstein bekam, umfasst mehr als 300 (!) Zensurstellen. Bei Speeckaert sind die ganzen Stempel alle unter MINSK geführt. Speeckaert zeigt inklusive denen in den Nachträgen 58 Zensoren und nennt drei weitere von Richter angegebene Namen. Es wird mit Sicherheit nicht für jede Zensurstelle den Namen eines Zensors geben. Im Verlauf des Krieges erhielten die Prüfer Nummern. Für den Bezirk Minsk sind das über 600 Nummern. Diese dann zuzuordnen, ist noch schwieriger, denn eine Nummer zweimal zu bekommen oder auch nur zu sehen, um Schlüsse daraus zu ziehen, ist nicht einfach. Speeckaert wertet alle Namens- und Nummernstempel im Hauptwerk mit 3 auf einer Skala von 1 - 5. Nach meinen Beobachtungen sind die aber seltener.

    Einen weiteren nicht verzeichneten Zensor zeige ich hier. Karte vom 7. Oktober 1914 aus Minsk in die USA. Zensor war A.N. SUTSCHKOW, der im Hauptquartier des Minsker Bezirks arbeitete. Ob dieser bei der Verlegung nach Smolensk mit umgezogen ist, kann ich jedoch nicht sagen.

    Die Karte lief dann auch über die Zensurstelle in Petrograd. Hier wurden dann auch die Marken erst entwertet - noch mit der alten Bezeichnung ST. PETERSBURG. Die Karte ist mit 4 Kopeken korrekt frankiert.

  • Mal eine Frage: Sind die von dir zitierten Werke von Deutschen verfasst und von wann sind diese? Einfach mal zum Vergleich mit Standardwerken der klassischen Philatelie, die mitunter auch schon mehrere Jahrzehnte alt sind.

    beste Grüße

    Dieter

  • Der Skipton / Michalove ist von 1989 in komplett englisch, A. Speeckaert ist Belgier. Sein Werk ist in deutsch und englisch, der erste Nachtrag nur in englisch und die weiteren nur in deutsch verfasst. Hier war die 1. Auflage von 1987, die 2. ist von 1991. Es gibt zwar noch von Kosoy etwas. Dieser behandelt jedoch lediglich die Petrograder Zensur.

  • Siehst du, die Werke sind auch schon älter. Da ist es nicht verwunderlich, daß du immer wieder neue Namen findest. Die heutige Zeit mit dem Internet hat den Vorteil eines immens großen Pools von Informationen, die man vor dem Jahr 2000 kaum in 1 Leben hätte zusammentragen können. Auch wenn das WWW seine schwarzen Seiten hat, es gibt mittlerweile kaum einen Bereich, der nicht davon profitiert. Sammler jeglicher Art ziehen besonderen Nutzen aus dem Netz.

    beste Grüße

    Dieter

  • So ist es!! in einem anderen Forum ist jemand unterwegs, der beschwert sich darüber, daß manche Stempel z.B. im Feuser, Nachverwendungen nicht zu finden sind oder zumindest in dem Zeitraum nicht erfasst, den er gefunden hat. Da kann man sich nur an den Kopf fassen. Einige hier wissen vermutlich wen ich meine.

    Gruß

    Dieter

  • Dann soll er sich doch freuen und kann zur Forschung beitragen. Das sind doch Dinge, die zum Spaß an der Philatelie dazugehören. Nur abgucken / abschreiben ist doch langweilig.

  • Derweil bin ich noch nicht am Ende Namensstempel aus Minsk angelangt.

    Karte aus Krasnostaw (16.3.1915) nach Nizza. Zensor: K. S. GRINEVITSCH-LEVTSCHUK. Auch diesen Stempel hat Speeckaert nicht notiert. Die Zensurstelle dieses Mannes zu bestimmen, ist nicht einfach. Krasnotaw hatte jedenfalls keine. Der Ort liegt in der Woiwodschaft Lublin. Möglicherweise war er dort tätig. A. Epstein hatte dazu jedenfalls keine Informationen.


  • Karte aus Smolensk (Januar 1916) nach Kopenhagen. Zensor war dieses Mal S.N. VOGEL (Speekaert schreibt den Namen übersetzt mit "F"). Bis zum September 1915 war dieser in Minsk tätig und wurde dann nach Smolensk versetzt.

    Die Karte hatte nur die 3 Kopeken Inlandsfrankatur und wurde somit nachtaxiert.

  • Mit 25 Kopeken frankierter Brief vom Juni 1915 aus Bobruisk wieder an die von Michael angesprochene Adresse in Genf. Bei der google-Suche kam ich zu folgenden Link: https://dewiki.de/Lexikon/Internationale_Zentralstelle_für_Kriegsgefangene

    Geprüft wurde der Brief höchstwahrscheinlich in Bobruisk. Zensor war in diesem Fall S.D. Wolkow. Dieser war laut A. Epstein mindestens bis Januar 1915 in Gomel tätig und wurde dann bis Juni offenbar irgendwann versetzt.