Briefe von und nach Frankfurt am Main

  • Mit Verwunderung habe ich festgestellt, dass es bisher kaum Beiträge zu Briefen von und nach Frankfurt am Main gibt, von einem eigenen Thread ganz zu schweigen.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das Thema hier richtig aufgehoben ist, laut Feuser besaß Frankfurt am Main eine TT-Lehenspostanstalt.

    Der erste hier gezeigt Brief stammt vom Bankhaus Metzler. Absender ist "le fils de ___ B. Metzler et Cie". Über eine Ergänzung der Lücke würde ich mich freuen.

    Der am 12. Juli 1820 verfasste und mit 17 Décimes Porto belastete Brief ging an die Herren Dubois Père & fils nach Reims in Frankreich.

    Den Aufgabestempel kann man auf Grund des schlechten Abschlages nicht so leicht ermitteln, da Frankfurt viele ähnliche dieser großen Kreisstempel besaß.
    Des Weiteren sind der Grenzübergangsstempel "ALLEMAGNE PAR FORBACH" und ein Rayonstempel vorzufinden. T.T.R.2 (2. Rayon, "nah an Frankreich")

    O.l. eine "8" - eventuell das Briefgewicht? Sollte hierüber Unklarheit bestehen, kann ich den Brief gerne wiegen um zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um die Gewichtsangabe handelt.

    Was besagen die in dem Brief genannten Beträge? Ich lese etwas von einer Rechnung eines Herrn Beer aus Offenbach und einer Empfangsbestätigung, kann jedoch die Kernaussage des Schreibens nicht klar ableiten.

  • Hallo Don Stefano,

    "Francfort sur le Main 12 juilett 1820 A fils de feu Banquier de Metzler et Conpagnie"

    Mein Französisch ist sehr schlecht, aber es sollte um Wechsel über 300 Francs gegangen sein. Wenn Wechsel eingelegt worden waren, müsste der Brief heute leichter sein, als 8g. Ein Wechsel hat um diese Zeit ca. 1,5 -2g gewogen, bei 2 Wechseln also 3 - 4g weniger.

    Alternativ könnten die 8 auch 8 Decimes sein, die Frankreich an TT zu vergüten hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @ Don Stephano , @ BK

    Alterntiv könnte die 8 auch die Part vom Porto sein die Frankreich zu kam. Allerdings unüblich - deshalb eher Gewicht .

    Gehen wir davon aus dass der Brief 8/9 Gramm wog

    Die Entfernung von Forbach nach Reims betrug laut Google (Fussweg) +/- 233 KM. Das Porto für den normalen Brief betrug für eine Distanz von 201-300 km 5 Décimes ( Portotarif 1806). Lauf geschätzer Gewichtsklasse : Porto x 1.5 = 5+2.5 = 7.5. Jeder angebrochene Decime wurd auf gerundet , macht also 8. Dann verblieben 9 für T&t

    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (15. Dezember 2013 um 18:33)

  • Da ich die Notation des Gewichtes in der linken oberen Ecke bereits von einigen anderen Briefen kenne, die nach Frankreich gingen, gehe ich in diesem Fall auch stark davon aus.

    Dennoch natürlich eine interessante Rechnung, vielen Dank hierfür. :thumbup:

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Anbei ein weiterer Brief des Bankhauses Metzler aus Frankfurt am Main nach Bordeaux aus dem Jahre 1820. Empfänger ist Nicolas-Henri Schreider, welcher in den Besitz des Champagner-Hauses Dubois Père et fils gelangte und im Jahre 1827 seinen Neffen Louis Roederer einstellte.

    Auch dieses Schreiben befasst sich mit Geldgeschäften in Form eines Wechsels.

    17 Décimes Porto von Frankfurt nach Reims, Frankfurter Aufgabestempel, T.T.R.2.-Stempel sowie "ALLEMAGNE PAR FORBACH"

  • Hallo Don Stefano,

    der Empfänger zahlte 15 Decimes Porto.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die Gebühren konnten ja unterschiedlich (es gab Wechsel innerhalb eines Jahres, auf einer oder auf beiden Seiten), die Gewichte waren unterschiedlich (einfach hier, 1,5fach dort), die Leitung im "Inland" konnte nach der tatsächlichen Entfernung Gebühren nach sich ziehen, oder nach einer fiktiv gerechneten andere Höhen erreichen, das gleich galt für das Ausland (für Frankreich ab Grenze und es gab ja mehrere Grenzübergänge, also auch mehrere Gebührenhöhen) und falsche Taxierungen waren schon damals ein großes Problem. Man kann sich also immer etwas aussuchen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • An dieser Stelle ein Brief, welcher 1832 von der Freien Stadt Frankfurt in das 52 km (Luftlinie) entfernte Gießen im Grhzm. Hessen lief.

