Mecklenburg-Schwerin Inlandsbriefe

  • Hallo Ulf,

    ich habe bei der von dir angesprochenen Quelle bzw. Internetseite nachgeschaut, bin aber nicht bei MS fündig geworden.
    Bei "Stamps wiki" habe ich ebenfalls nur das gefunden, was auch im normalen Michel-Katalog steht.
    Ich werde mal bei Florian Berger nachfragen, den ich am Freitag kennenlernen durfte, er wird sicherlich eine Antwort parat haben, sollte sich keiner mehr melden.

    Liebe Grüße

    Kevin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kevin,

    In Petersdorf ist am 25.Dezember der untere Brief von L.Bach(l)mann geschrieben worden und der Adressat war kein Geringerer als Herr Abt(?). R. Va(..?) in Plau.
    Jetzt gab es das Problem, dass Petersdorf nur ein kleines, beschauliches Dorf war und so kein eigenes Postamt besaß.
    Die nächstnähere Stadt mit eigenem Postamt war Malchow, allerdings war es für den/die Absender/in zu weit für einen Fußmarsch.
    Nun wurde ein vorderseitiges Bestellgeld von 2/4 Schilling notiert, sodass man davon ausgehen kann, dass der Postbote die Postsendung einsammelte und für diese Mühe erhielt er auch indirekt das Bestellgeld. Hierzu ist der Postvertrag, welcher ab dem 01.Mai 1848 gültig wurde, zu nennen, der besagt, dass das Bestellgeld für Briefe ab 4 Loth 1/2 Schilling war. Frankiert wurde der Brief portogerecht mit Mi-Nr.1 (4/4 Schilling) für einen Stadtbrief ab 1 Loth bis 15 Loth incl.
    Am 2.Weihnachtstag, den 26.12.1861, ist die Marke dann mit dem Langstempel von Malchow entwertet worden sowie in der rechten oberen Ecke des Briefes, sodass der Brief endlich die Reise nach Plau "antreten" konnte.

    Woraus entnimmst Du, dass der Brief einem Postboten in Petersdorf ausgehändigt wurde, um ihn nach Malchow zur Post zu bringen?
    Genauso möglich ist, dass der Absender selber nach Melchow kam und ihn dort zur Post brachte oder dass er den Brief jemandem mitgab.

    Zum Begriff "Postvertrag": es handelt sich hier um einen reinen Inlandsbrief, daher gilt hier der Taxtarif von M-S und kein Postvertrag (mit einer anderen Postbehörde).
    Sieh das jetzt nicht als Rosinenzählerei an, der Begriff Postvertrag passt hier einfach nicht und führt manchen Leser in die Irre ... :whistling:

    Nun stellt sich mir ein Problem, in der Losbeschreibung ist geschrieben, dass der Brief im Jahre 1861 aufgegeben wurde und ich meine dieses Jahr auch aus dem Inhalt herauslesen zu können. Aber sollte der Brief tatsächlich in diesem Jahr geschrieben worden sein, kann ich mir keine Porti-Zusammensetzung erklären.
    Denn es handelte sich um einen Brief im Nahbereich, der dann laut dem Postvertrag vom 1.5.1848 mit 1 Schilling hätte entwertet werden müssen, allerdings für einen Brief unter 1 Loth. Dann hätte aber wiederum das Bestellgeld 1/4 Schilling sein müssen und nicht 1/2 Schilling.

    Es handelt sich um einen Brief der - entsprechend dem Tarif vom 1.5.1848 - für die Entfernungsstufe bis 3 Meilen mit 1 Schilling freizumachen war.
    Plau selber hatte kein Postamt, lag also im Landzustellbezirk des nächstgelegenen Postamts (welches das war, müsstest Du mal herausfinden).
    Für die Briefzustellung bei der Landpostbestellung war nach dem Tarif von 1848 der Betrag von 1/2 Schilling (hier als 2/4 notiert) vom Empfänger zu entrichten. Ist hier passiert.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    ich habe mir es anfangs so erschlossen, dass ein Postbote den Brief von Petersdorf nach Malchow mitgenommen haben könnte.
    Taxtarif ist natürlich der korrekte Ausdruck, danke für die Korrekur!

