Sachsendreier Plattierung

  • Hallo,

    in der aktuellen 383. Heinrich Köhler Auktion wird ein interessanter Sachsendreier in einwandfreier Qualität angeboten, der aber auf Grund seiner Merkmale und Spatien (seitliche Trennlinien) bei der Prüfung keiner konkreten Platte zugeordnet werden konnte. Nach den Scans, von der Vorder- und der Rückseite der Marke, habe ich keine Zweifel an der einwandfreien Beschaffenheit der Marke.

    383rd Auction - 3960 | Auktionshaus Heinrich Köhler

    Das zweite "S" in "SACHSEN" zeigt in der unteren Schlaufe eine Bruchstelle. Die Felder, welche in Herrn Bühler seiner Plattierung mit einem solchen Dreier belegt sind, der einen solchen Bruch unten im zweiten "S" zeigt, kommen aber für diesen Dreier, auf Grund der vorhandenen linken Spatie oder dem unten sichtbaren Durchschuß, nicht in Frage. Das Stempeldatum der Marke, wohl Anfang April 1851, könnte darauf hindeuten, dass es zwischen der 4. und 5. Platte eine weitere Plattenzusammenstellung gab, welche sich in der Bestellung vom 22. Februar 1851 begründet. Zu beachten ist auch, dass die datierbaren Exemplare, welche Herr Bühler für seine 5. Platte heranzog, oftmals Stempeldaten aus Juni bis August 1851 zeigen und bereits aus einer sechsten Plattenzusammenstellung stammen könnten, die sich auf die Bestellung vom 3. April 1851 bezieht.

    Nach den bei mir bisher gespeicherten Bilddateien, würde der angebotene Dreier allerdings sowohl an die Marke von Platte 4 Feld 7 (Bühler zeigt hierzu ein Exemplar in seinem Handbuch) oder auch an die Marke von Platte 5 Feld 7 passen. Die Höhe der linken Spatie, des angebotenen Dreiers, gibt das jeweils her. Es könnte also sein, dass eine weitere Zusammenstellung der Druckplatte evtl. nur eine Verschiebung von wenigen Feldern bzw. Klischees bedeutet? Insgesamt gibt es leider nach wie vor zu wenige Einheiten oder auch Einzelmarken, mit denen man eine weitere Platte im sächsischen Liniensystem zusammenstellen könnte. Dabei auch widerum zu beachten ist, dass Herr Bühler, zu diversen Positionen in seiner Plattierung, selbst ein Fragezeichen setzt.

    Es bleibt weiterhin spannend, welche Dreier in Zukunft noch alle auftauchen, mit denen man ggf. neue Erkenntnisse zur Plattierung schöpfen kann.

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo,

    dank der Ausarbeitung von Herrn Kloss, an originalen Akten, wissen wir seit dem Jahre 1882, dass die Herstellung der Sachsendreiermarken auf acht Bestellungen beruhen, als auch die jeweilige Auflagenhöhe bzw. Bestellmenge uns hierdurch bekannt ist.

    Die von Herrn Bühler angeführten sechs verschiedenen Druckplatten teilen sich nach Bestellungen wie nachstehend auf. Die Frühdaten, an welchen erstmalig Marken einer Platte nach Bühler auftauchen, habe ich dabei aus dem Bühler-Handbuch übernommen - diese aber im Moment nicht weiter abgeglichen. Dunkel habe ich in Erinnerung, dass sich das Frühdatum der Bühler Platte II etwas weiter in die Vergangenheit verschoben hat.

    1. Bestellung, mündlich vor dem 1. Juli 1850

    6000 Blatt = 120.000 Exemplare

    Bühler Platte I und II, sächsisches Liniensystem, großformatige Marken

    Erstausgabetag 1. Juli 1850

    Frühdatum Platte II 10. Juli 1850

    2. Bestellung, 22. August 1850

    3000 Blatt = 60.000 Exemplare

    Bühler Platte III, bayrisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    Frühdatum 13. September 1850

    3. Bestellung, 8. Oktober 1850

    2000 Blatt = 40.000 Exemplare

    Bühler Platte III, bayrisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    4. Bestellung, 4. November 1850

    3000 Blatt = 60.000 Exemplare

    Bühler Platte III, bayrisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    5. Bestellung, 19. Dezember 1850

    3000 Blatt = 60.000 Exemplare

    Bühler Platte IV, sächsisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    Frühdatum 30. Januar 1851 (Dresden)

    6. Bestellung, 22. Februar 1851

    2000 Blatt = 40.000 Exemplare

    Bühler Platte V, sächsisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    Frühdatum 17. März 1851 (Schwarzenberg)

    7. Bestellung, 3. April 1851

    4000 Blatt = 80.000 Exemplare, kleinformatige Marken

    Bühler Platte V, sächsisches Liniensystem

    8. Bestellung, 17. Juni 1851

    2000 Blatt = 40.000 Exemplare

    Bühler Platte VI, sächsisches Liniensystem, kleinformatige Marken

    Frühdatum 23. Juni 1851

    Insgesamt wurden 25.000 Blatt = 500.000 Exemplare gedruckt, davon 463.078 Exemplare über die Postschalter verkauft und 36.922 Exemplare am 10. Dezember 1851 durch Verbrennung vernichtet.

