Der deutsch-französische Krieg 1870/71

  • ... gut, dass er in Mainz gelagert war, weil nördlich von Mainz die Briefe via Belgien ausgetauscht wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Tim,

    der Typ ist recht alt geworden, obwohl er zeitweise ganz schön rumgekommen ist. Dafür reichen meine Sprachkenntnisse gerade noch aus. Ist nun mal lange her.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter

    ja, das war einer der wohl reichlich kampferprobten, das Buch würde mich ja jetzt schon irgendwie reizen.

    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Abend,

    anbei eine mit einer badischen 3-Kreuzermarke frankierte norddeutsche Feldpostkarte, die in Verbindung mit dem 1870/71er-Krieg steht.

    Der Absender namens "Hans", es ist der Ehemann der Adressatin, schreibt am 3. Dezember 1870 in Carlsruhe:

    "Meine liebe Auguste.

    Heute schicke ich Dir die Karte damit Du

    nicht in Sorge um mich bist, morgen schreibe ich Dir und

    auch meiner alten Mutter von ihr ich heute einen sehr theil=

    nehmenden Brief hatte. Gieb mir recht bald Nachricht mei=

    ne geliebte Frau, ich werde wohl noch 8 Tage hier bleiben.

    Unsere Dispositionen werden jeden Tag 10 mal geändert.

    Ich schwanke auch wieder ob ich nach Bingen oder Frankreich

    gehe und möchte gerne Deinen Rath haben. Hoffentlich

    seid Ihr Alle gesund und ist die alte Mama auf dem

    Wege der Besserung. Viele Grüße für Euch Alle und

    für Dich noch einen Kuß von Deinem alten Hans."

    Da von Ferber keine Portofreiheit besaß und auch nicht fälschlich beanspruchte, ist er vermutlich bei der "Freiwilligen Krankenpflege" tätig gewesen.

    Gruß

    1870/71

  • Guten Abend,

    anbei ein interessanter Stadtbrief aus dem Umfeld des 70/71er-Krieges.

    Empfänger war der Sec. Lt. Sönderop aus Stargard, der sich Mitte 1871 im Garnisonslazarett in Berlin befand.

    Lt. Rang- und Quartierliste 1870/71 wird Sönderop beim 2. Pommerschen Grenadier-Regt. (Colberg) Nr. 9 geführt. Lt. Ordre de Bataille wurde das Regt. der 4. Infanterie-Division des II. Armee-Korps zugeteilt.

    Nach Friedensschluß wurde die 4. Inf.-Div. der Okkupationsarmee zugeteilt und stand bis Ende Juli 1873 in Frankreich.

    Sönderop wurde nach seinem Lazarettaufenthalt entlassen und in den Rang- und Quartierlisten als Reserveoffizier geführt. Während seines Berliner Aufenthaltes war er immer noch mobil und Portofreiheit stand ihm zu, nicht jedoch das Bestellgeld,

    das innerhalb Berlins 1 Groschen betrug.

    Gruß

    1870/71

  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Beleg anbei war trotz in "Riesenlettern" verfasst, dennoch nicht einfach von Absender / Adressatin her zu recherchieren. Er wurde am 30. August 1870, also zwei Tage vor der vorentscheidenden Schlacht von Sedan in der malerischen Renaissancestadt Bar-le-Duc / Département Meuse verfasst. In dem hier eingerichteten "Großen Hauptquartier" hatte Generalfeldmarschall von Moltke fünf Tage zuvor die geschichtsträchtige Entscheidung des Rechtsschwenks der deutschen Hauptstreitmacht Richtung Norden getroffen.

    Damit wurde bekanntlich der Versuch des mit neu aufgestellten Kräften aus dem Heerlager bei Châlons-en-Champagne ausgezogenen französischen Generalfeldmarschalls Mac-Mahon, die Richtung Paris vorstoßenden deutschen Truppen zu umgehen und die in Metz eingeschlossene Armée du Rhin des Marschalls Bazaine zu entsetzen vereitelt. Seine Streitmacht wurde bei Sedan an die belgische Grenze gedrägt, die katastrophalen Folgen sind bekannt ("La Débâcle").

    In Bar-le-Duc kam es damals aber auch zu politischen Weichenstellungen. So zeigten sich in den Gesprächen zwischen Bismarck und dem im Auftrag von König Ludwig II. handelnden Prinz Luitpold - der spätere Prinzregent Bayerns - dem bayerischen Innenminister von Braun, dem bayerischen Außenmininster von Brey und dem bayerischen Kriegsminister von Pranckh erste Anzeichen, dass Bayern unter bestimmten Voraussetzungen an der Gründung eines deutschen Kaiserreichs partizipieren könnte. Ein für Bayern hochbrisantes Thema inmitten der militärisch wohl brisantesten Situation des Krieges überhaupt.

    Von alledem wird der Absender der Karte, der aus Speyer kommende Batallionsquartiermeister Philipp Braun, der sich mit nur spärlichen Angaben seiner Truppenzugehörgkeit mit dem Stab des II. Armeekorps "outet" nichts mitbekommen haben. Als Angehöriger der Corps-Kriegskasse und der dem Generalkommando in Würzburg unterstellten Commandantschaft Speyer, war er als Generalstabsoffizier für die Versorgung und Logistik des II. Bayerischen Armeekorps unterwegs.

    Er berichtet an seine Frau Marie in Speyer / Jakobsgasse von seiner Reise über Wissembourg nach Bar-le-Duc und den Empfang ihrer Briefe vom 8. und 24. August. Er selbst wäre erst am Folgetag wieder in der Lage einen Brief zu schreiben...ob das angesichts der dramatischen Entwicklung dieser Tage für ihn dann tatsächlich möglich war...wir wissen es im Moment nicht. Jedenfalls war das Versorgungs- und Nachschubproblem auch der bayerischen Truppen gerade am Höhepunkt angelangt, was ihm eine Menge Arbeit beschert haben müsste.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Dietmar,

    das deckt sich mit einigen Feststellungen des nachfolgend verlinkten Artikels:

    http://pierre.bertrand.free.fr/histoiregens/a…/botzenhart.htm

    Daraus exzerpiert die zum Thema passenden Abschnitte:

    "Während des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 belief sich die Zahl der französischen Gefangenen, die vor allem nach der Kapitulation von Sedan, Metz und anderer Festungen nach Deutschland gebracht wurden, bis Mitte Februar 1871 auf 11.860 Offiziere und 371.981 Mann. Anspruch auf Behandlung als Kriegsgefangene hatte jeder, der sich als Angehöriger des regulären französischen Armee ausweisen konnte.

    Kriegsgefangene Offiziere bis zum Hauptmann abwärts konnten für sich und ihre Burschen Privatquartiere mieten. (...) Voraussetzung für das Wohnen in Privatquartieren und für das Tragen von Zivilkleidern war, dass sich die Offiziere durch Ehrenwort verpflichteten, nicht zu fliehen, nur über den Ortskommandanten mit der Heimat zu korrespondieren und keinerlei konspirative Aktionen zu betreiben. Unteroffiziere und Mannschaften waren so weit wie möglich von der Zivilbevölkerung getrennt zu halten.

    Das Verhältnis zwischen den Gefangenen und der Bevölkerung scheint im wesentlichen spannungsfrei gewesen zu sein. Der Kommandant des Lagers Lechfeld / Ingolstadt spricht sogar einmal von einer ausgesprochen freundlichen Haltung der Bevölkerung gegen über den Gefangenen, was Fluchtversuche sehr begünstige. (...) Die relative Bewegungsfreiheit der Gefangenen und die häufig wenig effektive Umgrenzung und Bewachung der Lager boten günstige Voraussetzungen für Fluchtversuche.

    Es war für Gefangene nicht allzu schwer, sich Zivilkleider zu verschaffen, Geld stand ihnen in hinreichendem Maß zur Verfügung, zumindest für die Elsässer gab es keine Sprachprobleme, die Grenze nach Österreich oder Böhmen war häufig nicht weit, und Fluchtversuche wurden höchstens disziplinarisch oder durch Entzug von Vergünstigungen bestraft. In Österreich soll es sogar Vereine gegeben haben, welche die Flucht von Gefangenen durch Vermittlung von Landkarten, Geld und Waffen systematisch unterstützten.

