Beiträge von Oldy01

    Moin,

    der Brief von Hermann ist taxmäßig erklärbar. Als sog. "Forward-Brief" wurde er in Hamburg wie ein neu aufgegebener Brief behandelt. Die Strecke Hamburg StPA nach Bremen StPA kostetet 5 Grote Gold (= 6 Grote Oldenburger Courant). Dann noch das Porto von Bremen nach Oldenburg = 4 Grote. Das macht zusammen 10 Grote, die der Empfänger in Oldenburg zahlte (unten rechts in roter Tinte taxiert).

    Anders der Brief von Theo. Dieser sollte ja nach dem Vertrag zw. Oldenburg und England von 1843 taxiert sein. Danach sah die Taxe kurz gesagt folgendermaßen aus:

    1. Englischer Portoanteil = 6 pence = 12 Grote Gold,

    2. Transit Cuxhaven - Bremen = 4 Grote Gold,

    3. Bremen - Oldenburg = 2 Grote Gold.

    Aber die Taxen bekomme ich damit nicht erklärt. Ich habe einen ähnlichen Brief von 1844, der ebenfalls noch Fragezeichen aufwirft. Als Frankobrief wäre er m.M. nach mit 9 pence voll bezahlt. Trotzdem sollte der Empfänger in Oldenburg noch 15 Grote zahlen. Warum? Jetzt hoffe ich auf den Input der Tax-Profis! ;)

    Ne Kleinigkeit zum Thema Oldenburg - Bayern kann ich auch beisteuern:

    Carl Wöbcken aus Oldenburg verschickte einen Brief in dem Ganzsachenumschlag U8A (Ausgabe 1862) nach Bayern. Die Empfängerin, Henriette Wöbcken, sollte „in Durchreise bei Herrn Dr. Weber zu Streitberg bei Forchheim in Baiern“ sein, wo der Brief 2 Tage nach Versand ankam. Doch die Dame war bereits abgereist und nun bei Herrn Professor Thomasius in Erlangen zu erreichen. Entsprechend schickte man den Brief am nächsten Tag weiter nach Erlangen, wo er am gleichen Tag ankam.

    Für die Nachsendestrecke Streitberg-Erlangen (4 Meilen) waren 3 Kreuzer zu zahlen, die vorderseitig in blau notiert sind und von der Empfängerin gezahlt wurden. Leider kommt die vorderseitige "3" beim Scan nicht deutlich zum Vorschein. Im Original ist die blaue 3 mittig auf der Ganzsache gut zu sehen.

    Das Thema Bremen – Oldenburg über T&T ist mir noch unklar. Die Problematik möchte ich anhand von 2 Briefen aus Hamburg nach Oldenburg aus der Zeit vor dem DÖPV erläutern.

    In Hamburg hatte man die Wahl, ob man seinen Brief über die Stadtpostämter HH – HB verschickte oder die Thurn & Taxis-Post nutzen wollte. Die Strecke HH-HB kostete über die Stadtpost 3 Schilling = 5 Grote, während T&T für diese Strecke lediglich 4 Grote kassierte.

    Die beiden abgebildeten Briefe zeigen jeweils einen dieser Fälle.

    Der erste Brief über die Stadtpost ist von den Taxen her auch erklärbar:

    1. Hamburg – Bremen = 5 Grote (Gold) = 6 Grote Oldenburg (Courant)
    2. Bremen – Oldenburg = 4 Grote Courant.
    3. Zusammen = 10 Grote Courant, die auch auf dem Brief ausgewiesen sind.

    Der zweite Brief wurde über die T&T-Post transportiert. Der T&T-Stempel von Hamburg ist vorderseitig abgeschlagen und die Strecke HH-HB ist entsprechend mit 4 Grote (Gold) = 5 Grote Courant taxiert. Für die restliche Strecke bis Oldenburg wurden aber 5 Grote berechnet. Warum?

    Gab es einen direkten Austausch zwischen T&T und Oldenburg und wie waren hier die Konditionen/ Austausch-PÄ?

    Oder wurde der Brief in Bremen vom T&T-Postamt an das StPA übergeben, das dann einen Groten Distributionsgebühr aufschlug?

    Wer kennt sich damit aus und kann helfen?

    Hallo Ralph,

    ich habe mal im Vertrag des DÖPV nachgelesen und Sie haben Recht: Auch bei Portobriefen stand dem Aufgabepostamt der Gesamtportobetrag zu. Insofern ist es logisch, dass die Taxe von Oldenburg stammen muss. Ich habe bislang noch nie eine Kreuzertaxe von Oldenburg gesehen, daher mein Irrtum. Aber man lernt nie aus. :) Danke für die Korrektur!

