Der Deutsche Krieg 1866

  • ...genau, alles andere is kalder Kaff !

    Wie sagte daletzt ein Händler zu mir: Wer gaggert muss auch Eier legen.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo,

    nach intensivem Austausch mit einem renommierten Sachsen-Experten bin ich zum Schluss gekommen, dass mein Brief von Hof nach Eybau durch Böhmen spediert wurde. Die Verbindung Hof-Plauen-Werdau (Zwickau) stand von Mitte Juni bis zum 2. August nicht zur Verfügung, sodass entweder die Route Hof-Eger-Karlsbad-Schwarzenberg-Zwickau-Leipzig-Dresden genommen wurde (Schwarzenberg-Zwickau-Leipzig war ab 13.7. wieder befahrbar).

    Alternativ wäre auch Hof-Eger-Karlsbad-Annaberg-Chemnitz-Dresden-Löbau denkbar. Aufgrund fehlender Durchgangsstempel ist der Leitweg leider nicht beweisbar; dass der Umweg über die Nordwestecke Böhmens genommen wurde (mit der Folge eines zusätzlichen Beförderungstages), steht aber wohl ausser Frage.

    So, und jetzt warten alle gespannt auf den scan von Bayern Social's Brief...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (5. April 2014 um 10:24)

  • Liebe Freunde,

    ja der kommt, gebt mir ein wenig Zeit, denn ich bin beruflich gerade sehr stark eingespannt.

    Mit ein bischen Glück schaffe ich es aber am Wochenende und stelle auch ein paar interessante Links rund um das Thema ein. :):)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo,

    hier nun der ausweislich des siegelseitigen Stempels "Eger Bahnhof, 16.8.1866" über Böhmen, Bahnhof Eger geleitet Brief aus August 1866 in die besetzte Stadt Nürnberg.

    Die Ganzsache lief als wertstufengleiche Frankatur von 2Neugroschen aus Sachsen 13.8 Plauen-Böhmen 16.8 Eger Bahnhof-Bayern 16.8 Nürnberg.
    Die Gegend um Nürnberg und Nürnberg selbst waren in der Zeit vom 31.Juli bis zum 10.Sept (!) 1866 von preussischen Truppen besetzt.
    (Empfehlung Google Books:"Die Besetzung Nürnbergs durch preussische Truppen 31.Juli bis 10.Sept 1866)
    Siehe auch hier:
    http://www.lexikus.de/bibliothek/Die…-im-Sommer-1866

    Zum Bahnhof Eger ist die Lokomotivflucht im 1866 Krieg durchaus interessant, wenngleich Sie mit dem gezeigten Brief nicht in Verbindung steht, siehe auch das angehängte Bild und den folgenden, aus Wikipedia stammenden Text:
    "Als ein Einschnitt im Eisenbahnbetrieb erwies sich der Deutsche Krieg von 1866 zwischen Preußen und Österreich. Da Sachsen auf der Seite der Österreicher stand, wurden beim Einmarsch der preußischen Truppen die Lokomotiven nach Hof, Eger und Budapest evakuiert. Im Rahmen der Kriegshandlungen wurden das Ostrauer Viadukt und die Riesaer Elbbrücke zerstört. Im darauffolgenden Friedensvertrag erhielt Preußen die auf seinem Staatsgebiet gelegenen Anlagen der Schlesischen Eisenbahn und den Görlitzer Bahnhof zugesprochen. Auch eine preußische Strecke von Leipzig nach Zeitz musste zugelassen werden."
    (Die heute tschechische. damals böhmische Stadt Eger heisst heute Cheb)

    http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6ni…aatseisenbahnen

    PS:Eventuell kann jemand zu den Ereignisse noch mehr beitragen oder zu dem Adressaten "V. Walliser Nürnberg" etwas weiterführendes sagen?

  • Hallo Bayern Social,
    ein interessanter Brief mit ungewöhnlichem Leitweg über das böhmische Eger Mitte August 66. Die Standard-Verbindung Leipzig-Werdau-Plauen-Hof war seit dem 3.7. offen, sodass ich keinen Grund für eine Leitung von Hof über Eger sehe. Mit der preußischen Besatzungstruppe in Nürnberg hat das genauso wenig zu tun wie mit der "Lokomotivflucht" vom 18.6. Zwischenzeitlich sind die Eisenbahnen in Sachsen wieder in Dienst gestellt worden und die meisten Strecken waren für die Postbeförderung wieder freigegeben.
    Möglicherweise hat die Verbindung ab Hof am 16.8. über Eger-Weiden-Schwandorf nach Nürnberg anschlussmäßig gerade besser gepasst. dazu müsste man weitere Briefe von Hof nach Nürnberg über Eger finden...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Die Gegend um Nürnberg und Nürnberg selbst waren in der Zeit vom 31.Juli bis zum 10.Sept (!) 1866 von preussischen Truppen besetzt.