    Ein Sachalterbogen soll dabei auch einem Druckbogen entsprochen haben und beinhaltete 20 Marken, aufgeteilt in vier Reihen a fünf Marken. Zwischen den Marken verlaufen sogen. Schnittlinien, dabei werden zwei verschiedene Liniensysteme unterschieden.

    1) das "sächsische" Liniensystem: drei durchgehende waager. Schnittlinien, welche von Herrn Bühler als Durchschüsse bezeichnet werden und 16 kurze senkr. Schnittlinien, welche als Spatien bezeichnet werden.

    2) das "bayrische" Liniensystem: vier durchgehende senkr. Schnittlinien (Durchschüsse) und 15 kurze waager. Schnittlinien (Spatien)

    Damit man besser die unterschiedlichen Markenbildformate nachvollziehen kann, habe ich nachstehend eine großformatige (Platte II, Feld 20, ganz oben repariert) und eine kleinformatige Sachsendreiermarke (Platte VI, Feld 9), in das Größenverhältnis zu einer Briefmarke Deutsche Bundespost Michel-Nr. 981 gesetzt. Durchaus habe ich schon Sammler kennen gelernt, die bei erster Betrachtung einer Originalmarke Sachsen MiNr. 1 überrascht waren, wie klein diese Marken sind.

    In der Plattierung von Herrn Bühler finden sich diverse Lücken, die bis heute noch nicht überzeugend gefüllt werden konnten - sinngemäß so auch die Aussage von Altsax in seinem Handbuch. Bestimmte Lücken finden sich bereits in Bühler's Platte I. Dort sind es die Felder 3 und 4, welche bis heute offen sind. Interessant ist aber die Tatsache, dass sich in meinem Archiv unter Platte II Feld 4 mittlerweilen je mehrfach drei verschiedenartige Markenbilder tummeln. Hierzu im nächsten Beitrag mehr.

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo,

    nach genauer Ansicht sind es sogar vier verschiedene Varianten, die ich von solchen Marken zeigen kann, welche der Platte II Type 4 zugeordnet wurden.

    Herr Bühler vermerkt für Feld bzw. Type 4 von Platte II zwei verschiedene Varianten, siehe Skizze (die weiteren Anmerkungen von Ihm, zu diesem Feld, habe ich virtuell neben die Skizzierung der Merkmale gesetzt, damit alles schön übersichtlich und kompakt ist)

    Die angehangenen sechs Marken haben das von Bühler genannte Merkmal Nr. 1 gemeinsam, den Farbpunkt am linken oberen Stern und alle sechs Marken sind in den Attesten durchgängig der Platte II Type 4 zugeordnet. Die oberen drei Marken zeigen alle in den Merkmalen aufgeführten Farbpunkte. Die unteren drei Marken zeigen eine nicht im Handbuch aufgeführte Lücke im unteren Bogen der großen Ziffer "3" und nur die linke Marke zeigt alle Farbpunkte.

    Die fünfte Marke zeigt links die unter Merkmal Nr. 3 genannte große Lücke anstatt den Punkt, aber zusätzlich auch die in der Skizze erkennbare Kerbe links im Außenrahmen. Ebenso fehlen aber auch die anderen Farbpunkte bei dieser Marke. Bei der sechsten Marke ist diese Kerbe links im Außenrahmen nicht zu sehen und auch nicht die große Lücke oder die besagten Punkte.

    Zu bemerken ist, die sechste Marke soll an der linken unteren Ecke repariert sein (also außerhalb der Bereiche, für die von Bühler genannten Merkmale) und ist leider nicht konkret datierbar, die anderen fünf Marken sind gemäß den Attesten nicht repariert und sind konkret datierbar. Das Druckbild der sechsten Marke habe ich im Moment kein weiteres Mal gespeichert, von allen anderen Varianten mindestens noch zwei weitere Exemplare.

    Die Frage ist natürlich, in welcher Reihenfolge wurden diese insgesamt vier verschiedenen Varianten gedruckt und gehören sie wirklich alle zur sogen. Platte II?

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo,

    zu den zuvor gezeigten Marken ist noch zu erwähnen, dass die 2., 3. und 5. Marke je als kirschrote Farbe, also MiNr. 1 b und die anderen drei als MiNr. 1 a attestiert sind. Eine braunrote Marke MiNr. 1 c habe ich in Bezug Platte II, Type 4, nicht gespeichert.

