Hallo zusammen,
das nachstehende Einschreiben mit 3 x DR 47b davon 2 im senkrechten Paar und Zwischensteg war adressiert an die Speyerer Tabakfabrik Wellensieck & Schalk. Aufgegeben wurde es im badischen Hockenheim, das nicht nur wegen seiner Rennstrecke, sondern auch durch den dort seit dem 17. Jahrhundert angebauten Tabak bekannt geworden ist. Eine der größten Fabriken war später jene des Absenders Krämer & Söhne.
Für einen starken Aufschwung des Tabakanbaus hatte schon zu Beginn des 19.Jahrhunderts der weltmännisch auftretende Kannenwirt, Posthalter und zeitweilige Bürgermeister Philipp David Schwab (1806-1864) gesorgt. Jener, stets darauf bedacht, sein Wissen auch auf diesem Gebiet zu erweitern, bereiste andere Tabakanbaugebiete. Die vor allem in Holland gewonnenen Erkenntnisse setzte er dann erfolgreich zu Hause um.
Um seine Erfahrungen auch an andere weiterzugeben, veröffentlichte er 1852 die Schrift "Der Tabakanbau in der Pfalz und in Holland". In den folgenden Jahren entwickelte sich der inzwischen in Hockenheim heimisch gewordene Gastronom zu einem anerkannten Experten für Tabakanbau und dessen Verarbeitung. Aus allen deutschen Regionen wurde er um Auskunft und Beratung gebeten, vor allem aber, um den von ihm gezogenen Tabaksamen angegangen.
Philipp Schwabs erfolgreiches Wirken für den einheimischen Tabakanbau machen einige Zahlen deutlich: 1810 wurden auf Hockenheimer Gemarkung rund 4.500 Zentner Tabak geerntet. In den folgenden Hunger- und Dürrejahren ging der Tabakanbau stark zurück, aber 1854 stieg er dank des Engagements von Schwab wieder auf 4.000 Zentner an. Nur zwei Jahre später waren es über 5.200 Zentner, die 119.000 Gulden in die Kassen brachten.
Mit dem verbesserten Tabakanbau schuf der Gastronom und Ökonom die Grundlage für die Hockenheimer Zigarrenindustrie, die 1860 in der ehemaligen Zehntscheune am Dorfrand jenseits des Kraichbachs ihren Anfang nahm. Dem Unternehmen Piazolo & Ikrath folgten wenige Jahre später die Zigarrenmanufakturen von Isak Hockenheimer & Söhne, Halle & Bensinger, Lußheimer sowie Krämer & Söhne.
Überall entstanden für die damalige Zeit gewaltige Fabrikbauten, die nicht nur das Straßenbild, sondern auch das soziale Leben in der immer größer werdenden Ortschaft prägten. Nach dem II. WK wurde der Niedergang der Zigarrenindustrie eingeläutet. Schuld daran war unter anderem das Aufkommen des Zigarettenrauchens und der Wegfall der Exportländer im Osten sowie eine übermächtige Konkurrenz von Billiganbietern aus Übersee. Die letzte Hockenheimer Zigarrenfabrik schloss im Jahre 1979 ihre Tore.
+ Gruß
vom Pälzer...schwer begeistert von den akkurat angebrachten Hockenheim-Einkreisern und dem schönen R-Zettel
verwendete Quellen:
http://www.morgenweb.de/region/schwetz…ng-ein-1.291765
https://de.wikipedia.org/wiki/Hockenheim
http://www.pfeife-tabak.de/Artikel/Tabakk…eutschland.html