    Hallo Mikrokern,

    in der Sache mit der Lokomotivflucht sind wir uns einig, die wird nicht mit dem Leitweg des Briefes in Zusammenhang stehen, ist aber zur Arrondierung des Themas Eger Bahnhof durchaus interessant und erwähnenswert, wie ich finde.

    Das der Leitweg mit der Präsenz preussischer Truppen in genau dem Zeitraum des Briefes in Zusammenhang stehen kann halte ich schon für durchaus möglich, wenn nicht wahrscheinlich, welchen Grund sollte es für den Leitweg sonst gegeben haben?
    Natürlich hast Du vollkommen Recht, dass andere Belege aus der Zeit helfen werden, wenn wir Sie finden, diese Thesen zu verfestigen oder auch zu wiederlegen.
    Und wer sollte die Belege finden, wenn nicht unsere Sammlerschaft :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Das der Leitweg mit der Präsenz preussischer Truppen in genau dem Zeitraum des Briefes in Zusammenhang stehen kann halte ich schon für durchaus möglich, wenn nicht wahrscheinlich, welchen Grund sollte es für den Leitweg sonst gegeben haben?

    Hallo Bayern Social,
    die Präsenz preußischer Truppen in Nürnberg hat sicher nichts mit dem Leitweg nach Nürnberg zu tun. Ob der Brief von Plauen über Hof-Bayreuth-Schwandorf, Eger-Weiden oder Bamberg-Fürth nach Nürnberg transportiert wird, ist völlig unabhängig von der Besetzung Nürnbergs. Mitte August waren alle Engpässe beseitigt, der Friedensschluß zwischen Bayern und Preußen (22.8.) in greifbarer Nähe, und aktive Blockaden mit dem Ziel, die gegnerische Infrastruktur zu beeinträchtigen, gab es nicht mehr. Lediglich in Sachsen waren aufgrund schwerwiegender Zerstörungen (zB. Elbebrücke bei Riesa) länger dauernde Reparaturarbeiten vonnöten, um den regelmäßigen Eisenbahnverkehr wieder zu etablieren.
    Wie ich schon sagte, ich vermute, dass man in Hof situativ entschieden hat, ob die Beförderung über Eger gerade schneller war als über Lichtenfels oder Bayreuth.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • "Der Feind war eine größere Strecke gegen Creußen nachgefolgt, dann wendete er sich westwärts. Am 31. Juli rückte die Avantgarde des Großherzogs von Mecklenburg in Nürnberg ein, und nun erklärte derselbe dem Generalmajor Fuchs seine Bereitwilligkeit zu unterhandeln. Das Kriegsministerium bevollmächtigte zu diesem Zwecke den Oberstleutnant Roth, und am 4. August wurde eine Demarkationslinie vereinbart, wonach die feindliche Kantonnierungsgrenze durch die Ortschaften Waldhaus, Amberg, Altdorf und Schwabach, dann durch die Flusstäler der Rednitz. Regnitz, des Mains und der Itz bezeichnet sein sollte. Das bayerische Ost-Corps bezog ausgedehnte Kantonnierungen mit dem Stabssitz Schwandorf“.
    und
    "Auffallend und bis zur Stunde nicht vollständig aufgeklärt ist der Umstand, dass Graf Joner von seinem Generale die amtliche Nachricht von einer 5tägigen Waffenruhe erhalten konnte, wovon man jedoch auf preußischer Seite nichts wusste, wie denn die in Nikolsburg am 28. Juli bewilligte Waffenruhe erst mit dem 2. August eintreten sollte. Auch in Bayreuth war durch ein amtliches Telegramm eine 5tägige Waffenruhe bekannt gemacht worden, man zweifelte jedoch sogleich an der Richtigkeit dieser Nachricht und nahm sie zurück"


    Hallo Mikrokern,

    zwischen dem Friedensschluss am 22.August 1866 und der GA vom 13.August 1866 liegen ja 9Tage an denen Besetzungen, einzelne Kampfhandlungen und besonders Truppenbewegungen noch zu verzeichnen waren,
    auch wenn der Waffenstillstand ja schon zum 2.August zwischen Pr+Bay vereinbart war.
    Warum sollte die Abgabepost in Plauen nicht davon gewusst haben und den Brief über Eger spediert haben, weil das Terrain sicherer schien als eben genau durch die direkte Linie über Hof/Bayreuth/Lichtenfels nach Nürnberg (Siehe Zitat oben)
    Durch die Spedierung über Eger konnte dieses gesamte Handlugsgeschehen ja weitestgehend vermieden werden.

