Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    als diese Postkarte aufgegeben wurde, am 20.12.1922, war der Tarif für eine Fernpostkarte (15 Mark) gerade fünf Tage alt - und er hielt auch nur einen Monat, bevor er um weitere 66% erhöht werden musste.
    Schön langsam kommen doch einmal ein paar Infla-Belege in die Heimatsammlung! Die Rosettenmarken muten immer ein wenig wie Fiskalmarken an, oder? Ich nehme sie trotzdem gerne ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    es käme auf den empirischen Vergleich an.
    Wenn signifikant viele Marken beide Merkmale aufweisen, dann wäre der Zusammenhang klar.
    Wenn nicht, war es zumindest eine Idee (Gegenbeweis: z.B. eine absolut identische Randlinienspaltung bei einer Nr. 2 und einer Nr. 9, dann war eindeutige eine mechanische Beschädigung des Klischees im Spiel).


    Globale Aussagen wie "Die meisten Bayernbrüche gibt es m. E. bei der Platte 2 - dort gibt es aber die wenigsten Randlinienspaltungen" können im Verlauf dieses Threads auf den Prüfstand gestellt werden.Ich bin mir sicher, dass unsere Plattenexperten darauf ein Auge haben werden.


    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Nils,

    während der Laufzeit des ersten Postvertrags von 1801 gab es keinen R5 in Bayern.
    Amberg, Eichstätt und Ingolstadt haben (wie einige andere Orte auch) einmal den Rayon gewechselt.


    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    mal eine Frage von einem Uneingeweihten: Müssen die Randlinienaufspaltungen vom Klischee herrühren?
    Könnten sie auch mit dem manchmal hohen Anpressdruck der Platte auf das Papier erklärt werden, der in seiner Extremform die Bayernbrüchigkeit herbeiführte?

    Mir kam der Gedanke bei der frühen Platte 3, die ich an Freund mikrokern weitergegeben habe (Post 1004).

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Nils,

    falsch geschnittene Stempel gab es immer mal wieder, denken wir an seitenverkehrte "Z" oder echte Fehler im Ortsnamen.
    Da wurde trotzdem nicht unbedingt beim Stempelschneider reklamiert und manches Gerät blieb über längere Zeit im Einsatz.

    Von Schongau ist in der Literatur kein R2 bekannt. Der Stempel ist in diesem Fall verwischt, mit sehr flüssiger Stempelfarbe (oder Tinte) abgeschlagen, dem Erscheinungsbild nach ist er aber nicht alt (alle Serifen sind bei den Buchstaben noch gut erkennbar).

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    wie der von VorphilaBayern so schön belegte Postort Hall (die Briefsammlungen in den ehemals österreichischen Gebieten sind die Kür auf diesem Gebiet, die übrigen die Pflicht, wenn auch eine schöne) gehörte auch Schongau zum Oberpostamt Augsburg.

    1808, anlässlich der Übernahme der Taxis-Post, ist hier von einer Postanstalt noch nicht die Rede. Im November 1810 führt das Regierungsblatt Schongau als Briefsammlung, vermutlich stellte das benachbarte Schwabbruck die übergeordnete Expedition dar. Als Briefsammler wird Johann Joseph Forthuber genannt.

    Am 14.9.1811 machte das Regierungsblatt eine Entschließung vom 27.8. bekannt, wonach Schwabbruck als Expedition aufgehoben und statt dessen in Schongau eine solche errichtet worden sei. Schongau war Stadt und Landgerichtssitz, Schwabbruck dagegen nur ein Dorf, das an einer Postroute lag, eine Konstellation, die im Taxisschen System durchaus öfter vorkam. Die Entscheidung zur Verlegung kann man also gut nachvollziehen.

