Stadtbriefe Thurn und Taxis Vorphilazeit

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Bereich der Thurn und Taxis'schen Post wurden zuerst 1832 in Frankfurt am Main offiziell Stadtbriefe zugelassen. Gleichzeitig wurden dort Briefkästen aufgestellt, in denen Portobriefe eingeworfen werden konnten. In Frankfurt am Main kostete der Ortsbrief 1 Kreuzer zuzüglich 1 Kreuzer Bestellgeld, also 2 Kreuzer Porto. Hierzu folgender Brief: Portobrief aus Erbach im Odenwald vom 4. Juli 1847, der nach Frankfurt am Main gebracht - und dort in einen der Briefkästen gelegt wurde. Aufgabestempel Frankfurt am Main vom 9. Juli. Der Empfänger bezahlte 2 Kreuzer. Dazu noch eine Briefhülle aus Frankfurt am Main vom 6. März 1848. Der Empfänger bezahlte 2 Kreuzer. (Quelle: Entstehung und Entwicklung der Postgebühren vom 16. Jahrhundert bis 1918 von Konrad Schwarz).

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Königreich Württemberg, das seit 1.10.1819 bis 30.6.1851 ihre Post an Thurn und Taxis verpachtet hat (Thurn und Taxis’sche Lehenspost) legte sie die Regeln fest. In Stuttgart wurden im März 1844 drei Briefkästen im Stadtgebiet angebracht, in die man unfrankierte Briefe legen konnte. Dabei wurde bestimmt, daß Ortsbriefe, die in diese Briefkästen gelegt wurden, ohne Unterschied des Gewichts 2 Kreuzer kosten sollten. 1847 wurden in Württemberg auch in Ulm, Heilbronn und Tübingen solche Briefkästen angebracht. Es galten dann auch dort die selben Regeln. Am 4. Mai 1847 beantragte die General-Post-Direktion in Frankfurt beim Fürsten von Thurn und Taxis im Stadtpostverkehr von Stuttgart die Gebühr von 2 auf 1 Kreuzer herabzusetzen und hierfür auch besondere Franco-Couverts einzuführen (als Beispiel wurde der braunschweigische Stadtpost-Umschlag von 1844 genannt). Am 9. Mai 1847 wurde dies vom Fürsten genehmigt. Die Städte Ulm, Tübingen, Ludwigsburg und Ulm stellten einen gleichen Antrag, der genehmigt wurde. Am 23, September 1847 erfolgte die Veröffentlichung und diese Franko-Couverts (waren praktisch Ganzsachen) konnten zum Preis von einen Dutzend Stück für 18 Kreuzer gekauft werden. Die Verkäufe waren so wenig, daß am 17. November 1847 kleinere Franko-Couverts für 15 Kreuzer für ein Dutzend, bzw. 8 Kreuzer für ein halbes Dutzend angeboten wurden. Nach Übernahme der Post durch die Württembergische Regierung am 1.7.1851, wurden diese Stadtpostumschläge am 15. Oktober 1851 aus dem Verkehr gezogen. Peter Sem schreibt in seinen Spezialkatalog Thurn und Taxis, daß bisher drei gebrauchte Stadtpost-Umschläge bekannt sind, davon einer in privaten Besitz. (Quellen: Peter Sem, Spezialkatalog Thurn und Taxis, 5. Auflage, 2001; Borek Ganzsachen-Spezial-Katalog Deutschland 1850 bis 1932 von Hans Meier zu Eissen von 1978; Entwicklung und Entstehung der Postgebühren vom 16. Jahrhundert bis 1918 von Konrad Schwarz, 1985;

    Hierzu der Wertstempel auf den Couverts:

    Nun zu folgenden Brief: Ortsbrief an das königliche Finanz Ministerium in Stuttgart vom 24. Juni 1848, den der Absender als Frankobrief (links unten "frei") aufgeben wollte. Er überlegte es sich aber anders und legte den Brief in einen der Stadtbriefkästen. Dort entnommen und beim Oberpostamt Stuttgart am 26. Juni gestempelt (schwacher blauer Abschlag). Dabei wurde "frei" mit dem roten Stempel "Aus der Brieflade" überstempelt. Eigentlich waren unfrankierte Briefe an Behörden nicht zulässig. Der Empfänger bezahlte 1 Kreuzer Porto.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    ein Vortragsbrief erster Güte. Wie oft wird man dergleichen nochmals finden? Ich bezweifle das ... :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    herzlichen Dank.


    Liebe Sammlerfreunde,

    zwischen Stuttgart und Cannstatt galt der Nachbarortsverkehr. Es waren die selben Tarife wie beim Ortsverkehr mit einer kleinen Änderung. Im Stadtpostverkehr von Stuttgart wurde am 9. Mai 1847 die Gebühr von 2 - auf einen Kreuzer herabgesetzt (siehe Abschnitt 2.). Im Nachbarortsverkehr zwischen Stuttgart und Cannstatt blieb es bei der Regelung, die bis 8. Mai 1847 im Ortsverkehr galt, so daß 1 Kreuzer für den Ortsverkehr und 1 Kreuzer Bestellgeld, also 2 Kreuzer Porto oder Franko zu zahlen waren. Hierzu folgender Frankobrief aus Ditzingen vom 6. April 1848, aufgegeben in Stuttgart (Aufgabestempel in rot vom 10. April 1848 nach Cannstatt im Nachbarortsverkehr (1 Kreuzer Ortsverkehr und 1 Kreuzer Ortsbestellgeld, also 2 Kreuzer Franko. Ankunftsstempel vom 11. April. Der Brief wurde als Portobrief zurückgeschickt von Cannstatt nach Ditzingen (Ortsbestellbezirk von Stuttgart. Bis Ditzingen wurden mit Bleistift 3 Kreuzer vermerkt. Dazu kam ein Ortsbestellgeld in Ditzingen von einen Kreuzer, so daß der Empfänger 4 Kreuzer Porto bezahlte. Ankunftsstempel von Stuttgart vom 13, April 1848. Ankunftsstempel, jeweils Distributionsstempel. Cannstatt verwendete einen Stempel. In Stuttgart gab es vier verschiedene.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Königreich Württemberg, das seit 1.10.1819 bis 30.6.1851 ihre Post an Thurn und Taxis verpachtet hat (Thurn und Taxis’sche Lehenspost) legte Thurn und Taxis die Regeln fest. In Stuttgart wurden im März 1844 drei Briefkästen im Stadtgebiet angebracht, in die man unfrankierte Briefe legen konnte. Dabei wurde bestimmt, daß Ortsbriefe, die in diese Briefkästen gelegt wurden, ohne Unterschied des Gewichts 2 Kreuzer kosten sollten. 1847 wurden in Württemberg auch in Ulm, Heilbronn und Tübingen solche Briefkästen angebracht. Es galten dann auch dort die selben Regeln. Am 4. Mai 1847 beantragte die General-Post-Direktion in Frankfurt beim Fürsten von Thurn und Taxis im Stadtpostverkehr von Stuttgart die Gebühr von 2 auf 1 Kreuzer herabzusetzen, das auch genehmigt wurde. Am 9. Mai 1847 wurde dies vom Fürsten genehmigt. Die Städte Ulm, Tübingen, Ludwigsburg und Ulm stellten einen gleichen Antrag, der genehmigt wurde. (Quelle: Entwicklung und Entstehung der Postgebühren vom 16. Jahrhundert bis 1918 von Konrad Schwarz, 1985; Hierzu folgender Brief: Brief aus Bodelshausen vom 12. Juni 1849 (19 km Wegstrecke bis Tübingen), in Tübingen in einen der Briefkästen gelegt. Aufgabestempel TÜBINGEN 15. Juni 1849. Der Empfänger mußte einen Kreuzer Ortsbestellgebühr bezahlen. Nicht angeschrieben.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Bereich der Thurn und Taxis'schen Post wurden zuerst 1832 in Frankfurt am Main offiziell Stadtbriefe zugelassen. Gleichzeitig wurden dort Briefkästen aufgestellt, in denen Portobriefe eingeworfen werden konnten. In Frankfurt am Main kostete der Ortsbrief 1 Kreuzer zuzüglich 1 Kreuzer Bestellgeld, also 2 Kreuzer Porto. Von Frankoortsbriefen steht aber im Buch von Konrad Schwarz nichts. Hier kann ich einen Frankoortsbrief in Frankfurt vom 3. März 1842 zeigen. Wenn das Franko 2 Kreuzer sind (Röteltaxierung), dann war auch hier das Franko 1 Kreuzer zuzüglich 1 Kreuzer Ortsbestellgeld. (Quelle: Entstehung und Entwicklung der Postgebühren vom 16. Jahrhundert bis 1918 von Konrad Schwarz).

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Dieter,

    vielen Dank.

    Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu ein gebührenfreier Ortsbrief in Frankfurt am Main an Karl Philipp Francke, Abgeordneter eines schleswigischen Wahlkreises in der Frankfurter Nationalversammlung, in der er von 1848 bis 1849 war.

    siehe folgenden Link:

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    schön ist anders, aber häufig auch! Wer hat schon so etwas aus hochinteressanter Zeit?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Hermann,

    ein interessanter Beleg. :) Ich denke wie Ralph, daß häufig anders geht.

    Ist der Knopf in der Mitte ein Teil des Verschlusses? Das habe ich noch nicht gesehen.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Hermann,

    so noch nie gesehen - man lernt hier jeden Tag dazu. Klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Ortsbrief von Stuttgart mit "frei" Vermerk in den Briefkasten gelegt. Dort entnommen und mit roter Stempelfarbe "Aus der Brieflade" gestempelt und als Portobrief behandelt. Aufgabestempel: STUTTGART 20. NOV. 1849. Siegelseitig Distributionsstempel von Stuttgart "D3" vom selben Tag. Der Empfänger bezahlte 1 Kreuzer Porto.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    interessant - den "Frei" - Vermerk durfte die Aufgabepost ja nicht streiche, daher einfach "Aus der Brieflade" drüber gestempelt und jeder wußte, was passiert war.

    Auch nicht übel, dass es wohl 2 Stempler waren, die in Stuttgart tätig waren; wäre es nur einer gewesen, wären die Stempel entweder beide in blau, oder beide in rot abgeschlagen worden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.