Hallo zusammen und, vor allem, lieber Schorsch,
auch ich habe das Treffen in Zweibrücken sehr genossen und freue mich, dass meine Werbung für die frühe Pfennigzeit
Zustimmung erfahren hat. Beim Treffen habe ich auch einen höchst interessanten Beleg erstanden, den ich gestern
"bearbeitet" habe und heute im Forum vorstellen will als Beispiel dafür, wie interessant, kurios und ausgefallen auch
niederpreisige Belege sein können. Auch das in Zweibrücken angesprochene Thema der "social philately" wird hier etwas
berührt.
Die Karte ist mir aufgefallen, weil es eine Reichspostkarte ist und weil die beiden frankierten Nr.38 offenbar zum Überkleben
verwendet wurden. Als ich gestern die beiden Marken vorsichtig ablöste, kam folgendes zum Vorschein:
[Blockierte Grafik: http://img830.imageshack.us/img830/9436/doppelberklebung2.png]
Es handelt sich also um eine Reichspostkarte Nr. P5 mit zufrankierter Nr. 32 (mit anhängendem Zwischensteg). Aus dem
französischen Text der Karte geht hervor, dass eine Familie aus Ellezelles im wallonischen Belgien offenbar über Aachen
ins Reichsgebiet einreiste, um weiter nach Tirol in Urlaub zu fahren. Der Absender wird sich wohl auf dieser Fahrt mit
einer oder mehreren Postkarten eingedeckt haben, um nach Hause schreiben zu können. Weil er wusste, dass es Karten
ins Ausland werden würden, hat er gleich auf 10 Pfg. aufgestockt. In Tirol nun wurde er vom schlechten Wetter vorzeitig
zur Rückreise genötigt ("La pluie nous a chassé du beau pays du Tyrol") und fuhr über Bayern heim. In Nürnberg schrieb
er die vorliegende Karte an eine Bekannte in Paris, um sich mit dieser und deren Mann im heimischen Ellezelles zu verab-
reden. Als er die Karte am Schalter des Nürnberger Bahnhofspostamtes aufgab, wurde er darauf hingewiesen, dass
die Marken in Bayern nicht gültig sind. In aller Eile (eine Marke kopfstehend) - der Zug wartete schon - überklebte der
Schalterbeamte den Wertstempel und die Marke mit 2 x Nr. 38.
[Blockierte Grafik: http://img638.imageshack.us/img638/6535/doppelberklebung1.png]
Diese Überklebungen sind mir schon mehrfach in die Hände gefallen, allerdings eine zweifache ist mir noch nicht
untergekommen. Ich habe Belege mit Überklebungen von ungültigen bayerischen Wertstempeln aus der Kreuzerzeit,
von anderen Reichspostkarten oder auch einen Beleg aus USA (incoming mail), der in Bayern weitergeschickt und
die amerikanische Marke mit einer bayerischen überklebt wurde. Die Überklebung von Ganzsachen kann man gut
an der Rückseite durch die Prägung des Wertstempels erkennen.
Vielleicht haben andere ähnliche Belege, die hier gezeigt werden könnten. Darüber würde sich freuen die
weite Welle