Der Beginn der Packkammer in Magdeburg

  • Liebe Sammelfreunde

    mal ein besonderer Brief an den "Herrn Amtsrat Thorspe(c)ken hochwohlgeb(oren in) Dessau" vom 12.Oktober 1830. Unten links wurde vermerkt: "Nebst 2 Paq(uete) gedruckte Sachen sig(iert) H.T." Als Gewichte wurden notiert 35 Pfund und 26 Pfund 8 Loth.

    Der Packmeister Hagemann stempelte hier diesen Brief, kleiner Einkreiser mit dem "H", wahrscheinlich auch der Nebenstempel "Nach Abgang der Post" doppelt, wegen der Lesbarkeit. :)

    Jetzt wird es noch interessanter, denn die "gedruckten" Sachen wurden gestrichen - es wäre teuer geworden - tja laut Inhalt wurden Tabellen angefertigt... ?(

    Schwach erkennt man noch die 30 1/2 Sgr vorderseitig notiertes Porto, was für zwei normale Pakete auch rechnerisch richtig ist.

    (Für die, die es interessiert: Magdeburg - Dessau ca. 7 Meilen und damit 2. Entfernungsstufe.
    Die Gewichte werden addiert, also 35 Pfund + 26 Pfund 8 Loth = Gesamt 61 Pfund 8 Loth. Für jedes Pfund war 3 Pfennige je Entfernungsstufe zu zahlen, die überschiessende Lothe bleiben unberücksichtigt, also
    3 Pfennige * 61 Pfund * 2. Entfernungsstufe = 366 Pfennig = 30 1/2 Sgr, bei gedruckten Sachen wäre es sogar doppelt so teuer geworden.)

    Siegelseitig wurden jedoch nur 24 1/2 Sgr notiert, also nur etwa 80 Prozent. Zwar gab es Rabatte für Pakete, aber 20 Prozent habe ich nicht gefunden...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    warum war der Tarif für gedruckte Sachen doppelt so teuer, wie für andere Waren?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    dass warum kann ich Dir leider nicht sagen. :(
    Jedenfalls war es so, dass für solche Sendungen (zu dieser Zeit) eine besondere Taxe bestand. Diese "besondere" Taxe gab es bis 30.04.1861.
    Einzig Sendungen unter Band waren billiger, allerdings eher nur bis 2 Loth.

    Bei Sendungen über 16 Loth galt (zu dieser Zeit), mindestens die vierfache Brieftaxe solange die doppelte Taxe nach Gewicht nicht erreicht wird. Sendungen unter Band kosteten nur 1/4 der jeweiligen Taxe (Brief bzw. Fahrposttaxe).

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für die Fakten - ich verstehe nur die Motivation nicht, da sich ja gerade Preußen sonst sehr wirtschaftsfreundlich zeigte. Wenn man dann Pakete nicht offen anliefern durfte, wäre es doch möglich gewesen, etwas anderes zu deklarieren, aber Gedrucktes zu verschicken.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    die königliche Kasse wollte Gewinne erwirtschaften.
    Eine wichtige Rolle spielten die vielen Portofreiheiten, welche im Laufe der Zeit extreme Ausmaße annahmen... und diese mußten ausgeglichen werden.

    Dass "falsche" Delcarationen auf Briefen und Pakten erfolgten um zu "sparen", wurde sicher überall gemacht...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    danke für die Erklärung - wäre schön, wenn man mal einen Brief fände, der nach außen hin ein Paket mit X begleitete, in dem aber stünde, dass man Y versandt hatte. Von Preußen gibt es so viel, da wird man so eine Contravention auch noch finden und wenn das einer findet, dann bis hoffentlich du das. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    im Posting 11 hatte einen Brief vom 08.Juli 1824 gezeigt, welcher den Einkreiser mit dem "H" hatte und bisher den frühsten Abschlag hat.
    Am Wochenende konnte ich einen Brief bekommen, welcher den Vorgängerstempel aufweist.

    Scheinbar am 11.März 1824 ging dieser nach Gardelegen an die übliche Adresse. Der teilweise erhaltene Inhalt stammt vom April 1824.
    Es ist zwar noch nicht der bisher späteste Stempel (18.04.1824), aber fast... :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    vielfach wird von den ersten Stempeln die Therorie (Hypothese) vertreten, dass es sich um Kontrollstempel handelt.
    Generell könnte bis Mitte 1831 davon erstmal ausgegangen werden. Mit dem Cirular 14 vom 9.Juni 1831 beginnt die Zeit der "offiziellen" Packkammerstempel. Magdeburg führte jedoch schon deutlich früher solche Stempel ein.

    Leider sind PBB bis zu diesem "Datum" nicht gerade Massenware! Also suche ich gezielt auch nach Belegen, welche keinen solchen Stempel aufweisen. Diese scheinen seltener zu sein, als Belege mit Stempel. Persönlich bin ich mittlerweile überzeugt, dass es in der MD-Packkammer keine Kontrollstempel sondern echte Packkammer-Stempel sind. Diese Beobachtung beschränkt sich auf Belegen von bzw. nach MD. Transitbelege sind gibt es, welche Stempel (von MD) aufweisen, andere handschriftliche Kontrollnotizen, meistens Gewichtsnotierungen.

    Vor einiger Zeit konnte ich diese Hülle an bekannter Adresse in Gardelegen vom 30.09. erwerben. Ein leichtes Paket von 20 Loth wurde versendet. Der Zeitrahmen könnte hier Anfang der 1820er Jahre sein. Laut Taxierung wurden 9 Ggr hier fällig - relativ viel...ein Packkammer-Stempel gibt es nicht...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    heute wieder ein Brief an eben (fast) dieser Adresse. :D
    "An den königlichen Landrath und Kreisfreier Sozietäts-Director Herrn v. Kröcher hochwohlgeboren Vinzelberg" Unten links: "Nebst einem Paquet Drucksachen signiert: H.v.K. Steuer Sozietääts-Sache"

    Das Paket wog 6 Pfund 16 Loth und lief portofrei.
    Das schöne an diesem Beleg ist, dass er vom 15.Januar 1828 stammt und damit der bisher frühste Abschlag des neuen kleinen Einkreisers "H" darstellt. Mittlerweile ist damit sogar eine Verwendung im Jahre 1827 hier gegeben.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    hier nun (auch) die beiden Belege mit Paketausgaben in Halle / Saale.

    Der erste Brief ist ein am 21.11.1832 aufgegebener Korb von 18 Pfund 12 Loth nach Salzmünde bei Halle. Die Entfernung ist hier noch gerade 10 Meilen, so dass sich 2 Progressionsstufen ergeben. Laut Taxverordnung wurden nur die vollen Pfunde berechnet, also 18 Pfund * 3 Pfennige * 2 Entfernungsstufe = 108 Pfennige = 9 Sgr was auch bar vom Absender bezahlt wurde.

    Das Paket wurde in Halle/Saale ausgegeben, dazu der Zahlenstempel „3“ vorderseitig.

    Der Einkreiser L ( = Packmeister Lohse) mit Posthorn ist hier ausgesprochen sehr schön abgeschlagen worden.

    Der zweite Brief stammt aus Kehnert und wurde in Burg am 23.Mai 1835 aufgegeben. Er kam mit dem Berliner Kurs nach Magdeburg, lief durch die dortige Packkammer, was mit dem Einkreiser L ( = Packmeister Lohse) mit Keilen ersichtlich ist. Dann ging es mit dem Leipziger Kurs über Halle zum Ziel. Hier war der Mindestfahrposttarif, die doppelte einfache Brieftaxe von insgesamt 6 Sgr vom Empfänger zu zahlen.

    Der Rahmenstempel 2 stammt wieder von der Hallischen Packkammer, vorderseitig immer bei der Paketausgabe verwendet.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    in einem ganzen Los Magdeburg war auch dieser Beleg dabei, welcher leider einen Actenschnitt an entscheidener Stelle hat.
    Aufgegeben wurde er am 09.August 1817 und lief nach Gröningen. Sicher ist, dass ein Paket dabei gewesen sein muß, den die Gewichtsnotierung von 28 Loth läßt darauf schliessen. Ebenfalls vorderseitig ein kleiner "E" - Stempel des Packwaagemeister Ernst Eisfeld.

    Siegelseitig ein schönes Siegel des Königlich Preussischen Consistorium der Provinz Sachsen und möglicherweise ein Bestellgeldvermerk von 6 guten Pfennigen für den Brief.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    am Wochenende gab es ein Los von vier Magdeburg-Belegen. Darunter war auch diese Hülle, wo innen der 29.9.1799 mit Bleistift notiert wurde. Nach dem äußeren Schein, könnte diese Datierung (meines Erachtens) auch passen.

    Laut Declaration handelt es sich:
    Hierbei 1 Beutel mit 329 Reichsthaler 6 Gutegroschen 1 Pfennig
    signiert M.G.
    Herrschaftliche Wasßer? Sch......er Gelder

    Der Beutel wog 39 Pfund und lief "An Einen Wohl...len Rath zu Glauche an Halle". Handschriftlich wurde die Ortsaufgabe "Magdeburg" in Rot getätigt.
    Leider ist das Siegel nicht vollständig entzifferbar. :(
    "Königl: Preuss: M......... : Krieges Casse"

    Korrekturen und Ergänzungen sind willkommen! :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Herrschaftliche Waßer Schäden Gelder

    Der Beutel wog 39 Pfund und lief "An Einen Wohledlen Rath zu Glauche an Halle". Handschriftlich wurde die Ortsaufgabe "Magdeburg" in Rot getätigt.
    Leider ist das Siegel nicht vollständig entzifferbar. :(
    "Königl: Preuss: M......... : Krieges Casse"

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    nun ist es mir endlich gelungen, den ersten Paketausgabestempel von MD meiner Sammlung hinzu zu fügen. Bei Ebay waren gleich zwei Briefe im Angebot.
    Für einen Brief gab es gleich mehrere Hinweise aus dem Forum, wofür ich mich auch ausdrücklich bedanken möchte! Ich fange auch mit diesen Brief an.
    Es ist ein privater Brief aus Colberg , denn die Anrede "Mein threuster Freund" spricht doch dafür. (Auch soweit ich bisher die erste Seite lesen konnte).

    Adressiert ist er "An den Uhrmacher Herrn Boré wohlgeboren zu Magdeburg". Versendet wurde auch noch ein geräuchter Lachs :), welcher 17 1/2 Pfund wog. Bezahlen mußte der Herr Boré 43 3/4 Sgr. Auf die Siegelseite sind 42 1/2 Sgr. notiert worden - ich komme beim nachfolgenden Brief nochmal auf diese Rückseite.
    Ich stelle auch mal den kompletten Inhalt mit ein. - Immerhin 3 Seiten. Leider ist bei der letzten Seite der rechte Teil komplett gelöst :( .

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    und hier Brief Nr. 2. - Adressiert ist er ebenfalls an den Uhrmacher Boré. Diesmal kommt er aus Leipzig und ist geschäftlicher Natur. Versendet wurde eine Kiste von 6 1/4 Pfund und der Empfänger mußte 6 1/2 Sgr bezahlen.
    Der Brief stammt ebenfalls aus dem Jahre 1826.

    Wie der vorherige Brief bekam er in der Magdeburger Packkammer den Stempel des Packmeisters - hier Hagemann ist erster Type - bei Eingang. Die Ausgabe wurde mit dem Einkreiser A + grosses Posthorn bestätigt.

    Auffallend ist bei beiden Briefen ist, dass der Briefinhalt scheinbar einen Tag später geschrieben wurde, als der Aufgabetag es anzeigt.
    Desweiteren ist jeweils siegelseitig ein mir unbekannter ovaler Stempel. Er zeigt nur ein Tagesdatum am. Ist es ein Stempel des Uhrmachers oder doch ein postalischer? (auf letzen Scan) Wer kann Angaben machen.

    P.S. Welches Colberg ist bei obrigen Brief gemeint?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    ich habe den Ort Colberg gefunden. Es ist das heutige Kolobrzeg, was 349 km = 46,5 Meilen von MD entfernt ist.
    Damit lassen sich die siegelseitigen 42 1/2 Sgr auch nachvollziehen.
    Laut Tarif fielen 3 Pfennige je Pfund von 5 zu 5 Meilen an. Damit ergibt sich 3 Pfennige * 17 Pfund * 10. Entfernungsstufe = 510 Pfennige = 42 1/2 Sgr. (Es wurden nur die vollen Pfunde berechnet - Terile davon blieben unberücksichtigt)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    schön, dass du ihn / sie bekommen hast. :P

    Uhrmacher hatten keine Poststempel - das war schon ein Datumspoststempel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    mir ist der siegelseitige Stempel gänzlich unbekannt. Beide Briefe nahmen unterschiedliche Wege und somit kann er eigentlich nur in MD angebracht worden sein. Auf anderen mir bekannten ähnlichen Belegen, befindet sich solch ein Stempel nicht. Unter den Empfänger war jedoch nicht der Uhrmacher. Somit wäre es denkbar, dass es ein privater Stempel sein könnte.

    Eventuell ist aber auch ein früher Ankunftsstempel, welcher nur kurzzeitig in Verwendung war.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ich glaube nicht, dass man überhaupt private Stempel auf seinen eingehenden Briefen abschlug. Wozu sollte das dienen?

    Das sind zwei Datumsstempel - entweder Transitdatum, Behandlungsdatum, Ankunftszeit oder Frist der Lagerung vor Ort. Eines davon wird es schon gewesen sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,

    Glückwunsch zu den interessanten Briefen! :)

    Die rückseitigen Stempel sind wirklich eigenartig. Von Preußen kenne ich diese Stempelform nicht. Sie erinnern etwas an die Stundenstempel aus Braunschweig. Diese waren auch oval und klein und wurden teilweise auch rückseitig als Ankunftsstempel verwendet. Aber - nomen est omen - sie enthielten Stunden- und keine Datumsangaben ...

    Viele Grüße
    Michael