Leweckes Idee zur Packkammer Magdeburg

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für diesen erhellenden Einblick in die damaligen Gegebenheiten und die Behandlung der Poststücke, auch wenn es die Fahrpost betrifft. Super gemacht und sicher auch eine Erweiterung deines Wissens um die Lage in MD damals.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    leider sind die in dem Schreiben von Herrn Lewecke angefertigten Zeichungen verloren gegangen.

    Interessant ist jedenfalls z.B. das nur zwei Stempel-Sätze beantragt wurden und nicht drei, wie häufig beschrieben wird. Ein Satz "C 1 " bis bis "C 7" und einen mit dem Buchstaben "A" oder "P" mit ebenfalls den Ziffern 1 bis 7.
    Leider ist auch hier nicht enthalten, warum die Entscheidung auf "A" und nicht auf "P" fiel.

    Weiterhin ist es auch so, daß schon kurze Zeit später, ab Mai 1838 22 Fahr-Posten mehr abzufertigen waren und das die angrenzende Wagenremise hierfür mit genutzt werden mußte. Im Gegensatz zur Packkammer wurden nun jedoch die Boxen nur nebeneinandern angelegt. Ob die gesamte Remise hierfür genutzt wurde, ist leider so für mich nicht ermittelbar.

    Aus den Postakten um 1850 weis ich, dass vielfach die Arbeitsbedingungen in der Packkammer angesprochen wurden. Alles war beengt. Die Entwicklung "überholte" hier in kurzer Zeit, glaube ich, vieles.

    Herr Johann Daniel Adolph Lewecke hat dies selbst schon nicht mehr erlebt. Soweit beschrieben, war er sehr krank und starb am 22. Januar 1842. Geboren soll er um 1783 sein. Oberpostdirektor war er ab 1825.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    sicher wird man nicht alles hier finden, was man gerne wüsste, aber solche Quellen sind Gold wert und ermöglichen erst die Einblicke, mit denen eine Beschreibung vieler Belege überhaupt möglich wird.

    Deine Forschungen gehen ja weiter - ich hoffe, am Ende sind alle maßgeblichen Fragen geklärt. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammelfreunde

    heute war mal wieder ein schöner Tag. Die Post kam an und mit ihr eine Briefhülle aus Wanzleben zu diesem Thema.

    Ein Actenpaket von 11 1/2 Pfund wurde an das Landesgericht nach Magdeburg portofrei versendet.

    Der vorderseitige "A4" steht für eine Sendung aus Hamburg bzw. Braunschweig. Nach der Planung von Herrn Lewecke waren die "Posten von Halberstadt und Braunschweig, ankommend von Halberstadt Dienstag und Sonnabend Nachmittags, von Braunschweig Sonntag, Donnerstag Morgens" hiervon betroffen. Weiterhin existierte noch eine zweimal wöchtliche Botenpost zwischen beiden Orten. Laut Angabe waren es 2 1/4 Meilen wofür 4 Stunden Zeit angesetzt waren.

    Da die Verwendungzeitraum zwischen 1837 und 1844 liegen wird, läßt sich ein Verwendungsjahr hier schlecht ermitteln.
    Auch ist das Datum hier schwer interpretierbar. Ich denke, dass der 16. 05. als Auflieferungstag wahrscheinlich ist. Dieser korrespondiert auch mit dem Ausgabestempel und eine Versanddauer von 6 Tagen kann ich mir hier schlecht vorstellen.

    Weiterhin wurde siegelseitig schwach der K1 mit dem A und darunterliegenden Posthorn als Ausgabestempel für das Paket verwendet.
    (Eigentlich wäre dieser vorderseitig zu verwenden gewesen und hilft bei einer Datierung wenig )

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ich lese 10.5. Aufgabedatum und siegelseitig den 16.5., das ist unzweifelhaft. Aus Witterungsgründen kann es damals immer mal ein oder zwei Tage länger gedauert haben (Schneeschmelze oder ähnliches).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Bayern Klassisch

    ich lese wie Du auch den 10.05. nur kann ich es mir schlecht vorstellen, dass es so lange dauerte, den auch die Fahrpost von Hamburg kam durch Wanzleben und nach der Liste im Posting 40, ist die Nr. 5 zugeordnet worden. Dieser Posten von Hamburg kam nachts zum Montage und Freitage an.

    Damit sind insgesamt 4 Tage der Woche abgedeckt.

    Zur Botenpost liegen mir keine Ankunftszeiten vor und es waren nur 2 1/4 Meilen Fußmarsch. Die Angabe entspricht dem tatsächlich zuzulegenden Weg. Das Gewicht ist auch noch unter einem 1/2 Pfund, so dass ein Transport mit dieser vorstellbar ist.

    Möglicherweise liegt auch nur ein Steckfehler vor....

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    eine weitere Briefhülle kann ich hier noch zeigen:

    Eine Arrestsache "An das Königliche Appellations-Gericht in Magdeburg" von Calbe an der Saale. Versendet wurden zwei Actenpakete. Das erste Paket wog 1 Pfund 7 Loth und das zweite Paket 1 Pfund 26 Loth und sind als Sportelfreie Criminal Sache versendet worden.
    Unterschrieben wurde dies durch den Beamten "Neidel"?.

