Österreich Feldpost 1.Weltkrieg

  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    das hiermit eröffnete Thema muss ein absolut gigantisches sein, das ein unbedeutender IM-Sammler aus der Pfalz sicherlich nicht auch nur ansatzweise abbilden kann. Dazu braucht es andere, vielleicht sieht sich irgendwann einmal jemand dazu berufen. Angefangen wird mit einem offenbar nicht gebührenfrei gestellten, zensurierten Auslands-Feldpostbrief, der wie die damalige Auslands-Zivilpost zu dem begünstigten Standartarif von 10 Heller ins linksrheinische Bayern aufgegeben worden ist (rückseitig ohne postalische Behandlung). Aufgabeort war Marburg an der Drau in der ehem. Untersteiermark, dem heutigen Maribor / Slowenien. Dort war der Absender Franz Glaser, Infanterist in der 4. Kompanie des k.u.k. Infanterieregiments "Graf von Beck-Rizkowsky" No. 47 in einer Rekonvaleszensenzenbarracke untergebracht, also zuvor im knapp ein Jahr währenden 1. WK verwundet worden.

    In der brandaktuell vervollständigt veröffentlichten Verlustliste 1915 der k.u.k. Streitmacht findet man ihn zwar ohne Probleme, aber ohne jedwede Angabe von Ort, Datum und Ursache der Verwundung. Noch schwieriger gestaltet sich die weitere Rechereche, da es im www erstaunlicherweise nicht einmal eine Kurzbeschreibung über die Einsätze der k.u.k. 47er gibt. Insofern war es sehr mühsam, den Hergang der Dinge anhand verschiendenster Sekundär-Quellen wenigstens einigermaßen "zusammenzuschustern". Die k.u.k. 47er gehöhrten demnach der 5. k.u.k.-Armee (General Liborius Ritter von Frank) und darin der 50. k.u.k. Infanterie-Division an. Diese war General Franz Xaver Heinrich Kalser Edler von Maasfeld unterstellt, welcher die k.u.k. 47er schon im Jahre 1908 als Oberst in der Stammgarnison Marburg an der Drau übernommen hatte.

    Nach dem Kriegseintritt Italiens 1915 wurde das Regiment rd. 230 km weiter westlich in den Raum Tolmin (deutsch: Tolmein, italienisch: Tolmino) am Isonzo verlegt. In dessen Stammgarnison Marburg an der Drau wurde das Hauptquarier des k.u.k. Oberbefehlshabers der Südwestfront, Generaloberst Erzherzog Eugen von Österreich-Teschen eingerichtet. Die erste von ingesamt zwölf Isonzo-Schlachten (Prima Battaglia dell'Isonzo) wurde offiziell am 23. Juni 1915, in Wirklichkeit schon etwas früher eröffnet. Da der Brief vom 7. Juli 1915, dem letzten Tag der ersten Isonzo-Offensive stammt, kann es nur diese gewesen sein, in der der Infanterist Glaser verwundet worden ist. Ob er mit den k.u.k. 47ern schon bei der Serbienoffensive 1914 der 5. k.u.k. Armee mit dabei war und evtl. schon dabei verwundet worden ist, kann ich in Ermangelung weiterer Quellen leider nicht sagen.

    Am 24. Oktober 1917 waren es u.a. aber wieder die k.u.k. 47er, die bei einer von deutschen und österreichisch-ungarischen Verbänden eingeleiteten Offensive in der Zwölften Isonzoschlacht bei Caporetto durch die italienischen Linien stießen und zum 12. November den Fluss Piave standen. Die italienische Armee unter dem - viel zu lang währenden - Kommando des nichts als herrisch, brutal und vollkommen unfähig agierenden Marschalls Luigi Cadorna war in Auflösung und dem Zusammenbruch nahe. Merkwürdig ist, dass der Glaser Franz seinen 1915 verfassten Brief offenbar an seine Frau in der Fröbelstraße 8 im westpfälzischen Kaiserslautern geschrieben hat. Schon im Adressbuch Kaiserslautern 1912 findet man dort den Eintrag von einem Franz Glaser, von Beruf Schlosser. War es evtl. ein Auslandsösterreicher, der im 1. WK zu den Waffen seiner Ursprungsheimat gerufen worden ist ? Ich vermag auch dies leider nicht zu ergründen.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen: