Charge - Briefe

  • Hallo Zusammen,


    da ich kein Thema gefunden habe wo ich dieses "schöne" Briefchen einstellen kann habe ich dieses eröffnet. Falls es nicht richtig sein sollte bitte verschieben.


    Brief von Lichtenfels nach Bamberg an
    Seine Wohlgebohren
    Dem Königl. Bair. Herrn Appellation Gerichts
    Advocaten Herrn Dr. Elsner
    zu
    Bamberg


    Der Brief wurde (lt. Inhalt) in Trieb bei Lichtenfels geschrieben. Am 2.9.1840 wurde er in Lichtenfels aufgegeben und erhielt den Ortsstempel von Lichtenfels, sowie einen sauberen Charge Stempel. Unter diesem ist der Vermerk Schein. also wurde für diesen Brief ein Postschein ausgestellt. Zusätzlich erhielt der Brief ein Rötelgitter und zusätzlich das Rötelkreuz.
    Rechts oben steht die Einschreibnummer 624 unter welcher er im Postmanual eingetragen wurde.
    Mit dem Gekrakel / Vermerk auf der Rückseite komme ich nicht klar und benötige Eure Unterstützung.


    Wenn ich etwas verkehrt beschrieben habe würde ich mich über eine Berichtigung freuen.


    Liebe Grüße
    Roda127

  • Hallo Roda127,


    hinten könnte eine 3 oder 4 stehen, also 1. Gewicht oder 2. Gewicht, je nachdem. Das eine hat wohl das andere korrigiert ...


    Mit 4 Kr. Chargégebühr also ein 7 oder 8 Kr. Frankobrief. Sehr schönes Stück aus bekannter Korrespondenz! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    vielen Dank.
    Also ich denke eher an eine 8.
    Ich habe mal, falls jemand Interesse hat, noch den Inhalt angehängt.


    Ja, das ist eine bekannte Korrespondenz. Da gibt es einige Belege bei mir im Verein.


    Liebe Grüße
    Roda127

  • Lieber Roda127,


    bei 30 km Entfernung, also unter 6 Meilen, steigt das Franko so:


    3x bis 1/2 Loth, 4,5x bis 1 Loth, 6x bis 1,5 Loth und 7,5 Kr. bis 2 Loth (35g). Ein Brief mit 35g wäre schon außergewöhnlich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,


    danke für die Infos.


    Ich habe den Brief einmal gewogen, er wiegt ca. 6 Gramm.
    Es fehlt ja leider das Siegel. Mit diesem könnte der Brief entweder noch bei 1/2 Loth liegen oder schon in den 1 Loth Bereich fallen.


    Liebe Grüße
    Roda127

    Suche immer Belege von Roda / Stadtroda.

  • Lieber Roda127,


    selbst wenn das Siegel, was ich nicht glaube, 5g gewogen hätte, würden wir für die von dir genannten 8 Kr. noch einiges weg sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,


    ich glaub Dir ja.


    Wenn ich den Brief dreh ist die 3 sehr wahrscheinlich, warum dann darüber gekrakelt wurde und was genau wird nur der ehemalige Postler beantworten können. ;)


    Liebe Grüße
    Roda127

    Suche immer Belege von Roda / Stadtroda.

  • Lieber Roda127,


    die Notation auf den Siegelseiten diente ja primär der Überprüfung des eigenen Personals hinsichtlich seiner (wohl meist vorhandenen) Fähigkeit, Taxtabellen richtig zu interpretieren. Der Absender hatte ja sein Schärflein beigetragen, in dem er "cash" am Schalter bezahlt hatte und den Empfänger interessierten Taxen hinten gar nicht, eher vorne, weil er die ja zahlen sollte.


    Von daher ist eine Franko - Klaue weniger tragisch für den weiteren Postverlauf, als eine Porto - Klaue, wenn ich diesen Terminus hier mal einführen darf.


    Die alte Reichspost hat ja aus mehreren Gründen oft gar kein Franko notiert, obwohl sie natürlich eines erhalten hatte ... da hat es auch keinen gestört.


    Amtlich korrekt wäre das Abstreichen (vorn oder hinten war egal) der falschen Taxe gewesen und das Vermerken der treffenden Taxe. Aber es ist doch schon etwas besonderes, wenn man so einen Brief hat, bei dem der Interpretationsspielraum ausgeschöpft wurde ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Poststücke bei der Briefpost waren rechtzeitig aufzugeben, weil sonst die Aufgabepost nicht mehr garantieren konnte, dass sie noch am selben Tag abgingen. Kam die Kundschaft zu spät an die Schalter, wurden sog. Verzögerungsstempel eingesetzt, jedoch nur bei Ämtern mit großem Aufkommen und nicht bei den kleinen Poststellen.


    Bei gewöhnlichen Stücken sollte man mindestens 1/2 Stunde vor Postabgang seine Korrespondenz aufgegeben haben, qualifizierte Poststücke jedoch, und dazu zählten alle recommandirten Belege, mussten mindestens 1 Stunde vor Postabgang vorgelegt werden.


    Der Brief des Herrn Eylert aus München vom 6.10.1842 sollte 4 Kr. Recogebühr kosten, die Eylert auch auslegte, aber auch 6 Kr. Porto für den Empfänger, die Buch- und Verlagshandlung Manz in Regensburg. Als er am Schalter ankam, erhielt er seinen Postschein mit der Nr. 493 ausgefertigt, doch es war schon zu spät, um ihn noch einzuschreiben in die Briefkarte nach Regensburg, so dass man folgerichtig N.Abg = Nach Abgang (der Post) stempelte. So ganz richtig war das nicht, denn die Post war ja i. d. R. noch nicht abgegangen, nur war halt zu wenig Zeit, um ihn korrekt zu behandeln und einzutragen.


    Aber es war eher ein Stempel für den Empfänger, der sehen sollte, warum ihn sein Brief nicht schon früher erreichte.

  • Liebe Freunde,


    es gab immer wieder Ärger bei einigen Postexpeditionen, wenn kgl. Advokaten ihre eigenen Scheine zu Einschreibebriefen vorlegten und diese ausgefertigt haben wollten. Das Problem war, dass die Advokaten diesen Dienst kostenlos wollten, während der Postexpeditor seine Scheine ja von der Materialverwaltung der Post zu kaufen hatte, ehe er sie für 4 Kreuzer an den Kunden bringen durfte.


    Dies gipfelte dann in einer Verordnung (die ich mühsam nachsuchen müsste), in der die Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten ihre Postbediensteten anwies, diese Scheine der Advokaten kostenlos auszufertigen, andernfalls es eine Strafe für sie gäbe.


    Hier haben wir einen der m. E. sehr seltenen Fälle vor uns, in denen wir das nachweisen können:


    In Ellingen zur Post gegeben und in Ansbach am 24.7.1824 verfasst vom Advokaten Posching an den Advokaten Loeblein in Pappenheim und mit frei bezeichnet, wiewohl die Siegelseite blank ist und auch von einer Recommandation ist entgegen der Vorschrift vorne nichts zu lesen.


    Dennoch mit Chargé gestempelt, blieb nur die Expeditions - Nummer des absendenden Advokaten 2909 erhalten, die auch für den Postschein galt und auf ihm einzutragen war.

  • Liebe Freunde,


    ein kleines Schmuckstück aus Erlangen vom 2.12.1818 wurde als Portobrief recommandirt für 3 Kreuzer Porto aufgegeben (Chargé - Angabe fehlt auf dem Brief). Die Aufgabepost taxierte ihn mit 3 Kr. und ich gehe davon aus, dass Farnbach (Burgfarrnbach heute) weitere 3 Kreuzer für einen konzessionierten Boten nach Brunn ansetzte, wo der Empfänger, der regierende Graf von Pückler und Limpurg residierte.


    Unter der Reco - Nr. oben rechts, die in Nürnberg mit einer 1 versehen wurde, wurde er in der Briefkarte geführt.


    Die eigentliche Besonderheit liegt aber in der roten Chargé - Stempelung, während der Aufgabestempel üblich in schwarz gehalten wurde. Wunderschön auch das Absendersiegel, das ich leider niemandem zuordnen kann.

  • Liebe Freunde,


    und den noch gleich hinterher - geschrieben in Herzogenaurach am 3.5.1825 auf 3 Kreuzer - Stempelpapier, war er an den Magistrat in Wien gerichtet und musste daher bis zur Grenze frankiert werden, hier 15 Kreuzer siegelseitig notiert.


    Aber der Grenze kamen 28 Kreuzer Conventionsmünze dazu, wobei ich mir nicht sicher bin, warum weitere 6 xr (Kreuzer) in Wien angeschrieben wurden. Für eine Zustellgebühr ist mir das viel zu hoch.


    Auch hier sehen wir den schwarzen Erlanger, aber einen roten Chargé - Stempel. Wieder rechts oben die Manualnummern 4 von Erlangen und 1 von Nürnberg - in Österreich bekamen solche Briefe keine neue Reco - Nummer aufgebracht, nur intern wurden sie natürlich in der Briefkarte erfasst.

  • Liebe Freunde,


    von einem lieben Forumsmitglied habe ich folgenden Brief erhalten:


    Verfaßt in Weiler im Allgäu am 1.1.1816 wurde er, da Weiler noch keine eigene Post hatte, im nahen Röthenbach aufgegeben. Man frankierte 4 Kreuzer und zahlte 4 Kreuzer Chargégebühr für ihn. Gerichtet war er an den Advokaten Hohenegger in Memmingen.


    Die Aufgabepost in Röthenbach stempelte wie immer optimierbar mit dem Rayonstempel und schlug auch eine kleine Sondertype des Chargéstempels ab. Das war jedoch dem Transitpostamt in Kempten nicht gut genug und man schlug vorne den großen CHARGÉ - Stempel ab und setzte siegelseitig seinen zweizeiligen Rayonstempel mit Datum vom 2.1.1816 hinzu.


    Es bedarf keiner intimen Kenntnis der Stempelobliegenheiten des frühen 19. Jahrhunderts um zu wissen, dass dies nicht Vorschrift und schon gar nicht die Regel war - daher bin ich sehr froh, diesen modus operandi hier einmal zeigen zu können, denn viele innerbayerische Briefe mit Transit - Reco - Nachstempelung kenne ich nicht ...

  • Liebe Freunde,


    es versteht sich von selbst und war darüber hinaus noch Vorschrift, dass Briefe, welche der Absender recommandirt/chargirt/eingeschrieben/bestens empfohlen versandt haben wollte, diesem Wunsch entsprechend auf der Anschriftseite gekennzeichnet werden mussten. Das konnte dann "gegen Schein", "recommandé", "Chargé" oder was auch immer sein, jedenfalls musste es eindeutig sein, damit die Aufgabepost diesen Wunsch nicht übersehen konnte und die weiteren Poststellen damit ebenso.


    Heute zeige ich einen Dienstbrief des königlichen Herrschafts Gerichts Sandizell (ca. 4 km westlich von Schrobenhausen), der an die Kommandantschaft in Neuburg an der Donau gerichtet war und als K.D.S. (königliche Dienst - Sache) portofrei belassen wurde.


    Ausweislich des Feuser wurde der Stempel Schrobenhausen R(ayon) 4 von 1802-1822 verwendet, wobei Bayern erst ab 1806 Königreich wurde und sich von daher die Zeit etwas eingrenzen lässt.


    Mit keiner Silbe wurde aber erwähnt, dass der Brief eingeschrieben zu laufen habe! Tatsächlich hat ihn der Expeditor von Schrobenhausen mit dem Chargé - Stempel versehen und darunter die Manualnummer No. 2 vergeben, also einen Schein gezogen. Die rechts neben dem Absender notierte No. 1 war das Geschäftszeichen (früher: Expeditionsnummer) der Absenderbehörde, die mit der Reco - Nummer nichts zu tun hatte (unter der der Brief jedoch im Ausgangsbuch zu listen war).


    Briefe aus der Vormarkenzeit mit eindeutiger Recommandation kommen nur sehr selten ohne den vorgeschriebenen Vermerk durch den Absender vor (nie durch die Post, das war verboten, weil es eine Änderung der Adresse gewesen wäre und Änderungen der Adresse durfte nur der Absender bewirken).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Erlangen 31.8.1820 als Frankobrief mit 9 Kreuzern siegelseitiger Frankatur nach Ansbach. Der Absender vermerkte korrekt "frei gegen Postschein", wünschte also die Recommandation.


    Nun wurde aber der Ortsstempel in Schwarz, ein Chargé - Stempel aber in rot abgeschlagen, was sicher eine gewünsche, auffällige Maßnahme war.


    Dazu kam aber dann noch die Chargé - Eingangsstempelung von Ansbach ebenfalls in Rot, so dass wir hier 2 verschiedene rote Chargéstempel auf einem Brief sehen und das ist sicher außergewöhnlich.


    Dass er ein bisserl teuer wurde, ist bei seinem Anblick aber schnell vergessen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    ein sehr schöner und interessanter Brief, zu dem man dir gratulieren kann.


    Ich hatte ihn auch gesehen und auf meinem Zettel.
    Aber da ich noch andere Marken/Briefe im Auge habe, habe ich hier nicht mitgeboten. Man kann halt nicht alles haben, was einem so über den Weg läuft und gefällt.


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    hätte er einen Fingerhut gehabt, statt des schnöden Allerweltstempels, wäre er sicher bei dir gelandet. Vlt. dann der nächste ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Wolfgang,


    na ja, der ist ja auch nicht von Pappe und er zeigt und das ist sehr selten bei Bayern, dass eine kleine Post wie die in Erlangen, 2 Stempelkissen hatte, etwas, was selbst große Poststellen damals nicht hatten.


    Dass dann trotzdem noch nachgestempelt wurde, ist die Besonderheit von Ansbach, sonst hat das m. E. regelmäßig niemand in Bayern gemacht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    so noch nicht gesehen und daher sofort eingesackt:


    Portochargébrief an die fürstlich von Seckendorfsche Gutsherrschaft in Obernzenn, bei der 3 Kreuzer Postporto anfielen. Die Recogebühr von 4 Kreuzern hatte immer der Absender zu tragen. Der Aufgabestempel von Langenfeld zeigt den 17.9.1842.


    Angekommen war der Brief am 21.9. lt. inseitigem Präsentationsvermerk - und eben dort steht: "7 xr Porto".


    Da der Brief eine Stempelpapiernominale von 3 Kreuzern aufweist, ergäbe die Addition aus Porto und Stempel nur 6 Kreuzer.


    Aber wenn man die 3 Kreuzer Porto und die 4 Kreuzer Chargégebühr addiert, kommt man auf die notierten 7 Kreuzer, auch wenn es kein reines Porto darstellt, damals aber sicher so bezeichnet worden wäre.


    Ich kenne bis dato keinen Brief, in dem sich der Empfänger eines Recobriefes dazu bereit erklärt hätte, auch die Kosten für die Chargierung zu übernehmen - hier also der erste, den ich habe.