Das Rautenobligatorium vom 7. Dezember 1854 bis 23. Mai 1857

  • 1. Man weiss von Verwendungen wo eine unentwertete Marke nachträglich entwertet wurde. Wir haben das Thema ja eben bei einem anderen Thread.


    2. Mir ist nur bekannt, dass die Kreispostdirektion diese Stempel zurückbeorderte.

    Gut möglich das es da aber auch noch andere Möglichkeiten gab.

  • ... und wenn man den Befehlen der Direktion nicht Folge leistete, kostete das doch immer etwas. Von daher hätten die Beamten schon schauen müssen, dass sie ihre Stempel zurück geben; oder die Direktion hatte den Überblick verloren (kann ich mir auch gut vorstellen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph

    Ich bin überzeugt, du kennst die 10 Gebote!

    Aber kennst du auch das 11. Gebot?

    Das so heisst:

    Du sollst dich nicht erwischen lassen.

    😀😀😀😀😀😀😀😀

    Es zeigt sich doch bei ganz vielen Beispielen in der internationalen Philatelie, dass noch lange nicht alles so umgesetzt wurde wie es sein sollte. Beispiele kennen wir alle genügend. Wie auch der N.T.T Stempel bei dem wir kürzlich was gesehen haben das so eigentlich nicht sein sollte.

  • ... ja, die 11 Gebote, war ja klar, dass es das 11. Gebot auch in der Schweiz galt. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Morgen zusammen.

    Nun ist es ja nicht so, dass die Entwertung mit einer Raute erst auf den 7. Dezember 1854 eingeführt wurde.

    Dies kam schon 3 Jahre früher.

    Einführung der eidgenössischen Raute auf den 1. August 1851

    Im Kreisschreiben der eidgenössischen Postverwaltung vom 1. August 1851 wurde unter anderem die Einführung gleichförmiger Stempel mitgeteilt. Diese eidgenössischen Rautenstempel wurden aber nur an Postbüros und nicht an die Postablagen abgegeben. Somit bestanden eigentlich gleichzeitig zwei Entwertungsvorschriften.

    Die Postbüros hatten diese Rautenstempel ab Empfang ausschliesslich zur Entwertung der Frankomarken zu verwenden. Die Farbe schwarz war vorgeschrieben!

    Diese Vorschrift wiederspiegelt den Nachdruck des Schreibens das auf enden 1854 versendet wurde (siehe Anfang).

    Postablagen konnten weiterhin ihren Balkenstempel (Ortsstempel) oder eine handschriftliche Entwertung mittels zweier Striche die sich kreuzten verwenden (sogenannte Tintenentwertung).

    Eigentlich war ja nun ab dem 1. August 1851 in der ganzen Schweiz die eidgenössische Raute im Gebrauch bei den Postbüros. Infolge Lieferschwierigkeiten oder Versäumnissen musste der Beginn der Raute jedoch auf den 8. August 1851 verschoben werden. Unter Spezialisten ist man sich aber nicht ganz einig ob nun die Raute ab dem 7. August oder doch erst ab dem 8. August 1851 kam.

    Ich kann zum Beispiel folgende Daten nachweisen:

    Genf 12. August 1851

    St. Gallen 13.August 1851

    Es sind deshalb nun ganz wenige Belege bekannt die zwischen dem 1. und 8. August 1851 noch eine Entwertung des P.P tragen und somit zeigen, dass die Raute noch nicht bei den Postbüros angekommen ist.

    Quellennachweis:

    Honegger Katalog 1994 Los 494

  • ... sehr interessant, José, dass auch bei den sonst so akkuraten Schweizern Termine nicht eingehalten werden konnten, was uns Sammlern ein feines Spielfeld überläßt. Bitte gerne mehr davon. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... da hast du recht, aber das liegt an den CH - Sammlern selbst ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Schweiz Runde,

    Danke für das zeigen der überaus tollen Briefe und die kompetenten Erklärungen.:thumbup:

    Zur Raute habe ich eine Frage, kam es häufig vor, dass auf einem Brief aus Okt.1850 schon die Raute (Aargau) auf der Rayon Marke als Entwerter in blau verwendet wurde?

    (Wohl als Frühverwendung...?)

    Bin gespannt auf Eure Rückmeldung und wünsche einen schönen Sonntag:)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (9. August 2020 um 14:02) aus folgendem Grund: Wieder hergestellt, da versehentlich gelöscht

  • Weisst du Ralph das ist überall dasselbe. Kenne ich auch in anderen Foren.

    Fast jeder will profitieren und das möglichst ohne etwas dazu beizutragen. Schade!

    So ist die Menschheit eben.

    Ich ehrlich gesagt würde mich mies fühlen wenn ich hier nur betteln würde das mir geholfen wird.

  • ... da steckt aber auch viel Passivität drin - jeder liest gerne interessante Dinge - aber die Arbeit, die hinter dieser Präsentation steht, ist für die meisten zu viel. Wissen bekommt man leichter, als man es vermittelt.