    Der Brief war mit 1 Kr. rh. (richtige Währungsangabe?) belastet und ging an den Herrn Georg Philipp Gail, welcher 1812 in Gießen eine Zigarrenfabrik gründete.

    [Blockierte Grafik: http://www.gail.com.br/site/sites/default/files/public/styles/medium/public/images/institucional/wilhelm_gail.jpg]


    Herrn Georg Phil. Gail in Giesen
    Saalfeld 25 May 1832
    Mit Ihren achtbaren Schreiben v 30 v Mts hatten Sie die Güte mir Fl (?) 93 28 Kreuzer (?) v Frankfurt ____ zu übersenden, ich sage Ihnen meinen höflichsten Dank dafür, und schreib Ihnen dafür gut, nach meinen Büchern bleibt mir nur noch Fl (?) 1 gut, da der Betrag der Sendung vom 21 September v. J. Fl (?) 119 28 Kreuzer (?) betrug.
    Dass Sie sich nicht veranlasst fanden mir einen Auftrag zu ertheilen bedaure ich sehr, sollten Sie mal wieder etwas von ______ nöthig haben, so halte ich mich Ihren gütigen Andenken bestens empfohlen. da ich Sie jetzt vorzüglich gut bedienen kann. Mit steter Hochachtung und Ergebenheit empfiehlt sich Ihnen
    Gottfr. Thom.

    Die Entzifferung der verschiedenen Währungsangaben ist weiterhin eines meiner Probleme.. :whistling:

    Interessant, dass der Brief aus Saalfeld kommt und in Frankfurt aufgegeben wurde. Wohl aus Gründen der Portoersparnis?

    Feuser 985-17, was meint ihr?

  • Hallo Don Stefano,

    5x Porto (rheinisch brauchst du nicht zu schreiben - andere Kreuzer gab es nur in der Schweiz und in Österreich, also waren alle deutschen Gebiete in rheinischen Kreuzern rechnend) plus 1x Bestellgeld (das an den Fürsten abzuführen war und nicht dem Boten verblieb!) sind richtig - total also 6x zu zahlen vom Empfänger. 1x reichte nirgendwo aus, um einen Brief zu befördern; solche günstigen Gebühren wurden erst viel später als Ortsbrief oder Drucksache zugelassen, weil damals keiner an einem Kreuzer etwas verdient hätte und die Postverwaltungen waren stark ärarisch geprägt, der Fürst von Thurn und Taxis gleich zweimal. :D

    Herrn Georg Phil. Gail in Giesen
    Saalfeld 25 May 1832
    Mit Ihren achtbaren Schreiben v 30 v Mts hatten Sie die Güte mir Fl (?) 93 28 Kreuzer v Frankfurt am Main zu übersenden, ich sage Ihnen meinen höflichsten Dank dafür, und schreib Ihnen dafür gut, nach meinen Büchern bleibt mir nur noch Fl (Florin = Gulden!) 1 gut, da der Betrag der Sendung vom 21 September v. J. Fl 119 28 Kreuzer betrug.
    Dass Sie sich nicht veranlasst fanden mir einen Auftrag zu ertheilen bedaure ich sehr, sollten Sie mal wieder etwas von Ocker?? nöthig haben, so halte ich mich Ihren gütigen Andenken bestens empfohlen. da ich Sie jetzt vorzüglich gut bedienen kann. Mit steter Hochachtung und Ergebenheit empfiehlt sich Ihnen
    Gottfr. Thom.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Don Stefano,

    deine "Fehlerquote" liegt nach kürzester Zeit weit unter dem, was die meisten "besseren Sammler" seit Jahren produzieren; dafür brauchst du dich nicht zu schämen und den Sammler, der noch keine "peinlichen Fehler" gemacht hat, muss man mir erst noch zeigen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @Bk @ Don Stephano [8] [9]

    Zitat : falsche Taxierungen waren schon damals ein großes Problem

    nicht immer war es eine falsche Taxierung sondern ganz einfach ein Problem beim wiegen. Ihr dürft nicht vergessen die Waagen waren damals nicht unbedingt geeicht und somit konnte es Abweichungen geben.

