Beiträge von Erdinger

    Lieber bayern klassisch,

    Leider kann man (lies: ich) auch im Durchlicht nicht recht erkennen, ob die beiden Stempel die gleiche Farbe haben. Die Marke ist auf recht starkem Papier gedruckt, wie es scheint, und eventuell von der Sorte, bei der säurehaltiger Gummi das Papier verfärbte. Das verfälscht den Eindruck etwas.
    Vielleicht hatte ja der Expeditor einige Briefe aufgefächert zum Stempeln hingelegt, und genau am Unterrand der Marke lag ein anderer Brief, der den Rest der Schaufeln abbekam.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber mikrokern,

    eben - ich rede mir nicht ein, dass es sich um eine VE handelt (wurde auch nicht als solche geprüft).
    Ich freue mich an dem Brief, ohne mehr hineinzuinterpretieren, als sein muss.
    Man sieht nur einmal mehr, dass das Lesen im Indizien-Kaffeesatz nicht alles ist.
    Indizien gäbe es, aber man muss nicht aus allem einen Fall konstruieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    die Diskussion ist sehr interessant, vor allem, weil es auch Stücke wie dieses gibt.
    Da hätten doch die Schaufeln unten eigentlich noch übergehen müssen, oder?
    Der Ortsstempel ist nicht so klar abgeschlagen wie der Entwertungsstempel.
    Letzterer schlägt nicht erkennbar auf das Briefpapier durch (das kann aber auch an meinen schlechten Augen liegen).
    Als ich das Stück kaufte, dachte ich erst an eine Mariage, aber das Brieflein ist Sem-geprüft.
    Ich möchte mir aber auch nicht einreden, dass ich eine Rarität habe.
    Mich freut, dass der Brief vom Landbriefträger von Erding nach Walpertskirchen getragen wurde.

    Viele Grüße aus Erding!

    Werter Altsax, werter Maunzerle,

    leider habe ich kein Patentrezept, außer vielleicht, dass ich glücklicherweise die richtige Frau geheiratet habe.
    Raten kann ich nur zu eigener Anschauung in homöopathischen Dosen, wozu sich ArGe-Treffen mit ihrem gemütlichen Rahmen vermutlich besser eignen als der Besuch von Briefmarken-Messen und Tauschtagen. Letztere werde ich meiner Frau freilich erst zumuten, wenn sie in ihrer Grundhaltung gefestigt ist - und ihre Ankündigung wahrmacht, nach ihrem diesjährigen Jubiläumstombola-Gewinn (Paketkarte mit Dreifarbenfrankatur in die Schweiz aus der Pfennigzeit) eine eigene Sammlung in Richtung Social Philately zu starten ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Einen schönen Tag in die Runde!

    Auch wenn ich mir leider eine Erkältung eingefangen habe, war es ein richtig schönes langes Wochenende mit vielen neuen Kontakten, Belegen, Anregungen und Ideen - griabig halt. Ich soll noch schöne Grüße an alle, die da waren, von meiner Frau bestellen. Sie konnte feststellen, dass Philatelisten keine Käuze sind, die sich bevorzugt in licht- und luftarmen Räumlichkeiten aufhalten. Sie wird das nächste Mal wieder mitkommen (das soll keine Drohung sein). Und für die, die nicht da waren: Es lohnt sich.

    Viele Grüße aus Erding!

    bayern klassisch: Bin heute schwer von kapee, der Kreislauf ...

    Ein paar Vordrucke habe ich noch, z.T. aus der Pfennigzeit (immer noch Lithografien, trotz der Fortschritte im Druckwesen).
    Die Vorlage für den mittleren wurde offenbar vom gleichen Kanzleischreiber beschriftet, der dann später den Brief auf den Weg brachte.
    Das ist nur an der minimal abweichenden Tinte und an der feineren Federführung sichtbar. Nur Ortsnamen und Expeditionsnummer wurden von Hand eingetragen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    was verstehst du unter "ganz gedruckt"? Also ich sehe beim 3. Umschlag durchaus noch einige handschriftliche Bestandteile - sie fügen sich aber perfekt ein.
    Daher auch einer meiner Lieblingsbriefe.

    Viele Grüße aus Erding!

    Einen schönen Vormittag!

    Meiner Beobachtung nach gehen große Postversender wie das erzbischöfliche Ordinariat in München erst ab 1860 dazu über, Vordrucke für die Adressseite zu verwenden. Irgendwie inkonsequent - lithografierte Vordrucke gibt es für Briefinhalte - bis hin zu kompletten Rundschreiben mit standardisiertem Text - bei kirchlichen und weltlichen Behörden schon seit den 1830er-Jahren, für sog. Bischofsbriefe wurden Titulatur- und Kopfbogen bereits seit 1839 angeboten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Weite Welle,

    ich behaupte: es gab nur einen.
    Erstens war Lambrecht mit 3000 Einwohnern kein so großer Ort.
    Zweitens: Es handelte sich nicht um verstellbare Stempel mit Typenrädern oder Normstempel nach Braungardt-Muster, sondern um im Grunde sehr simple Stecktypen.
    Ich kenne Abschläge dieses Typs,

    • bei denen der Monat über dem Tag steht,
    • bei denen die Typen offenbar mit der Schriftseite voraus eingesteckt wurden, sodass die Rückseite druckte ("Blockade"),
    • bei denen Stundenziffern kopfstehend eingesetzt wurden, während "Vm" oder "Nm" richtig herum stehen (siehe Bild) etc.

    Mit etwas Phantasie (oder Unfähigkeit) waren Datums- und Uhrzeitgruppen fast beliebig steckbar. Bei manchen Stempelwerkzeugen wurden abgenutzte Bestandteile der Stecktypen nach einiger Zeit ausgewechselt, was man daran erkennt, dass z.B. die Datumsgruppe in größerer Schrift erscheint als die Stundengruppe (oder umgekehrt, siehe Bild).
    Auch die Jahreszahlen waren austauschbar. Bisher kann ich die unten gezeigten Antiqua- und Grotesktypen belegen, die von 1869 bis 1872 ausgegeben wurden. Die meisten Ortsstempel dieses Typs mussten irgendwann ohne Jahreszahl auskommen, die wenigen "Überlebenden", die so lange hielten, bekamen erst wieder 1884ff. wieder Jahreszahlen eingepflanzt. Matzing scheint eine große Ausnahme zu sein.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Den Beleg für den 20b von Lambrecht aus dem Jahr 1869 hänge ich an - er stammt aus der 7. Deider-Auktion 1992! Der 20 a ist in diesem Ort übrigens von 1872-1878 und 1881 nachweisbar, überwiegend als Ankunftsstempel auf Belegen, die kreuzer im http://www.philaforum.com gezeigt hat.

    Verehrte Freunde,

    nachdem der Thread schon eine gewisse Erding-Lastigkeit aufweist, darf ich noch das angehängte Stück aus den schier unergründlichen Tiefen des siebartigen Archivs der Pfarrei Hofkirchen zeigen. Gilt das auch noch als Ortsstempelentwertung, wenn nur ein Eckchen der Marke getroffen wurde? Leider ist diese nicht mangelfrei, aber als Beleg für eine astreine Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften taugt das Stück sicher.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Der Bischofsbrief von maunzerle ist nicht nur wegen seiner Ortsstempelentwertung etwas Besonderes. Normalerweise hätte es genügt, den Vermerk "Zum Hochwürdigsten Ordinariate" auf dem Vordruck zu streichen, um den Brief ohne Umweg auf den Schreibtisch des Erzbischofs gelangen zu lassen, aber hier hat man noch den Vermerk "Zu Höchsteigenen Händen" hinzugefügt. Das ist selten.

    Hallo Weite Welle,

    der Einkreiser 20 b wurde in Lambrecht 1869 eingeführt, gehört damit zu den frühen Orten, die diesen Stempel erhielten (den Beleg für diese Behauptung muss ich morgen nachreichen ...).
    Angehängt habe ich schon einmal die drei Scans der 1876er-Stempel (einmal ohne, zweimal mit Jahreszahl). Leider sind die Belege Schrott, aber ich konnte sie in diesem Fall einfach nicht liegenlassen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Weite Welle,

    danke für das Zeigen dieser hochinteressanten Stücke. Dass sich die Jahreszahl "70" in Thann so lange hielt hätte ich nicht gedacht. Bislang war in meiner Sammlung das niederbayerische Massing Rekordhalter (30.8.75).

    Von Lambrecht besitze ich Abschläge vom 17.2.1876 (ohne Jahreszahl, dafür mit Stunde), mit Jahreszahl vom 8.3. und 15.6.1876.

    Alle Stempel dieses Typs, die zwischen 1869 und 1872 neu ausgegeben wurden, müssten mit Jahreszahl ausgeliefert worden sein.
    Bei den meisten von ihnen ging die Jahreszahl spätestens nach dem zweiten Jahreswechsel, in vielen Fällen schon vorher, "verloren".

    Sie war durchaus auswechselbar (die wenigen Stempel, die diesen Wechsel mitgemacht haben, weisen für jedes Jahr 69/70/71/72 je eine andere Type in Antiqua bzw. Grotesk auf). Sie musste wohl bei der Materialverwaltung jährlich neu angefordert werden. Möglicherweise wurde dies von manchen Expeditoren unterlassen, ebenso wahrscheinlich ist aber, dass diese Stecktypen entweder zum Herausfallen oder Klemmen neigten. In Marktsteft z.B. scheint man die nicht mehr zu entfernende Jahreszahl "71" bis auf den Ansatz der Füße, die noch sichtbar blieben, abgedeckt oder abgeschliffen zu haben. Anderswo blieb sie eben.

    In der Konzeption waren diese Stempel fortschrittlich, qualitativ in den Augen der meisten Expeditoren jedoch eine Pleite. In manchen Orten machte man sich irgendwann nicht einmal mehr die Mühe, die Uhrzeit zu stecken. In Lambrecht steckte man die Jahreszahl aus zwei einzelnen Ziffern, vermutlich aus dem Datumssatz, darauf weist m. E. der größere Abstand zwischen den Ziffern hin.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    solchen Vorlagen folgt man doch gerne.

    „Eine richtige Versendung erfordert eine deutliche Aufschrift. Bey minder bekannten Orten, und bei solchen, deren es mehrere gleichen Namens giebt, ist es daher erforderlich, dass die Provinz, der Kreis oder die Gegend, worin solche gelegen sind, auf der Addresse vorgemerkt werde, nach Umständen kann die Beysetzung eines Flusses, oder der nächstgelegenen Postbehörde, durch welche der Brief bestellt wird, die Deutlichkeit vermehren.“

    Das war ein frommer Wunsch, und gerade Behörden kamen diesen Anforderungen nicht immer im nötigen Ausmaß nach.

    Verwunderlich war dies nicht. In den beiden ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren die für den Briefauslauf Zuständigen vieler bayerischer Ämter nicht um ihre Aufgabe zu beneiden. Der bayerische Staat war nicht nur erklecklich gewachsen, an den Rändern kamen immer noch Gebiete hinzu oder wurden wieder abgetrennt. Nachschlagewerke gab es (z. B. von Daisenberger), aber die entpuppten sich doch in vielen Fällen als unvollständig.
    Nehmen wir zum Beispiel den Markt Aschbach, im Herzen des Steigerwalds im heutigen Oberfranken gelegen. Dieser Ort war, wie wir gleich sehen werden, ein schwieriger Fall. Im Daisenbergerschen Werk fand er sich nicht.


    Im Dezember 1811 schrieb man in Bayreuth an das Pfarramt in Aschbach, ohne präzisierende Angaben zu machen. Jemand (der Expeditor?) ergänzte, dass Aschbach im Landgericht Stadtsteinach läge, irrte aber. Der Brief trat den Weg zurück nach Bayreuth an, wo man ihn dann richtig ins Landgericht Burgebrach adressierte. Bayreuth lag übrigens, wie Aschbach auch, im Mainkreis. Das hätte man vielleicht wissen können.


    1812 war man in Bayreuth noch nicht viel klüger. Ein wenig respektvoller Expeditor notierte unter dem Ortsnamen "Wo liegt's?" und gab den Brief offenbar zur Nachadressierung zurück. Auch hier wurde der Verweis auf Burgebrach nachgetragen.


    In Ansbach im Rezatkreis verkürzte man den Ortsnamen zu „Asbach“ - ohne zu sagen, wo es denn zu finden sei. Eine weitere Hand fügte hinzu "per Nbg". Vermutlich führten alle Wege nach Nürnberg, aber diese Lösung wurde offenbar verworfen, kaum dass sie niedergeschrieben war. Auch hier wurde, wieder von anderer Hand, der Verweis auf den Leitort Burgwindheim nachgetragen.

    Wenn ich solche Belege finde, nehme ich sie gerne mit. Vielleicht wird ja doch mal ein Einrahmenexponat daraus.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo abrixas,

    streng nach Winkler geht's eh nicht (weil er zwei verschiedene Typen unter 20a laufen lässt). In meiner kleinen Forschung zu diesem Thema habe ich mich jetzt auf die Typen 20a/b nach Helbig/Sem festgelegt. Die machen schon genug Arbeit.

    Das Tückische an der Sache sind die "Frankenstein-Typen" - hier wurde zusammengefügt, was nicht typgerecht war (was aber niemanden störte):
    Der Stempel von Uehlfeld war mal ein lupenreiner 21 a (nach Helbig/Sem, "hohe Grotesk" nach Winkler). Ab 1883/84 wurde den Geräten dieses Typs dann wieder eine Jahreszahl eingesetzt (damit waren sie ein 21 b nach Helbig/Sem). Die Datumsgruppe erscheint jetzt allerdings in einer Antiqua-Schrift, ebenso die einfache Stunde.