    Der Rayon-Stempel von Schongau ist im Grunde nicht selten - aus der kurzen Zeit als Briefsammlung allerdings wohl schon. Der gezeigte Brief mit vollem Inhalt stammt vom 13.10.1810 und war Teil der bekannten ZumStein-Korrespondenz.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    postgeschichtlich ist die hier gezeigte Briefhülle schnell beschrieben: Eingeschriebener Francobrief aus Simbach (bei Landau) nach Passau, er kostete den Absender 6 Kreuzer für die jeweils zweite Entfernungs- und Gewichtsstufe nach dem Generaltarif von 1810 und 4 Kreuzer für die Einschreibung.

    Was hat das mit Bischofsbriefen zu tun? Mit ein bisschen Detektivarbeit eine ganze Menge.

    Datierbar ist das Stück über einen innen angebrachten Präsentationsvermerk vom 7. November 1826.
    Dreht man den Brief um, ist ein Teil eines Siegelabdrucks erkennbar: König. Baier. [unleserlich] Vikariat.
    Kombiniert man das mit der Adressierung Zum P[raemisso] T[itulo] Hochwürdigsten Bischöflichen Ordinariat, als General Vicariat, pp in Passau, hat man doch schon ein paar Anhaltspunkte, um eine leere Hülle zum Plaudern zu bringen.

    In der Wikipedia findet man eine Liste der Passauer Bischöfe, und auch die Homepage des Bistums hilft weiter:
    Der letzte Fürstbischof der alten, in der Säkularisation 1803 untergegangenen Reichskirche, Leopold Leonhard Reichsgraf von Thun lebte seit 1804 nicht in seiner Residenz, sondern hatte sich, verbittert über seine Behandlung durch die Regierung Montgelas, auf ein Gut nahe Prag zurückgezogen.
    Sein Bistum war zwar nicht völlig führungslos (er stand mit seinen Untergebenen in Briefkontakt), aber echte Leitung sah anders aus. Seit Juli 1824 amtierte immerhin ein Weihbischof als Generalvikar in geistlichen und weltlichen Dingen, damit die Geschäfte nicht völlig zum Erliegen kamen.
    Thun starb am 22. Oktober 1826, sein Nachfolger Karl Joseph Freiherr von Riccabona wurde am 25. Dezember ernannt und am 9. April 1827 geweiht.

    Damit fällt der Brief genau in eine Sedisvakanz, eine Zeit also, in der der Bischofsstuhl unbesetzt war.

    Übrigens lässt sich auch mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit sagen, wer den Brief geschrieben hat: Der Schematismus des Bistums Passau für das Jahr 1826 nennt als Pfarrvikar von Simbach den ehemaligen Franziskaner (der Orden war ja in Bayern seit der Säkularisation aufgehoben) Johann Evangelist Brändl.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber mikrokern,

    auch von mir alles Gute zum runden Geburtstag.
    Du bist der Einzige, den ich kenne, den man mit "blauen Briefen" erfreuen kann.
    Aber vermutlich wirst du heute zur Abwechslung einmal kalte Platten studieren?

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    das schwäbische Wallerstein ist ein Beispiel dafür, wie schwer es sein kann, anhand offizieller Quellen Briefsammlung und Expedition zu unterscheiden.
    Der abgebildete Brief ist ein gutes Beispiel dafür: er stammt aus dem Jahr 1837, aber von welcher Art Postanstalt wurde er eigentlich expediert?

    Bei Feuser/Münzberg findet sich die Feststellung, die Briefsammlung sei 1835 zur Expedition erhoben worden.
    Und tatsächlich, im Vortrag des Abgeordneten Bestelmeyer vor dem Landtag über die Rechnungen der General-Postadministration 1832-35 erscheint der Ort als Postexpedition ohne Relais ab 1.4.1835.
    Die Redaktion des Hof- und Staatshandbuches - also des offiziellen Nachschlagewerks, dem alle Behörden (MInisterien!) Veränderungen melden mussten – sah es anders, und führte den Ort weiterhin, bis 1843, als Briefsammlung.

    Alles nur eine Frage der Namensgebung?

    Nun möchte man meinen, Expedition ist Expedition, und basta, wie Kanzler Schröder gesagt hätte.
    Wie fast jeder Wahnsinn hat aber anscheinend auch dieser Wirrwarr Methode.

