Preußen - Griechenland

  • Liebe Freunde,

    den folgenden Brief verdanke ich unserem Ralph.

    1860 aus Liegnitz nach Athen, bar frankiert mit 8 Sgr.

    Grundlage für derartige Briefe war der Postvertrag zwischen Österreich und Griechenland mit Gültigkeit ab dem 1.3.1851. Die Leitung erfolgte nach Triest und dann mit dem Österreichischen Lloyd Griechenland. Das Franko setzt sich aus 3 Teilbeträgen zusammen: 3 Sgr. im Postverein bis Triest, 3 Sgr. für den Österreichischen Lloyd und 2 Sgr. griechisches Inlandsporto. Die beiden letztgenannten Beträge wurden mit blauer Tinte als Weiterfranko notiert.

    Die genannten Beträge galten für einen Brief bis zu einem Gewicht von 1 Wiener Loth oder 15 Gramm.

    Die beiden rückseitigen Taxen sind zunächst etwas rätselhaft. Die obere 15 entspricht den 15 NKr. (= 3 Sgr.) für den Lloyd. Die darunter befindliche 20 kann aber kein Betrag in Nkr. sein, da dann die vorderseitigen Frankobeträge nicht passen.

    Die mögliche Lösung sieht folgendermaßen aus:

    Der griechische Portoanteil war für den Postkunden, der einen Brief nach Griechenland aufgab, mit der festen Taxe von 10 NKr. bzs. 2 Sgr. (bei der 1.Gewichtsstufe, s.o.) festgeschrieben. Der griechische Inlandstarif war hingegen differenzierter ausgestaltet.

    Der griechische Inlandstarif gliedert sich nach

    der Entfernung: bis 10 Stunden 10 Lepta, 10-20 Std. 20 Lepta,20-30 Std. 30 Lepta, > 30 Stunden 40 Lepta

    und dem Gewicht: < 7,5 Gramm 1-fach, 7,5 - < 10 Gramm 1,5-fach,10 - < 15 Gramm 2-fach usw.
    Dazu kam ggf. eine Gebühr für Briefe, die vom griechischen Festland auf die Inseln transportiert werden mussten.

    Gemäß Art. XV des Postvertrags wurde aber zwischen Österreich und Griechenland nach eben diesem Tarif abgerechnet: ... die königliche griechische Regierung wird die Vergütung der Porto-Gebühren genau nach dem bestehenden griechischen Posttarife empfangen.

    Der vorliegende Brief wiegt heute 9 Gramm, es fehlt allerdings das Siegel. Wenn der Brief damals mit 10 Gramm gewogen wurde, sah das griechische Inlandsporto so aus: 1. Entfernungsstufe nach Athen = 10 Lepta, 3. Gewichtsstufe bei 10-15 Gramm das doppelte Porto = 20 Lepta.

    Die Erklärung für die rückseitig stehenden Ziffern könnte also darin bestehen, dass das Weiterfranko in der jeweiligen Währung angegeben wurde: 15 NKr. für den Lloyd und 20 Lepta für Griechenland. (NB: Die 20 Lepta entsprachen gerundet 1 1/2 Sgr.)

    Das wäre dann noch an weiteren Briefen zu überprüfen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    ein Traum, auch ohne Marken. So einen würde ich gerne mal von Bayern haben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.