    Aber wie kommst du darauf, dass Plau kein Postamt hatte?
    Ich kann dir auch gerne einen Stempel aus meinem Archiv zeigen zu dieser Zeit.
    Oder was meinst du damit?

    LG

    Kevin

  • Hallo Michael,

    ich kann momentan keine Datei anhängen, sonst hätte ich dir den Stempelbeweis gegeben.
    In "Altdeutschland unter der Lupe" sowie im "Handbuch der Postfreimarkenkunde" ist aber Plau als Postamt vermerkt.

    Ich konnte gerade folgendes zum Bestellgeld in Mecklenburg-Schwerin finden:

    "Die Bestellung erfolgt in den Orten, in denen sich Postanstalten befinden, durch die Briefträger in
    den ordentlichen Bestelltouren. Wünschen die Absender, dass die Brief- oder Fahrpostsendungen
    den Adressaten sofort nach der Ankunft der Post besonders zugestellt werden sollen, so haben die
    Postanstalten auch solche expresse Bestellungen auszuführen.
    Bei Rück- oder Nachsendungen wird das Bestellgeld am ersten Bestimmungsorte gestrichen und
    dagegen am Aufgabeorte, beziehungsweise am neuen Bestimmungsorte wieder angesetzt.
    Für die Aufbewahrung von Briefpostsendungen, welche von den
    Adressaten abgeholt werden, einschließlich der poste-restante gestellten, kommt ein Lagergeld
    nicht zur Erhebung.
    Für die Aufbewahrung von Fahrpostsendungen, welche von den Adressaten abgeholt werden, wird
    das tarifmäßige Bestellgeld als Lagergeld erhoben, wenn die Fahrpostsendungen nicht während der
    Dienststunden des Tages abgeholt werden, welcher der Zeit des Eintreffens der Fahrpostsendungen
    bei den Postanstalten folgt.
    Für die Aufbewahrung der poste-restante gestellten Fahrpostsendungen wird stets das tarifmäßige
    Bestellgeld als Lagergeld erhoben."


    Was kann man nun daraus schließen?

    LG

    Kevin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kevin,

    Zitat

    ich kann momentan keine Datei anhängen, sonst hätte ich dir den Stempelbeweis gegeben.

    In "Altdeutschland unter der Lupe" sowie im "Handbuch der Postfreimarkenkunde" ist aber Plau als Postamt vermerkt.

    Du brauchst mir nichts beweisen, ich glaub es dir auch so. ;)
    Habe gerade noch mal im Grobe nachgeschaut, dort sind Bewertungen für Stempelabschläge auf Marken von Plau aufgeführt.
    Interessant wäre jetzt, wann Plau nun ein Postamt bzw. -wärterei hatte. Evtl. ist die Info im Feuser/Münzberg ja auch nicht korrekt.

    Die von dir zitierten Ausführungen zum Bestellgeld haben leider wohl nichts mit diesem Brief zu tun, da werden Spezialfälle mit Expressbestellung, postlagernden Sendungen, Fahrpostsendungen und Nachsendungen beschrieben.

    Wenn Plau 1861 tatsächlich ein Postamt hatte (was noch zu überprüfen wäre), passt meine Erklärung leider nicht ...

    Gruß
    Michael

  • Hallo Kevin,

    Du brauchst mir nichts beweisen, ich glaub es dir auch so. ;)
    Habe gerade noch mal im Grobe nachgeschaut, dort sind Bewertungen für Stempelabschläge auf Marken von Plau aufgeführt.
    Interessant wäre jetzt, wann Plau nun ein Postamt bzw. -wärterei hatte. Evtl. ist die Info im Feuser/Münzberg ja auch nicht korrekt.

    Die von dir zitierten Ausführungen zum Bestellgeld haben leider wohl nichts mit diesem Brief zu tun, da werden Spezialfälle mit Expressbestellung, postlagernden Sendungen, Fahrpostsendungen und Nachsendungen beschrieben.

    Wenn Plau 1861 tatsächlich ein Postamt hatte (was noch zu überprüfen wäre), passt meine Erklärung leider nicht ...

    Gruß
    Michael

    Hallo Michael,

    ich kann leider nicht sagen, ab wann Plau ein eigenes Postamt hatte, aber auf jeden Fall seit der Einführung eigener Marken, denn wenn nicht, wäre dies im Handbuch aufgeführt.

    Ich habe nun keinen Rat mehr was die Taxierung anbelangt, ich habe Herrn Berger kontaktiert und hoffe auf eine baldige Antwort, aber ich bin auf jeden Fall diese Rosine zu besitzen, denn der Abschlag, der Schnitt der Marken und die Erhaltung stimmen  :rolleyes: !


    Liebe Grüße


    Kevin

  • Guten Morgen zusammen,

    Herr Berger hat mir vor einigen Tagen geantwortet, doch leider weiß auch er sich keinen Rat bei der Taxierung.
    Also es gibt keinen Hinweis darauf, dass man Bestellgelder von mehreren Briefen auf nur einem notieren konnte/durfte.
    Das Landbestellgeld kommt aufgrund des frühen Datums auch nicht in Frage, sodass man spekulieren könnte, dass der Postbeamte sich in Eile verschrieben hat, o.Ä.
    Es lässt sich leider noch lange nicht jeder Brief aufklären, aber es besteht ja noch die Hoffnung, dass ich irgendwann hinter die Lösung komme!

    MfG

    Kevin

  • Guten Morgen,


    heute möchte ich euch einen echten Luxusbrief der Mi-Nr.2 vorstellen  :P !

    Aufgegeben wurde dieser am 28.11 beim PE Hamburg Bahnhof und wurde frankiert mit 3 Schilling, gelborange, Mi-Nr.2 b, welche im Dezember 1861 erstmals benutzt werden konnte. Entwertet wurde die Marke mit dem seltenstem aller Hamburg-Stempel, nämlich mit dem Einkreisstempel "Hamburg Bahnhof" in Antiqua Schrift, der besonders gesucht wird. Einkreisstempel wurden neben Hamburg-Bahnhof nur noch bei Schwerin und Wismar verwendet!
    Adressiert wurde der Brief an "Herrn (jetzt brauche ich eure Hilfe :) ) .

    Nun kommen zwei verschiedene Tarife in Frage:

    Zum Ersten, der vom 01.05.1848, der besagt, dass Briefe unter 1 Loth über 6 Meilen 3 Schillinge kosteten, oder
    Zum Zweiten, der vom 01.07.1863, der besagt, dass Brief unter 1 Loth über 10 Meilen 3 Schillinge kosteten.

    Da in Mecklenburg-Schwerin keine Jahreszahlen in den Stempel stehen, bis auf einige wenige Ausnahmen, ist die genaue Zuordnung zu den Tarifen hier nicht möglich. Man kann aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Tax-Regulativ vom 01.07.1863 annehmen, da wie oben schon gesagt die Mi-Nr.2b erst im Dezember 1861 zur Verwendung kam, da der Brief im November aufgegeben wurde, kommt nur noch das Jahr 1862 in Frage, sollte der Brief vom ersten Tarif stammen.
    Alles nicht so einfach...  :D  :D


    Postgeschichtlich gesehen hat der Brief keine Besonderheiten aufzuweisen.Schaut man sich aber die Marke an, sieht man, dass diese breitrandig bis überrandig geschnitten ist, mit Teilen der Nachbarmarke, ich habe vorher einen solchen Schnitt noch nicht gesehen  :D ! Hinzu kommt der seltene Stempel, der den Brief noch schöner und attraktiver macht!
    Also sieht man von dem leichten Patina und dem kleinen Fleck neben der Marke ab, ein echter Luxusbrief!

