Beiträge von preussensammler

    Hier ein Brief aus dem Jahr 1858:

    Brief aus Berlin nach Bückeburg mit Mischfrankatur der 1. (2 Silbergroschen) und 3 Ausgabe (1 Silbergroschen) von Preußen für einen Brief in den Postverein, frankiert mit insgesamt 3 Silbergroschen. Bückeburg lag übrigens an der Bahnstrecke von Berlin nach Minden.

    Interessant ist die Angabe des Bestellgeldes von 0 (wahrscheinlich Silbergroschen) der TuT-Post.

    Ich möchte an dieser Stelle einen Paketbegleitbrief von Breslau nach Dresden vorstellen der eine wichtige Frage aufwirft.

    Leider lässt sich der Brief nicht eindeutig datieren, so dass sich eine Zuordnung zum Postvereinsvertrag von 1851 bzw. 1858 nicht getroffen werden kann.

    Allenfalls läßt sich aus der Type des Nummernstempels auf das Jahr 1857-1859 schließen.

    Trotzdem gibt es bezüglich der Taxierung ein Problem:
    Die direkte Entfernung zwischen Dresden und Breslau beträgt 30 Meilen, daher wären nach dem Vertrag von 1858
    5 Silbergroschen zu zahlen gewesen.
    Leider kenne ich die Tax-Grenzpunkte für Sachsen nicht. Daher ist eine genaue Taxierung gemäß dem Vertrag von
    1851 nur geschätzt. Wenn Görlitz für Breslau als Grenzpunkt angenommen wird, ergibt sich eine Gebühr von 4 Silbergroschen.
    Für die Strecke Dresden - Görlitz (10 bis 20 Meilen) 2 Silbergroschen und für Breslau-Görlitz (10 - 20 Meilen) 2 Silbergroschen.

    Frankiert ist der Brief aber mit 6 Silbergroschen. Das entspricht aber der innerpreußischen Mindestgebühr für Pakete über 20 Meilen.

    Warum wurde so verfahren?

    hallo Preussensammler,

    eine tolle Aufstellung. Vielleicht helfen meine beiden Belege Dir weiter.
    Der Brief nach Breslau ist 1856 datiert, bei dem anderen fehlt eine Datierung.

    Gruß Helmut


    Hallo Helmut,

    vielen Dank für die Darstellung der Briefe. Beide Briefe sind vom Hofpostamt. Beim Hofpostamt gibt es eine spezielle Situation. Es gibt nicht allein eine zeitliche Abfolge der Typen. Es müssen auch gleichzeitig mehrere Stempel im Einsatz gewesen sein, um den Umfang der dort aufgelieferten Postsendungen zu bewältigen. Außerdem kann es sein (ich kann es im Moment nur noch nicht sicher belegen), dass bei der Eröffnung der Stadt-Postexpeditionen am 1.5.1851 einzelne Stempel(-typen) des Hofpostamtes zu den Stadt-Postexpeditionen gewechselt sind.

    Bezüglich des Briefes nach Werneuchen würde ich eine Datierung in das Jahr 1851 vorschlagen, denn die Notierung des Franco mit Rötelstift wurde ab Ende 1851 eingestellt.

    Ich möchte nach einiger Zeit meine Ergebnisse zu den Stadt-Postexpeditionen vorstellen.

    Es scheint so, dass bei fast jeder Stadt-Postexpedition fast gleichzeitig gleichartige Typen der Nummernstempel verwendet wurden. Basis dieser Zusammenstellung sind über 150 Briefe.

    Bei der Postespedition IX gibt es nur Briefe aus der Zeit von 1858 bis 1859.

    Hallo Baldersbrynd,

    Ich würde den Brief in die Jahre 1860 - 1861 (eventuell bis 1863) datieren. Zum einen wurde 1.April 1859 die Entwertung der 1/2-Silbergroschen-Marke mit dem Nummernstempel abgeschafft, zum anderen ab dem 13.Mai 1863 zwingend ein zweiter Abschlag des Ortsstempels vorgeschrieben (s.a. P.Gaefke Kleine Datierungshilfe bei frankierten Briefen der Wappenausgabe, bei denen die Aufgabestempel noch keine Jahresangabe aufweisen, Preußen-Studien 137 S.52). Interessant ist auch die Art der Entwertung des Wertstempels der Ganzsache sowie der Freimarke mit nur einem Stempel.

