Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    für den Fall, dass jemand sich unterwegs einmal mit den Tarifen der Briefpost in Österreich nach 1817 beschäftigen möchte oder gerade keinen Zugang zu seinen Unterlagen hat, hänge ich hier einmal das Hofkammerdekret zur Regulierung der Briefpostgebühren vom 15.4.1817 an (gültig ab 1.6.1817).
    Ich dachte mir, das könnte ein würdiger erster Beitrag in dieser Periode sein.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    vorgestern habe ich den sehr gelungenen Rundbrief im Schnellgang durchgeblättert, gestern nach getaner Arbeit im Home-Office bei einer Kanne Tee auf der Terrasse die CD angeschaut, die man nicht besser machen kann. Auf eine Fortsetzung der Reihe darf man sehr gespannt sein.

    Irgendwann sind wir auch noch die erste ArGe, die eigene eBooks herausbringt (in dieses Thema arbeite ich mich gerade beruflich ein).
    Dann noch die App, mit der man die Platten und Typen der Nr. 2/9 und 4 per iPhone identifizieren kann, und wir werden unsterblich ... ;)

    Altsax: Zündende Tipps habe ich keine, aber möglicherweise muss man bei einzelnen die Schreibhemmung überwinden, indem man sich buchstäblich mit ihnen zusammensetzt und sie über die Brücke führt, mit ihnen schreibt, vorsichtig redigiert und in die Texte eingreift. Ich glaube nämlich, dass nicht so sehr Geheimniskrämerei bei vielen Sammlern dahintersteckt als vielmehr die Furcht sich zu blamieren (vor denen, die ohnehin alles haben und besser wissen; vor denen, die gefühlt viel mehr Geld in ihre Sammlung stecken können; vor denen, die besser schreiben etc.) Am besten fängt man mit einzelnen Stücken an, einem Postschein oder einem etwas ausgefallenen Brief, etwa. Der Rest findet sich, wenn nicht, dann hat man es wenigstens versucht.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ohne den Eingangsbeitrag von weite Welle wäre ich nie darauf gekommen, dass in Lambrecht auch 1875 schon mit einer Jahreszahl im 20 a-Stempel experimentiert wurde.
    In einem 1-Euro-eBay-Los eines schwedischen Anbieters fand ich diese Postkarte vom 27. März 1875.
    Zusammen mit dem hier bereits gezeigten Stück vom April 1875 können wir die in der Literatur genannte Verwendungszeit also deutlich nach vorne verlegen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Nils,

    Zitat

    Wie findest du solche für mich grosse Geheimnisse?


    das Siegel ist ungewöhnlich gut erhalten, also fielen mir die drei Rosen im Wappen gleich ins Auge. Dann findet man die Toerring nahezu automatisch ...
    Großkreuzträger des bayerischen Georgsordens wachsen auch nicht auf Bäumen.

    Da gibt es dieses enorm nützliche Buch.
    Dazu kommt dann noch das unerschöpfliche Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern, das auf jeden gepflegten Nachttisch gehört.

    Ziemlich sicher handelt es sich demnach bei dem Absender des Briefs um Clemens Maria Anton von Toerring-Seefeld (1758–1837), seit 1808 Träger des Großkreuzes dieses Ordens und Ordenskapitular.
    Anton Franz Vinzenz Malvezzi war seit 1811 Großkreuzträger (zu seinen Lebensdaten siehe hier).
    Zwischen beiden Familien gab es übrigens im 18. Jahrhundert eine verwandtschaftliche Beziehung.

    Viele Grüße aus Erding!

    Was ich nicht weiß, aber vermute: Kein Brief in Bayern, auch wenn er portofrei befördert wurde, war "kostenlos". Es wurden von 1808 an Statistiken geführt, welche Behörden in welchen Fällen was und wie viel verschickten. Diese Statistiken liefen am Jahresende (also nach 30.6. in der Anfangszeit) an das Ministerium nach München, wo sie geprüft und den anderen Ministerien nach Zuordnung "weiter belastet" wurden. Die Post arbeitete also nicht gratis für die zahlreichen anderen bayerischen Behörden, auch wenn man das den Briefen natürlich nicht ansieht.