    Liebe Grüße

    Kevin

  • Hallo Kevin,

    hier muss man nicht raten - wie du schreibst, war die Entfernung über 10 Meilen = 75 km, erst ab 1863 möglich und Hamburg - Schwerin sind über 10 Meilen entfernt, also ganz klar das 2. Regulativ.

    Schönes Stück - was du in jungen Jahren alles so an Land ziehst, da hätte ich mich früher "von" geschrieben. :P:P

    Die Adresse lautet: Herrn A. Collenkow Firma Gebrüder Meukow
    Schwerin.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    so habe ich das noch gar nicht gesehen, dass 10 Meilen erst ab dem Tax-Regulativ möglich waren.  :huh:
    Mir soll´s Recht sein, denn so kann ich den Brief natürlich genau bestimmen!  :D


    Danke für die Enträtselung der Adresse und für die Blumen!


    Liebe Grüße


    Kevin

  • Guten Abend,

    jetzt möchte ich euch ein schönes Pendant zu dem Brief mit vorderseitig notiertem Bestellgeld vorstellen  :P :

    Dieser Brief wurde aufgegeben am 10.11. (Jahr auch wie in 99% aller Fälle nicht durch den Stempel erkennbar) in Malchow und adressiert an den Herrn Bürgermeister Hennes (Hermes ?!). Frankiert wurde der Brief mit Mi-Nr.5b , die wiederum mit dem Langstempel von Malchow sehr schön entwertet wurde.
    Da diese Zweitauflage erst ab dem Dezember 1865 publiziert wurde, lässt sich der Zeitraum des Briefes wieder deutlich eingrenzen, nämlich zwischen Ende 1865 bis Ende 1867. Hier trifft auch wieder das 2.Tax-Regulativ ab dem 01.07.1863 zu, für einen Brief der 1.GS bis zu 5 Meilen.

    Ich finde, dass die Optik des Belegs erneut sehr schön ist, denn der Durchstich, die Entwertung und die Schrift passen super zusammen! :D

    Liebe Grüße

    Kevin

  • Hallo Kevin,

    "Hermes" ist richtig - aber als Götterbote hätte er den Brief auch selbst abholen können. :D:D

    Ne, besser nicht, sonst gäbe es diese Schönheit ja nicht.

    Spielst du eigentlich erfolgreich Lotto, oder hast du ein Grundstück mit Ölanbindung?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    dann bin ich mal froh, dass Hermes wenig mit dem Mecklenburger-Postwesen zu tun hat/te und dass dieser schon genug auf dem Olymp zu bewältigen hatte! :D


    Schön wäre es, leider bin ich noch ein Schüler, der aber sein Geld konsequent in seine Sammlung anlegt :P!


    Liebe Grüße


    Kevin


    PS: Wenn Du mir Zugang zu einer Ölquelle verschaffen könntest, hätte ich aber auch nichts dagegen!! :D

  • PS: Wenn Du mir Zugang zu einer Ölquelle verschaffen könntest, hätte ich aber auch nichts dagegen!! :D

    Sorry, hier liegen nur Gold, Platin und Diamanten, aber wenn ich etwas tiefer bohre, hätte ich vlt. eine faire Chance auf das schwarze Gold ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Kevin,

    Recht so. Aus diesem Holz sind (zukünftige) große Sammler geschnitzt!

    Und Dein Brief ist Spitze. Das sagt ein Augenmensch, dem nicht gleich jeder Brief gefällt.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Kevin,

    Recht so. Aus diesem Holz sind (zukünftige) große Sammler geschnitzt!

    Und Dein Brief ist Spitze. Das sagt ein Augenmensch, dem nicht gleich jeder Brief gefällt.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Hallo maunzerle,

    da bin ich aber froh, dass Dir der Brief gefällt! :P  :D
    Jetzt bräuchte ich nur noch MI-Nr.4 auf Brief, dann wäre ich restlos glücklich :D !


    Liebe Grüße


    Kevin