Württemberg - Sachsen über Bayern

  • Liebe Freunde,

    es hat mich einige Zeit gekostet, bis ich endlich einen unterfrankierten Postvereinsbrief von Württemberg über Bayern gefunden habe, aber dank des Segensreichtums der Bucht habe ich ihn nun endlich und kann ihn euch vorstellen.

    Geschrieben in Heilbronn am 3.5.1866 von J. Prager lief er an das Handelshaus M. Kaufmann in Leipzig. Die verklebten 6 Kr. reichten dafür natürlich nicht aus, denn Heilbronn war von Sachsen über 20 Meilen entfernt, so dass man hätte 9x frankieren müssen. Korrekt notierte die Aufgabepost "2" Neugroschen für den Empfänger - 3x fehlten plus 3x Portozuschlag ergaben 6x und da man im Postverein bei un- und unterfrankierten Briefen stets in der Währung der Abgabepost zu taxieren hatte, reduzierte man seine 6x in 2 Ngr..

    Gott-sei-Dank kartierte man den Brief zur Hauptbriefpostexpedition Würzburg, die am Folgetag ihren Zweikreisstempel abschlug, denn eine Leitung war auch über Frankfurt am Main = Taxis nach Sachsen möglich und mir bekannt. Letztlich durfte der Empfänger am 5.5. im Rahmen der 2. Ausgabe einlangender Briefe in Leipzig für 2 Ngr. seinen Brief in Empfang nehmen.

    Für diejenigen, die es gerne etwas genauer wissen möchten: Die Aufgabepost in Heilbronn verlangte in der Briefkarte von Bayern 6x, weil sie diesen unterfrankierten Brief Würzburg zukartierte und somit in Auslage belastete. Würzburg hatte nun die Korrektheit dieser Forderung zu prüfen und zu bestätigen und führte ihn seinerseits in der neuen Briefkarte nach Leipzig mit 2 Ngr. Forderung in der entsprechenden Spalte auf. Nun hatte Leipzig zu prüfen, ob die bayerische Forderung, zu der der Brief mittlerweile geworden war, stimmte.

    Da die Nachtaxe korrekt war, kassierte man beim Empfänger 2 Ngr. und überwies diese buchhalterisch an Bayern und hatte somit seine "Schuld" getilgt. Bayern leitete diese 2 Ngr. als 6x an Württemberg weiter, erhielt jedoch für den Transit eine Vergütung von 18 Meilen (das ist geschätzt, weil die Taxlinien für diese Route nach Sachsen im Vertrag vom 1.9.1851 nicht festgelegt wurden und ich hier die Leitungsvergütung nach TT via Hof unterstelle). 18 mal 1/3 Silberpfennig = 6 Silberpfennige = 1/2 Neugroschen = 1,8x.

    Württemberg bekam also für seinen Brief total 12x und musste 1,8x an Bayern für die Transitgewährung abtreten. Für Württemberg war das ein ganz gutes Geschäft, für die beiden anderen Postverwaltungen eher weniger (Sachsen erhielt gar nichts, hatte aber das Problem der Zustellung und Abrechnung mit Bayern an der Backe).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch