Hallo Emmanuell,
der Brief ist überfrankiert. Es sind 150 000 Mark zuviel, wie du schon richtig errechnet hast. Der Absender hat den Brief selbst mit den Marken beklebt, was an den 5000 Mark-Marken eindeutig zu erkennen ist.
Sie waren nicht nötig, dennoch notierte der Beamte in Berlin in blau auf der Vorderseite MU ( Marken Umseitig) mit blauen Stift und entwertete alle Marken. Überfrankaturen gibt es viele in der Infla-Zeit , die meisten sind nicht erklärbar. Möglich wäre, das der Absender den Brief als Nachnahmebrief versenden wollte, die Vorzeigegebühr für eine Nachnahmesendung betrug exakt die Überfrankatur von 150000 Mark.
Aber er überlegte es sich anders , aber die Marken waren schon verklebt. 150000 Mark waren am 24.9.1923 keine grosse Summe, also schickte er den Brief so ab.
Die Auslandsstelle des Bahnpostamtes ( war im Bahnhofsgebäude) in Frankfurt stempelte die Ankunft am 25.9. 7-8 Uhr ab, Einschreiben-Briefe mussten in Brieflisten eingetragen werden. Dies war bei normalen Briefen nicht nötig. Dort wurde der Brief von der Devisenkontrolle angeschaut, aber erstaunlicherweise nicht geöffnet. Wenn man genau hinschaut, ist unter dem verwischten Abgangsstempel von Frankfurt ein Dreiecksstempel zu erkennen. In diesen stand eine Nummer, die den prüfenden Beamten kennzeichnete oder es stand die 8, die Nummer der Prüfstelle Frankfurt am Main. Der Abgangstempel vom 25.9. ....N
wurde beim Verlassen des Postamtes abgeschlagen, als der Brief in die Liste nach Paris eingetragen wurde. Der fehlende Ankunftsstempel von Paris und das handschriftliche Z auf der Rückseite könnte auf eine Zurücksendung hinweisen, was ich aber ohne Öffnung des Briefes und einem verklebte Hinweiszettel eigentlich ausschließen würde.
Beste Grüsse Bernd