    Ich besitzte zwei fast identische Briefe die zur dieser Schlussfolgerung führen. Da ich mit dem Porto nicht zurecht kam habe ich einen französichen Philatelisten um Rat gefragt und er warf die Problematik der ungenauen Waagen auf

    Ansonsten lieber Stephano : gibt es noch eine zweite Seite in deinem Brief [6] ? Der Absender erwäht Wechselkurse die bei liegen

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Ansonsten lieber Stephano : gibt es noch eine zweite Seite in deinem Brief [6] ? Der Absender erwäht Wechselkurse die bei liegen

    Eine weitere beschriebene Seite ist nicht vorhanden. Vielleicht wurde dem Brief etwas beigelegt, dass entnommen und auf Grund dessen nicht mehr vorhanden ist?

    Die von Dir angesprochene Ungenauigkeit von Waagen im 19. Jahrhundert verwundert mich etwas, schließlich wurden Gewichtseinheiten wie bspw. das Bayerische (560,060 g) oder Wiener Pfund (560,063 g) auf drei Stellen hinter dem Komma genau angegeben. Dass die Waagen der Postämter Messprobleme im gebührenprogressionsrelevanten 0,5g-Bereich gehabt haben sollen, wundert mich. Aber wer weiß, interessant ist die These auf jeden Fall.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Liebe Freunde,

    die Waagen wogen schon recht genau (bis auf die 3. Stelle hinter dem Komma natürlich nicht, das schaffen heutige elektronische Haushaltswaagen ja auch nicht), aber das Problem war der Standort. Stand eine Waage auch nur auf 50cm Breite 1mm abschüssig, hatte das schon die Wiegeergebnisse beeinflußt.

    Auch wurden Briefe (besonders große oder Pakete) mal nass und daher schon mal ein oder zwei Gramm schwerer. Dass es in die Amtsstuben bei Starkregen hereingeregnet hat, ist mir aus vielen zeitgenössischen Schilderungen geläufig. Darüber hinaus, auch wenn es weniger Bedarf gab, als heute, hat nicht jeder gleich gut gesehen und wer etwas kurzsichtig war oder wurde, konnte sicher nicht genau sehen, ob ein Brief 8,75g (einfach) oder 8,77g (1,5fach) wog, weil er die Waage nicht mehr so gut sah. Wir sehen, die Imponderabilien des Postgeschäfts sind und waren vielfältig.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Anbei ein dem Brief aus Beitrag 1 sehr ähnliches Exemplar, ebenfalls vom Bankhaus Metzler aus Frankfurt am Main an die Herren Dubois Père et fils zu Reims aus dem Jahre 1820.

    Belastet ging der einst 8 Gramm wiegende Brief (es scheinen Wechsel eingelegen zu haben) mit 17 Décimes auf die Reise. Zu den identischen Stempeln, siehe Beitrag 1 hier im Thread.

    Der am 5. Januar 1820 verfasste Brief beinhaltete neben Neujahrswünschen, Informationen zu diversen Wechseln, genannt werden bspw. 300 Franc auf J.P.A. Klehe oder 325 Franc auf C.M. Fuchs.

    Zu den Wechseln habe ich ein paar Fragen:

    1) Gehe ich recht in der Annahme, dass bei dem o.g. Wechsel i.H.v. 300 Franc J.P.A. Klehe 300 Franc an die Herren Dubois Père et fils auszahlen musste?
    2) Weshalb wurde soviel mit Wechseln gearbeitet? Weil es unsicher war, Geld in diesen Größenordnungen per Post zu versenden?
    3) Wie sah ein klassischer Wechsel des 19. Jahrhunderts aus? Leider habe ich bisher noch keinen in einem der Briefe vorgefunden, schade.

  • Halllo Don Stefano,

    die Geldverschickung ins Ausland war die Ausnahme - dafür gab es ja gerade Wechsel. Diese waren leicht und mit der Briefpost verschickbar - somit waren die Kosten bedeutend geringer. Sicher hätte man sie mit der Fahrpost verschicken sollen, wenn sie versichert sein sollten, aber das hat man nicht immer gemacht.

    Wenn du in meine Contraventionssammlung schaust, wirst du einen blauen Brief mit der Bayern Nr. 8 (1 Kr. gelb) sehen, auf dessen Blatt unten der noch einliegende Wechsel zu sehen ist.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Vielen Dank, ich habe Deinen Wechsel soeben gefunden. Wie ging man mit so einem Wechsel vor? Mann konnte die Summe bei der Person, die auf dem Wechsel vermerkt war, gegen Abgabe des Wechsels einlösen? Oder wieso sind Wechsel immer "auf" eine bestimmte Person?

    Beste Grüße,
    Stefan