Postkarte aus einer Paketaktion mit seltenem Aufgabestempel

  • Hallo Forum,
    Vor vielen Jahren sah ich in der Sammlung eines Stempelsammlers mit großer Überraschung eine Weiterverwendung des zur Sachsenzeit bekannten LEIPZIG-Stempels mit Grotesk-Buchstaben auf einer 5 Groschen-Marke des Norddeutschen Postbezirks. Jahrelang war diese Marke die einzige mir bekannte Weiterverwendung dieses Stempels, dem auch noch die Einsätze für Jahr und Uhrzeit fehlten.


    Jahre später wurde die Sammlung auf einer Auktion aufgelöst, und ich kaufte den gesamten Leipzig-Teil, um an dieses lose Stück zu kommen, das ich damals für ein Unikat hielt – aus welchen Gründen es auch immer verwendet wurde, vielleicht weil aus einer Notlage heraus der alte Stempel wieder zum Einsatz kam.

    Wieder einige Jahre später begegnete ich einem weiteren Abschlag dieses Stempels auf einer – der gleichen – NDP-Marke, wieder 5 Groschen gezähnt, diesmal aber auf einer Correspondenz-Karte, so dass die Verwendung klar wurde: Es handelte sich um ein Paket im Krieg 1870/71, auf dem diese Karte mit der Frankatur von 5 Gr. als „Adressaufkleber“ befestigt war.


    Die Feldpost war damals zunächst - neben dem dienstlich-militärischen Transport - nur für Briefpost vorgesehen. Feldpost -Pakete wurden bis zum 31. Juli 1870 (in bisheriger Form mit Paketbegleitbrief) angenommen.

    In der Feldpost-Ordre Nr. 14 (abgedruckt im RB 44 der ArGe NDP), die diesen Stopp bekannt gab, wurde in Aussicht gestellt, sobald die Umstände späterhin es irgend gestatten sollten, „Privatpackete an die Militärs“ wieder zuzulassen. Dies geschah tatsächlich, und zwar in einzelnen Paketaktionen:

    • vom 15. Oktober bis 8. Dezember 1870
    • vom 5. Januar bis 2 1. Januar 1871
    • vom 3. bis 20. Februar 1871
    • ab 25. April 1871.


    Bei all diesen Aktionen gab es keine Verwendung von Begleitbriefen mehr, sondern es wurde die Adresse auf einer vorgedruckten Feldpost-Correspondenzkarte notiert, und diese Karte wurde fest auf dem Paket befestigt (aufgenäht oder geklebt).

    Mithin stammt mein loses Stück vom 21.X.(1870) aus der ersten Paketaktion, und die Correspondenzkarte vom 14.II.(1871) aus der dritten Paketaktion. Ich habe die Vermutung, dass evtl. weitere existierende Stücke dieses weiterverwendeten Stempels allesamt ebenfalls auf 5 Groschen-Marken abgeschlagen sind und ebenfalls von solchen Paketaktionen stammen. Damit wäre der Stempel speziell für die Verwendung für diese Paketaktionen hervorgeholt und verwendet worden. Kannst Du, lieber Forum-Besucher, das bestätigen oder widerlegen?

    Ich würde mich über Zuschriften und Kopien von weiteren bekannten Stücken dieses Stempels freuen.Viele Grüße, der Hesse

    Ei guude, wie?

  • Lieber Hesse,

    ich werde mal darauf achten, aber gesehen habe ich solch einen Stempel bisher noch gar nicht.

    Wir haben mit Altsax ja einen großen Sachsensammler hier im Forum - mal sehen, ob er neue Erkenntnisse hierzu hat.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Hesse,

    Gratulation zu deiner Oberrosine, die leider im "Bayerngefecht" völlig untergegangen ist. Wer sich mit der Materie 1870/71 auskennt, weiß, wie schwierig es ist, an eine solche Rarität zu kommen. Leicht läßt sich ausmalen, dass die meisten Adresskarten entweder weggeschmissen oder z.B. zum Anfachen eines wärmenden Feuers verwendet wurden. Die Erhaltung deiner Karte ist außerordentlich gut!

    Wie du sicherlich schon bemerkt hast, hat deine lose 5 Groschen-Marke einen Zähnungsausfall in der oberen und unteren Zähnungsreihe.

    Besten Gruss

    1870/71

  • Wir haben mit Altsax ja einen großen Sachsensammler hier im Forum - mal sehen, ob er neue Erkenntnisse hierzu hat.

    Lieber bk,

    alles, was der "große Sachsensammler" zu diesem Thema weiß, stammt aus der Feder des "großen Sammlers der sächsischen Weiterverwendungen" Hesse und entspricht dem Inhalt des obigen Beitrages. Hinzufügen läßt sich noch der Opitz-Satz "Man kann dem Eigner nur gratulieren".

    Der sächsiche Stempel wurde - mit Uhrzeiteinsatz - am Leipziger Recoschalter bis Ende Juni/Anfang Juli 1867 verwendet und ist ab August 1867 zur Sachsenzeit nicht mehr registriert. Er dürfte, ähnlich wie einige andere Geräte auch, eine Schublade bewacht und bei besonderen Anlässen das Tageslicht kurz erblickt haben.

    Liebe Grüße

    Altsax

    Einmal editiert, zuletzt von Altsax (25. August 2011 um 08:12)