Beiträge von Erdinger

    Lieber VorphilaBayern,

    leider hat die Briefsammlung Dachau - eine der langlebigsten überhaupt - keinen eigenen Stempel geführt. Beweisen zu können, dass der Brief zuerst hier entgegengenommen wurde, bevor er nach Schwabhausen kam, wäre das Tüpfelchen auf dem i. Aber auch ohne dieses Extra ist das ein hervorragender Brief.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    Einfache Lösung: Der Magistratsschreiber saß zugleich in der Kirchenverwaltung, die ja auch Laien zu ihren Mitgliedern zählte.

    Komplizierte Lösung: Aus kirchlichen Archiven kenne ich das Phänomen, dass dort Briefe liegen, die eigentlich nicht dorthin gehören. Sie stammen aus Korrespondenzen z.B. des Landgerichts/Bezirksamts mit Stadträten. Nun führten allerdings die Stadträte oft die Aufsicht über Benefizien, also Messstiftungen. Hin und wieder reichte man dann einen Vorgang, den nur die Kirchenverwaltung sinnvoll beantworten konnte, weiter, die dann ihrerseits ohne weitere Umwege der Behörde antwortete. Wenn dort kein Dipferlsch***er saß, der darauf pochte, dass die Antwort den gleichen Weg nahm wie die Anfrage, war allen geholfen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo weite Welle,

    danke vielmals - manchmal steht man aber schon wirklich auf dem Schlauch ...
    Das wirklich Peinliche daran ist, dass ich jeden Tag in die S-Bahn steige, die von Erding nach Petershausen fährt (und dass ich den Stempel natürlich schon gesehen habe)!

    Die Bahnstrecke München–Ingolstadt bestand seit November 1867, also lohnte sich der Weg von Jetzendorf zum Bahnhof Petershausen und von dort nach Dachau in zeitlicher Hinsicht.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    eine Rezepisse aus dem Jahr 1869 ist für mich etwas rätselhaft.

    Das Bezirksamt Dachau lässt sich den Empfang eines Schreibens bestätigen. Der Empfänger lebt in Lanzenried im benachbarten Bezirksamt Pfaffenhofen.
    Für die Bezirksämter galt ein eigenes Zustellungsverfahren, in dem die Post durch den Briefträger die Insinuation vornahm.
    Weder für die Zustellung noch für die Rücksendung fielen Gebühren an.

    Die Zustellung ist also vollzogen, Jetzendorf stempelt vorderseitig und schickt den Brief nach Dachau zurück.
    Rückseitig befindet sich kein Ankunftsstempel von Dachau, wohl aber einer, der eher an Thurn und Taxis denken lässt.
    Den Ort konnte ich bisher nicht ermitteln, Ichtershausen und Waltershausen darf man wohl ausschließen.

    Auf der Rückseite gibt es keine Stempel, die auf einen längeren Rückweg aufgrund einer Fehlleitung schließen lassen.
    Das Dokument ist vollständig.

    Hat jemand eine Idee?

    Viele Grüße aus Erding!

    Kurt Karl Doberer

    Rauten und gekrönte Löwen
    Geschichte der bayerischen Briefmarke

    München: F. Bruckmann, 1972
    204 Seiten und vier Farbtafeln
    Format 18,1 x 24,6 (gebundene Ausgabe)
    nur noch antiquarisch zu beziehen

    Das ist heute kaum noch vorstellbar: In einem Jahr – 1972 – erscheinen zwei Bücher zur Geschichte der bayerischen Briefmarke, die sich an ein breiteres Publikum richten: „Rauten und gekrönte Löwen“ von Kurt Karl Doberer und „Bayerisches Briefmarkenalbum“ von Erwin Maderholz. Zu dieser Zeit herrscht die Nostalgiewelle; Altes aus der Zeit der Großeltern ist plötzlich „in“, junge Menschen beginnen sich für die Heimat und ihre Geschichte zu interessieren – und Briefmarkensammeln ist noch ein Volkssport. Da sehen zwei Verlage aus München, deren Programm stark regional zugeschnitten ist, natürlich gute Absatzchancen für ein Buch, das alle diese Zielgruppen anspricht. Beide Autoren haben ihre Meriten. Maderholz ist als Leiter des Postarchivs in München und regelmäßiger Lieferant von Aufsätzen im „Archiv für Postgeschichte in Bayern“ dem Süddeutschen Verlag als Fachmann hochwillkommen; Doberer wiederum ist Journalist und Sachbuchautor, der nicht nur einschlägige Bücher wie „Schwarze Einser, rote Dreier. Kleine Kulturgeschichte der Briefmarke“ (1967), „Briefmarkensammeln mit Gewinn“ (1968 ) und „Philatelie für Kenner“ (1970) verfasst hat, sondern auch das besitzt, was man unter seinesgleichen als „flotte Schreibe“ bezeichnet – ein Routinier also.

