Nun der nächste Frankobrief, diesmal aus dem Jahr 1845.
Von Köln nach Lyon, das Gewicht des Briefes wurde mit 7/8 Loth notiert.
1844 hatte Preußen seine Tarifstruktur vereinfacht und die Tarife gesenkt. Der französische Tarif war unverändert.
Da die preußische Post keine Gramm-Gewichte verwendete, wurde die französische Gewichtsstaffelung in Loth-Schritten nachgebildet (für die Ermittlung des franz. Frankoanteils):
bis 1/2 Loth incl. ........1-fach
> 1/2 - 2/3 Loth incl. ...1,5-fach
> 2/3 - 1 Loth incl. ......2-fach
> 1 - 1 1/3 Loth incl. ....2,5-fach
usw.
Bei diesen Taxtabellen für Frankreich findet man auch den Hinweis:
Das kleinste Übergewicht entscheidet für Anwendung eines höheren Porto-Progressions-Satzes.
Frankoberechnung für die Leitung Köln - Aachen - Givet - Lyon:
preußischer Anteil :
Köln-Aachen (< 10 Meilen) 2 Sgr., für einen Brief mit einem Gewicht von 2/3 - 1 Loth kam die 1,5-fache Taxe zur Anwendung.
2 x 1,5 = 3 Sgr.
französischer Anteil :
nach Lyon bei Leitung über Aachen 9 Sgr., für einen Brief mit einem Gewicht von 2/3 - 1 Loth kam die 2-fache Taxe zur Anwendung.
9 x 2 = 18 Sgr.
Gesamtsumme: 3 + 18 = 21 Sgr. - das notierte Franko
Die Stempel PPayé (Saarbrücken), Prusse 2 Forbach und 11 AED (beide Strasbourg) belegen allerdings den südlichen Leitweg!
Für den Leitweg Köln - Saarbrücken - Strasbourg - Lyon hätte die Frankoberechnung so aussehen müssen:
preußischer Anteil :
Köln-Saarbrücken (30 Meilen) 4 Sgr. x 1,5(Gewicht) = 6 Sgr.
französischer Anteil :
nach Lyon bei Leitung über Saarbrücken 7 Sgr. x 2(Gewicht) = 14 Sgr.
Dies ergäbe ein Gesamtfranko von 20 Sgr.Die rückseitig notierte 14(Déc) entspräche dem franz. Tarif von < 400km für Strasbourg-Lyon. (Bedeutung der 12 ? Fehltaxierung?)
Es bleibt Spekulation, warum der nördliche Leitweg taxiert, aber der südliche genommen wurde. Vielleicht wurde im Nachhinein festgestellt, dass der südliche an diesem Tag schneller war? Jedenfalls kassierte so die preußische Post einen Extra-Groschen ...
Gruß
Michael