    Das die Besetzung Nürnbergs nicht direkt mit dem Laufweg zu tun hat ist ja klar, aber die umliegenden Ereignisse können doch diesen Einfluss gehabt haben, oder?

    Am 8.August 1866 trafen die ersten Truppen des braunschweigischen Kontingentes in Nürnberg ein, so dass in Kombination mit den bis Anfang August dauernden Kämpfen auch in der von Dir genannten Route der Region Bayreuth
    durchaus ein Anlass vorgelegen hat, den Brief über Eger zu Leiten und dieser angespannten Region auszuweichen.

    Habe ich hier eventuell einen Denkfehler in meinen Überlegungen?

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern social

    Dieser hier genannte Leitweg war auch mal hier kurz genannt geworden, und auch hier hat man nicht gewusst warum der Leitweg benutzt war.

    Sachsen-Bayern Vereinszeit


    Es war aber 1867 wo es kein Krieg gab, immerhin ist der Leitweg über Eger gewählt. Es gab also andere Grunde als Krieg um diesen Leitweg zu benutzen.


    Und wie man sieht auf diese Karte gibt es mehrere Leitwege von Plauen nach Nürnberg:

    http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/e865d_a3.htm


    Um eine wahrscheinliche Lösung/Erklärung zu finden muss man eher falsifizieren statt verifizieren. Den Gefahr ist dann leider dass man nicht immer die gewünschte Antwort bekommen will. Das habe ich oft erfahren.

    Ein interessanter Brief ist es so wie so :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Habe ich hier eventuell einen Denkfehler in meinen Überlegungen?

    Hallo Bayern Social,

    der Denkfehler liegt in der falschen Annahme von kriegerischen Handlungen und militärtaktischen Operationen im relevanten Zeitraum im August 1866. Die letzten Kampfhandlungen fanden am 29.7. zwischen bayerischen und preußischen Truppen bei Seybothenreuth bei Bayreuth statt, bevor der Waffenstillstandsvertrag vom 2.8. definitiv alle Scharmützel beendete. Es gab also keine "einzelnen Kampfhandlungen" danach mehr! (noch nicht mal mehr nach dem 29.7.)
    Was die Truppenbewegungen in der ersten Augusthälfte betrifft, hatte ich in meinem Artikel "Fremde Soldaten als Sommergäste 1866 im bayerischen Schwaben" (RB 62 der ArGe Bayern klassisch) geschrieben:
    "Nach dem Waffenstillstand vom 2. August hatte der Oberkommandierende des Bundeskorps, Prinz Alexander von Hessen, am 7. August den Befehl für die württembergische und grossherzoglich-hessische Division ausgegeben, den Rückmarsch in die Heimat anzutreten. Die badischen und österreichischen Truppen hatten schon Ende Juli den Heimweg angetreten, sodass der klägliche Rest des damit faktisch aufgelösten VIII. Korps am 8. August, als Prinz Alexander den Oberbefehl über das Bundeskorps abgab, nur noch aus der nassauischen Brigade sowie zwei Eskadrons kurhessischer Reiter, ca. 6000 Mann, bestand, die sich hinter die Linie Dinkelsbühl-Wassertrüdingen-Treuchtlingen zurückziehen sollte. Am 8. August hatte die Nassauische Brigade die Gegend von Nördlingen erreicht, wo das Hauptquartier etabliert wurde."
    Damit fallen Operationen des VIII. Bundeskorps Mitte August als Ursache für einen Beeinflussung des Leitwegs Deines Briefes aus, genauso wie die Bewegungen der bayerischen Divisionen, die nach Süden und Südwesten von Nürnberg abmarschierten (Ansbach, Dinkelsbühl, Pleinfeld, Wassertrüdingen, Treuchtlingen), um sich im Raum Ingolstadt zu konsolidieren. Alle Truppenbewegungen der Süddeutschen waren auf Marsch in die Heimat bzw. Entflechtung und Distanz zu den Preußen ausgerichtet, die wiederum in den großen Städten ihre Besatzungstruppen stationiert hatten und von Anfang an einen Sicherheitsabstand (entmilitarisierte Zone) zum Gegner forderten. Von "unsicherem Terrain", was die Postbeförderung betraf, kann bei der Leitung durch Franken Mitte August nicht die Rede sein!
    Wie zuverlässig und schnell ja bereits Anfang August die Briefbeförderung wieder funktioniert hat, zeigt der innerhalb eines Tages von Dresden nach Nürnberg zugestellte Brief vom 4.8. Und da wurde die Infrastruktur der Eisenbahnen um Nürnberg gerade erst wiederhergestellt; 10 Tage später gab es diesbezüglich keine Probleme mehr.
    Nein, der Leitweg des Briefes hat nicht mit dem Krieg oder seinen Folgen zu tun, sondern vielmehr mit der gerade günstigsten Verbindung ab Hof am 15.8., wie ich zuvor schon ausgeführt hatte. Die Anmerkung von Nils und sein Hinweis auf andere Briefe aus Sachsen, die deutlich später ohne erkennbaren Grund über Eger spediert wurden, untermauern diese Ansicht nochmals (vielen Dank für den Link, Nils!)
    Du wirst wohl akzeptieren müssen, dass nicht jeder Brief aus/nach/durch Franken aus dem Sommer 66 in Verbindung mit dem Krieg gebracht werden kann, so wie der hier gezeigte vom 27.7 aus Schweinfurt, der nur eine "profane" Ansässigkeits- und Eheschließungserlaubnis zum Thema hat...

  • Um eine wahrscheinliche Lösung/Erklärung zu finden muss man eher falsifizieren statt verifizieren. Den Gefahr ist dann leider dass man nicht immer die gewünschte Antwort bekommen will. Das habe ich oft erfahren.


    Hallo Nils,

    vielen Dank für Deinen Link, der zeigt, dass die Leitung über Eger auch in Friedenszeiten genutzt wurde, was ich so nicht wusste.
    Du hast völlig recht, dass es bei solchen Briefen erstmal offen bleiben sollte, warum der Brief auf diesem Weg geleitet wurde... :)

    Es können natürlich Ereignisse des vorangegangenen Krieges ebenso sein, wie schnellere Beförderung oder andere Gründe, am besten also es würden weitere Briefe aus der Zeit mit diesem Leitweg auftauchen.
    Zum anderen die These aufzustellen, dass die Kriegsereignisse ab dem Tag des Friedensschlusses keinen Einfluss mehr haben halte ich dann für eine ebenso unbegründete Meinung.

    Hinzu kommt bei diesem Brief, dass er für diese kurze Strecke noch dazu mit der Bahn 3Tage benötigt, während der von Altsax gezeigte, aus dem Link von Dir Nils bereits in einem Tag sogar in München ankam, also einen wesentlich weiteren Weg in einem drittel der Zeit!!!!

    Einfach wegzuargumentieren, dass es, weil es evtl keine Kampfhandlungen mehr gibt auf KEINEN FALL einen Zusammenhang mit dem 1866 Krieg gibt halte ich dagegen für keine sehr naheliegende Erklärung.
    Wenn es ergebnissoffen mit diesen Briefe zugehen soll und so neutral verstehe ich Nils mit seiner durchaus kritische Haltung zu diesen Sachverhalten :) bin ich gerne dabei, nicht aber, wenn Daten, die nicht mehr in die heisse Phase fallen generell als "unmöglich" mit dem Krieg in Verbindung stehend kommentiert werden.

    mikrokern: Es fällt mir gar nicht so schwer zu akzeptieren, dass Briefe unter Umständen nicht mit den Kriegsereignissen in Verbindung zu bringen sind, wie Du evtl meinst, auch weil ich mittlerweile so viele Stücke habe,
    die eindeutig mit den Kriegsgeschehen zusammen hängen- dass freut uns als Sammler ja immer besonders-Ist doch klar :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Einfach wegzuargumentieren, dass es, weil es evtl keine Kampfhandlungen mehr gibt auf KEINEN FALL einen Zusammenhang mit dem 1866 Krieg gibt halte ich dagegen für keine sehr naheliegende Erklärung.
    Wenn es ergebnissoffen mit diesen Briefe zugehen soll und so neutral verstehe ich Nils mit seiner durchaus kritische Haltung zu diesen Sachverhalten bin ich gerne dabei, nicht aber, wenn Daten, die nicht mehr in die heisse Phase fallen generell als "unmöglich" mit dem Krieg in Verbindung stehend kommentiert werden.

    Hallo Bayern Social,

    das habe ich so nicht gesagt. Es gibt durchaus Briefe, die aufgrund von Kriegsfolgen (nicht direkten Kampfhandlungen) umgeleitet wurden, wie etwa der Brief von Darmstadt nach München (s. post #140 ff). Du hattest aber von Kampfhandlungen im August gesprochen, die es nicht gab, genausowenig wie Truppenbewegungen, die in Franken die Briefbeförderung "unsicher" gemacht hätten. Mitte August hatte sich die Situation in Franken soweit normalisiert, dass die Gründe, einen Brief von Hof nach Nürnberg via Eger zu leiten, andere als kriegs(folgen)bedingt sein sollten. Das war meine Aussage.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • genausowenig wie Truppenbewegungen, die in Franken die Briefbeförderung "unsicher" gemacht hätten.

