TT nach Bayern porto und franko -- Markenzeit

  • Liebe Sammlerfreunde,

    bei dem nachfolgenden Brief hat mich ein befreundeter Sammler, der nicht über die technischen Möglichkeiten verfügt, um Mithilfe gebeten:

    9 Kr. Ganzsachenumschlag von Frankfurt 1861 ursprünglich nach Lindau, von dort weiter nach Kempten und von dort wiederrum weiter nach München.
    Rückseitig befinden sich die Stempel Lindau 21/10, Kempten 22/10 und München 2?/10.

    Auf dem Brief sind - teilweise schwach - Taxierungen zu erkennen, die wohl im Zusammenhang mit den Weiterleitungen stehen müssten. Wer kann helfen ?

    Beste Grüße und im Voraus vielen Dank
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,

    mit 9x war das Kuvert in der 1. Gewichtsstufe über 20 Meilen nach Bayern korrekt frankiert. So weit, so gut.

    Eine Weiterleitung war nur kostenpflichtig, wenn der Brief zuvor ausgeliefert worden war (das musste ja nicht der Empfänger gewesen sein, sondern war i. d. R. ein Dritter). Wäre er ausgeliefert worden, dann hätte man für die Nachsendung 6x notieren können, die ja auch in blau notiert worden waren. Nur war bei der 2. Nachsendung keine weitere Taxe mehr anzusetzen, denn es hatte ja an dem 2. Ort, wo sich der gedachte Empfänger wieder nicht aufgehalten hatte, keiner 6x bezahlt.

    Wäre der Brief auf seiner 2. Station für 6x ausgeliefert worden und hätte man ihn dann erneut aufgegeben, wären auch nur 6x angefallen, weil es dann eine neue Postaufgabe gewesen wäre. In keinem Fall kommen wir dabei aber auf 12x Porto, die mit Rötel oben stehen.

    Man kann halt nicht alles nachvollziehen, was sich einige vor vielen Jahren an Postvorschriften ausgedacht haben, die es gar nicht gab.

    In jedem Fall ein interessantes Stück, weil zweifache Weiterleitungen unüblich waren, noch dazu, wenn die Post mehr forderte, als zu fordern war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hall,

    nachfolgend hätte ich noch einen, bei dem ich mit der Taxierung nicht klar komme:

    9 Kr. GA-Umschlag von Frankfurt nach Nürnberg. (ohne Jahreszahl)
    Mit 9 Kr. wäre er in der 1. Gewichtsstufe korrekt frankiert gewesen. Links jedoch ist die 2. Gewichtsstufe ("2f") ausgewiesen, damit kämen für den unfrankierten bzw. - wie im vorliegenden Falle - teilfrankierten Brief 24 Kreuzer zum Ansatz. Abzüglich der "verklebten" 9 Kr. wäre es ein Rest von 15 Kreuzer. Die Zahl in der Mitte des Briefes deute ich jedoch als "12" (Kreuzer).
    Habe ich etwas übersehen oder falsch berechnet ?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

    PS: Auf der Rückseite sind keinerlei Vermerke, Stempel o.ä.

  • Hallo Schorsch,

    du hast nach der alten Verfahrensweise bis 1856 gerechnet:

    Ganz unfrankiert 2 mal 9x plus 2 mal 3x Portozuschlag = 24x, davon die 9x abgezogen ergaben 15x Nachporto.

    Ab 1856 rechnete man aber kundenfreundlicher:

    1. Gewicht mit 9x korrekt frankiert, somit nur noch das 2. Gewicht unfrankiert. 9x für über 20 Meilen und 3x Zuschlag = 12x, wie ausgeführt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,
    folgenden Beleg möchte ich zeigen: Paketbegleitbrief für ein 8 Pfund und 14 Loth schweres Paket von Detmold (Fürstentum Lippe-Detmold) nach Nürnberg (Bayern) vom 31. Oktober 1851. Das Fürstentum Lippe-Detmold (Thurn und Taxissches Postgebiet) trat zum 1. Mai 1851dem DÖPV bei. Bereits am 1. August 1852 wieder aus und ab 1. Juli 1853 wieder ein. Dieser Beleg lief daher in der Zeit, als Lippe-Detmold im DÖPV war. „Lt. Vertrag vom 29. April 1851 zum 1. Mai 1851 „Anschluß fürstlich Thurn und Taxissche Postverwaltung an den deutsch-österreichischen Postverein“ wurden für den Fahrpostverkehr zwei Meilenzeiger festgelegt. Zwischen Bayern und Lippe war als Taxgrenzpunkt Dettingen-Hanau vorgesehen. Im Meilenzeiger steht für Erlangen bis zu diesen Grenzpunkt 22 Meilen, sowie von Detmold zu diesen Grenzpunkt 27 Meilen. Zusammengezählt ergibt sich für die Gesamtstrecke 49 Meilen. Für ein Paket von 8 Pfund und 14 Loth von 45 bis 50 Meilen ergibt sich
    eine Gebühr von 13,5 Sgr. und 20 Pfennige = 15 Sgr und 2 Pfennige. Angeschrieben wurden aber 11 Silber-groschen. Evtl. gab es einen extra Tarif für Aktensendungen, denn es wurde vermerkt: „Hierbei ein Paket Akten..“. In Erlangen fielen für dem Empfänger 3 Kreuzer Bestellungsgebühr für das Fahrpoststück an.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    in Ergänzung meines Briefes von Detmold nach Lindau in "Post 11"
    noch drei Briefe von Detmold nach Lindau, die ich heute vom Sammler-
    treffen der ARGE BAYERN aus Dillstädt mitbringen konnte:
    Brief vom 16. Februar 1850 mit gesamt 32 Kreuzer Porto.
    Brief vom 5. September 1850 mit Barfrankierung in Detmold
    von 8 Silbergroschen - und Brief vom 15. Dezember 1850 mit
    gesamt 28 Kreuzer Porto. Somit haben alle 4 Briefe von Detmold
    nach Lindau aus dem Jahr 1850 verschiedene Taxierungen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    eine schöne Korrespondenz - die Briefe 2 und 3 sind klar. 4 Sgr. für TT und 14x für Bayern ergeben 28x.

    Der 1. Brief hat ja auch die 8 Sgr., aber jetzt als Auslandstaxe, weswegen er schwer gewesen sein müsste. Aber anstatt dann auch in Bayern schwer zu sein, hat man nur 8x für ihn angesetzt. Hier kann eigentlich nur ein anderer Laufweg unterstellt werden, so dass die Strecke in Bayern deutlick kürzer gewesen sein sollte, denn es galt immer noch das Regulativ vom 1.12.1810.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.