Bayerische Postablagen

  • Hallo kreuzer,

    das schien mir auch so - die Rötelnummer hat mit dem Postschein wenig zu tun - das dürfte eine interne Registrierungsnummer des Absenders gewesen sein.

    Aber zwei - von der Hand des Postablageninhabers - vergebene Reconummern halte ich für sehr ungewöhnlich und spontan fällt mir dazu auch kein plausibler Grund ein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Passend zu den beiden von @ HOS gezeigten Briefen aus post #211 hier noch einer von der Postablage Aschbach über Burgwinheim (28.10.), Aachen (1.11.) nach Howard, Pennsylvania. Eine Jahreszahl lässt sich leider nicht feststellen, wenn ich den Brief allerdings mit den von @ HOS gezeigten vergleiche, dürfte so etwa 1865 hinkommen.
    Durch die guten Beiträge hier im Thread konnte ich schon herausfinden, dass der Brief mit der Prussian closed mail lief und in Aachen der Vergütungsstempel für den amerikanischen Inlandsanteil von 5 cents bis 1 Loth abgeschlagen wurde. Die Postexpedition Burgwinheim taxierte mit 2 Sgr. vor. Diese (entsprechen 6 xr) bekam Bayern von Preußen ersetzt.
    Kann jemand die Beschreibung noch ergänzen?

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    evtl. weißt der Brief noch eine echte Besonderheit auf, die ich aber nicht sicher sehen kann. Zeigt der US - Stempel unten 42 Cents? Heißt es oben 2 Loth in blau?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo kreuzer,

    dann muss ich heute Nachmittag mal in den schauen Büchern schauen, ob/wie das zusammen passt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo kreuzer,

    es war etwas mühevoll, aber wenn der Datumsstempel stimmt, dann war dein Brief am 17.11.1863 in New York, also mitten im Sezessionskrieg, daher auch oben im Stempel 30 Cents Silbergeld (also "bare Münze"), oder 42 Cents inflationiertes Scheingeld. Der Krieg hatte also schon gezeigt, dass die einst silbergedeckte Währung durch den Krieg massiv abgewertet worden war und viele Geldscheine gedruckt wurden, um ihn finanzieren zu können.

    Am 1.11. war er in Aachen, lief dann mit der Bahnpost Belgiens geschlossen nach Ostende, dann mit dem Schiff über den Kanal nach London, von dort aus per Eisenbahn nach Liverpool, wo er am 4.11. auf die "City of London" kam (wer stellt ein zeitgenössisches Bild des Dampfers der Inman Line hier ein?). Am 5.11. nahm er Wasser und Kohle in Queenstown (Irland) für seine lange Reise auf und kam, s. Stempel, am 17.11.1863 in New York an.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch,

    vielen herzlichen Dank für Deine Bemühungen! Eine Beschreibung nicht wie aus dem Bilderbuch, sondern so gut wie ein Bilderbuch :thumbup: Man kann sich das ganze lebhaft vorstellen.
    Habe leider jetzt im Büro auf die schnelle kein passendes Bild für des Schiff im Internet finden können. Muss heute Abend nochmal genauer suchen.
    Evtl. gelingt es mir, die Seite noch vor Marktbreit zu vervollständigen.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Manchmal klappen Dinge schneller als gedacht: Hier das passende Gegenstück zum zuvor gezeigten Brief, ebenfalls von Aschbach nach Howard. Auch hier ist leider kein Jahr festzustellen. Aufgabestempel von Burgwinheim vom 29.08, Stempel New York 07.09, 19 U.S. Notes. dDen großen blauen Vermerk lese ich als 1 Slb, den anderen blauen Vermerk kann ich leider nicht lesen. Kann jemand bei der Vervollständigung der Beschreibung helfen?

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    was man alles so in einer halben Stunde herausfindet, wenn man Glück hat ...

    Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

    1. Die Leitung mit der PCM über Aachen, Ostende, London, Liverpool und Queenstown nach New York. Die Daten wären dann folgende:

    26.8.1868 Liverpool, 27.8. Queenstown und Ankunft am 7.9. in New York mit der "City of London" der Inman Line.

    Problem: Die PCM hätte 2 Sgr. Postvereinsanteil gekostet, hier sehe ich nur 1 Groschen für Bayern notiert.

    Diese Taxen der Aufgabepost in Burgwindheim müssen nicht immer stimmen - die Leitung konnte real eine andere sein oder werden und die Taxe, einst korrekt angegeben, konnte obsolet werden, wenn eine andere Route gewählt wurde, die andere Gebühren nach sich zog oder zumindest ziehen konnte.

    Für wahrscheinlicher halte ich aber folgendes:

    2. Die Leitung über Hamburg / Cuxhaven am 25.8.1869 ab dort mit der Holsatia der HAPAG, am 28.8. in Le Havre und am 7.9. in New York.

    Für diese Leitung hätte der bayer. Portoansatz bis zum Ausschiffungshafen Hamburg bzw. Cuxhaven 1 Sgr. betragen (ab 06.01.1868 gültig) pro Loth. Dazu passt auch, dass ein eingehender Brief aus den USA mit dieser Leitung 6 Sgr. = 21x gekostet hätte, dem Äquivalent von 19 US Cents Notes, also bereits die abgewerteten Cents.

    Ebenso passt dazu der sog. "neutrale" New Yorker Stempel 19 Cents Notes, der bei der Leitung mit britischen oder deutschen Schiffen so nicht auf die Briefe gekommen wäre ("British Packet" bzw. "Hamburg Packet"). Dieser Stempel hier ist nur vom 16.1.1868 bis zum 21.9.1869 bekannt, so dass er prinzipiell für die Varianten 1) und 2) greifen könnte.

    Allein aus Sicht des POlers hinsichtlich der Aufgabetaxe tendiere ich jedoch stark zur 2) Leitung.

    Es wäre natürlich schön zu wissen, ob er siegelseitig einen oder mehrere Transitstempel aufweist. Bitte in Zukunft, wenn es bei diesen nicht leicht zu beschreibenden Briefen hinten gar nichts gibt, was verwertbar wäre, dies explizit in der Vorbeschreibung zu erwähnen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Diese Taxen der Aufgabepost in Burgwindheim müssen nicht immer stimmen - die Leitung konnte real eine andere sein oder werden und die Taxe, einst korrekt angegeben, konnte obsolet werden, wenn eine andere Route gewählt wurde, die andere Gebühren nach sich zog oder zumindest ziehen konnte.

    Für wahrscheinlicher halte ich aber folgendes:

    2. Die Leitung über Hamburg / Cuxhaven am 25.8.1869 ab dort mit der Holsatia der HAPAG, am 28.8. in Le Havre und am 7.9. in New York.

    Ahoi Kameraden :D

    Folgendes gefunden:

    Das Hamburger Postdampfschiff Holstaia Capt. Ehlers, welches von New-York am 25. Aug. von Hamburg via Havre abging, ist nach einer ausgezeichnet schellen glücklichen Reise von 9 Tagen 5 Stunden wohlbehalten in New-York angekommen.
    12. September 1869 ((Die Holstaia wurde Ende 1868 in Dienst gestellt, wenn ich mich nicht irre))

    Und: Briefe nach den USA sollen 4 Sgr. bzw. 14 Kr. gekostet haben (bis 1 Loth) - Tarif 1868. Und: auf den Briefen die mit der HAPAG befördert werden sollten, sei zu vermerken"per Hamburger Dampfschiff".

    Zu den Briefdaten: 23.8. = Montag, 7.9. = Montag - Abgang der Holstaia immer Mittwochs

    Viele Grüße von Luitpold, der ansonsten zu diesem Thema nix hat :(

  • Lieber Luitpold,

    vielen Dank für deine Infos zur Holstatia.

    Zitat

    Und: Briefe nach den USA sollen 4 Sgr. bzw. 14 Kr. gekostet haben (bis 1 Loth) - Tarif 1868. Und: auf den Briefen die mit der HAPAG befördert werden sollten, sei zu vermerken"per Hamburger Dampfschiff".

    Das galt für frankierte Briefe, nicht für unfrankierte wie hier. Teil hatte man 100% Aufschlag für Portobriefe angesetzt, weil man diese mühselige Verrechnungen über den Atlantik hinweg einfach nicht mehr wollte. Aber verbieten wollte/konnte man diese Briefe auch nicht und das Misstrauen über die Postverwaltungen saß auch in den 1860er und 1870er Jahren noch immer tief ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier eine Ansichtskarte vom Wendelsteinhaus nach München vom 9. Juni 1889. Dort wurde eine Postablage als Saisonpoststelle betrieben. Bei Sem finden sich als Betreibsdaten 1885 bis nach 1.1.1894. Zunächst wurde ein "normaler" Postablagestempel verwendet, ab ca. 1889 wie hier ein Einkreisstempel.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    Wobei der "normale" auch noch als Einzeiler aptiert vorkommt. Zeigen kann ich ihn leider nicht mehr, weil ich meinen vor vielen Jahren hergegeben habe. Es gibt aber einen Artikel in einem alten Rundbrief der ARGE darüber. Ich schätze aus den Jahren 1990 bis 1995. Genauere Angaben kann ich aus der Erinnerung nicht machen.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Der tolle Artikel von maunzerle zur Postablage/Posthilfsstelle Wendelsteinhaus ist nachzulesen im Rundbrief Nr. 5 (1988 ) der ARGE Bayern (klassisch) auf den Seiten 51 und 52.

    In der Zwischenzeit kann ich dank des heutigen Besuchs in Lichtenfels auch den zweizeiligen Postablagestempel zeigen und zwar auf Karte nach Prien am Chiemsee vom 30. September 1887.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nicht allzu häufig ist auch diese Kombination: Stempel der Postablage Roth (Type II) auf Brief vom 21.10.1882 nach Wernfels. Der Stempel der Postexpedition Roth war entweder defekt oder nicht greifbar, weshalb man einen Aushilfsstempel abschlug. Siegelseitig findet sich noch ein Einkreisstempel von Spalt vom 24.10.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    kenne ich so nicht - man hätte auch nur einmal stempeln können, da brauchte es einen Reservestempel eigentlich gar nicht ...

    Kannst du bei #417 die Zahl optimieren? :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.