Hallo zusammen,
ein netter Mensch, nein ein sehr netter Mensch hat mich auf diesen Brief aufmerksam gemacht. Wenn ich Interesse hätte, würde er auf ein Gebot verzichten. Ich hatte Interesse und bekam auch den Zuschlag. Das Los war schlicht beschrieben: Landshut - Bayern-Brief mit Portomarke Nr. 1. Gut das dies da stand, da wäre man ja sonst nicht darauf gekommen. Jetzt will ich einmal die Geschichte erzählen, wie sie mir am wahrscheinlichsten erscheint. Dennoch bleiben Fragen offen.
Rechtsanwalt Schaaf (nicht Götz) aus Landshut fordert von der Kirchenverwaltung Reichersdorf die "...Berichtigung meiner Kosten .... von 9 fl 13 Kr. ..." und schickt den Brief unfrei ab. Der Postler kennt das Dorf Reichersdorf (79 Einwohner) bei Gundelhausen gleich um die Ecke, klebt die 3 Kreuzer Portomarke auf den Brief und gibt ihn dem Landzusteller. Dieser bringt ihn allerdings wieder zurück. "Dieses Reichersdorf ist in der Pfarrey Gundelhausen nicht. Unterschrift." Also wenn nicht dieses, dann das andere denkt der Postler, denn es sind ja zwei Reichersdorf im Zustellbereich. Zweiter Versuch in Reichersdorf (93 Einwohner) bei Attenhausen Zustellbereich Landshut. Aber hier hat man auch kein Glück. "Hier nicht bekannt. Unterschrift, Pfarrer in Vilsheim" (Pfarrdorf mit 168 Einwohnern). Wieder zurück in Landshut kommt der Postler auf die gloreiche Idee, Reichersdorf (51 Einwohner) bei Niederaichbach kann nur gemeint sein. Es ist nur eine halbe Meile von Landshut entfernt, allerdings, und jetzt wird es interessant, gehört es zum Zustellbereich vom Wörth an der Isar (252 Einwohner, Wörth nicht die Isar ).
Hier fangen jetzt meine Fragen an. Es liegt ja jetzt kein unfrankierter Brief im Orts- oder Landzustellbereich vor, sondern ein unfreier Brief der 1. Gewichtsstufe und 1. Entfernungsstufe. Dieser kostet nun mal 6 Kreuzer Porto. Wie kommt der Postler in Landhut an seine 3 Kreuzer für die bereits verklebte 3 Kreuzer Portomarke Sollen die weiteren 3 Kreuzer mit der roten Schlangenlinie auf der Vorderseite angedeutet werden Leider ist kein Stempel von Wörth auf der Rückseite. Ob eventuell der Landzusteller von Landshut die paar Meter über die Grenze seines Zustellbereiches gegangen ist, um die 6 Kreuzer im dritten Reichersdorf zu kassieren Der Brief hätte dann die Expedition Wörth überhaupt nicht gesehen, dafür spricht der fehlende Stempel von Wörth. Wer hat noch eine Idee???
Grüße aus Frankfurt
hasselbert