Für die Post aus deutschen Landen in das Königreich Sardinien sind folgende Leitwege bekannt:
- über die Schweiz direkt
- über die Schweiz und Österreich
- über Österreich
- über Frankreich
Baden, Württemberg & Bayern spedierten die Briefe meist direkt durch die Schweiz (ohne Österreich); teilweise wurde aber auch durch die Schweiz und Österreich (Mailand, Lombardei) befördert.
Briefe nach Baden, Württemberg & Bayern aus Sardinien wurden teilweise auch über Frankreich (Marseille ab 1847 bis 1857/58 ) befördert.
Der Leitweg über die Schweiz direkt beruhte ab 1844 bis 1851 auf dem Vertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und Bern (unfrankiert oder frankiert bis zur badisch-schweizerischen Grenze oder bis zur Grenze Schweiz-Sardinien). Leitweg über Bern zum Grenzort St. Julien (südlich von Genf).
Über den St. Gotthardpass oder den Splügenpass nach Bellinzona geleitete Korrespondenz für das Königreich Sardinien wurde mit dem Schiff über den Lago Maggiore spediert. Vom 1840 bis 1851 wurde für diesen Leitweg der Stempel VIA DI CANOBBIO, ab 1852 der Stempel VIA DI ARONA aufgebracht. Ab 1853 kam der Stempel VERBANO auf dem Postschiff zum Einsatz.
Bereits 1851 hatte die sardische Post Taxzettel eingeführt, die auf Portobriefen aus dem Ausland mittels Siegellack im oberen linken Eck des Beleges befestigt wurden. Auf ihnen wurden im Grenzpostamt die ausländischen Auslagen (Diritto Estero) sowie das Inlandsporto (Tassa interna) und die Gesamttaxe vermerkt.
Korrespondenz aus Deutschland kam überwiegend über das Postschiff VERBANO über den Lago Maggiore nach Sardinien. Nizza gehörte vor seiner Abtretung an Frankreich zum Königreich Sardinien.
Instruktiv ist deshalb der nachfolgende Portobrief vom 1.09.1857 aus Worms nach Nizza über Baden in die Schweiz (Basel), weiter über den St. Gotthard nach Bellinzona zum Dampfer VERBANO (Kgr. Sardinien). von dort weiter über Genua nach Nizza.
TAXE: 9 Kreuzer für dem DÖPV (= 30 Cent) + 6 Kreuzer (= 15 Cent) Schweizer Transit = 45 Cent Auslagen + 20 Cent sardische Taxe (pro 7,5 g) = 65 Cent Gesamttaxe für den Empfänger = 6 1/2 Decimi.
Briefe mit voll erhaltenem sardischen Taxzettel sind selten.