Interessantes Dokument / Brief aus Göttingen 1812

  • Hallo,

    Ich habe einen sehr sauberen dreiseitigen Brief vorliegen. Er ist am 22. Sept. 1812 auf deutsch in Göttingen verfasst worden. Viel mehr kann ich leider nicht lesen. Er ist gefaltet und trägt auf der Rückseite einen L1-Stempel Göttingen (Feuser/Münzberg 1181-2), allerdings ohne Adresse.

    Das Besondere an dem Brief ist das Wasserzeichen des Papiers. Der Großbogen hat rechts den Kopf von Napoleon sowie den Text "NAPOLEON IMPEREUR DE FRANCAIS ROI D'ITALIE" als Wasserzeichen und links den französischen Hahn. Unten am Rand des Bogens findet sich das Wort SOHANND oder LOHANND.

    Ich habe schon einige Briefe aus der Zeit der französischen Besetzung gesehen, aber noch nie ein solches Papier mit "kaiserlichem Wasserzeichen". Napoleon selbst war zu dieser Zeit schon in Russland auf dem Feldzug.

    Ich würde mich freuen, wenn ich etwas zum Inhalt und zum Verfasser sowie insbesondere zum Papier erfahren könnte.

    Vielen Dank im Voraus.

  • Ging doch schneller, als ich dachte.

    Hier der Text:

    Göttingen den 22 Sept. 1812


    Mein Herr Maire adjoint [= Stellvertretender Bürgermeister]


    Bei Gelegenheit einer Unterredung, welche ich heute

    mit Ihrem Herrn Bruder, dem Herrn General

    Commißair des Leine und Harz Departments über

    Bierbrauereien hatte, äußerte derselbe, daß die Brau

    anstalten zu Hannover durch die, seit etwa 3 Jahren

    erlaßenen Verfügungen einen hohen Grad der Voll

    kommenheit erreicht hätten. Dabei machte mir derselbe

    die Hoffnung, Sie würden die Gewogenheit haben,



    jene Verfügungen mir gütigst mitzutheilen.

    Schon seit längerer Zeit habe ich mich bemüht, dem

    hiesigen Brauwesen, welches noch in mancher Hinsicht

    Verbesserung bedarf, nützlich werden zu können;

    und deshalb bitte ich um Ihre gütige Nachsicht, wenn

    ich im Vertrauen auf die geneigte Zusicherung Ihres

    Herrn Bruders Sie, geehrtester Herr Maire

    adjoint, eben so gehorsamst als angelegentlichst

    bitte, die erwähnten Verordnungen, soweit solche zu

    haben sind, mir gütigst mitzutheilen.

    So wie ich mit der größten Bereitwilligkeit in ähn

    lichen Fällen meine Dienste Ihnen anbiete und zusiche

    re, so bedarf es wohl kaum einer Erwähnung

    von meiner Seite, daß ich mit Vergnügen die Er=



    stattung aller Kosten übernehmen werde, welche

    die geneigte Erfüllung meiner Bitte etwa ver=

    ursachen sollte.


    Genehmigen Sie die Versicherung meiner aus=

    gezeichnetesten Hochachtung


    Der Policei Commißair

    [Unterschrift; etwa W.llri..]


    Viele Grüße

    Gerd