    Hast Du mal geprüft, ob es sich bei der Marke um eine ohne Wasserzeichen handelt?

    Bei meinen Studien zu den Stempeln, die bei den Stationen und in den ambulaten Speditionsbüros der Berlin-Stettiner-Eisenbahn verwendet wurden, fiel mir ein Stempel auf.

    Es ist der dreizeilige Langstempel EP NEUST.EBERSWALDE. Soweit ich die Literatur bislang überblicke, ist noch nicht ganz klar, ob es sich bei diesem Stempel um einen Stations- und einen Kursstempel handelt. Meine (bisherigen) Belege für den Stempel sind abgebildet.

    Literaturüberblick:
    Marbach beschreibt diesen Stempel als L VI T, eine Form, die sonst nur bei Kursstempeln vorkommt.
    Feuser/Münzberg (Vorphilatelie) ordnen den Stempel dem E(isenbahn)P(ostbureau) am Eberswalder Bahnhof zu. Hier gibt es auch ein "Erstverwendungsjahr" 1845.
    Bei Münzberg findet sich der Stempel nur bei den zum Ort zugeordneten Stempeln, nicht aber im Kapitel zu den Post-Speditionsämtern.
    Bei Hanns Weitzel (Preußenstudien 119 S. 32) findet ebenfalls die Zuordnung als Stationsstempel.
    Vor kurzem konnte ich ein Blatt zu einer Sammlung "Neustadt in aller Welt" erwerben, auf dem dieser Stempel als Kursstempel bezeichnet wurde.

    Was ist das Besondere an diesem Stempel? Für diese Zeit noch üblich ist nur der Tag und der Monat (als Zahl) angegeben. Als Besonderheit findet sich aber die Angabe einer Nummer. In diesem Fall sind die Nummern I, II und III bekannt. Die Angabe von Nummern ist von den Postanstalten an den Berliner Bahnhöfen bekannt. Allerdings sind diese Stempel bald nach der Einführung der Freimarken eingezogen worden. Nicht so der Eberswalder Stempel. Wie man leicht erkennt, war dieser noch bei der Ausgabe der 3.Freimarken-Serie Preußens im Einsatz.

    Gibt es eventuell noch weitere Quellen zu diesem Thema? Interessanterweise habe ich aus der Nummernstempelzeit (1850-1859) bislang keinen Stempel EBERSWALDE BAHNHOF, wie ihn z.B. Angermünde hatte. Zudem fehlen mir Belege aus der Vorbriefmarkenzeit.

    Ich habe hier einmal einen Porto-Paketbrief vom 11.12.1865 aus Angermünde nach Berlin. Die Taxierung 4 1/4 passt genau: 17 Pfund x 2 (10 Meilen / 5) x 1,5 Pfennig = 51 Pfennige.

    Auf der Vorderseite ist noch eine nicht ganz deutliche Notiz: Am 13/12 Lag....??

    Die Rückseite ist ebenfalls interessant. Zum einen wird durch die Stempel aus Berlin belegt, dass das Paket (!) noch am gleichen Tag (!) ausgeliefert wurde. Stutzig macht mich aber die Blaustift-Notierung 6. Was könnte diese bedeuten? Die Bestellgebühr für das Paket betrug für solche Pakete zu dieser Zeit 1 Silbergroschen. Bliebe also eine Differenz von 3/4 Silbergroschen.

    Hallo liebe Freunde,

    ... ist ja eigentlich nicht mein Gebiet, aber bei dieser Drucksache - gestempelt mit Ortsstempel Kaldenkirchen + Nummernstempel 698
    konnte ich einfach nicht nein sagen - an den gleichen Empfänger habe ich auch in meiner bayrischen Mühlradstempelsammlung Briefe.
    Ein genaues Jahr kann ich nicht feststellen, Wasserzeichen kann ich keines sehen, weswegen ich von der Mi.Nr. 9 ausgehe.