    (Aus dem Thread Expreßbriefe, Posting 9)

    Verehrte Freunde,

    wie bayern klassisch schreibt, wurde Buch darüber geführt, wie viel die Portofreiheit der Behörden die Verkehrsbehörde kostete.
    Ob sie für die geleisteten Dienste allerdings, wie er vermutet, je Geld sah, dahinter kann man ein gehöriges Fragezeichen setzen.

    Wie der angehängte Ausschnitt aus der "Nachweisung über den Betrieb der K. Bayer. Verkehrsanstalten für das Etatsjahr 1851/52" belegt, wurde der Reinertrag der Wirtschaftsperioden 1850/51 und 1851/52 durch "das Porto für die durchgängig mehrgewichtige offiziöse Correspondenz sowie die im Gegenhalt zu den Privatsendungen ungleich werthvolleren Aufgaben von Staatsgeldern und Akten" stark geschmälert. Die Tatsache, dass man hier klipp und klar von entgangenen Einnahmen schreibt, spricht für sich. Unter dem Strich fraß die Dienstkorrespondenz 85% des Ertrags auf.

    Als Anton Boegler 1913 seine Arbeit "Die finanziellen Ergebnisse der bayerischen Post- und Telegraphenverwaltung" vorlegte, beklagte er, dass der Postetat in dieser Hinsicht nicht mit genauen Zahlen aufwartete, und die Rentabilität mithin kaum seriös zu ermitteln wäre. Für die Jahre 1870 bis 1881 (Post) und 1882 bis 1907 (gemeinsame Post- und Telegraphenverwaltung) lagen nicht einmal Angaben über die entgangenen Einnahmen vor. Die am Gesetzgebungsverfahren über die Portoablösung 1907 beteiligten Abgeordneten errechneten für die Jahre 1850 bis 1869 einen durchschnittlichen Gebührenvortrag von 38% pro Jahr, für die Zeit danach waren sie auf Schätzungen angewiesen. Wäre jemals aus den von der Portofreiheit profitierenden Ministerien Geld zurück geflossen, hätte man nicht über den Daumen peilen müssen.
    Im Zuge der Einführung des Ablösungsverfahrens zum 1.1.1908 wurde ein Strich darunter gezogen. Alle Portoschulden vor diesem Stichjahr wurden auf die Staatskasse übernommen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ab 1862 stand den neu gegründeten Bezirksämtern (etwa den heutigen Landratsämtern entsprechend) ein eigenes, in Absprache mit der Post geregeltes Insinuationsverfahren zur Verfügung.
    Briefen konnten nun Zustellscheine beigegeben werden, die dem Empfänger vom Briefträger zur Unterschrift vorgelegt wurden.

    So weit, so gut. Briefe von Gerichten mit Insinuationsvermerken sind gar nicht so selten - von Bezirksämtern waren mir bislang keine bekannt (was nichts heißen muss).
    Der hier gezeigte Brief präsentiert sich nicht nur wunderbar (vor allem mit dem seitenverkehrt geschnittenen "Z" im Ortsnamen des offenbar nagelneuen Aufgabestempels von Sulzbach).
    Zu denken gibt der Vermerk bei der Adresse /: ins: H[och]l[öblichem] Expositus Friedrich :/.

    Wurde dieser Brief nun nach dem genannten Verfahren zugestellt oder nicht?
    Aus den Behandlungsvorschriften geht nämlich nicht hervor, ob die besondere Form der Zustellung auf dem Brief selbst vermerkt werden sollte (wie dies bei Post-Retour-Recepissen oder Insinuationen per Post vorgeschrieben bzw. üblich war).
    Der Inhalt dieses Briefes lässt leider keine Schlüsse zu: In dürren Worten wird die überfällige Übersendung einer Schulrechnung 1864/65 angemahnt.

    Einstweilen gehe ich erst einmal davon aus, dass hier nur ein hübscher Dienstbrief vorliegt, dem mit dem adressseitigen Vermerk ein wenig mehr Dringlichkeit verliehen werden sollte, etwa so wie bei dem Brief von bayern klassisch aus dem Posting #31ff.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo bayern-nerv,

    interessant auf deinem Brief ist auch der Vermerk "gegen schein Wehrt 36 fl." - er sieht allerdings nicht so aus, als wäre er mit der Fahrpost befördert worden ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    danke, den Scan nehme ich! Neustadt am Haardt ist ein merkwürdiger Fall. Der Ort gehörte zu jenen handverlesenen Postanstalten, die schon 1869 einen 20b zugeteilt erhielten.
    Selbst zu Beginn (seit Oktober sind Abschläge bekannt) war die Jahreszahl kaum zu erkennen. Aus dem Jahr 1870 sind mir bisher nur Abschläge vom Januar bekannt gewesen - dein Mai-Datum hilft also schon weiter.
    Erst ab 1871 spendierte man dem Stempelwerkzeug eine neue Jahreszahl, 1872/73 hatte sie sich nach meinem gegenwärtigen Kenntnisstand schon wieder verflüchtigt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    mit Trauer habe ich die Nachricht über Mannaros Weggang gelesen. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber seine Beiträge habe ich in einigen Foren verfolgt.
    Erst vor kurzem hat mir sein Thread über die Serenissima ein paar vergnügliche Minuten mitten im gröbsten Berufsstress geschenkt - da konnte man sich einige Minuten wegträumen.
    Nicht zuletzt dafür ein großes Dankeschön an ihn.

    Mein Beileid an seine Angehörigen.
    Wir werden ihn nicht vergessen.

    Hallo Altsax,

    die genannte Literatur könnte man noch um die Sonderausgabe der Zeitschrift "Post- und Telekommunikationsgeschichte" zur IBRA ’99 erweitern, in der mehrere Aufsätze zur Entstehungsgeschichte der bayerischen Briefmarken aus dem "Archiv für Postgeschichte in Bayern" der Jahre 1949 bis 1957 gebündelt sind. Der interessanteste stammt von Julius Sesar ("Haseney oder Seitz?"), der auf anschauliche Weise zeigt, wie Johann Brunner zunächst den Banknotenentwerfer Haseney als Schöpfer der ersten deutschen Freimarken favorisierte, bevor er diese Haltung Mitte der 1930er-Jahre radikal revidierte und Max Joseph Seitz als Entwerfer ins Spiel brachte. Auch die Koryphäe Brunner (er hatte nach eigener Aussage noch Zugang zu Originalakten, macht aber kaum genaue Quellenangaben) konnte also wenig mehr als Vermutungen über die Ursprünge anstellen.

    Laut Literatur sind keine Entwurfszeichnungen zur Quadratausgabe überliefert, lediglich in den zitierten Akten wurde auf Entwürfe verwiesen. Es gibt das "Laubblattessay", das nur mit viel gutem Willen als Entwurf zur Quadratserie durchgehen kann, und von dem man auch nicht genau weiß, wo es herkommt.

    Dass sich die Ein-Kreuzer-Marke auffällig von den anderen beiden Erstausgaben unterscheidet, könnte damit zusammenhängen, dass sie für den "Stadtverkehr" gedacht war (im offiziellen Auftrag des Handelsministeriums an die Generalverwaltung vom 11.8.1849 wird eigens darauf verwiesen).

    Es ist ein wenig frustrierend, wenn man ein ganzes Bücherregal durcharbeitet und letztendlich genauso klug ist wie vorher, weil die Originalquellen nicht benannt sind, einiges davon im Krieg zu Verlust gegangen ist und die einschlägigen Autoren fleißig voneinander abgeschrieben haben oder sich auf unsicherer Quellenbasis aufgrund von Indizien lebhaft widersprechen. Da haben es die Württemberger etwas besser.

    Viele Grüße aus Erding!