Hallo Altsax,
die genannte Literatur könnte man noch um die Sonderausgabe der Zeitschrift "Post- und Telekommunikationsgeschichte" zur IBRA ’99 erweitern, in der mehrere Aufsätze zur Entstehungsgeschichte der bayerischen Briefmarken aus dem "Archiv für Postgeschichte in Bayern" der Jahre 1949 bis 1957 gebündelt sind. Der interessanteste stammt von Julius Sesar ("Haseney oder Seitz?"), der auf anschauliche Weise zeigt, wie Johann Brunner zunächst den Banknotenentwerfer Haseney als Schöpfer der ersten deutschen Freimarken favorisierte, bevor er diese Haltung Mitte der 1930er-Jahre radikal revidierte und Max Joseph Seitz als Entwerfer ins Spiel brachte. Auch die Koryphäe Brunner (er hatte nach eigener Aussage noch Zugang zu Originalakten, macht aber kaum genaue Quellenangaben) konnte also wenig mehr als Vermutungen über die Ursprünge anstellen.
Laut Literatur sind keine Entwurfszeichnungen zur Quadratausgabe überliefert, lediglich in den zitierten Akten wurde auf Entwürfe verwiesen. Es gibt das "Laubblattessay", das nur mit viel gutem Willen als Entwurf zur Quadratserie durchgehen kann, und von dem man auch nicht genau weiß, wo es herkommt.
Dass sich die Ein-Kreuzer-Marke auffällig von den anderen beiden Erstausgaben unterscheidet, könnte damit zusammenhängen, dass sie für den "Stadtverkehr" gedacht war (im offiziellen Auftrag des Handelsministeriums an die Generalverwaltung vom 11.8.1849 wird eigens darauf verwiesen).
Es ist ein wenig frustrierend, wenn man ein ganzes Bücherregal durcharbeitet und letztendlich genauso klug ist wie vorher, weil die Originalquellen nicht benannt sind, einiges davon im Krieg zu Verlust gegangen ist und die einschlägigen Autoren fleißig voneinander abgeschrieben haben oder sich auf unsicherer Quellenbasis aufgrund von Indizien lebhaft widersprechen. Da haben es die Württemberger etwas besser.
Viele Grüße aus Erding!