Briefe von und an Familienmitglieder des fränkischen und bayerischen Adels

  • Der bayerische Adel bestand aus vier Hauptklassen, nämlich dem eingeborenen Adel des ehemaligen Herzogtums Ober- und Niederbayern, dem Adel der fränkischen und schwäbischen Provinzen, wozu das Patriziat der ehemaligen Reichsstädte dieses Gebietes zu zählen ist, dann den von bayerischen Fürsten geadelten Geschechtern und endlich den ausserbayerischen und ausländischen Adelsfamilien. Die Zahl der von bayerischen Fürsten, der aus aller Herren Länder eingewanderten Familien und des Uradels der fränkischen und schwäbischen Provinzen ist verhältnismässig gross. (aus google books).

    Deshalb finden sich zahlreiche Briefe mit adeligen Adressen. Mich veranlassen diese zu Recherchen nach den Personen, deren Familie, Besitzungen, Leben usw. - was so zu googeln gibt.

    Hier ein erstes Beispiel - bloß keinen Schreck bekommen :)

    Die Freiherrn Roth von Schreckenstein und von Seckendorff-Aberdar.

    Die Faltbriefhülle zeigt links den Zweizeilenstempel "MERGENTHEIM 6. NOV 184?" und ist wichtig, um den Absender zu ermitteln. Rückseitig findet sich ein schönes Lacksiegel:

       

    Dazu etwas Adelskunde: Die Krone mit 7 Zacken (Perlen) ist die eines Freiherren.

    Adressiert (französische Sprache war die des Adels):

    Madmoiselle le Baronne Roth de Schreckenstein Rappenau - per Ansbach ...?.. die Oberzenn

    Entscheidend ist Rappenau, da ich nur eine Freiin mit diesem Zusatz gefunden habe:

    Und nun das spannenste zur Siegel-/Wappenkunde

    siehe auch unter Sphragistik

    Sphragistik – Wikipedia

    Übrigens eine historische Hilfswissenschaft, was die Philatelie leider nicht ist.

    Das Siegel auf meinem Brief ist vermutlich eine Zusammenführung der Wappen der Familen Schreckenstein (linke Hälfte) und Seckendorff Aberdar (rechte Hälfte). Durch die die Heirat von Antonie Freiin Roth von Schreckenstein mit Friedrich Freiherr von Seckendorff-Aberdar wurden die beiden Familienwappen in einem neuen Wappen zusammengeführt.

        


    Unter Mergentheim findet sich auch der Gatte:

    Aus einer Todesanzeige geht auch das Verwandschaftsverhältnis hervor:

    Wieder nur eine Mutmaßung, dass sich die Schwestern geschrieben haben, und die Empfängerin unverheiratet war, bei der damals üblichen Anreide mit Madmoiselle (junge, unverheiratete Frau).

    Zum Postalischen: Es ist ein Auslagebrief mit dem bekannten Auslage-Stempel von Würzburg. Porto mit 6 angeschrieben, im Bruch 2/4.

    Vermutlich galt noch die Beförderung auf der Postroute von Mergentheim, Igersheim - Simmringen, Tiefenthal, Euerhausen /bayerische Grenze - Herchsheim, Giebelstadt, Heidingsfeld, Würzburg (Halbkreisstempel rot 6.11.). Von dort über Ansbach (Halbkreisstempel schwarz 7.11. nach Rappenau (4 Kr. bayrisches Porto). Rückseitig schwarzer Strich - Bestellgeld?

    Luitpold

    In Wiki gibt es zu den Familien weitere Informationen:

    4 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (13. Dezember 2023 um 12:07)

  • Das Siegel auf meinem Brief ist vermutlich eine Zusammenführung der Wappen der Familen Schreckenstein (linke Hälfte) und Seckendorff Aberdar (rechte Hälfte).

    Lieber Werner,

    wie immer sehr interessant, Deine historischen Funde und Erkenntnisse :thumbup:.

    Rappenau und Obernzenn sind nur ca. 15 km von mir entfernt, weshalb ich auch schon einige Seckendorff-Briefe erworben habe.

    Noch eine kleine Korrektur:

    Beim Siegel befindet sich das Seckendorff'sche Wappen ("Lindenzweig") links, das Schreckenstein'sche rechts.

    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo liebe Bayernfreunde,

    für meine Heimatsammlung konnte ich ein paar Briefe aus dem Seckendorffschen Schriftverkehr erwerben. Dabei habe ich mich speziell auf die Ortschaften Sugenheim und Langenfeld konzentriert, wo der Name Seckendorff nachweislich ab Beginn des 13.ten Jahrhunderts auftaucht.

    Hier 2 Briefe des Johann Neidthardt von Seckendorff an die Grafen zu Castell-Remlingen.

    Viele Grüße aus Mittelfranken,

    Siegfried

  • Nach der Präsentation von Siegfried's hervorragender Ausstellungsseite mit den hochherrschaftlichen Altbriefen (Danke dafür an Siegfried),

    hier ein Brief aus der Markenzeit, um einen weiteren bekannten Adelsnamen vorzustellen: von Hutten

    Die vielen Linien dieser Adelsfamilie kann u.a. unter dem Historischen Lexikon Bayerns nachgesehen werden: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hutten,_Adelsfamilie

    Hier geht es um das Geschlecht derer

    3 Kr. blau, 2 II4 (Typ2)*, von Würzburg nach Steinbach bei Lohr (Tarif bis 12 Meilen 3 Kr.). Entwerter: OMR 598, Zweikreisstempel „Würzburg“ 3. NOV. 1858 (10-11). Absender: Advocat (Rechtsanwalt) Ignatz Streit, Würzburg (geb. in Münnerstadt 1820,1852 als Staatsanwalts-Substituten in Schweinfurt zum Rechtsanwalt in Würzburg ernanntund bis 1872 tätig. Er erhielt zum Abschied den Titel kgl. Hofrat verliehen).

    Empfänger:

    Die Adresse kann auch im Bild gezeigt werden. Das Schloss in Steinbach bei Lohr ist lt. Website unverändert in Familienbesitz

    Bullerbue im Schlosspark - Deutsches Adelsblatt

    Von Tilman2007 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27983827

    Luitpold

    * Bestimmung vor Jahren, evtl. veraltet