Mein Erlebnis im Archiv

  • Liebe Sammelfreunde

    ich denke, da es sich nicht direkt mit einem speziellen Thema beschäftigt, möchte ich jedoch mein Erlebnis beim heutigen Besuch im Magdeburger Stadtarchiv hier kurz wiedergeben.

    Der wichtigste Grund war, mir die Sammlung von Herrn Walter Freye anzuschauen. Er war ein großer Kenner der Magdeburger Postgeschichte und veröffentlichte hierzu Aufsätze in mehreren Zeitschriften, Rundbriefen usw.
    So verfügte er, dass am Ende seines Daseins seine Sammlung der Stadt "vererbt" wird.

    Es gab/gibt viele Spekulationen über den Umfang, da kann ich sagen, dass die ausstellungsmäßig aufgezogene Sammlung vollständig dort vorliegt. Laut Inhaltsverzeichnis 477 Blatt!!!! ( Möglicherweise besaß er deutlich mehr Material, nur dieses ist nicht im Archiv. )

    Die Qualität der Sammlung ist entsprechend hoch, er besaß fast alles.

    Ein grosser Teil seiner Sammlung geht auf die Stempel der Stadt ein und dient immer noch als Vorlage der Forschung. Er versuchte die einzelnen Stempelformen in Typen zu klassifizieren. Hier wäre dringend Überarbeitungsbedarf, was jedoch dort nicht möglich ist.

    Ein wichtiger Aspekt seiner Sammlung für mich, war der Teil der Magdeburger Packkammer. Diese umfasst etwa 20 Seiten. Der Anfang ist hoch interessant, da er jeden Stempel nur einmal zeigt und deutlich Typen erkennbar sind.
    Der Teil der sogenannten Curs-Stempel zeigt mehrfach gleiche Stempel und bringt mich leider keinen Stück weiter.

    Die Frage nach Kopien war ernüchtern: 3 Euro pro Seite + Bearbeitungskosten und und und....

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    wie erwartet Licht und Schatten, aber immerhin hat es dir einiges gebracht und das muss man positiv sehen.

    Achim Helbig hat von uns allen den sicher mit Abstand größten Erfahrungsschatz bezüglich der Archive und könnte hier bestimmt viel Interessantes berichten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • In Archiven erlebt man tatsächlich allerhand. Die Preise für Repros sind dabei ein sehr interessantes und vielseitiges Kapitel.
    Meiner Erfahrung nach kommt es auf die technische Ausstattung des Archivs und auf die Hartnäckigkeit des Benutzers an.
    3 Euro pro Kopie sind nun wahrlich nicht "teuer". in den Staatsarchiven Bayerns werden pro 300 dpi scan 25 Euro verlangt ohne Veröffentlichungsrecht.
    Der scann ist dann bezogen auf Postkartenformat. Wenig witzig gesagt, kann dann ein einziges postgeschichtliches Argument (= Brief) leicht 55 Euro
    kosten (incl. einmaliges Veröffentlichungsrecht) so was nennt man dann Freiheit der Forschung.
    Aber es gibt auch Gegenbeispiele unglaublich freundlicher Kooperation. Vom selbst fotografieren dürfen bis hin zu sog. book-eye-scanns die z.B. in der Universitätsbibliothek München aber meines Wissens auch im TT- Archiv regensburg stehen. Da kommen dann hervorragende Scanns zu sehr moderaten Preisen heraus.
    Kurz und gut Tipp: nach den technischen Möglichkeiten fragen und einfach verhandeln. Manchmal geht viel manchmal gar nichts.
    PS. wir haben mittlerweile so viele äusserst lohnende FUndstellen in Archiven gesichtet, dass es genug Arbeit für Interessierte gäbe. Man kann ja schliesslich nicht alles selbst machen.Da wüsste ich z.B. einen Fundus im Sächsischen zu Botenabrechnungen (3 Akten voll) aus dem Schmalkaldischen Krieg. jungfräulich und sowas von spannend. usw usw.
    Liebe Gruesse Achim

  • Lieber Achim,

    vielen Dank für deinen Bericht - das mit Sachsen habe ich mal weiter geleitet an jemanden, der da etwas machen könnte ... dauert aber ein wenig.

    Aus genealogischen Gründen war ich mal in einem kirchlichen Archiv in meiner Heimat, bei dem die Entdeckung von alten Briefen oder dergleichen ein Bonus gewesen wäre, weil ich wußte, dass man dort noch nie die Bestände gefleddert hatte.

    Vor mir ein Miesepeter 1. Güte. Was ich will? Ich gebe den offiziellen Grund, die Genealogie, an.

    Woher ich wissen will, ob wir hier überhaupt etwas überhaupt für mich gibt?
    Ich habe die Hoffnung, weil es so in der Familie seit vielen Jahren tradiert wurde (narrative Gesellschaft damals), hier etwas finden zu können. Unterlagen werden gezeigt, reichten aber nur bis ca. 1880.

    Können Sie das überhaupt lesen, was im 18. und 19. Jahrhundert geschrieben wurde?
    Von karolinischer Minuskel bis zu den Currentschriften der angesprochenen Zeit ist alles geläufig, Schrift- und Leseprobe wird gegeben.

    Miesepeter ist erschüttert - ja, die Archivalien sind sehr alt und kostbar und werden nicht jedem dahergelaufenen Möchtegernforscher zur Einblicknahme überlassen. Personal hätte man auf lange Zeit sowieso keines, zumal es ohne Beobachtung ja gar nicht geht, weil doch eh nur Diebe und Gesocks sich dort herumtreiben. Die Stimmung, nie sehr gut, verschlechtert sich zusehends.

    Fassungslosigkeit macht sich breit. Unser genealogischer Held tritt ab. Grußlos. Vorhang. Ende des 1. Teils.

    Mittlerweile wurde das Archiv entsorgt. Wieder ein paat Dutzend Regalmeter weniger, aber wen interessiert das schon?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    heute mal einen "Bericht" zu meinen bisherigen Besuchen im Landeshauptarchiv Dessau.

    Sehr schön ist dort, dass mit eigenem Notebook gearbeitet werden kann. Entsprechende Anschlüße sind dort an jedem Platz vorhanden.
    Allerdings ist das Scannen, Fotografieren usw. verboten. Abschriften können jedoch "eigenhändig" gemacht werden, was dort recht "rege" geschieht.

    Kopien sind preislich recht günstig, allerdings sollte nicht eine komplette Acte in Auftrag gegeben werden.

    Die Mitarbeiter helfen einem weiter, auch beim "Entziffern" der alten Schriften. Ein Blatt mit dem Alphabet liegt in jeder Tischreihe bereit und ist eine echte Hilfe.

    Sehr vorteilig ist, dass durchgehend geöffnet ist von 8 bis 16 Uhr außer Freitags. Allerdings mehr als ein Kaffeeautomat ist jedoch nicht vorhanden. (Es ist jedoch kein Problem, da gegenüber ein Happen zu sich genommen werden kann)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo zusammen.

    Also persönlich in einem Archiv war ich noch nicht. Allerdings hatte ich mir mal Kopien aus der Staatsbibliothek in Berlin zukommen lassen. Die Kosten für die ca. 160 Seiten (Kopien) waren nicht so hoch, wie ich dachte. Mit Versand lag ich bei ca. 90€.
    Schade, dass es keine einheitliche Verfahrensweise gibt , um den Ansporn in ein Archiv zu gehen, nach vorne zu treiben. Denn es gibt bestimmt noch eine Menge zu erforschen.
    Leider sind diese teilweisen Wahnsinnspreise, oder auch die "Miesepeter", nicht gerade ein guter Grund , einem Archiv einen Besuch abzustatten.
    Also bleibt festzuhalten : Man kann Glück haben, oder auch nicht.

    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Hallo,
    mehrere von uns haben schon ein Archiv aufgesucht, ob nach Recherche zum sein Heimatort, Familien Forschung, Postgeschichte...und und und.

    Sicherlich tauchen bei euch auch Fragen, welche auf die schnelle in Archiv Besuch beantwortet nicht können. Sie zur beantworten können wir uns gegenseitig helfen.

    1. Nach die übliche Bearbeitung der Archiven, wahren die Papier Blätter (Dokumente, Briefe...) eingeheftet. In so ein Fall hinterlässt ein Blatt spüren – kleine Löcher. Manche Blätter sind leider durch Aktenschnitt verstümmelt worden.
    2. Nach der Aktenordnung wurden die entfalteten Blätter auch fortlaufend nummeriert. (vor sie eingeheftet wahren)

    Gestern haben wir kurz über BaD Briefhülle diskutiert.(Hilfe bei schwer lesbaren Texten) Ich wurde da von ausgehen, wenn sein Blatt keine Archiv Spüren (Löcher, Schnitt) hat, genauso das Nummerierung nicht auf rechte aber entfaltete obere Ecke ist, hat diese Briefhülle Archiv nicht bearbeitet.

    Freut mich auf eure Meinung, und weitere Erklärungen.

    LG F :)

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    Einmal editiert, zuletzt von Filigrana (31. März 2014 um 12:02)

  • Hallo Filigrana,

    danke für die interessanten Einzelheiten zu deinen archivarischen Erkundigungen. Es gibt viele Arten von Archiven und man hat in den vergangenen Jahrhunderten wohl mehrfach den Modus gewechselt.

    Ich kenne Archive, da wurde, wie du es schreibst, alles in ein Buch geheftet (streng chronologisch), andere haben es, wenn der Inhalt nicht mehr aktuell war, in eine große Holzkiste geworfen (Bader Mittenwald), wieder andere haben alles sauber paginiert (numeriert) und nach Jahrgängen oder Fällen abgelegt.

    In Pfälzer Archiven wurde z. B. von den Franzosen nach 1945 tonnenweise Material per Lkw abtransportiert (nach Strasbourg), wo es dann von Leuten mit Geld (die gab es kaum nach dem Krieg in Deutschland) teils aufgekauft (nach Gewicht!) und wieder in die Heimat überführt wurde. Wie die "Rest - Archive" aussehen, kannst du dir sicher vorstellen.

    Es gibt auch viele Archivare, die überhaupt keine Lust haben, irgend jemanden außer sich selbst in die Archivräume zu lassen. Andere Archive wurden ausgelagert und kamen nie dort an. Ach herrje, wenn wir alles Material greifbar hätten, was es je gab, würden unsere Briefe 1% von dem kosten, was sie kosten. Wäre auch nicht so toll ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die Problematik der Verpilzung von Archivgut

    Wer macht sich bei Archiv Besuch Gedanken darüber? Verlangt ihr Handschuhe oder sogar Mundschutz?
    Ich scherze manchmal darüber, aber bei viele Sammler und Forscher ist es eine wichtige Thema.
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Filigrana,

    eine interessante Frage - meiner Beobachtung nach kümmern sich Archive wenig um solche Problematiken und ich glaube, es ist eine Personal- und Geldfrage, wie so vieles.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.