    Doberer, 1904 in Nürnberg geboren, steht zum Zeitpunkt des Erscheinens von „Rauten und gekrönte Löwen“ schon jenseits des Rentenalters. Sein philatelistisches Spezialgebiet sind Essais und Probedrucke, vor allem der altdeutschen Staaten, ein Thema, dem er 1963 sein erstes philatelistisches Buch widmet. Sein erstes philatelistisches, wohlgemerkt, denn er hat bereits eine Reihe von Werken über Kulturgeschichte und Technik sowie einige utopische Romane veröffentlicht.

    Der Lebenslauf dieses Autors ist nämlich nicht geradlinig, sondern kennt deutliche Brüche. Nach dem Maschinenbaustudium an der Höheren Technischen Staatslehranstalt in Nürnberg bereist er Nordafrika und den Nahen Osten, nimmt nach zeitweiliger Berufstätigkeit noch einmal ein Studium auf (diesmal Publizistik, er arbeitete bereits während des Studiums für die Presse), engagiert sich politisch bei der SPD und beim Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und gerät bald in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. Als Doberer 1933 ins Visier der Gestapo gerät, geht er ins Exil. In der Tschechoslowakei arbeitet er weiter journalistisch, schreibt Erzählungen und Romane, darunter die antifaschistische Utopie „Republik Nordpol“; 1938 gelingt ihm die Flucht nach England. Doberer kämpft auch hier publizistisch gegen Hitlerdeutschland, u.a. bei der BBC. Erst 1949 kehrt er nach Deutschland zurück.

    Wie Doberer unter diesen Umständen Zeit findet, sich eingehend mit der Philatelie zu beschäftigen, geht aus den Biographien nicht hervor. Sie nimmt jedoch in seinem Leben einen immer größeren Stellenwert ein. Artikel aus seiner Feder erscheinen seit Beginn der Fünfzigerjahre in der Schweizer Fachpresse, auch die einschlägigen deutschen Magazine drucken seine Beiträge. 1956 wird er zum vereidigten Sachverständigen für Briefmarken bestellt. Er engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft I/6 Bayern (deren Leitung er von Herbst 1955 bis Herbst 1957 übernimmt) und im BDPh (als Pressereferent), ist auch als Prüfer im Gespräch.

    Wenn man all diese Voraussetzungen bündelt, ist es kein Wunder, dass „Rauten und gekrönte Löwen“ sich als eine gelungene Synthese des Kenntnisstands über bayerische Briefmarken und Ganzsachen, vermischt mit eigenen Forschungen und Fragestellungen, entpuppt. Das Buch liefert den Hintergrund zu den meist dürren Angaben der allgemeinen und der Spezialkataloge. Das Thema wird trittsicher und überwiegend chronologisch abgearbeitet, beginnend bei einem allgemeinen Überblick der Postgeschichte von der alten Reichspost über den Aufbau der bayerischen Postverwaltung bis zur Einführung der Briefmarken. Die einzelnen Ausgaben werden detailreich vorgestellt, mit Zitaten aus den jeweiligen Einführungsverordnungen. Auch Nebengebiete wie Telegraphenmarken, Telefonbilletts und die privaten Postanstalten kommen zum Zuge.

    Eingehend schildert Doberer den schwierigen Weg von der langlebigen Wappenserie zu den bildhaften Marken der Prinzregenten- und Ludwigausgaben, der manchmal auch in Sackgassen mündete, wie ein Wettbewerb von 1908 zeigte. Besonders ausführlich beschreibt er das Werden der Dienst- und Abschiedsserien, aber auch die Nachwehen, die sich in den verschiedenen Aufdruckserien ausdrücken.