    Hallo Mikrokern,

    ich möchte nochmals betonen, dass ich mit dem wegargumentieren von der Darstellung, das in dieser Gegend mindestens bis Anfang August Beeinträchtigungen durch die Kriegsereignisse vorlagen,nicht einverstanden bin, da ich der Überzeugung bin, dass das so nicht stimmt, was ich im Folgenden natürlich auch Begründen möchte.
    Ob und wie genau das dann am Ende meinen Brief betrifft ist eine andere Frage, aber zur Bestätigung meiner Aussage hier ein Zitat aus "Lexikus.de", welches eine eindeutig andere Sicht auf die Lage gibt als im Zitat von Dir geschildert:
    "Nach und nach wurde das Leben wieder etwas gemütlicher, nachdem seit der letzten Woche des Juli die Eisenbahnzüge aufgehört hatten, die Post ausgeblieben, kein Postbote mit Zeitungen etc. erschienen war. Denn am 4. August traten die Postboten ihre Gänge wieder an, und am 7. August begannen wieder alle Züge der Staats- und Ostbahn mit Personenbeförderung. Am 6. August waren Braunschweiger Husaren auf der Bahn in Bayreuth eingetroffen, welche am andern Tage weiter nach Süden zogen;"

    Die Quelle nennt also ausdrücklich den 4. und 7.August und die Region Bayreuth als die Umstände wieder BEGANNEN eine Normalität zu finden.(Post und Eisenbahn)
    Das dann eine mögliche Behinderung einer Postroute 6Tage nach dem Beginnen der Normalität von Dir für völlig ausgeschlossen erklärt wird verstehe ich nicht. (Der gezeigte Brief läuft am 13.8.1866)

    Ebensowenig verstehe ich es dann, dass im Kontext mit anderen Briefen mal so und mal so argumentiert wird, was die Zeiten angeht:

    -Post 147, Dein Zitat:"Offensichtlich gab es also bereits am 5. August wieder zumindest teilweise funktionierende Bahnverbindungen (Hof-Nürnberg), oder der Brief wurde auf andere Art und Weise nach Nürnberg spediert
    -Post 86, Ein weiteres Beispiel, was Anfang August noch Verzögert wurde ist aus auch hier Bayreuth, der Brief von Altsax wurde erst am 3.8 zugestellt wegen der Besetzungsthematik.
    -In Post 92 zeigst Du selbst einen FP Beleg eines Kanoniers vom 1.Sept. 1866 aus der Gegend in und um Nürnberg.(Also 17Tage NACH meinem Brief!)
    -Post 170, "Die Besetzung Frankens dauerte mindestens bis zum 8.Sept.1866" Dein Zitat zu dem Brief.

    Warum sollte sich nur binnen weniger Tage "ALLES" wieder normalisiert haben und "KEINERLEI" Beeinträchtigungen mehr entstehen? DAS verstehe ich nicht und ist auch laut Quellenlage oben nicht so gewesen!

    Nein, meine Meinung dazu ist ganz klar die, dass es in den ersten beiden Wochen im August 1866 Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebens, der Bahnverbindungen und der Post in der Region zwischen Nürnberg, Bayreuth und Hof zu verzeichnen gab, wie genau, wo genau und wie lange genau das ist noch in den Details ein lohnendes Forschungsgebiet.
    Das es so war ist mit Briefbeispielen, Quellenschilderungen und Berichten ganz klar nachweisbar. (Siehe oben)

    Die letzte Frage an Dich zu dieser Thematik wäre die, das wenn Du in Post147 schilderst,es "am 5.August zumindest teilweise funktionierende Bahnverbindungen zwischen Hof und Nürnberg gab" warum sollte der Postler die gezeigte GA dann nicht aus genau diesem Grund der Bahnunterbrechung wenige Tage danach über Eger geleitet haben?
    Mir ist zumindest ein zweiter Bekeg bekannt, Sachsen-Hof der genau so aus genau diesem Grund genau wie meine gezeigte GA über Eger/Böhmen spediert wurde.


    Es wäre schön, wenn diese Quelle und diese Schilderungen jetzt nicht pauschal als unzutreffend bezeichnet würden, denn ich denke das würde dann einer anspruchsvollen Diskussion nicht gerecht.
    Interessant wäre es doch, die genauen Zeiten für die Normalisierung heraus zu finden, der Text spricht vom 7.August, wo denn, überall? keinerlei Behinderungen mehr? wo steht das? weitere Quellen, Belege? .....usw

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (6. April 2014 um 13:44)

  • Die Quelle nennt also ausdrücklich den 4. und 7.August und die Region Bayreuth als die Umstände wieder BEGANNEN eine Normalität zu finden.(Post und Eisenbahn)
    Das dann eine mögliche Behinderung einer Postroute 6Tage nach dem Beginnen der Normalität von Dir für völlig ausgeschlossen erklärt wird verstehe ich nicht. (Der gezeigte Brief läuft am 13.8.1866)

    Es geht doch um die wieder regulär etablierte Postbeförderung per Eisenbahn, was die Diskussion zur Rückkehr zur Normalität betrifft. Eine solche Wiederherstellung regelmäßiger Eisenbahnverbindungen, Postkurse etc. war bis Anfang August nicht gewährleistet, nach der Verfügung des Großherzogs von Mecklenburg (Oberbefehlshaber des II. preußischen Reserve-Armee-Korps) vom 3.8. aber sehr schnell wieder. Du zitierst ja selbst den 7.8. als Datum für wieder regelmäßige Beförderung auf den bayerischen Eisenbahnen. Ich kenne keinen Grund für den kriegsbedingten Ausfall einer Eisenbahnverbindung in Franken nach dem 7.8., erst recht nicht nach dem 13.8. (auf dem Brief meine ich sogar, den 15.8. als Absendedatum von Plauen zu sehen).

    -Post 147, Dein Zitat:"Offensichtlich gab es also bereits am 5. August wieder zumindest teilweise funktionierende Bahnverbindungen (Hof-Nürnberg), oder der Brief wurde auf andere Art und Weise nach Nürnberg spediert
    -Post 86, Ein weiteres Beispiel, was Anfang August noch Verzögert wurde ist aus auch hier Bayreuth, der Brief von Altsax wurde erst am 3.8 zugestellt wegen der Besetzungsthematik.
    -In Post 92 zeigst Du selbst einen FP Beleg eines Kanoniers vom 1.Sept. 1866 aus der Gegend in und um Nürnberg.(Also 17Tage NACH meinem Brief!)
    -Post 170, "Die Besetzung Frankens dauerte mindestens bis zum 8.Sept.1866" Dein Zitat zu dem Brief.

    Verstehe den Sinn für diese Zitate nicht. Niemand hat die Besetzung Frankens durch preußische Truppen bis in den September hinein bestritten, oder dass die Besatzer auch Feldpostbriefe abgeschickt hätten. Dass es Anfang August noch zu kriegsfolgebedingten Verzögerungen kam, steht ebenfalls außer Frage - hatte ich auch nie angezweifelt, sondern sogar selbst belegt. Es geht doch um Deinen Brief von Mitte August...

    Warum sollte sich nur binnen weniger Tage "ALLES" wieder normalisiert haben und "KEINERLEI" Beeinträchtigungen mehr entstehen? DAS verstehe ich nicht und ist auch laut Quellenlage oben nicht so gewesen!

    Wie gesagt - die der Diskussion zugrundeliegende "Normalisierung" betrifft die Postbeförderung. Deren Normalisierung ist um den 5.8. angelaufen und war sicher am 13.8. gewährleistet. Auf einen Beweis des Gegenteils warte ich noch. Welche Quelle belegt, dass es nach dem 13.8. Beeinträchtigungen der Postbeförderung aub bayerischen Eisenbahnen gegeben hätte? Gerade die Leitung von Hof über Eger ist eben kein Gegenbeweis, wenn es sogar Monate später Briefe aus Sachsen über Böhmen nach Bayern geleitet wurden (s. Link von Nils zu diesem Thema).

    Nein, meine Meinung dazu ist ganz klar die, dass es in den ersten beiden Wochen im August 1866 Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebens, der Bahnverbindungen und der Post in der Region zwischen Nürnberg, Bayreuth und Hof zu verzeichnen gab, wie genau, wo genau und wie lange genau das ist noch in den Details ein lohnendes Forschungsgebiet.
    Das es so war ist mit Briefbeispielen, Quellenschilderungen und Berichten ganz klar nachweisbar. (Siehe oben)

    Bitte gib dafür - nämlich für die Zeit nach dem 10.8. - konkrete Beispiele bzw. Primärliteraturzitate an, was Beeinträchtigung der Bahnverbindung und Postbeförderung in Franken betrifft.