    Gut, dass hier der Gegenentwurf mit diesem Forum entsteht. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern Social


    Zu deiner Frage:

    Ich glaube dies ist nicht möglich. Will mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

    Es gibt haufenweise Rautenstempel die variieren in Form und Grösse. Etliche konnten bis heute Nicht mal einem Ort zugeteilt werden. Es wäre zu viel verlangt wenn ich jeden Stempel genau kennen würde und dessen Verwendungsdauer exakt kennen würde.

    Fast alle frühen Marken die eine Raute tragen sind Spätverwendungen der Marke und sehr selten. Dies zeigt sich auch im Stempelwerk und deren Bewertung!


    Ich versuche dies seit Jahren nur von St. Gallen und finde auch heutzutage immer mal wieder ein Exemplar das aus der Reihe tanzt.


    Fazit:

    Es besteht die Möglichkeit, dass es sich hier auch um eine Fälschung handeln könnte.

    Ein gutes Thema!

    Wenn erwünscht bringe ich hierzu mal ein, zwei Beispiele die zeigen, wie das so läuft und wie die Täuschung so vonstatten ging.

  • Hallo St Gallen,

    besten Dank für die Antwort.

    Ich habe die Frage versehentlich gelöscht, als ich diese bearbeiten wollte...

    Aber es erschliesst sich ja auch schon aus der Antwort...

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Und es ist doch möglich.

    War selber gespannt ob ich etwas finde.

    Hier nun der Beweis.


    Schönenwerd 15. Dezember 1850

    Der Brief trägt einen Attest.

    Quellennachweis

    Honegger Katalog 2020 Los 2559


    Auch ich weiss nicht alles und das ist gut so.

  • Also nochmals zum klar stellen.

    Es heisst:

    Eigentlich hätte ab dem 1. August 1851 überall in der Schweiz die eidgenössische Raute eingeführt werden sollen.

    Es betrifft also die eidgenössische Raute.

    Ob, wer und wann andere Postbüros eigene Rauten hatten und auch verwendeten weiss ich nicht respektive habe ich zu wenig Kenntnis, da es nicht mein Sammelgebiet betrifft.

  • Hallo St Gallen,

    besten Dank für die Nachricht, dann war es bei dem Brief den ich gesehen habe auch so.

    Niemand kann alles wissen, daher ist das Forum ja so wertvoll....:!:

    Vielen dank für das Zeigen des Briefes aus 1850:thumbup:

    Beste grüße in die Schweiz:)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Rautenstempel auf Sitzender Helvetia sind einige bekannt.

    Und es gab ja auch verschiedene Rautenstempel.

    Den Vorschriften nach, war es so, das Entwertungen mit stummen Stempeln vor allem Gebraucht wurden um nicht Entwertete Marken zu entwerten. Später verwendete man dazu die Postvertragsstempel PP oder PD dazu.


    Was man anhand dieser stummen Stempel nicht erkennt, welche Poststelle mit der Raute entwertete.

    Dieser Brief hat weder ein Ankunftsstempel, noch einen sonstigen Hinweis auf den Abgangsort. Ein früherer Besitzer vermerkte Rückseitig das der Brief aus Luzern sein soll. Durch was er das bestimmt weiss ich nicht, vermutlich durch die Versiegelung.

    Hier ein Chargierten Brief von der Postablage (Udligenswyl). Die Marke entwertet mit der Eidg. Raute und dem Postsellenstempel von Luzern. Wer die Raute gesetzt hat ist unbekannt.

    Eine Weitere Verwendung der Rauten war die Annullierung falscher Postvermerke. (Postvertragsstempel)

    Hier die Annullierung des PD, das der Brief nicht bis zum Empfänger bezahlt war, sondern nur bis zur Grenze des Kirchenstaates.

    Es gab für solche Fälle auch spezielle Stempel zur Annullierung.

    Die kleine Raute von Neuchatel wurde nur für den Zweck der Annullierung gebraucht.

    Eine weitere kleine Raute (die von Genf) wurde ebenfalls nur zur Annullierung des PD verwendet.

    Hier noch eine Raute zur Annullierung des fälschlich angebrachten Affr. Insuf. (unterfrnakiert).

    Des weiteren hatte ich schon erwähnt, das Marken komplett entwertet werden mussten, so dass die Marke nicht abgelöst und nochmals verwendet werden konnte.

    Mit dem PD Stempel wurde die Marke nachträglich Nachentwertet.

    Der Kreisrunde Stempel ist übergehend auf die Marke aber kaum sichtbar.

    Hier noch eine Nachentwertung mit einem eingefassten PP Stempel.

    Lieber Gruss Rene

  • PP Stempel waren schon vor der Markenzeit bekannt.

    Ab dem 1.Oktober 1850 (Einführung der ersten eidgenössischen Marken, Rayon) wurden diese zur Entwertung der Marken verwendet.

    St. Gallen beispielsweise benutzte diese auch ab dem 1. Oktober 1850!

  • Hallo José,

    eine überaus beeindruckende Strecke zeigst du hier - das wäre fast allein schon ein 1-Rahmen-Exponat der Sonderklasse.

    Immer wieder interessant, wie viele Briefe falsch P.D. gestempelt wurden, obwohl doch damals wohl nur die Besten diese Stempel überhaupt führen durften und nicht jeder Himbeer - Toni. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.