    Doberer schöpft nicht unbedingt aus archivalischen, aber wenigstens aus vielen und oft sauberen Quellen: Johann Brunner und Erich Stenger sowie Joseph de Hesselle gehören zu den Gewährsleuten, die oft ausgezeichneten Einzelbeiträge aus dem „Archiv für Postgeschichte in Bayern“ und Material aus dem Rundbrief der ArGe Bayern werden ebenfalls ausgewertet. Besonderen Wert legt er auf die Gestaltungsgeschichte der einzelnen Marken, deren Entwürfe und Druckverfahren. Daraus leiten sich auch Hinweise ab, warum bestimmte Marken seltener sind als andere oder worin sich Plattenzusammenstellungen unterscheiden. Er gibt Einblicke in die Forschung, etwa wie die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zu einer genaueren Farbabstufung der 9 Kreuzer grün gekommen sind, und benennt Ungereimtheiten in den Katalognummerierungen. Seine Warnungen davor, allzu großen Wert auf Farbunterschiede zu legen, sind vorsichtig, aber deutlich formuliert. Interessanter sind für Doberer Details wie die vier „runden Ecken“ der 3 Kreuzer rot. Diese Entdeckung behielt er zunächst für sich. Einer seiner Mitstreiter bei der ArGe Bayern, Georg Winkler, schrieb 1961: „Jahrelang verfolgte Ag-Leiter Niedermeyer die Blickrichtung [der] Vergrößerungsgläser [Doberers] bei allen Gelegenheiten und kam auch schließlich hinter das weiterhin wohlbehütete Geheimnis.“

    Kleine Schwächen des Buchs auszumachen ist aus heutiger Sicht keine Kunst. Es konzentriert sich, seinem Titel gemäß, auf die Briefmarken und die Ganzsachen. Postgeschichte findet über die Erwähnung der Mühlradstempel oder des Postvereins und seiner Folgen hinaus praktisch nicht statt. Das in dieser Hinsicht nicht unwichtige Werk von Wilhelm Eisenbeiß, „Bayerische Post- und Briefkunde“ von 1962 kommt in der Literaturliste nicht vor. Der Übergang von der Taxis-Post zur Staatspost findet, so wie er hier geschildert wird, 1806 statt, nicht 1808. Die Klassifizierung der letzten Kreuzermarken mit dem Wasserzeichen weite Welle als eine Art Abschiedsausgabe, so rätselhaft die Beweggründe für diese Emission auch sind, wirkt ein wenig weit hergeholt.

    Für denjenigen, der sich erst einmal gründlich und buchstäblich „einlesen“ und sich einen Überblick verschaffen will, ist das Buch allerdings noch immer ein äußerst empfehlenswerter Einstieg. Wer ganze deutsche Sätze mehr schätzt als Kataloge und ihre Preisnotierungen, bekommt mit diesem Buch eine abgerundete und ausführliche Darstellung, die auch nach mehr als vierzig Jahren kaum überholt ist.

    Es gibt übrigens eine Neuauflage von 1990, deren Layout und Bebilderung allerdings keinen wirklichen Fortschritt darstellt; die geringen inhaltlichen Korrekturen, für die der Autor noch herangezogen werden konnte (Doberer starb 1993), haben das Original nicht überflüssig gemacht. Wenn man es antiquarisch bekommen kann (und meistens ist es nicht einmal teuer), stellt es noch immer eine Bereicherung für den eigenen philatelistischen Bücherschrank dar.

    Kurt Karl Doberer dürfte auch einer der wenigen Philatelisten sein, denen in ihrem Heimatort eine eigene Straße gewidmet wurde. Dafür standen wohl vor allem seine kommunalpolitischen Verdienste und sein langjähriges ehrenamtliches Engagement Pate. Die Kurt-Karl-Doberer-Straße liegt im Nordosten der Stadt.