    Siegelseitig sind die beiden Paketaufkleber, welche sehr eigenartig geschnitten wurden.

    Durch das Anbringen der Paketaufkleber siegelseitig würde ich hier auf das Jahr 1850 tippen. Dazu passen auch alle Daten, denn der Aufgabetag - 12.04 - war ein Sonnabend und der Ausgabetag - 14.04. - ein Montag.
    Ob Gerichte auch Sonntags arbeiteten, konnte ich noch nicht ermitteln....

    Der Rahmenstempel ANo2 dokumentiert hier den Eingang in die Packkammer - der Rahmenstempel mit A. und Posthorn die Paketausgabe.

    Durch die Eisenbahn-Strecke zwischen Leipzig und Magdeburg war eine Transport jederzeit möglich, denn einer der Bahnhöfe war in Calbe.

    Theoretisch ist auch ein anderes Jahr wie 1851, vielleicht auch noch 1852 möglich....

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    P.S. Hätte ich fast vergessen: Was stehen hinter dem Wort "und .... " unter dem "Appelationsgericht" ?

  • Lieber Magdeburger,

    schönes Stück! So weit ich weiß, arbeitete man am Sonntag nicht bei Gericht, womit man es hier besser hatte, als bei der Post, bei der jeden Tag des Jahres Tätigkeiten zu verrichten waren.

    Der gesuchte Text:

    "Hierbei 2 Paketen und Corpus delicti - Sportelfreie Criminal Sache".

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    eigentlich sehr schade, dass hier kein Inhalt vorhanden war. Wäre sicherlich aufschlußreich gewesen.

    Vielleicht noch eine kleine Anmerkung, warum ich das Jahr 1850 favorisiere.

    Der Ausgabestempel zeigt den 2. Botengang, welcher zu dieser Zeit Mittag stattfand. Ich könnte mir vorstellen, dass Gerichtsboten die Post selbst abholten. Sollte aus irgendein Grund dies nicht möglich gewesen sein, ist sicherlich erst der Briefträger in Aktion getreten, u. U. mit Absprache des Postamtes.

    Nebenbei wollte ich erst auf diese Hülle verzichten, weil der gleiche VK noch weitere zwei im Angebot hatte und ich diese Stempel noch nicht hatte.

    Der gezeigte "A4" ( Posting 44) gehörte dazu, dieser war mir bisher komplett unbekannt auf Beleg, obwohl diese Stempel mit der Ziffer 1 bis 7 existieren. Sowohl die "1" als auch die "7" sind mehrfach belegt.

    Überlegt hatte ich es mir, weil es eine "Arrestsache" war und heute bin ich froh, dass ich nicht verzichtet habe...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    heute hatte ich unerwartete Post von einem netten Sammler. In den Brief waren zwei Kopien von Belegen, worüber ich mich doch sehr gefreut habe. Eine dieser Kopien paßt hier hinein - vom 19. August 1843 nach Braunschweig. Der Aufgabetag war ein Sonnabend und am Montag wurde zumindestens der Brief zugestellt.

    Zu diesem Zeitpunkt war es möglich, dass das Paket von 10 Pfund 21 Loth, was beim nachwiegen ermittelte wurde komplett mit der Eisenbahn befördert wurde. Zwar wurde die Strecke Magdeburg - Braunschweig erst am 16.Juli gleichen Jahres eröffnet und eine Postbeförderung war auch nicht gleich gegeben, jedoch laut meinen Infos spätestens ab 31.07. laut einer Mitteilung des Generalpostamtes.

    Der Transit in Magdeburg wurde siegelseitig vom Aufgabetag mit dem kleinen L2 - Stempel bestätigt.
    Vorderseitig ist der Cursstempel "C4" - hier auch für den Curs nach Braunschweig abgeschlagen. Ohne Eisenbahn wäre dies wahrscheinlich nicht möglich gewesen...

    Doch nun noch zu den ganzen Notierungen.
    Ob sich der Gewichtsunterschied mit unterschiedlichen Gewichtssystem erklären läßt, kann ich nicht beantworten...
    Weiterhin stelle ich mir die Frage, ob das Porto als 11 Gute Groschen 9 Pfennige gelesen werden kann. Einen gültigen Postvertrag zwischen Preussen und Braunschweig habe ich leider nicht, wäre jedoch wichtig. Die siegelseitige Notierung von 2 1/2 ??? würde ich momentan Sachsen zuordnen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    P.S. Dieser Brief ist nur eine Kopie - Orignal habe ich nicht - jedoch wichtig für meine Archivierung der Belegdaten.

  • Liebe Sammelfreunde

    die im Posting 44 gezeigte Briefhülle, ist durch die extrem geringe Entfernung einerseits und andererseits durch die sehr lange Versand-Dauer bemerkenswert.

