Gleich zu Beginn des Krieges wurde die Postüberwachung eingeführt. Als einführende Literatur empfehle ich das Werk von Karl-Heinz Riemer, Die Postüberwachung im Deutschen Reich durch Postüberwachungsstellen 1914-1918, Heft Nr. 109 der Poststempelgilde.
Diese Prüfungsstelle wurde speziell für besonders vertrauenswürdige Firmen im Bereich des XIII. K.W. Armeekorps in Zusammenarbeit mit der Handelskammer in Stuttgart eingerichtet. Sie hatte ihren Sitz im Hauptpostgebäude im Zimmer Nr. 38.
Die Hauptpost lag genau gegenüber dem alten Bahnhof. Das Generalkommando des XIII. K.W. Armeecorps lag fußläufig nicht weit entfernt in nördlicher Richtung etwa auf Höhe des heutigen Bahnhofs. Die Zensurstelle für die übrige Privatpost, Postüberwachungsstelle für Briefe genannt, hatte ihren Sitz im Katharinenstift, das nördlich des Hoftheaters lag. Beide Zensurstellen waren räumlich sowie personell voneinander getrennt und hatten im Normalfall nichts miteinander zu tun.
Das genaue Eröffnungsdatum der Prüfungsstelle ist in den Akten nicht genau vermerkt aber in einer Dienststellenbeschreibung aus dem Jahr 1917 steht folgendes:
Die Prüfungsstelle trat bei Kriegsausbruch in Tätigkeit, in erster
Linie, um einer Anzahl von hiesigen und auswärtigen württemb.
Firmen, welche auf Vorschlag der Handelskammer vom stellv.
Generalkommando bestimmt werden, Gelegenheit zu geben, ihre
geschäftlichen Schriftstücke – gewöhnliche Briefe, Einschreib &
Wertbriefe – geschlossen ins neutrale bzw. verbündete Ausland,
gelangen zu lassen.
Die Liste umfasste laut einem Aktenvermerk zu Beginn 120 Firmen und wurde später auf 60 Firmen zusammengestrichen. Die ursprüngliche Liste war bis heute in den Akten nirgends zu finden.
Anfangs waren der militärische Leiter der Dienststelle und 2 Beisitzer von der Handelskammer Stuttgart für die Prüfung der Briefe zuständig.
Die Funktionsweise der Prüfungsstelle ist in dem oben genannten Bericht wie folgt dargestellt:
Die Briefe werden von den Boten der betreffenden Firmen offen aufgeliefert, von den anwesenden Beisitzern oder dem Leiter der Stelle selbst auf ihren Inhalt geprüft und wenn nichts zu beanstanden ist, auf der Rückseite des Briefumschlags mit einem Vermerk – Anfangsbuchstabe des Namens der Prüfenden – versehen. Der Bote schließt alsdann die Briefe und legt sie auf den dafür bereitstehenden Tisch. Einschreib & Wertbriefe lässt er von dem Postfräulein eintragen und erhält seine Quittung bzw. Postbuch.
Alsdann stempelt der Postunterbeamte die Briefe und zwar auf der Vorderseite mit dem Stempel des Generalkommandos, auf dem Platze der Rückseite mit dem Prüfungsstempel. In den letzteren schreibt der Leiter der Stelle seinen Namen, bezw. Es ist Stempel mit Facsimile gestattet.
Mein frühester Beleg stammt vom 5. August 1914. Er wurde von der Württembergischen Vereinsbank eingeliefert und lief per Einschreiben nach Amsterdam, wo er am 11. August ankam.
Der R-Zettel von Stuttgart 1 mit dem Unterscheidungsbuchstaben "m" und der Poststempel wurden in dieser Zeit nur auf den Briefen Prüfungsstelle geführt.
Das Dienstsiegel des Generalkommandos und der Poststempel sind meist sehr schlecht abgeschlagen. Vorderseitig ist immer ein Zulassungvermerk und das Dienstsiegel gestempelt und auf der Rückseite der 6-zeilige Beglaubigungsstempel. Links und rechts sieht man die Namenskürzel der Beisitzer und im Stempel den Namen des Offiziers. Zu Beginn war ein Herr Pfeiffer mit unbekanntem militärischen Rang für ca. 5 Wochen der Leiter der Prüfungsstelle.
PS: Im Interesse der Lesbarkeit dieses threads möchte ich bitten nur solche Belege zu zeigen die in die chronologische Reihenfolge passen, damit ich nicht zu kommenden Entwicklungen vorgreifen muß. Danke!