    Auch andere Postorte befanden sich in der gleichen Situation wie Wallerstein:

    • Remlingen (in Bestelmeyers Bericht im Mai 1835 Postexpedition ohne Relais),
    • die Rhönorte Bischofsheim, Gersfeld, Hilders, Thann, Wüstensachsen (1.11.1836) sowie Marktsteft (März 1836), bei Bestelmeyer jeweils Postexpedition, im Hof- und Staatshandbuch Briefsammlung.

    Möglicherweise zählte das Letztere offenbar Expeditionen erst als vollwertig, wenn sie mit einem Poststall verbunden waren.
    Mitterteich, bislang Briefsammlung, erhielt am 1.8.1834 einen Poststall zur Briefexpedition, und siehe da: das Hof- und Staatshandbuch stufte es fortan unter die Expeditionen ein.

    Ab der Ausgabe 1844 des Hof- und Staatshandbuchs wurden alle verbliebenen Briefsammlungen pauschal als Postexpedition ohne Relais geführt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo dikoe,

    danke für den Bescheid.
    Eine Ergänzung bzw. Korrektur noch zu meiner Aufstellung:
    Beim letzten Eintrag HStHb. 1844 lies "ohne Relais".

    In dem Werk "Anzeige der Beamten und Angestellten im Staats- und Communaldienste des Königlich Bayerischen Rheinkreises, Speyer 1835, wird Frankenthal als Expedition (und nicht im Abschnitt für Briefsammlungen!) geführt (Expeditor Hofherr, Postbote Schottler).

    Da soll sich einer auskennen ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebes Nacktnasenwombat,

    Mir ist es auch ein Rätsel warum den außer mir niemand haben wollte.

    ... weil alle wussten, dass du ihn haben wolltest? :) Ich hatte den Brief unter Beobachtung, fand aber die Erhaltung und die Tatsache, dass es eine Vorderseite ist, nicht restlos überzeugend.

    Diesen Stempeltyp kann ich in Erding ab 1865 belegen. Er blieb bis zu seiner Ablösung 1869 leidlich gut erhalten.
    Sein unmittelbarer Vorgänger (ab 1859) hat sichtbar einiges mehr an Schlägen abbekommen.
    Von verkantetem Abschlagen allein dürfte das Stempelwerkzeug keine Schäden abbekommen haben, gefährlicher waren die Schläge an die Schreibtischkante, um verklemmte Stecktypen zu lockern.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo bayernjäger,

    auch von mir Gratulation zu diesem interessanten Brief, günstig gekauft! LBT-Stempel sind immer interessant.
    Wie viele Stücke in dieser Kombination mag es geben, noch dazu, wenn man bedenkt, wie lange Einzelfrankaturen mit dieser Marke möglich waren?
    Da spielt eine eventuelle, unbestätigte VE doch kaum noch eine Rolle ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Schorsch,

    da soll noch mal einer behaupten, bei Delcampe gäb’s nix G’scheits ...
    Das sind halt die kleinen Glückstreffer, die den Heimatsammler für die langen Wühlstunden in unergiebigen Händlerkisten (Anwesende ausgenommen) entschädigen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    zwei Briefe mit vollem Inhalt sind mir dieser Tage auf den Schreibtisch geflattert.
    Sie sind weder große Schaustücke noch von herausragendem pekuniären Wert, die Erhaltung ist wirklich nicht optimal, aber wann bekommt man als bayerischer Heimatsammler schon einmal einen Brief nach Luxemburg mit entsprechender Zensur?

    Mich interessierte vor allem das Stück aus Dorfen, aber auch der Inhalt des zweiten Briefs geht auf Vorgänge am Ort ein, weswegen ich das Paar als solches behalten werde.

    Beide fallen in die Tarifperiode für Auslandsbriefe 1.3.1946 bis 14.9.1947 und sind bis 20 Gramm tarifgerecht mit 75 Pfennigen frankiert.
    Der Brief aus Nabburg bringt 22 g auf die Waage, hätte also eigentlich als zweite Gewichtsstufe mit RM 1,20 frankiert werden müssen.