    Der A4 wurde für den Kurs Magdeburg - Halberstadt, bzw. Braunschweig - Magdeburg verwendet.
    Soweit ich bisher herausbekommen habe führte der Halberstädter Kurs durch Wanzleben, der Braunschweiger lief über Wolmirstedt. Danach käme nur der erstere Kurs in Betracht und würde nur für die beiden Jahre 1837 bzw. 1843 passen.

    Anhand von Kalenderdaten läßt somit folgendes ermitteln: ( Kalender )
    Der 10. war ein Dienstag und unterstellt die Abgabe war nach Abgang der Fahrpost - dann Ankunft am Samstag (eigentlich Morgens) dem 14. in Magdeburg und am 16. ein Montag dann die Ausgabe, Empfänger war ja das Landgericht und dürfte Sonntag zu gehabt haben.

    Tendieren würde ich momentan auf 1843 - falls die Daten so passen - für 1837 wäre es extrem früh - Der frühste datierbarer Beleg ist mir erst vom 12.08.1837 bekannt...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    deine Datierung ist plausibel - Sonntags hatten die Behörden geschlossen (nicht die Post, Bahn, Polizei usw., aber die Gerichtsbehörden schon).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    heute bekam ich mit der Post von einem lieben Sammelfreund einen wunderbaren Beleg.

    Geschrieben wurde er am 09.07.1841 in Wolfsburg. Ab wann es dort ein Postamt gegeben hat, weiß ich leider nicht, auch bin ich mir nicht sicher, ob hier die "Wolfsburg" gemeint ist und somit aus dem Herzogtum Braunschweig kommt.

    Oebisfelde war ein Grenzort Preussens zu Braunschweig, wo er am 11.08. (Sonntag) abgestempelt wurde. Als Transitstempel vorderseitig ungewöhnlich, aber hier denkbar, da kein weiterer Aufgabevermerk vorhanden ist.

    Versendet wurde ein Acten-Paket von 5 Pfund 2 Loth, mit dem Vermerk "Herrsch(aftliche) Dröml(ings)-Meli(orations) Sache, bis dahin vollkommen unbekannt. Inhaltlich geht es um die Unterhaltung der Drömlinger Meliorations Werke und so habe ich es herausbekommen. Bei der Suche fand ich den Naturpark, welcher auch zu Gegend paßt. Dömling

    Die beiden oberen Zahlen "65" und "17" würde ich momentan Kartierungsnummer zuordnen. (Einen gültigen Postvertrag habe ich leider nicht).

    Auch bin ich ein wenig überfragt, wie der Beleg von Oebisfelde nach Magdeburg kam, wo vorderseitig der "A7"-Stempel für den Kurs aus der Altmark passend abgeschlagen wurde. Zumindestens ist er am Dienstag angekommen wie der siegelseite Ausgabestempel zeigt. Zusätzlich ist noch der K1 mit "A" + Posthorn als Paketausgabe-Stempel zu sehen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    zu dem Brief kann ich wenig beitragen - schön ist er, vor allem der Posthornstempel auf der Siegelseite macht Spaß.

    Wolfsburg bekam erst 1890 eine Agentur und war der OPD Braunschweig unterstellt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    danke für die Info zu Wolfsburg.

    - schön ist er, vor allem der Posthornstempel auf der Siegelseite macht Spaß.

    Dieser Stempel wurde wahrscheinlich um 1835 eingeführt. Anfangs diente er als Paket - Aufgabestempel. Nach der "Neuerung" und anschliessenden Einführung der Lager- bzw. Kurs-Stempel wurde er als Ausgabestempel weitergenutzt.

    Erwähnenswert ist noch, dass er siegelseitig abgeschlagen wurde, obwohl in der Vorschrift von einer vorderseitigen Bedruckung gesprochen wird. Ein möglicher Grund könnte darin gelegen haben, dass seine Funktion eine andere wurde...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    das mit dem durch geänderte Vorschriften bedingten Wechsel des Stempels ist sehr interessant und zeigt, dass man pragmatisch dachte. Viele Orte dürfte es nicht geben, bei denen man dies so gut nachvollziehen kann (kleinere eh nicht).

    In der Pfalz gab es einen Postort, der hatte immer bei der Briefpost rot und nur bei der Fahrpost schwarz gestempelt (mit demselben Stempelwerkzeug!).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    zum letzten Brief habe ich in der Zwischenzeit noch einige Informationen bekommen.

    Die erste ist, daß die "Wolfsburg" preussisch war und im Herzogtum Braunschweig lag. Oebisfelde war das übergeordnete Postamt, so daß hier auch das erste Mal gestempelt werden konnte. Somit ist er als ganz normaler Aufgabestempel zu betrachten.

    Sicher ist auch, dass er durch die Braunschweiger Post über die Route von Braunschweig - Vorsfelde dorthin gelangte und von dort nach Neuhaldensleben die Reise fortsetzte. Der Kurs Salzwedel - Gardelegen - Magdeburg lief bis 1842 über Neuhaldensleben und danach über Dolle.

    Die einzige Probleme sind monentan noch die Abgangs- und Ankunftszeiten der Posten...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf