Brief mit 9x-Frankatur von Schwarzenbach (Bayern) nach Thiengen (Baden)

  • Guten Morgen alle miteinander!

    Die letzten Wochen und Monate habe ich hier viel still mitgelesen und auch das eine oder andere Stück für meine Sammlung erstehen können. Nun mache ich mich systematisch an die Aufarbeitung ;) .
    Den gezeigten Brief habe ich kürzlich freundlicherweise von Bayern Social übernehmen können. Und die Beschäftigung mit ihm zeigt mir, wie spannend Postgeschichte ist.

    Der Brief geht von Schwarzenbach in Bayern (Oberfranken) nach Thiengen in Baden, an eine "Spinnerey Lauffenmühle". Zu dieser Spinnerei findet sich bei Wikipedia folgendes:


    Das
    Unternehmen Lauffenmühle hat seinen Namen von der 1433 urkundlich erwähnten
    „Mühlin an der Wut am Louffen bei nider Loucheringen“ (Mühle am Lauffen)
    übernommen, einer Getreidemühle, Gipsmühle, Ölpresse und Hanfreibe, die 1835
    von dem Schweizer Johannes Müller in eine Baumwollspinnerei umgewandelt wurde.

    1846 wurde
    die Fabrik erheblich erweitert und die Wasserkraft zur Erzeugnung elektrischen
    Stroms durch eine Turbine geleitet, für die ein teilweise unterirdisch durch
    den Felsen verlaufender Kanal erbaut wurde, der auch heute noch besteht. 1837
    waren bei Lauffenmühle 105 Personen beschäftigt, zehn Jahre später hatte sie
    250 Beschäftigte.


    Finde ich schon einmal sehr interessant.

    Das 9x-Porto ist leicht gefunden: Postvereinsbrief bis 1 Loth (hier genau 5,94g) über 20 Meilen.
    Geklebt wurde hier aus meiner Sicht ein 2II Platte 3 und eine 4II Platte 2.


    Zwei Fragen stellen sich mir noch:
    1.) Was bedeutet der blaue Federzug auf der Vorderseite?
    2.) Wieso lief der Brief über Frankfurt am Main, eine mir ökonomisch nicht ganz nachvollziehbare Route...? Oder war dies aus Bahnverbindungsgründen eventuell die schnellere Route??

    Vielen Dank für eure Kommentare...

    Wünsche noch einen angenehmen Sonntag
    KlangRausch

  • Hallo KlangRausch,

    die Notation vorn bedeutete, dass von dem letzten Postort Badens für 2x ein Landbote den Brief dem Empfänger brachte, weil die Lauffermühle damals noch keine Poststelle besaß; man nennt diese 2x den Botenlohn. Er war postalisch, nicht wie bei Bayern privat geschuldet.

    Der Brief datiert vom Mai 1855; ich glaube ab Anfang 1859 waren Briefe durch den Ausbau des bayer. Bahnnetzes und den Anschluß an andere Bahnlinien nordlich des Mains zuerst nach Westen zu leiten und nicht, wie früher, über bayer. Territorium nach Südwesten. Auch Umwege von 200% in Relation zur kürzesten Wegstrecke waren ökonomisch vertretbar, aber mehr als die Ökonomie, die damals eher noch in den Kinderschuhen steckte, galt das oberste Prinzip im Postverein - die Schnelligkeit. Und wenn die Bahn mit 60 km/h fuhr, konnten die 10 km/h einer Kutsche nicht ganz mithalten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (9. Juni 2013 um 21:49)

  • Lieber Bayern klassisch,

    vielen Dank für deine Information zum Botenlohn. Super, dann habe ich zu meinem Botenlohnbrief "innerbayerisch" nun auch einen aus dem Postvereinsgebiet. Kommt wohl beides auf eine Seite ;) .
    Wie erkenne ich denn, dass es sich hier um "2 Kreuzer" handelt?. Die alte Schrift ist oft schon schwer, aber diese Vermerke sind ja schon fast Hieroglyphen...
    Der Brief datiert aus 1859 (geht klar aus dem Text hervor, sorry, nächstes Mal vermerke ich sowas), aber hier wird sich dann an deiner Aussage zur Ökonomie nichts ändern, und mir bescherte es eine dekorative Rückseite :D . Wie schön, dass damals "Ehre" noch über "Profit" stand!

    Liebe Grüße
    KlangRausch

    es wären nur 3 Stunden gewesen!

  • Hallo KlangRausch,

    Zitat

    Wie erkenne ich denn, dass es sich hier um "2 Kreuzer" handelt?

    einfach mich fragen! :thumbup:

    Spaß beiseite - wenn man eine vierstellige Zahl dieser Briefe gesehen hat, und es in Baden nur 1x oder 2x Bestellgelder gab (1x für Stadtpost, 2x für Landpost), dann ist das höchst simpel. Alles nur eine Frage der Zeit, dann fließt dir das aus dem Ärmel. ;)

    1859 ist natürlich richtig - habe ich geändert.

    Ehre vor Profit - ja, das war damals wohl häufiger anzutreffen, weil die Zeit eine ganz andere war. Aber auch andersherum kam das oft genug vor, leider!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    tja in der Tat, den lieben BK fragen hat noch 99,9999% aller PO Fragen beantwortet :):)

    KlangRausch: Schön, dass Du den Brief hier zeigst, er wird mit Deinem bayrischen Botenlohn-
    Brief zusammen eine tolle Seite werden, insofern ist er jetzt in der passenden Sammlung....
    Das es mir gefällt, wie Du ein wenig Sophie zu der Lauffenmühle gesammelt hast muss ich wohl nicht
    extra betonen 8o

    Hast Du nicht auch noch eine "als Streifband gefaltete Drucksache" neu in Deine Sammlung bekommen? :P

    Viele Grüsse :)
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"