    Die letzte Frage an Dich zu dieser Thematik wäre die, das wenn Du in Post147 schilderst,es "am 5.August zumindest teilweise funktionierende Bahnverbindungen zwischen Hof und Nürnberg gab" warum sollte der Postler die gezeigte GA dann nicht aus genau diesem Grund der Bahnunterbrechung wenige Tage danach über Eger geleitet haben?
    Mir ist zumindest ein zweiter Bekeg bekannt, Sachsen-Hof der genau so aus genau diesem Grund genau wie meine gezeigte GA über Eger/Böhmen spediert wurde.

    Alles schon gesagt... an diesem Tag zu der betreffenden Uhrzeit gerade eine schnellere Verbindung von Hof über Eger nach Weiden (während der Zug nach Bayreuth oder Lichtenfels erst Stunden später gefahren wäre), oder irrtümlich in den Postsack nach Eger gesteckt. Die Tatsache, dass lange nach dem Krieg weitere derartige Belege von Sachsen über Böhmen nach Bayern liefen, beweist, dass dieser Weg durchaus "normal" war.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Wie gesagt - die der Diskussion zugrundeliegende "Normalisierung" betrifft die Postbeförderung. Deren Normalisierung ist um den 5.8. angelaufen und war sicher am 13.8. gewährleistet. Auf einen Beweis des Gegenteils warte ich noch. Welche Quelle belegt, dass es nach dem 13.8. Beeinträchtigungen der Postbeförderung aub bayerischen Eisenbahnen gegeben hätte?


    Tja der Beleg vom 13.8 könnte genau das Belegen, wenn wir bereit wären diesen ergebnissoffen zu diskutieren und Quellen in die eine wie die andere Richtung abzuwägen, dann könnten wir für so spannende Fragen differenzierte Antworten finden.

    Wenn Du Dir Dein Argument welches ich unten zitiere, dass auch später und/oder früher Belege über diese Route spediert wurden nochmal genauer anschaust, kannst Du ja mal überlegen ob das auf Deinen Wunschbrief, 33Kr in die USA über FR nicht dann genauso zutrifft!?

    Auch über diese Route sind aber vor UND nachher Briefe spediert worden, oder etwa nicht? Jedenfalls kann ich Dir Belege zeigen, die genau das belegen.

    Gerne kann ich auch diese Belege zeigen und bin gespannt warum die eine Route besser oder schlechter wird, nur weil auch vor/nach der Kriegszeit Briefe dorthin befördert wurden.
    Oder gilt dieses Argument als Negation nur für Briefe aus meiner Sammlung? 8o

    Gerade die Leitung von Hof über Eger ist eben kein Gegenbeweis, wenn es sogar Monate später Briefe aus Sachsen über Böhmen nach Bayern geleitet wurden

    Wenn eine Route ungewöhnlich war(Eger) und mit einem ungewöhnlichen Ereigniss(1866ger Krieg) zusammenfällt halte ich es entgegen allen "Unkenrufen" für wahrscheinlich, dass beides miteinander zu tun haben kann.
    In Post 200 zeigt Altsax eine Kriegsleitung über Eger, bei der keiner im entferntesten bezweifelt hat, dass diese dem 1866ger Krieg geschuldet ist.

    Warum dann hier...???? Wegen den wenigen Tagen, die er nach dem bis jetzt angenommenen Eisenbahn wiederherstellungs Termin liegt?? IM ERNST????

    Einfach "mal so und mal so" urteilen, oder gibt es dann doch auch Gründe ernsthafter über eine Kriegsleitung des 13.Aug.1866 Beleges nachzudenken, ohne mal den einen, mal den anderen Grund dagegen aufzuführen und ohne die Gründe, die für eine solche Leitung sprechen auch mal zu bedenken??

    PS: Ein weiteres Argument das es wert ist differenziert betrachtet zu werden ist dann noch dieses, während der Brief aus 1867 über Eger gar keine Umleitung darstellt sondern mit einem Tag der Zeitersparniss wegen diesen Leitweg nahm (Reichenbach-Eger-München), nimmt die gezeigte Ganzsache ja einen Umweg UND einen Zeitverzug von zwei Tagen in Kauf...!
    Wenn die vorherigen Argumente nicht auf Dein Verständniss fallen, dann sei doch so gut und beantworte mir wenigstens diese Frage.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    3 Mal editiert, zuletzt von Bayern Social (6. April 2014 um 15:41)

  • Liebe Freunde,

    gerade wie es der Zufall will zu diesem Thema gefunden, dank unseres unermüdlichen bayern klassisch, der sich jetzt eventuell wundert, weill er gar nicht davon weiss.... :)
    In ganz anderem Zusammenhang hat er in StampX diverse VO zum 1866 ger Krieg gepostet, unter anderem diese hier zur Leitung Bayern über Eger nach Sachsen vom 24.August 1866

    Aus der königlich bayerischen Verordnung geht hervor, dass zu dem Datum 28.August1866 der reguläre Postverkehr wieder vollständig aufgenommen wurde!
    (11 Tage NACH dem oben gezeigten Beleg)

    Damit wird der Beleg zum 1866 ger Krieg natürlich mit entsprechender VO noch viel interessanter.
    (Entweder Kriegsleitung oder frühzeitige Leitung entgegen der kgl. Verordnung....)