    Bei den nachstehenden vier Marken handelt es sich um ein Klischee oder zumindestens um ein Druckbild, welches im Bühler-Handbuch nicht auffindbar ist. Das hatte ich vor einiger Zeit entdeckt und war auch schon in einem anderen Forum diskutiert worden. Die linke untere Marke ist in Bezug des Stempelabschlags leider nicht konkret datierbar, klebt aber auf dem Teil von einer Drucksache mit gedrucktem Datum vom 1. Juni 1851. Somit ist eine Verwendung im Juli 1851 oder gar am 30. Juni 1851 annehmbar, ebenso weisen die beiden rechten Marken ein Stempeldatum aus Juli 1851 auf. Daher ist auch annehmbar, dass es sich um ein Klischee aus Platte VI handelt, auch wenn das Markenformat ein wenig breiter ist, als die der anderen der Platte VI zugeordneten Klischees. Nach Michel-Katalog wurden diese vier Marken der MiNr. 1 a zugeordnet.

    Die bekannten ungebrauchten Einheiten, aus Platte I und einige der gebrauchten Marken, wurden bisher zumeist der MiNr. 1 c zugeordnet. Bühler weist für Platte I einen Anteil von 60% Marken aus, welche nach MiNr. 1 c fallen.

    Jetzt ist mir heute aufgefallen, dass die mir im Moment bekannten Marken, welche der Platte I Type 7 zugeordnet wurden, alle als MiNr. 1 a geprüft bzw. attestiert sind und wenn sich ein konkret datierbares Datum zeigt, dieses ebenso in den Juni/Juli 1851 fallen ("Frühdatum" 30. Juni 1851). Bei beiden Typen, dem im Bühler-Handbuch unbekannten Druckbild sowie dem der Platte I Type 7, handelt es sich um solche, mit einem weißen "Ei" im Rücken der großen Wertziffer "3" (siehe im oberen Bogen)

    Die Marken der Platte VI wurde zu einem Zeitpunkt gedruckt, als bereits bekannt bzw. klar war, dass der rote Sachsendreier in Bälde von der 3 Pfennige Wappen in grüner Druckfarbe abgelöst wird. Es könnte also durchaus sein, dass die Platte VI mit einem "letzten Aufgebot" von noch funktionstüchtigen Klischees bestückt war, welche zumindestens zu einem Teil bereits in anderen, auch in alten Platten verwendet wurde.

    Wer kann von Platte I Type 7 eine Marke zeigen, welche klar auf Juli oder August 1850 datierbar ist?

    Beste Grüße

    Markus

  • Lieber Altsax,

    die von Dir gezeigte Marke ist aber sowohl von Herrn Rismondo, als auch von Herrn Vaatz als Platte II Type 7 attestiert. Bist Du hier anderer Meinung oder hast Du Dich nur versehentlich verlesen?

    Das Attest von Herrn Rismondo zeige ich aus Bildquelle 9. Christoph Gärtner Auktion, weil in der aktuellen Losbeschreibung vom Auktionshaus Köhler nicht aufgeführt und dort auch nicht gezeigt.

    Wenn ich nach den im Bühler-Handbuch aufgeführten Merkmalen gehe, lande ich auch bei Platte II Type 7

    Gesucht ist eine Marke von Platte I Type 7, mit klar datierbarem Datum aus 1850

    Beste Grüße

    Markus

  • Lieber Altsax,

    kein Problem.

    Bühler zeigt in seinem Handbuch eine ungebrauchte Marke, eine gestempelte, aber nicht datierbare Marke und ein datierbares Exemplar, unter Platte I Type 7. Letztere Marke aber mit Stempeldatum aus Juli 1851

    Seine Erklärungen, für Type 7 und 8 in Platte I, versieht er eigentlich mit gewissen Fragezeichen. Bei Type 7 sind die Fragezeichen bestimmt größer und seine Erklärung klingt mehr nach einer Rechtfertigung, als nach einer überzeugenden Beweisführung.

    Nachstehend zwei Marken, die gemäß Bühler nach Platte I Type 7 gehören, je mit datierbaren Stempeldaten aus 1851 sowie eine Marke Platte II Type 7 mit Stempeldatum aus August 1850

    Das Druckbild der ersten beiden Marken ist etwas schärfer, als das der Marke von Platte II. Scharfe Druckbilder gibt es aber auch in Platte VI

    Was machen wir denn jetzt?

    Beste Grüße

    Markus

  • Lieber Altsax,

    die Klischees, welche den dicken weißen Punkt im Rücken der "3" zeigen, von mir einst als "Ei" bezeichnet, sind das vielleicht Austauschklischees bzw. das Ei eine entsprechende Markierung für solche?

    Der Gedanke kam mir gerade.

    Beste Grüße

    Markus