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    Liebe Freunde,

    hier noch einmal der Hinweis auf die Originalquelle, die zeigt, dass bei gewöhnlichen Briefen eher nicht suppliert wurde, sondern ausdrücklich nur bei den Drucksachen. Wenn man die Logik dieser offiziellen Tabelle zugrundelegt, dann wurde der halbe Kreuzer bei Briefen nicht auf-, sondern abgerundet, wie auch schon VorphilaBayern festgestellt hat.

    Interessant wird es jenseits der Gewichtsgrenze von 8 Lot, aber die wurde offenbar so selten übersprungen, dass man die entsprechenden Tarife in die Tabelle im Regierungsblatt nicht mehr aufnahm.
    Theoretisch konnten Schriftenpakete bis zu einem Pfund (in diesem Fall noch 560 Gramm) der Briefpost übergeben werden.

    Ich habe einmal eine Tabelle angehängt, die über die Gewichtsstufe von 8 Lot hinausgeht. Ich hoffe, dass ich mich als Mensch von begrenztem mathematischem Verstande nicht gründlich verrechnet habe.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Liball,

    mit dem Gesetz vom 12. Juni 1860 wurden Kopeken und Rubel in Finnland als offizielles Zahlungsmittel von Penniä und Markka abgelöst (100 Penniä = 1 Markka, 1 Markka = ¼ Rubel). Interessanterweise dauerte es bis 1864, bis die ersten Münzen erschienen.
    Diese Information hilft allerdings leider nicht bei der Lösung des eigentlichen Problems …

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    zwar geht es in diesem Werk speziell um die Postgeschichte Galiziens von 1772-1820 (also auch für Polen-Sammler interessant), aber es enthält auch sehr viel zum allgemeinen wirtschaftlichen/postalischen Hintergrund.
    Nun könnte man mit philatelistischem Tunnelblick sagen, es sei eine typische Historikerarbeit. Stimmt. Es dauert fast 200 Seiten, bis der Autor zum eigentlichen Thema kommt.
    Als Einstieg ist diese Dissertation aber sicher nützlich.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Stefan,

    Senior ven[erabilis] Capituli - dem Ältesten des ehrwürdigen (Land-)Kapitels

    I.A.d.G.V. – Im Auftrag des General-Vikariates

    Dr. Martin war G[eneral]provikar.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    zur Unsicherheit über das Datum (der Einser des Tagesdatums steht ziemlich weit rechts) kommt noch ein beginnender Bleisulfidschaden bei beiden Marken.
    Der war schon sichtbar, als das Stück im Juni 2009 zum ersten Mal bei der 28. Sem-Auktion auftauchte, wird aber im Attest ("tadellos") nicht erwähnt.
    Die Reihe der Stationen, die dieses Stück zurückgelegt hat, ließe sich sogar noch um zwei bis drei Positionen verlängern.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber VorphilaBayern,

    das Stück hat sogar noch mehr zu bieten, als einem bei erster Betrachtung auffällt:
    1. die Handschrift des Schreibers, die mehr an das 17. als an das beginnende 19. Jahrhundert erinnert,
    2. die Tatsache, dass dem Brief vorderseitig etwas beigebunden war. Das Siegel verschloss nicht nur den Brief, es hielt auch einen schmalen, aber kräftigen Papierstreifen. Dieser Streifen wurde von vorne durch zwei Schlitze geführt, die durch alle Lagen des gefalteten Briefs hindurchgehen, auf der Rückseite straff gezogen und mit Siegelwachs befestigt. So straff, dass auf der Vorderseite der Anpressdruck des Streifens sogar noch eine Spur zwischen den Schlitzen hinterlassen hat.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    Innersächsischer Portobrief vom 9. Oktober 1858. Er wurde im bayerischen Kitzingen "per Einschluß" an einen Dritten nach Dresden geschickt und von diesem mit der Stadtpost unfrei an den eigentlichen Adressaten weitergeleitet. Dafür fiel 1/2 Neugroschen (5 Pfennige) als Porto an. Der Absender ersparte sich nach dem seit 1.7.1858 gültigen bayerischen Briefposttarif 9 Kreuzer Franko und dem Empfänger 3 1/2 Neugroschen Porto (den Gegenwert von 9 Kreuzern plus 3 Kreuzern Portozuschlag abzüglich des Lokalportos).

    Wäre es das?

    Viele Grüße aus Erding!