    Trotzdem ist die Flucht von Gefangenen offensichtlich nicht zum größeren Problem geworden. Aus dem Lager Lechfeld, zum Beispiel, das nur durch eine lockere Postenkette umgeben und nachts schlecht beleuchtet war, überdies wegen häufig auftretenden Nebels in den langen Winternächten ideale Voraussetzungen für die Flucht bot, flohen bis Mitte April nur 17 Gefangene bei einer Gesamtbelegung von durchschnittlich 5.000 Mann. Im Verlauf des April flohen 42 Mann, von denen aber 40 wieder festgenommen wurden.

    Vielleicht darf man diese geringe Neigung zur Flucht als Indiz dafür nehmen, daß die Verhältnisse in den Lagern als halbwegs erträglich empfunden wurden. Es kam allerdings auch vor, daß Gefangene bei Fluchtversuchen erschossen wurden. Von den 10.718 Offizieren, die in den Staaten des Norddeutschen Bundes festgehalten wurden, flohen insgesamt 162, davon 158 unter Bruch des Ehrenwortes, keinen Fluchtversuch zu machen. 12 der Geflohenen wurden wieder ergriffen. Sie mußten damit rechnen, für den Rest ihrer Gefangenschaft als "Militär-Sträflinge" behandelt zu werden."

    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (16. Januar 2021 um 01:21)

  • Liebe Freunde,

    anbei eine frankierte Feldpostkarte, die etwas Farbe in das doch so triste Thema bringen soll.

    Absender der Karte ist vermutlich ein Krankenpfleger der "Freiwilligen Krankenpflege", der seine Post am Tag der Kapitulation von Paris schrieb und am darauf folgenden Tag beim Feldpost-Relais Nr. 50 in Villeneuve St. Georges im Belagerungsring aufgab.

    Auf der Kartenrückseite teilt der Sohn des Pfarrers von Behr folgendes mit:

    Villeneuve St. Georges 28t Jan. 71

    Die hohe Freude über den Empfang der Kölner Stiefel erlaubt mir nicht einen langen Brief zu verfassen. Ich kann nur noch berichten, daß wir außerdem heute eine reiche Weihnachtssendung von Hitzigerraths empfangen haben bestehend in 2 Paar Inexpressibles (vermutlich Unterwäsche) 2 Paar Pulswärmer 2 Paar Winterhandschuhe 2 Feldbestecke, außer Gabel u. Löffel enthaltend, u. einige Pfefferkuchen, Wir führen jetzt ein faules Leben u. erwarten stündlich die Capitulation von Paris. Leider haben uns heute auch unsere brave Schwester verlassen, an deren Stelle die Schwester Käthchen die mit uns in Corny kochte getreten ist aber uns die alten Schwestern nicht ersetzen kann.

    Mit herzl. Gruß an Euch Alle dein Sohn Anton

    Über die Karte ließe sich sicherlich noch viel schreiben, was ich mir an dieser Stelle erspare.

    Gruß

    1870

  • Lieber Rudolf,

    feine 3-Farb-Frankatur mit 1/2 Sgr. Bestellgeld austaxiert - da kommt doch Freude auf. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    an dem farbenfrohen Beleg, der mit Villeneuve St. Georges im südöstlichen Teil des Belagerungsrings von Paris aufgegeben wurde, wird nebenbei auch noch ein anderer, schon recht interessanter Aspekt der Wertzeichen der Okkupationsgebiete deutlich: Der in Frankreich eingerichtete Landespostdienst der Administration der Posten (AdP) versorgte damit z.T. letztendlich von den deutschen Truppen zunächst okkupierte und später annektierte Gebiete (Elsass-Lothringen), z.T. aber auch - wie hier - nur zeitweise okkupierte Gebiete. Sozusagen ein "schwimmendes Postgebiet". Und wenn man sich die Landkarte um Schnellwalde (heute das polnische Boreczno) in der Woiwodschaft Ermland-Masuren anschaut, dann kann man das mit dem Bestellgeld von dem 1/2 Groschen recht gut verstehen. Vermute mal, dass damals das etwas mehr als 10 km weiter nordwestlich liegende Saalfeld (heute Zalewo) Expeditionsort war.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    3 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (18. Januar 2021 um 20:34)

  • Guten Abend,

    hier noch einige Ergänzungen, die die Ausführungen von Pälzer präzisieren.