    Beide Sendungen durchliefen ohne Kontrolle die amerikanische Zensur in München (vorderseitig roter Maschinen-Durchlaufstempel) und wurden erst in Luxemburg geöffnet und geprüft, wie der entsprechende Verschlusszettel ausweist.

    Mehr zur luxemburgischen Postzensur gibt es hier:
    http://www.bdph.de/forum/showthre…m-II.-Weltkrieg

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber VorphilaBayern,

    ja, da haben uns die siegelführenden Beamten einen Strich durch die Rechnung gemacht, dabei müssen wir es dann wohl bewenden lassen.

    Trotzdem danke für die Rückmeldung!

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Pälzer,

    weil du die Frage nach dem Adressaten des Scheins gestellt hast: der Anbieter, von dem dieser Schein stammt, hat eine Reihe von Briefpostscheinen aus Regensburg im Angebot, einige vor dem Postverein, die meisten nach Gründung, von denen viele im Feld für das Franco nichts oder nur einen Strich aufweisen.
    Gemeinsam ist den Scheinen darüber hinaus, dass die zugehörigen Briefe an eine Papierfabrik in Augsburg, an Autoren des Verlagshauses Manz in Regensburg und an andere Verleger wie DuMont in Köln gerichtet waren, sowie an diverse Verlagsbuchhandlungen (wie Krüll in Landshut, die zum Manz’schen Imperium gehörte).
    Ich fand den Bestand faszinierend; Manz war meine erste Fährte, aber er war sicher nicht portobefreit, also bleibt in Regensburg eigentlich nur das ehrwürdige Haus Thurn & Taxis mit seiner umfangreichen Bibliothek (http://www.hofbibliothek.thurnundtaxis.de/hofbibliothek/buchbestaende.html ).

    Der Adressat des Scheins nach Bordeaux ist möglicherweise Auguste Nicolas, ein Jurist aus Bordeaux und damals sehr beliebter französischer Schriftsteller glaubensphilosophischer Werke, ebenfalls - man ahnt es - Autor des Hauses Manz. 1859 lebte und arbeitete er allerdings schon in Paris, nicht mehr in Bordeaux. Das ist der mögliche Fehler in meiner Zuschreibung. Der Überlieferungszusammenhang weist aber zumindest in diese Richtung.

    Und jetzt genug der unphilatelistischen Detektivarbeit ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    den Scan einer einschlägigen Vorschrift hänge ich einmal an.
    Hauptzollamt war Neuburg/Rhein ab dem 1.1.1837 (Neuorganisation des Zollwesens im Rheinkreis (http://bavarica.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…6389_00032.html ).
    Vorher war es Nebenzollamt des Hauptzollamts Schweigen.
    Das gibt zumindest nach unten hin eine Datierungshilfe.
    Vielleicht lohnt sich ein Blick auf das Siegel eines Briefes, ab 1.1.1838 müsste dort nicht mehr vom Rheinkreis, sondern von der Pfalz die Rede sein.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Nils,

    ein potentieller Selbstbucher konnte einen Antrag stellen. Hielt ihn die Post für vertrauenswürdig, wurde von ihr die Genehmigung erteilt.
    Beide Seiten konnten die Teilnahme jederzeit aufkündigen.

    Noch ein paar Hinweise gibt es hier, wenn auch nicht konkret zu R-Zetteln.
    http://www.bdph.de/forum/showthread.php?11304-Selbstbucher


    In welchem Umfang das Verfahren wahrgenommen wurde, weiß ich leider nicht. Für größere Unternehmen war es auf jeden Fall interessant.
    Ab 1951 versuchte die Post, Selbstbucher zu werben, indem sie eine Vergütung von 3 Pfennigen je aufgeliefertem Stück gewährte, weil die Arbeitsersparnis am Schalter doch erheblich war.

    Viele Grüße aus Erding!