- Offizieller Beitrag
Liebe Sammlerfreunde,
der folgende kleine Brief stammt vom März 1852 und gehört damit in ein kleines, interessantes Zeitfenster.
Im Preußischen Amtsblatt vom 31.12.1850 wird folgendes veröffentlicht:
Im Königreich Polen wird mit dem 13. Januar d. J. (also 1851) der Kaiserlich Russische Posttarif eingeführt, und die Verwaltung des Postwesens von der Kaiserlich Russischen Post-Verwaltung übernommen werden. Das Königreich Polen bildet vom gedachten Zeitpunkte an in postdienstlicher Beziehung einen integrirenden Theil Rußlands. Seitens der Preußischen Post-Verwaltungwird bei Behandlung und Taxirung der Correspondenz aus und nach Polen der Preußisch-Russische Additional-Vertrag vom 21. Mai / 2. Juni 1843 und die späteren Modificationen desselben angewendet. ...
Ab dem 13.4.1852 galt dann der preußisch-russische Folgevertrag, der auch für das polnische Postgebiet gültig war.
Dieser Brief wurde am 9. März 1852 in Koniec, Polen, aufgegeben. Damit fällt er in die nur 15-monatige Zeit, in der für Korrespondenzen aus/nach Polen der Additionalvertrag von 1843 Gültigkeit hatte.
Die Leitung erfolgte über Czenstochau (rs. roter K1), in Preußen dann über die Bahnstrecken Myslowitz-Breslau, Breslau-Berlin und Berlin-Minden nach Aachen. In Paris wurde er dann am 9. März zugestellt. Gäbe es nicht die Differenz (12 Tage) zwischen julianischem und gregorianischem Kalender, hätten die beteiligten Postverwaltungen eine absolute Meisterleistung in Sachen Geschwindigkeit vorgelegt (vgl. Aufgabedatum).
Schön auch die 3 unterschiedlichen Kursstempel-Typen von preußischer Seite.
Ausweislich des P.D.-Stempels handelte es sich um einen Frankobrief. Es gibt da allerdings nur den recht kleinen fr(anco)-Vermerk unten mittig ...
Preußen kassierte 14 Sgr. (neben dem fr-Vermerk notiert): 6 Sgr. preußisches und 8 Sgr. französisches Porto.
Ein Phänomen, auf dass schon Ilse Popp seinerzeit hinwies: Die Herkunftsstempel AUS POLEN tauchen gerade dann auf, als die polnische Post ihre Selbständigkeit verliert.
Viele Grüße
Michael