Liebe Freunde,
weil ich ihn nicht brauche, kann er mich verlassen - aber ehe er mich verläßt, will ich ihn hier noch schnell vorstellen, denn des Vorstellens wert ist er allemal.
Barfrankierter Brief aus Frankfurt am Main (daher roter Stempel!) vom 6.12.1856 mit dem Vermerk "voie de Marseille" (über Marseille) nach Malta an den dänischen Konsul E. V. Ferro und einem Gewicht von 1 1/10 Loth.
Für die Strecke bis Forbach (Postverein) galten 9 Kr. je Loth, hier also 2. Gewicht mit 18 Kr. im Zähler unten links notiert und vom Absender bezahlt.
Für die Strecke ab Forbach (7.12.1856) bis Malta komplett mit französischen Schiffen der Messagieres Imperiale (vor der Monarchie in Frankreich hießen sie noch Messagieres Maritime) galten 4/10 Loth als einfach - hier also in der 3. Gewichtsstufe und somit 14 Kr. bis 4/10 Loth mal 3 = 48 Kr. Weiterfranko an Frankreich. Man beachte, dass bei Taxis immer das eigene Franko im Zähler, das Weiterfranko aber im Nenner notiert wurde. Bei den anderen süddeutschen Postverwaltungen war das genau anders herum!
Siegelseitig sehen wir vom 7.12.1856 den Bahnpoststempel der Strecke Strasbourg - Paris (Forbach war Zwischenstopp) und von Paris am 8.12.1856. In Malta wurde er am 14.12.1856 angelandet und 6 Tage von Paris nach Malta war nun in dieser frühen Zeit wirklich äußerst schnell.
Als wäre es nicht schon ein Hammer, dass es einen frankierten Brief der 2. Gewichtsstufe in Deutschland und der 3. in Frankreich/Malta überhaupt gibt, kommt erschwerend hinzu, dass diese Art der Verschickung nach Dr. Zangerle (Seite 235 seines 1. Buches) nur vom 2.4.1856 bis zum 31.12.1856 so möglich war, also noch nicht einmal ein Dreivierteljahr. Man muss kein Genie sein, um zu ahnen, dass es wohl schon damals keinen zweiten mehr in dieser Art gegeben haben dürfte.