    • Offizieller Beitrag

    Wenn eine Route ungewöhnlich war(Eger) und mit einem ungewöhnlichen Ereigniss(1866ger Krieg) zusammenfällt halte ich es entgegen allen "Unkenrufen" für wahrscheinlich, dass beides miteinander zu tun haben kann.

    Hallo bayern social

    Es ist meiner Meinung nach eben hier du dich irrst.

    Du hast eine Hypothese: Die Route war so gewählt wegen Kriegsfolgen.

    Welche Methode benutzt du dann um dein Hypothese wahrscheinlich zu machen?

    Hier wählst du auch zwei schwache Argumente
    - etwas ist schon mehrere vorher Tage passiert und man nennt die Zeit wo der Brief geht normal
    - etwas scheint ungewöhnlich weil es wenige Belege gibt wo man nicht Leitwegsursachen erklären kann


    Wenn du ein Mann siehst, der einen Regenschirm in die Hände hat trotz dass die Sonne scheint. Kann man dann davon schliessen dass es gestern geregnet hat?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Na ja lieber Nils in diesem Fall möchte ich sagen der Mann hat einen Regenschirm, es fallen Tropfen vom Himmel und nun kommt die Meinung auf die Sonne würde scheinen.....

    Die anhängende VO vom 15: August 1866 besagt folgendes:
    "...den Verbot des Übergangs der Wagen über Lichtenfels und Hof aufrecht zu halten....."

    Eine VO, die eine Blockade der Wagen am 15.8.1866 Beschreibt zusammen mit der zuvor gezeigten VO vom 24.8.1866.

    Bin mal gespannt, wie die königlichen Verordnungen in euere Überlegung/Interpretation der GA und des Sachverhaltes Anfang August 1866 einfliessen.

    PS: Wenn herauszufinden wäre, was mit den Ausnahmen in der VO gemeint ist und das z.B. eine Leitung über Eger wäre, würde die Sonne scheinen und der Brief wäre erklärt :)

  • Hallo bayer Social,
    wir sollten die Diskussion unemotional führen und den Ball mal flach halten...
    Weder will ich den Brief schlecht reden (warum auch - weder gehört er mir, noch bin ich an ihm interessiert), noch sehe ich Inkonsistenzen in meiner Beurteilung bzw. im Hinblick auf frühere posts von mir.
    Meine Aussage ist lediglich, dass weder Kampfhandlungen noch die preußische Besatzung von fränkischen Städten Mitte August 1866 die Ursache für eine Sonderbehandlung des Brieftransportes von Hof nach Nürnberg gewesen sind. Ich kann keinen verbindlichen, nur plausible - mögliche - Gründe für die Leitung über Eger geben, die in dieser und späterer Zeit zur Anwendung kam und nicht kriegsbedingt war.
    Der Brief von Altsax (post 200) taugt nicht als Beispiel, da er in der "heißen" Kriegsphase versandt wurde und die zu Friedenszeiten normalerweise genommene Standardroute über Leipzig-Werdau-Hof Ende Juni nicht zur Verfügung stand, womit die Bedingungen erheblich von denen Mitte August abweichen.
    Auch der Brief in die USA hat nicht mit Deinem Brief zu tun. Da kam die Kriegsverordnung 21´947 vom 21.6.66 bzgl. zwingender Leitung über Frankreich statt über Preußen zum Tragen; niemand hätte einen Brief nach USA in Friedenszeiten über Frankreich geschickt, da das Gewicht für den einfachen Brief auf 7.5 gr. beschränkt war und man deshalb entsprechend schlechter bedient war. Hier ist er Leitweg ganz klar kriegsbedingt und ohne Alternativen gewählt worden.
    Man sollte die VO 28´372 vom 15.8. auch vollständig zitieren, dann wird klar, dass sich diese und nachfolgende auf den Güter- und Frachtverkehr (Fahrpost), aber nicht auf die längst wieder normalisierte Briefpost bezieht!