Thurn und Taxis - Altitalien

  • Habe zwei Briefe aus Bad Ems in den Kirchenstaat vom August 1849 (eine besondere Zeit, Revolutionswirren...). Das Franko betrug beides mal wohl 8 Kr (franko welche Grenze??) und irgendwo schrieb man 1 1/2 als Gewichtsprogression. Merkwürdig ist für mich die vorderseitige Notierung Franco 7.10, einmal braun, einmal rot. Im Kirchenstaat taxierte man den Brief aufgrund des Tosti Tarifs einmal 28 baj und einmal 42 baj, also einfach und ein einhalb mal. Bin für Anregungen dankbar.

  • Lieber Altitalien,

    2 sehr interessante Briefe, die mein Sammelgebiet leider nur periphär tangieren, wenn überhaupt.

    7.10. sollte das Gemeinschaftsfranko von TT und Österreich sein, das die Aufgabepost in Kreuzern notierte und den Transit über Bayern. Eine solche Notation habe ich aber noch nicht so gesehen.

    Siegelseitig sehen wir in typisch blauer Tinte von Frankfurt am Main die Transitgebühr von 8 Kr. rheinisch für Bayern. Briefe nach Österreich über Bayern kosteten eigentlich 12 / 8, also 12 Kr. Gemeinschaftstaxe TT und Österreich und 8 Kr. Transit für Bayern; warum hier niedrigere Taxen gelten sollten, verstehe ich nicht.

    Die Tosti - Tarife kennst du sicher besser, als ich, von daher kann ich leider wenig zur Lösung beisteuern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auf der ersten Siegelseite lese ich oberhalb der 8 eine gestrichene Null, was oft das Zeichen für Portobefreiung war. Es geht aber nichts hervor, dass in diesem Fall eine vorlag. Zweimal eine 7.10 ist aber schon merkwürdig, und kein Zufall. Österreich rechnete mit dem Kirchenstaat ab, glaube dass hier der Österreich Transit nicht relevant ist. Die Endgebühr ist klar, einfach und eineinhalb, wobei der Kirchenstaat nur Österreich vergütete - und für diese Briefe ein exzellentes Geschäft machte!! Immerhin hat er wenige bajocchi für so einen Brief ausgegeben und vom Empfänger ein Vielfaches kassiert...

  • Die NULL - Paraphe habe ich auch gesehen, aber sie steht im Gegensatz zu den beiden kassierten Frankoteilen von 7 und 10. Wenn er irgendwo portofrei gewesen wäre, hätte das ja nicht das gleiche Franko nach sich gezogen, wie bei dem anderen Brief.

    Außerdem war das Franko bei TT in roten Ziffern neben dem vorgeschriebenen Frankovermerk zu notieren. Der fehlt einmal, ein andermal ist es mit schwarz notiert worden.

    Sehr merkwürdige Briefe ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Altitalien

    Die Taxierung erfolgt nach dem Postvertrag Österreich mit Thurn und Taxis von 1843.
    Demnach waren für Brief aus THut nach Österreich inkl. der Lombardei ein Gemeinschaftsporto von 12 KrCM zu zahlen (zwischen Österreich und ThuT zu teilen), Briefe aus Kurhessen , Nassau u.ä. kosteten einen Zuschlag von 8 KrCM, welcher bei Taxis verblieb. Der Schweiztransit wurde von Österreich bezahlt.

    Hier nun das Besondere: Briefe in den Kirchenstaat mussten nur bis zur östererichischen Eingangsgrenze bezahlt werden, da der Österreichtransit laut Postvertrag von 1824 vom Kirchenstaat mit 100 Bajocchi pro Unze bezahlt wurde.

    Der Brief ist deshalb mit dem hälftigen Gemeinschaftsporto barfrankiert, das sind 6 KrCM oder nach damaliger umrechnung 7 Kr.rh.
    Zusätzlich musste für Nassau noch 8 KrCM bezahlt werden, das sind 10 Kr.rh , zusammen also 7 + 10 = 17 Kreuzer rh.

    Liebe Grüße
    cameo

  • Hallo,

    dieser Teilfrankobrief aus Frankfurt nach Florenz vom 9.3.1842 musste gem. dem Vertrag Taxis-Österreich von 1829 bis zur Grenze des Kantons Schaffhausen bezahlt werden. Demzufolge war dies somit das taxissche Porto sowie der Transit durch Baden. Rückseitig kann ich nur eine "4" erkennen. 4 Kr. kommen mir ein wenig vor. Könnten es 4 Batzen (16 Kr.) sein? Gab es 1842 in Frankfurt noch Batzen?

    Der Transit durch die Schweiz wurde von Österreich bezahlt. Briefe aus den deutschen Staaten erhielten in Florenz den AUSTRIA-Stempel No. 4. Hierfür vergütete die Toskana je 30 g Briefe 2 Lire 80 Centesimi an Österreich. Das Porto in Florenz belief sich auf 14 Crazie.

    Grüße von liball

  • Lieber Karl,

    ein feiner Brief - wie so oft von dir.

    Ja, es gab in Frankfurt am Main noch Batzen - bis 1850 konnte ich diese nachweisen. 4 Kr. hätten nie bis Schaffhausen ausgereicht, weil 4 Kr. von Frankfurt nur nach Aschaffenburg ausreichten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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