Beiträge von abrixas

    Briefhülle eines Chargé-Briefes von Weilheim nach Tölz. Zusätzlich zum Chargé-Stempel weist der handschriftliche Zusatzvermerk „Schein“ auf die
    besondere, postalische Behandlung hin. Da der Empfänger ein königlicher Notar war, erscheint ein derartiger Nachweis verständlich. Abgestempelt
    wurde der Brief ausserdem mit dem üblichen, geschlossenen Mühlradstempel 567 auf der Marke und dem vorgeschriebenen Nebenstempel mit Orts- und
    Datumsangabe: WEILHEIM 15/5 (Typ 16).
    Der Brief wurde mit 3 Kreuzer freigemacht. Da die 3-Kreuzer-Marke am 1. 10. 1862 erschienen ist und die Mühlradstempel bis zum 9. März 1869 in
    Gebrauch waren, kann man das Verwendungsjahr etwas eingrenzen. Das Briefporto für normale (Gewicht 1 Loth = 16,66 Gramm) Briefe im Fernverkehr
    betrug zu jener Zeit 6 Kreuzer. Die Einschreibgebühr in Höhe von 6 Kreuzern wurde in bar über den Postschein verrechnet. Vermutlich wurde bei
    dieser Gelegenheit auch der Portofehlbetrag beglichen. Die handschriftliche Nr. 62 nennt die Nummer des Laufzettels. Das Stempeln mit dem
    Chargé-Einzeiler sollte eigentlich, laut der Verordnung vom 16.3.1861, in roter Farbe vorgenommen werden. Dies erfolgte in München vorschriftsmäßig
    mit einem roten Chargé-Fünfzeiler auf der Rückseite der Briefhülle. Ausserdem lässt sich durch diesen Stempel der damalige Postweg erkennen.

    Die einzelnen Bayern-Pfennigwerte hat bayern-nerv schon mal begonnen zu erfassen, und wir konnten die Farbvariationen auf uns wirken
    lassen. Zur Auflockerung starte ich mit einem FaF-Thread in dem wir besonders schöne Farbfrankaturen aus unseren Sammlungen vorstellen können.
    Hier mein erster Beitrag bei dem drei Farben "mitspielen".......

    Eingeschriebener Brief mit Dreifarbenfrankatur. Für das Gebiet Babenhausen, Illertissen, Altenstadt und Kellmünz galt der Ortstarif.
    Das heißt, Briefe bis 15g Gewicht waren mit 3 Pfennig freizumachen. Anfänglich war dieser Brief mit 23 Pfennig seitens des Absenders
    freigemacht. Die Gewichtsüberschreitung, die ein Briefporto von 5 Pfennig forderte, wurde offenbar bei der Aufgabe als Einschreiben
    (Porto 20 Pfennig) festgestellt. Die Differenz von 2 Pfennig in Marken zu entrichten, war damals nicht möglich, daher wurde eine
    Überfrankierung mit 3 Pfennig als einzige Lösung gefunden. Der Brief konnte wegen falscher Ortsangabe nicht zugestellt werden
    (Herretshofen statt Herrenstetten). So wurde der Brief am 28. Juli 1898 nochmals aufgegeben und das Briefporto wiederum – dieses Mal paßgenau -
    entrichtet Außerdem wurde noch der Zusatz „Bez.. Amt Illertissen“ durch „Post Altenstadt“ ersetzt. Der Brief lief, wie die Stempel auf der
    Rückseite belegen, über Kellmünz nach Altenstadt. ( Ankunfts-Stempel 28.JUL 98 )

    bayern-nerv
    ich finde Deine 56er auch interessant. Man kann darüber zwar nicht soviel berichten und forschen wie bei den klassischen Belegen (Ich bin immer wieder tief beeindruckt darüber, was @bk alles zu einem gezeigten Beleg zu berichten weiß), aber die Jagd nach besonderen Stempeln der "Früh-Moderne" hat auch ihren Reiz! :thumbup:
    Hier z.B. Meine Top Five.

    @µkern
    Mit den besseren Scan muss ich noch warten. Meinen guten Scanner "musste" ich still legen, weil ich ein neues
    Multifunktiongerät (Drucker-Scanner-Kopierer) geschenkt bekommen habe. Und der geschenkte Gaul kann eben keine
    höhere Auflösung. :whistling:

    Den Workaround nehme ich als einen guten Grund, um mit dem Nachbarn ein (oder mehrere) Bier(e) zu trinken. Aber
    erst nach der Fastenzeit. So will ich die Zeit bis dahin dazu nutzen (Nutzen!) alle Postings in diesem Thread
    genau zu lesen, um schlauer zu werden.
    Zur Überbrückung für Euch Platten-Gurus noch ein Scan, den ich zur hilfreichen (hilfreich für mich und Ahnungslose)
    Diskussion in den Thread werfe.
    Beste Grüße
    abrixas ;(

    Denke, es ist jetzt an der Zeit, mal näher auf die 2IV einzugehen. Bei Sem wird die 2IV ja bereits ab Mai 1856 katalogisiert, wobei wir kürzlich diskutiert hatten, ob das Erscheinungsdatum der neuen, über eine neu hergestellte Matrize erzeugten Druckstöckel eher auf Aug/Sept. 1856 verlegt werden sollte. Aber selbst dann halte ich es für äusserst zweifelhaft, dass es sich dabei wirklich um die 4. Platte, wie sie v.a. in 1859 überwiegend zum Einsatz kam, gehandelt haben kann. Zum einen gibt es Unterschiede im Markenbild (die Frühdrucke aus 1856 haben sehr spitze Ecken und sind in aller Regel in einem intensiven, kräftigen leuchtenden Blauton gehalten), und zum andern fehlt gerade aus 1857 und 1858 die Masse an Belegen mit derartig detailliert und präzise gezeichneten Marken, wie es das erst ab Winter 1858/59 wieder gibt. Und warum sollte eine Platte über wenigstens 4 Jahre sporadisch "perfekte" Druckbilder und dazwischen wieder abgenutzte liefern, abgesehen davon, dass keine der MiNr 2-Platten so lange im Gebrauch war...

    Sooooooo firm bin ich noch nicht, aber vielleicht gibt es zu diesem Beleg etwas zu bemerken.....

    Dieser Kartenbrief wurde nicht, wie ausdrücklich links unten im Kästchen vermerkt, in einen blauen „Courier“-Briefkasten geworfen,
    sondern statt dessen in einen Briefkasten der Staatspost. Somit war ein Nachporto in Höhe des doppelten Ortsbriefportos (3 Pfennig)
    fällig. Die „6“ mit Blaustift war der erste Bearbeitungsschritt der Portokontrolle im Postamt München 23 (Schwabing), danach wurden
    zwei Portomarken (10Bx) zu 3 Pfennig als Paar aufgeklebt und entwertet.

    Stempel: Typ 30b MÜNCHEN 23 (Schwabing) 22. JAN 1898
    AK-Stempel (RS): Typ 30b MÜNCHEN VIII (Vorstadt Au) 23. JAN 1898

    Briefträgerzustellstempel: Fingerhut mit A 13 (Vorstadt Au)

    Kartenbrief-Formulare für den Ortsverkehr wurden von der Staatspost nie verausgabt.
    Die Ersparnis des Absenders bei Briefpapier und Umschlag wurde durch den „Fehlwurf“ zum Mehraufwand.
    Der Empfänger, ein Essig- und Mineralwasser-Fabrikant, dürfte das eingezogene Strafporto wohl mit der Lieferung in Rechnung gestellt haben.

    Eine P2AZ, abgestempelt am 30. AUG.1898, nur eben tat dies die Staatspost, und das letztendlich viermal, und, wenn man es ganz genau nimmt,
    sogar fünfmal.
    Die Antwortkarte wurde, möglicherweise aus Unkenntnis, nicht in einen Postkasten der privaten Stadtpost eingeworfen, sondern der Staatspost
    “ausgeliefert”. Somit hatte diese Anspruch auf das doppelte Porto einer Ortspostkarte, und das waren immerhin 6 Pfennige.
    Die Staatspoststempel (vom Typ 30b) erzählen von der Behandlung dieses “Fremdgängers”.Der erste Poststempel, links neben dem Wertstempel,
    dokumentiert den Eingang zwischen 6 und 7 Uhr nachmittags bei der königlichen, bayerischen Staatspost im Postamt München 5 (Theklastr. 3).
    Eine Stunde später belegt der Stempel MUENCHEN B.Ü. (Briefübernahme) den weiteren “Strafvollzug” im Postamt Müchen 1. Rechts unten wurde
    ein weiterer, ähnlicher Stempel des gleichen Typs in schwarz-blauer Farbe abgeschlagen und die Karte mit einer grossen, blauen “6” taxiert.
    Am nächsten Tag befindet sich die Postkarte der vom Staat ungeliebten Privatkonkorenz noch im BÜ-Postamt und wird mit einem waagrechten Paar
    der B10x frankiert und gegen 6 Uhr abgestempelt. Unklar ist die Bedeutung des schwarz-blauen, kleinen, pfeilähnlichen Abdrucks unterhalb
    der Portomarken.
    Der Briefträger besiegelt die ordnungsgemäße Zustellung in der Augustinerstrasse 4 mit seinem Fingerhutstempel mit der Nummer 17
    (gehört auch zum Zustellbereich des Postamtes München 1).

    Ich versuche es mal so:
    Es handelt sich um eine Courier Postkarte aus dem Jahr 1896 (September) und ist als P1 IIa katalogisiert, weil der Bindestrich in "Courier-Karte" 2,2 mm und das Zierelement 3,4 cm lang sind.
    Soweit die Katalogisierung. Es handelt sich m.E. um eine vermutlich und versehentlich in einen Postkasten der Staatspost eingeworfene Postkarte
    (der Absender wohnte in der Kapuzinerstr 34, also im Zuständigkeits bereich des königl. Bayerischen PA München 10, knapp 500m von dessen Wohnung entfernt). Im Postamt München 10
    (im Südbahnhof) wird dieser Fehlwurf entsprechend behandelt, denn für die Staatspost gilt diese Karte als unfrankiert, das heißt, das doppelte Porto wird als Strafporto vom Empfänger eingefordert).
    Am 17. Februar 1897 wird der erste Stempel als Eingangsstempel in der Zeit zwischen 3 - 4 Nm abgeschlagen und eine Sechs groß und sichtbar mit einem blauem Farbstift angeschrieben . Circa eine Stunde später werden die beiden Portomarken zu je 3 Pfennig aufgeklebt und gestempelt. Wann und in welchem Postamt der Portokontrollstempel "P.6." angebracht wird ist unklar. Der MUENCHEN B.Ü. Stempel
    (Briefübernahme) des Postamtes München 1 in der Residenzstraße ist lt. Dr. J. Helbig ein reiner Ankunftsstempel. Die Zustellung in der Goethestr., No. 38 wird nur noch durch den Briefträgerstempel mit der Nummer 350 dokumentiert. Das Courier-Postwertzeichen sollte eigentlich nicht entwertet werden, was der Briefzusteller offensichtlich ignorierte.

    Ich hoffe, ich habe dies richtig eruiert. :)