    Moin gb51,

    da kann ich gerne unterstützen:

    1. Inlandsstecke Meppen - Lingen kostete 3/4 Ggr (diese ist in rot unter dem Stempel "Porto v: Lingen" zu sehen)

    2. Grenztaxe zwischen Lingen und Rheine: 6 gPf. Das macht zusammen: 1 1/4 Ggr. (diese sind unten links in rot notiert) und wurden von Preußen an Hannover vergütet (umgerechnet 1 Sgr + 9 Pf preußische Währung).

    3. preußische Strecke Rheine - Recklinghausen - 10 Meilen - kostete 2 1/2 Sgr.

    4. Zusammen: 4 1/4 Sgr (sind rechts über Recklinghausen notiert). Diese Gesamtsumme hatte der Empfänger zu zahlen.

    Hallo Bayernjäger,

    Ohrt wusste viel, aber in der ArGe Oldenburg hat man schon weitere Kenntnisse. Danach waren die Außenbeziehungen von Oldenburg vielschichtiger. Das StPA Bremen war sicherlich der wichtigste Partner, vor allem, da es die Preußische Post gleich mit vertrat.

    Mit dem T&T-Postamt in Bremen hatte Oldenburg ebenfalls einen direkten Austausch und zwar für die Korrespondenzen nach Birkenfeld, Hessen, Frankfurt und die darüber hinaus gehenden Länder, sowie nach Frankreich, den Rheinprovinzen, Sachsen und Thüringen.

    Mit Hannover schloss Oldenburg 1836 einen Postvertrag. Das führte zu einer Vielzahl von Grenzpostämter:

    • Delmenhorst - Syke/Brinkum
    • Löningen - Herzlake
    • Moorburg - Großsander
    • Jever - Wittmund
    • Neuenburg - Friedeburg
    • Essen - Quakenbrück
    • Dedesdorf - Stotel
    • Vechta - Diepholz
    • Damme - Bohmte
    • Apen - Stickhausen
    • Wildeshausen - Harpstedt
    • Sande - Neustadt/Gödens

    Die ArGe Oldenburg hat dazu ein Sonderheft 2023 veröffentlicht, wo jeder dieser Grenzübergänge genau beschrieben ist mit jeweils einen Beleg dazu. Soweit meine Ergänzung ...

    Hallo, schöner Brief.

    Eine kleine Ergänzung kann ich liefern: Das Aufgabepostamt Oldenburg hat aber die Taxe nicht angebracht, denn es ist ja ein Portobrief, bei dem das Porto beim Empfängerpostamt kassiert wurde. Nach dem Tarif im DÖPV kostete der Brief (über 20 Meilen) 9 Kreuzer + 3 Kreuzer Zuschlag, da unfrankiert. Die Summe von 12 Kreuzer wurde in Nürnberg auf dem Brief geschrieben und dann vom Empfänger kassiert.

    Oldenburg hätte nur bei einem Frankobrief taxiert und dann in Sgr.

    Viele Grüße aus Oldenburg ....

    Hallo,

    vielleicht kann ich weiterhelfen: bei sehr vielen Dienstbriefen wurde das Porto nicht dem Kunden in Rechnung gestellt, aber trotzdem auf dem Brief ausgewiesen. Fast immer mit einem "P" vorweg. Bei dem hier besprochenen Brief hat aber der Löninger Postbeamte das "P" weggelassen und stattdessen "5g" geschrieben, was 5 Grote bedeutet. Das ist der Portosatz von Löningen nach Oldenburg. Wie das normalerweise aussieht, kann man bei dem hier hochgeladenen Brief sehen. Was genau hinter dieser Vorgehensweise steckt, ist nicht restlos geklärt. Vermutlich ging es um interne Verrechnungen.

    Moin,

    ich melde mich als neues Mitglied und alter Oldenburg-Sammler in diesem Forum. Neben Vorphila und der Markenzeit finde ich besonders die Postbeziehungen von Oldenburg zu den anderen Staaten spannend, so dass ich derzeit dieses Thema besonders im Fokus habe. Daher werde ich bestimmt jede Menge dumme Fragen in das Forum stellen und hoffe auf viele fundierte Antworten. In diesem Sinne freue ich ich auf einen regen Austausch!