Beiträge von Altsax

    Ist es möglich, daß der Stempel "Unzureichend frankiert" erst nach 1863 eingeführt worden ist? Auf keinem meiner unterfrankierten Briefe nach Holland ist er abgeschlagen. Der späteste datiert vom September 1863.

    Der Brief ist nach dem ab 1.1.1864 gültigen Vertrag behandelt worden (Francobriefe 2 Sgr. PV + 1 Sgr. NL, Portobriefe 2 3/4 Sgr. PV, insges. 4 Sgr.). Demgemäß galt für unterfrankierte Briefe eine Regelung analog zu der im Postverein gültigen: Sie wurden als Portobriefe taxiert unter Anrechnung des Wertes der frankierten Marken.

    Die 2 3/4 Sgr. entsprechen dem Portosatz für den Postverein, den Preußen von den Niederlanden zu beanspruchen hatte. Die 9 Kr resp. 15 Cts in niederländischer Währung waren auf den gesamten Portobetrag von 4 Sgr. anzurechnen.

    In preußischer Währung hatten die Niederlande vom Empfänger 1 1/4 Sgr. zu beanspruchen. Das wurde auf 10 Cts. reduziert.

    Der gesamte Portobetrag von 4 Sgr. hätte 20 Cts entsprochen. Die Differenz ergibt sich aus der Aufrundung der jeweiligen Teilbeträge nach der preußisch-niederländischen Reduktionstabelle.

    5 Cts entsprechen 1 Sgr.

    10........................... 2

    15 .......................... 3

    20 ...........................4

    25 ...........................5

    30 .......................... 5

    ...

    100 .......................17

    Soeben konnte ich feststellen, daß mein Briefchen doch einen Bezug zum Wirshaus hat!

    Ein weiterer Brief an den selben Empfänger, der ihn als Essigfabrikanten ausweist, stammt von einem Gasthofbesitzer und enthält eine Bestellung über ein Faß Essig.

    Der gezeigte Minibrief an den "Sprit Fabriganten" stammt vom Transporteur dieses Fasses und enthält die Mitteilung, daß der Empfänger es nicht mehr haben will.

    Auch das ist social philatey!

    Hallo Michael,

    daß in der Summe 5 Sgr. resp. das Äquivalent in Landeswährung hätte dem Empfänger belastet werden müssen, ist klar. Addiert man zu den eindeutig "preußischen" 2 1/3 Sgr. den Blaustiftbetrag von 2 3/4 als Silbergroschen, käme das ja etwa hin.

    Könnte es denn irgend einen Grund geben, die fehlenden 2 2/3 (Sgr.) in 2 3/4 darzustellen?

    Beste Grüße

    Altsax

    Früher war in der Metallverarbeitung die Dampfentfettung zu lackierender Teile mit 1,1,1-Trichlorethan üblich.

    Ich habe es einmal riskiert, einen stark mit Klebstreifen verunzierten Brief durch eine solche Anlage laufen zu lassen. Die Streifen ließen sich anschließend relativ leicht abziehen. Die Rückstände auf dem Brief waren noch sichtbar, aber nicht sehr störend.

    Aus Umweltschutzgründen dürften entsprechende Anlagen heute nicht mehr zu finden sein. Ob eine "Kochtopf-Lösung" zum Erfolg führt, kann ich nicht sagen. In jedem Falle ist davon abzuraten, es als Laie auszuprobieren. Den Versuch sollte schon ein Chemiker durchführen, der mit den Gefahren vertraut ist.

    Hallo Michael,

    der Schlüssel zum Rätsel ist die Gewichtsangabe. Die von Dir gezeigte Verordnung rechnet das Loth als 15 Gramm, während im Postverein mit 16 2/3 Gramm (500/30) gerechnet wird.

    Auf Basis des Vereinsgewichts als exclus. paßt folglich das incl. beim niedrigeren schleswigschen Gewicht.

    Beste Grüße

    Altsax

    Zum nachfolgend gezeigten Brief hat sich im Nachbarforum niemand aus der Deckung gewagt, vielleicht klappt es hier.

    Der 1 Loth schwere Brief wurde in Kleinwelka als einfach schwer behandelt und mit 1 (Ngr.) Weiterfranco gekennzeichnet.

    Tatsächlich war die Progression 1 Loth exclusive, der Brief also doppelt schwer und als solcher als unfrankierter Brief mit der Portotaxe von 2 2/3 Ngr. pro Loth für den Postvereinsanteil zu belasten, wobei die Frankatur anzurechnen war.

    Daraus folgte die von der preußischen Post vermerkte Portobelastung mit 2 1/3 (Sgr.).

    Da Portobriefe nach Sachsen insgesamt 4 Ngr. pro Loth kosteten, müßte die Differenz von 1 1/3 Ngr. der Anteil für Schleswig sein. Somit hätte der Empfänger insgesamt 5 Ngr. (Sgr.) resp. dessen Gegenwert in Landeswährung zahlen müssen.

    Eine solche Belastung fehlt aber auf dem Beleg. Stattdessen findet sich in Blaustift neben der Zahl 2 3/4 ein für mich nicht identifizierbarer Zusatz.

    Hat jemand eine Erklärung dafür und für die Behandlung der Portoforderung am Bestimmungsort?

    PS: Die Siegelseite enthält nur den Eingangsstempel des Bestimmungsortes.

    Lieber Ralph,

    vielen Dank für die schnelle und umfassende Antwort.

    Die unterschiedliche Handhabung bei den Postvereinsstaaten ist interessant.

    Sachsen wog und zeichnete entsprechende Postvereinsbriefe in sächsischem Gewicht aus, bestimmte dabei aber die Progressionsgrenzen beim Gewicht als "inclusive".

    Liebe Grüße

    Altsax

    Zu dem in post 5 gezeigten Brief eine Frage:

    Das Gewicht ist anscheinend von der preußischen Post mit 9/10 Loth vermerkt worden. Das könnte, wenn die zeitliche Zuordnung paßte, in Bayern einem Loth auf 1/32 Pfund-Basis entsprochen haben. Gab es in Bayern eine Vorschrift, daß und ggf. in welcher Form auf recommandierten Briefen Gewichte zu notieren waren, also in Zollloth oder in bayrischem Gewicht?

    In der sächsichen Briefportotaxe ist für Muster nach Frankreich über Frankfurt (Taxis) angegeben (für 3. vereinsländischen Rayon):

    Vereinsanteil: Gesamtgewicht (Muster + Brief) 3 Ngr. nach Progression des PV (2 Loth)

    Französischer Anteil (Progression 9/20 Loth): "für die Waarenproben und Muster wird der dritte Theil des tarifmäßigen Briefporto, als Minimum jedoch einfaches Porto, für den angehängten Brief aber außerdem einfaches Porto erhoben".

    Ab 1.4.1862 waren Muster wie Kreuzbandsendungen zu behandeln, also ohne Brief, nur mit Kreuzband zu versenden, um in den Genuß einer Taxermäßigung zu kommen.

    Die beiden gezeigten "Mustersendungen" wurden folglich ohne Ermäßigung wie reguläre, dreifach schwere Briefe behandelt (Progression 12/20 Loth).

    Der Hinweis auf Muster (ohne Wert) dürfte lediglich zolltechnische Gründe gehabt haben.

    Andererseits, der Titel des Exponates ist doch sowohl bei 1-Rahmen als auch bei Mehrrahmen Exponaten frei wählbar, insofern ist mir Dein Vorschlag nicht ganz klar, oder verstehe ich da was falsch?

    In der bisherigen Argumentation wird immer auf Exponate abgestellt, für die es "nicht genug Material gibt". Das wird meist so verstanden, das das real vorhandene Material so knapp ist, daß sich daraus kein Exponat von 5 oder mehr Rahmen aufbauen läßt.

    Um ein Beispiel aus meinem Sammelgebiet zu nennen: für

    "Mustersendungen aus dem Sächsischen Postbezirk ins Postvereinsausland" ließe sich mit den registrierten Exemplaren selbst ein 1-Rahmen-Exponat kaum füllen. Die theoretisch denkbare Anzahl an Destinationen und Portostufen für entsprechende Stücke ist aber gut dreistellig.

    Daneben gibt es aber Themen und Gebiete, bei denen die Anzahl ohne Dopplungen zu zeigender Stücke eine "natürliche", vom Exponattitel abzuleitende Grenze hat, die völlig unabhängig ist von der real existierenden Anzahl. Auch dazu ein Beispiel:

    "Korrespondenz zwischen Orten des Sächsischen Postbezirks und den Mitgliedsstaaten des DÖPV am Beispiel einfach schwerer Briefe".

    Die maximal mögliche Anzahl unterschiedlicher Belege ergibt sich aus der Anzahl der Mitgliedsstaaten, jeweils multipliziert mit den möglichen Entfernungsstufen zwischen Abgangs- und Bestimmungsorten.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, war das Modell dieser zweiten Kategorie seinerzeit die Grundlage der Einführung der 1-Rahmen-Kategorie im Ausstellungswesen.

    es geht nicht darum ein Exponat so lange aufzubauen bis man 5-8 Rahmen hat, sondern darum dass es Gebiete gibt die nicht genug Material für 5-8 Rahmen haben und dadurch nie bei FEPA/FIP gezeigt werden können.

    Es geht nicht nur um Gebiete, bei denen es nicht genug Material für eine größere Rahmenzahl gibt.

    Man sollte, ähnlich wie bei den 1-Rahmen-Exponaten, auch an die Möglichkeit denken, den Exponattitel so zu wählen, daß sich das Thema auf den wenigen Rahmen vollständig abhandeln läßt.

    Gerade unter diesem Gesichtspunkt ließe sich die Vielfalt der behandelten Themen deutlich steigern und auf diese Weise möglicherweise auch das Interesse der Ausstellungsbesucher an den Exponaten.

    Ich kenne einige Leute (auch z.B im FEPA Board), die Exponate haben die zu viel für 1-Rahmen aber zu wenig für 5 Rahmen sind, und nicht weil die Leute kein Material haben sondern es einfach zu wenig gibt.

    Überall wird gejammert das Nachwuchs fehlt und man Dinge ändern muss, warum dann nicht auch, der Elite zum Trotz, die Ausstellungsbedingungen?

    Selbstverständlich sollte man Änderungen/Ergänzungen der Ausstellungsbedingungen vornehmen, wenn es dafür gute Argumente gibt. Man muß solche Dinge nur mit allen Konsequenzen zu Ende denken, ehe man etwas ändert. Das versuche ich anzuregen. Ich bin nicht für oder gegen etwas, nur weil es das bisher noch nicht gibt.

    Gehen wir gedanklich einmal von einem 3-Rahmen-Projekt aus, weil diese Zahl in der Mitte der bisherigen Regelung liegt. Prüft man die grundsätzliche Eignung von Exponatthemen, die dafür naheliegend sind, kommen m.E. vorwiegend postgeschichtliche Themen in Betracht, sowie traditionelle Markensammlungen (auch Fiskalmarken natürlich) von nicht umfangreichen Gebieten. Was nach meiner Überzeugung auszuschließen wäre, sind Themen wie "die Postgeschichte/Stempel von Posemuckel" und ähnliches, dessen Volumenbeschränkung sich lediglich aus der fehlenden Verfügbarkeit des Materials, nicht aber der Bedeutung dem Thema selbst ergibt.

    Auch thematische Sammlungen halte ich für weniger geeignet, obwohl da einiges vorstellbar wäre.

    Was ich damit ausdrücken will: Im regionalen und nationalen Bereich können Exponate mit wenigen Rahmen eine Einstiegsfunktion auch für Sammlungen haben, die sich auf mehr Rahmen sinnvoll ausbauen lassen. International entfällt dieser Aspekt von vornherein. Da geht es eher um Anforderungen, wie sie grundsätzlich auch an 1-Rahmen-Exponate gestellt werden.

    Wenn diese Gesichtspunkte wohlüberlegt in die Anforderungen an eine neue Klasse einfließen, kann sie eine sinnvolle Ergänzung sein. Darüber sollte man ausführlich diskutieren. Es reicht nicht, spontan in Jubel über eine solche Idee auszubrechen oder sie als "nicht machbar" abzulehnen.

    Doch, das genau ist der Grund meines Artikels.

    Exponaten wo es nur sehr wenig Material gibt die Möglichkeit zu geben diese bei FEPA/FIP Ausstellungen im Wettbewerb zu zeigen.

    Es gibt genug.., und ich stehe mit meinem Gebiet z.B. der Eisenbahnpost Marken des Irak nicht alleine da..., Gebiete wo das zutrift..

    "Dumme" Frage: Gibt es keine Chance, das Exponat so auf einen einzigen Rahmen einzudampfen, daß die wesentlichen Aspekte dennoch gezeigt werden können?

    Ich denke, es wäre einen Versuch wert!

    ;)

    Nun, wenn es für uns in Deutschland keine Beschränkungen der Rahmenzahl gibt, dann sind Exponate mit 2, 3 oder 4 Rahmen wettbewerbsfähig. Vorraussetzung ist, die gültigen Regeln werden vom Aussteller, Veranstalter und vor allem auch von den Juroren angewendet.

    Diese Meinung teile ich uneingeschränkt.

    Die Frage dabei ist aber, ob es gelingt der Jury zu vermitteln, daß die geringe Rahmenzahl nicht einem Mangel an Material geschuldet ist. Ein Thema erkennbar in allen wesentlichen Aspekten zu bearbeiten, und das so, daß der Betrachter genau das auch erkennt, ist ein anspruchsvolles Unterfangen!

    Es kann bei der Beschränkung auf wenige Rahmen doch nicht (zumindest nicht vorrangig) darum gehen, Exponaten Wettbewerbschancen zu ermöglichen, die Themen darstellen, zu denen nicht mehr Material existiert. Der Reiz von 1-Rahmen-Exponaten beispielsweise besteht doch darin, genau das Material möglichst vollständig zu zeigen, das das Thema abdeckt, also alle Redundanzen konsequent zu vermeiden.

    Es gibt viele Exponate, die durch eine Rahmenreduzierung an Übersichtlichkeit und Aussagekraft gewinnen würden. Das Zeigen der "richtigen" und Weglassen der "unbedeutenden" Stücke ist eine Kunst, die nicht alle Aussteller beherrschen.

    Hallo Rainer,

    Ja-gute Idee, warum nicht auch kleine, aber feine Sammlungen zeigen?:thumbup:

    Gegen das Zeigen ist ja nichts einzuwenden. Beim Wettbewerb geht es aber immer auch um die Vergleichbarkeit. Das führt zwangsläufig zur Diskussion über die Notwenigkeit der Einführung neuer Klassen. Wohin derartige Ausweitungen führen können, ließ sich in den letzten Jahrzehnten bei den Olympischen Spielen beobachten. Die Bedeutung der Medaillen bei den "klassischen" Sportarten wurde verwässert eine Fülle neuer Disziplinen, deren sportlicher Wert sich nicht jedem erschließt. Ob man das will, muß Bestandteil der Überlegungen sein.