Ich will meine Ansicht dazu kurz fassen.
Ich bin überzeugt, dass das Thema Postgeschichte gut ist, viele interessante und aufschlussreiche Ergebnisse für die Geschichtsschreibung liefern kann und deshalb ist es mir egal, ob das heute jemand interessiert oder nicht, irgendwann kommen schon Interessenten, eben weil es gut ist.
Dass der heute oft geübte Umgang mit Postgeschichte (ich verkürze: PG als Beobachtungen, wie die beteiligten Interessen am Kommunikationsprozess sich verhalten) wenig Resonanz weckt, liegt nicht zuletzt daran, dass viele Sammlungen über das Ansammeln, nach welchen Gesichtspunkten auch immer, nicht hinauskommen. Oft folgt daraus nicht viel, was für dritte von Interesse sein könnte, weil es im HABEN steckenbleibt. Mit einigem Befremden sieht man das schon in der Tradition des Briefmarkensammelns, egal wen von den Großen man nimmt. Oft blieb es beim Ansammeln und aus. Irgendwann wird dann die Zusammenstellung wieder entsammelt und verklopft. Aktuelle Beispiel gibt es zur Genüge.
Gut wird es erst, wenn man mit dem Material etwas aussagen will, das über die einzelnen Stücke hinausführt. Der einzelne Brief wird dann vom Sammlerobjekt zum Argument, vielleicht sogar zum Beweis. (eine andere Form von „wertvoll“)
Da wir aber in der Breite noch nicht dort angelangt sind, wie mir scheint nur selten auf dem weg dahin, wird es nix mit der Akzeptanz.
Zum Trost sei gesagt, ein ähnliches Schicksal teilen übrigens auch andere Wissenschaften die mit Materialien zu tun haben und das obwohl es sie als ernsthafte Beschäftigung schon viel länger gibt (z.B. Archäologie) freilich läuft nahezu täglich terra X, aber über eine Verballhornung kommt man dort selten hinaus.
Das Folgende nicht falsch verstehen. Genötigt zu einem 3 x 2 Stunden Kurs an der Volkshochschule bot ich „500 Jahre Post“ an. Weil der Kurs im Rahmen des studium generale angeboten wurde, hatten die 20 Teilnehmer keine ernsthafte Chance wegzubleiben. (Sonst wäre wahrscheinlich der Kurs mangels Masse entfallen) Kurz und gut, es war mehr Arbeit als gedacht, aber es hat sich gelohnt. Die Mehrheit bestätigte, dass sie sich überhaupt nichts (!!) darunter vorstellen konnten, nach dem Kurs aber doch froh waren ihn besucht zu haben. (Vielleicht hatte ich da auch mal ein paar gute Stunden) und sie forderten eine Fortsetzung, wenn auch über ein anderes Thema.
Will sagen, es geht, weil die Sache gut ist, Gehen wir hinaus, argumentieren wir, zeigen wir, was an den Briefen spannend ist. Erzählen wir die interessanten Geschichte von dem Grundbedürfnis Kommunikation und den Wegen, die dazu führen.
Entschuldigung wurde auch etwas länger
Achim