Bayern - Sachsen bis 30.06.1850

  • Liebe Freunde,

    ein Brief bereitet leichtes Kopfzerbrechen. Eine Rechnung der Firma Wolf in Wachenheim (Pfalz, bei Bad Dürkheim) wurde am 6.10.1848 unfrankiert "Seiner Hochwohlgeboren Herrn Kammerherrn von Heynitz auf Milditz (heute: Miltitz) p(a)r) Meisen (heute: Meißen) verschickt und am 10.10.1848 von der Dürkheimer Postexpedition Aufgabe gestempelt. Dürkheim taxierte ihn mit 12 Kreuzern über 30-36 Meilen (genau 32 Meilen) bis Hof (schwarze Tinte unten links). Und jetzt wirds lustig. Sachsen notierte 59 Pfennige plus 6 Pfennige = 65 Pfennige; zu diesen nochmals 6 Pfennige = 71 Pfennige.

    Aber es gibt auch eine 3 oben in violetter Tinte (von wem notiert?), die mit dem feuchten Daumen fast unsichtbar gemacht wurde und durch "26x Töpen / Hof" ersetzt wurde.

    71 Pfennige entsprechen ca. 26 Kreuzern - aber wie muss man sich den Postlauf hier vorstellen? Vlt. kann ein versierter Sachse etwas dazu beitragen?

    Zum Empfänger: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Heynitz_(Politiker)

    Ernst von Heynitz, 1801-1861.

    Verschickt wurde ein Fäßchen von 77 Liter Wachenheimer Wein des Jahrgangs 1835 für 20 preussische Thaler und 6 Silbergroschen Courant.

  • Lieber Ralph,

    leider liegt mir die Ortstabelle der relevanten sächsischen Verordnung vom 31. August 1841 nicht vor, in der die Taxen genannt sind. Daher ist meine Taxaufteilung spekulativ:

    Porto Dürkheim - Meissen incl. bayr. Ant. v. 12 Kr.: 59 Pfg.

    Landzustellung Meissen - Milditz: 6 Pfg., Summe 65 Pfg.

    Rücksendung Milditz - Meissen: 6 Pfg., Summe 71 Pfg.

    Weitersendung Meissen - Hof: ohne sächs. Taxierung


    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    vielen Dank für deine Interpretation.

    Aber es bleiben noch Fragen: Bayern hat nie in lila Tinte taxiert - das müsste also sächsisch sein. Welche Ämter hatten dort denn lila Tinte? Ich kenne da leider keinen sächsischen Brief, dem ich diese Tinte zuordnen könnte.

    Wenn 12 Kr. gleich 59 Pfennige waren, wären aber 71 Pfennige auch keine 26 Kreuzer, wie sie notiert wurden. Lt. Reduktionstabellen müssten doch 10 Pfg. gleich 3,5 Kreuzer entsprochen haben, also hier 5,9 mal 3,5 = 21 Kreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Aber es bleiben noch Fragen: Bayern hat nie in lila Tinte taxiert - das müsste also sächsisch sein. Welche Ämter hatten dort denn lila Tinte? Ich kenne da leider keinen sächsischen Brief, dem ich diese Tinte zuordnen könnte.

    Wenn 12 Kr. gleich 59 Pfennige waren, ...

    Lieber Ralph,

    wenn, wie es für mich aussieht, die Taxierung mit 26 Xr. in derselben Tinte geschrieben ist wie die Umleitungsangabe, dürfte beides in Leipzig erfolgt sein. Dann sollte aber die Briefrückseite einen entsprechenden Vermerk des Landboten enthalten.

    Die 59 Pfg. beziehen sich auf die bayr. zzgl. der sächsischen Taxe.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    hinten ist der Brief völlig blank.

    Danke für die Aufklärung hinsichtlich der Taxe von 59 Pfg. und der Stempelfarbe. Wieder etwas dazu gelernt. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.