    Vielleicht kommen ja von den Preussen-Spezialisten noch Zusatzinfos - der Nummernstempel ist ja nicht so schlecht, vielleicht habe ich mir ja eine Rosine an Land gezogen. :)

    Hallo Bayern-nerv,

    zum einen: Es sieht zwar wie eine Drucksache aus, ist aber nicht so taxiert worden. Die Gebühr entspricht einem einfachen Brief bis zu einer Entfernung von 10 Meilen, was der Entfernung von Kaldenkirchen nach Brüggen entsprechen sollte. Außerdem wurden die Marken mit dem Nummernstempel entwertet. Das war bei Drucksachen nicht mehr vorgeschrieben. Dort wurde der Ausgabestempel zur Entwertung genutzt. Wäre es eine Drucksache gewesen, so wäre meiner Meinung nach auch das Gewicht (2 bis 3 Lot bei 1 Silbergroschen Gebühr) notiert worden. Wahrscheinlich wurde die Drucksache nicht anerkannt, weil diese versiegelt war und daher vom Postbeamten nicht gepruft werden konnte.

    zum zweiten. Ich würde den Brief in das Jahr 1858 datieren. Zum einen sind die Marken der 3.Ausgabe erst ab diesem Jahr verwendet wurden, zum anderen wurde der Nummernstempel ab dem 1.4.1859 nicht mehr als Entwertungsstempel benutzt.

    Es ist auf jeden Fall ein guter Beleg, denn die Nummernstempel-Entwertung ist bei den Marken der 3.Ausgabe recht selten (insbesondere auf Brief). Wären die Nummernstempel besser erkennbar, so wäre es wirklich ein Spitzenbeleg.

    danke Michael und Bayern klassich für die sachkundigen Erklärungen. Ich schieb noch eine Frage nach:
    Wo finde ich die Zuordnung, welche niederländischen Orte zu welchem Rayon gehören?
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan


    Anbei die entsprechende Liste aus dem Postvertrag mit den Niederlanden von 1851. Zusätzlich noch eine Liste mit Orten, zwischen denen ein spezielles Porto von 1 Sgr. galt. Quelle Postamtsblatt 1851 Nr. 13

    Es gibt noch eine weitere Liste für diejenigen preußischen Orte, für die das Porto von 1 bzw. 2 Sgr. galt.

    Das ist ein altbekannter Fehler im Handbuch. In den neueren Fassungen wurde das richtiggestellt.

    Die 1.Quelle zu den Assekuranzgebühren stammt aus dem Amtsblatt Nr. 40 aus dem Jahr 1852.
    Die zweite Quelle findet sich u.a. im Amtsblatt Nr. 26 aus dem Jahr 1853. Die vorgestellte Abbildung stammt aus der Gesetzessammlung für Preußen 1853 (findet man auch bei Google oder Staatbibliothek München).

    hallo preussensammler,
    danke für die "Überserzung". Das hätte ich so nicht entziffern können. Meiner Meinung nach sollte der Brief spätestens von 1853 stammen, da sonst eine andere Taxierung stattgefunden hätte.
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

    Sorry, aber 1853 wurde gerade die halbe Versicherungsgebühr per Gesetz abgeschafft. Die volle Versicherungsgebühr betrug für eine Entfernung bis 10 Meilen und bis 50 Thaler genau 1/2 Silbergroschen (halbe Versicherung wäre 1/4 Silbergroschen gewesen).

    Hallo preussenfan

    Es heißt "Einliegend 32 Thaler Kassen Anweisg und 15 Sgr". Letzteres erklärt auch das hohe Gewicht.

    Die Taxierung :

    3 Silbergroschen für den Brief in der 1. Entfernungs- und 3. Gewichtsstufe

    1/2 Sgr. für die Versicherungsgebühr bis 10 Meilen und bis 50 Thaler.

    Da es sich um eine gemischte Sendung gehandelt hat, wurde die volle Versicherungsgebühr angewandt.

    Bei der Zeitbestimmung bin ich mir nicht ganz sicher, aber der EP(Eisenbahn-Postamt)-Stempel ist bis Ende der 50ziger Jahre verwendet worden.

    Die "63" kann eine Notierung (Listennummer) für den Wertbrief in Berlin gewesen sein.