    Die zunächst in Nancy eingerichtete Administration der Posten unter Leitung des aus Trier stammenden Oberpostdirektor Roßhirt versorgte sämliche deutschen Postanstalten (Landespostanstalten, sowie stabile und mobile Feldpostanstalten) mehr oder schlecht mit den sogen. Okkupationsmarken. Diese waren ab 19. September 1870 gültig (und ausnahmslos nur diese!). Anfang Oktober 1870 schieden zwei Oberpostdirektionen für das Elsaß und Deutsch-Lothringen aus dem Tätigkeitsbereich der AdP aus. Im AdP-Gebiet waren die deutschen Postwertzeichen bis zum 23. März, in den OPDen bis Ende Dezember 1871 gültig.

    Anbei noch zwei frankierte Feldpostbelege - aufgegeben bei mobilenFeldpostanstalten - , die es wirklich in sich haben.

    Hier sehen wir, daß auch mobile Feldpostanstalten im Besitz der Okkupationsmarken waren. Absender der Karte war ein Marketender, der seine Post korrekt zum Inlandstarif innerhalb der Vertragsstaaten frankierte.

    Nicht der attraktivere Beleg, aber mit Sicherheit der interessantere (und preiswertere, sofern man einen weiteren findet). Die Aufgabepostanstalt, das FPA des III. Armee-Korps war nicht im Besitz von Okkupationsmarken und frankierte den nicht portofreien Auslandsanteil in die Niederlande in Höhe von 2 Groschen mittels des Franko-Kontroll-Verfahrens (siehe Vermerk unten links "frei No. 6 der Franco-Einn.(ahme) N.(achweisung) pro Novbr. 1870". Die Niederländische Post übersah offensichtlich die deutsche Frankatur und forderte vom Adressaten 10 Cents.

    Gruß

    1870/71

  • Guten Abend,

    anbei nun ein Feldpostbrief an einen Reserveoffizier des 1. Westpreußischen Grenadier-Regiment Nr. 6, der sich im Pariser Belagerungsring westlich von St. Cloud befand.

    Als "farbenfroh" darf man als Feldpostsammler diesen hübschen Beleg, der durch seine akkurate und ausführliche Anschrift aus der Masse der tristen Feldpostbriefe herausragt, durchaus bezeichnen.

    Erwähnt werden soll auch, dass die 1-Groschen-Frankatur und die genaue Standortbenennung des Adressaten "Marne et Vaucresson chez Paris" völlig überflüssig waren und den Brief den schlechter machen.   

                                                                                                                             

    Gruß

    1870/71

  • Lieber Rudolf,

    wenn er bei dir ist, wird er schon nicht ganz so schlecht sein ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Rudolf,

    schon wieder so ein Ding ! Dass am Anfang des Konflikts sowohl im Feld als auch daheim nicht jeder so richtig auf dem Schirm hatte, dass Feldpost weder in der einen noch der anderen Richtung zu frankieren war, okay das ist noch verständlich. Aber am 23.10.70, wo man längst vor den Toren von Paris stand und viele Korrespondezen hinter sich hatte eigentlich nicht mehr. "Grobtendenziell" gesagt müsste das je später, desto "sammlerisch" besser sein. Ich jedenfalls bin mit derartigem über den August noch nicht "hinausgekommen" ^^

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim

    um so später, umso besser!

    Hier eine weitere relativ spät verwendete norddeutsche Korrespondenzkarte aus Ober-Ingelheim mit überflüssiger 3-Kr-Frankatur. Adressat war ein Vicefeldwebel des 3. Inf.-Regt. Kronprinz Nr. 102, das sich auf dem Vormarsch Richtung Paris befand.

    Der Absender schreibt:

    Sehr angenehm haben Sie uns durch Ihre werthen Zeilen überrascht,

    dementlich, da wir daraus ersehen, daß Sie sämtlich wohlbehalten

    aus dem Kampfe hervorgegangen sind. Von der befürchteten Hitze

    werden Sie inzwischen weniger zu leiden gehabt haben, als dem un=

    leidigen Regen. Auf den demnächstigen Einmarsch in Paris werden

    Sie sich mit Recht sehr freuen & hoffen wir mit Zuversicht, recht

    viel des Interessanten bei dem Rückmarsch zu erfahren. -

    Inzwischen die herzlichsten Grüße .....

    Da der Absender die Portofreiheit des Adressaten nicht in Anspruch nahm, vermerkte er auch nicht das Rubrum "Feldpostbrief".

    Gruß


    1870/71